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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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Geisteskinder einer Seele, für die alles Leben, Bild, Glückseligkeit war. Sophie fand sich in eine Welt geworfen, in der es keine Annehmlichkeiten gab, die sie mich in meiner Einsamkeit geniessen sah. Als ich ihre Familienangehörigen kennen lernte, schätzte ich den Wert meiner Zurückgezogenheit erst recht.

Es ist zweifellos, dass unsere Lage viel unsern Charakter und unsere Meinung beeinflusst, aber man konnte sagen, dass die Erziehung, die mir zuteil wurde, dass die Ideen, die ich durch Studium und mit Hilfe der Welt erworben habe, dass alles sich vereinigte, mir die republikanische Begeisterung einzuflössen, indem es mich das Lächerliche beurteilen und die Ungerechtigkeit einer Menge von Vorrechten und Standesunterschieden fühlen liess. In meiner Lektüre begeisterte ich mich ganz besonders für die Reformatoren der Ungleichheit. Wenn ich beim Einzug der Königin oder der Prinzen zugegen war, oder die Danksagungen sah, die bei der Niederkunft der Königin verrichtet wurden, so hielt ich voll Schmerz diesen asiatischen Luxus, diesen unverschämten Pomp mit dem Elend und der Erniedrigung des angesammelten Volkes gegen einander, des Volkes, das ganz verblödet auf den Weg, eilt um die von seiner Hand geschaffenen Götzen zu sehen und dabei das glänzende Gepränge albern beklatscht, dessen Kosten es mit Aufopferung des eigenen Notwendigsten beschaffen muss!"

Die lockeren Sitten, für die der Hof in erster Linie verantwortlich zu machen war, erfüllten sie mit Entrüstung. Sie sah damals noch nicht das geringste Anzeichen einer Revolution und legte sich wiederholt die Frage vor, wie es möglich sei, dass die Dinge in diesem Staate fortbestehen können. In der Geschichte sah sie, dass die Staaten, die in einem ähnlichen Zustande der Entartung sich befanden, ins Wanken gerieten und zusammenstürzten. Jetzt aber hörte sie die Franzosen über ihre eigenen Leiden lachen und

Geisteskinder einer Seele, für die alles Leben, Bild, Glückseligkeit war. Sophie fand sich in eine Welt geworfen, in der es keine Annehmlichkeiten gab, die sie mich in meiner Einsamkeit geniessen sah. Als ich ihre Familienangehörigen kennen lernte, schätzte ich den Wert meiner Zurückgezogenheit erst recht.

Es ist zweifellos, dass unsere Lage viel unsern Charakter und unsere Meinung beeinflusst, aber man konnte sagen, dass die Erziehung, die mir zuteil wurde, dass die Ideen, die ich durch Studium und mit Hilfe der Welt erworben habe, dass alles sich vereinigte, mir die republikanische Begeisterung einzuflössen, indem es mich das Lächerliche beurteilen und die Ungerechtigkeit einer Menge von Vorrechten und Standesunterschieden fühlen liess. In meiner Lektüre begeisterte ich mich ganz besonders für die Reformatoren der Ungleichheit. Wenn ich beim Einzug der Königin oder der Prinzen zugegen war, oder die Danksagungen sah, die bei der Niederkunft der Königin verrichtet wurden, so hielt ich voll Schmerz diesen asiatischen Luxus, diesen unverschämten Pomp mit dem Elend und der Erniedrigung des angesammelten Volkes gegen einander, des Volkes, das ganz verblödet auf den Weg, eilt um die von seiner Hand geschaffenen Götzen zu sehen und dabei das glänzende Gepränge albern beklatscht, dessen Kosten es mit Aufopferung des eigenen Notwendigsten beschaffen muss!“

Die lockeren Sitten, für die der Hof in erster Linie verantwortlich zu machen war, erfüllten sie mit Entrüstung. Sie sah damals noch nicht das geringste Anzeichen einer Revolution und legte sich wiederholt die Frage vor, wie es möglich sei, dass die Dinge in diesem Staate fortbestehen können. In der Geschichte sah sie, dass die Staaten, die in einem ähnlichen Zustande der Entartung sich befanden, ins Wanken gerieten und zusammenstürzten. Jetzt aber hörte sie die Franzosen über ihre eigenen Leiden lachen und

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[74/0093] Geisteskinder einer Seele, für die alles Leben, Bild, Glückseligkeit war. Sophie fand sich in eine Welt geworfen, in der es keine Annehmlichkeiten gab, die sie mich in meiner Einsamkeit geniessen sah. Als ich ihre Familienangehörigen kennen lernte, schätzte ich den Wert meiner Zurückgezogenheit erst recht. Es ist zweifellos, dass unsere Lage viel unsern Charakter und unsere Meinung beeinflusst, aber man konnte sagen, dass die Erziehung, die mir zuteil wurde, dass die Ideen, die ich durch Studium und mit Hilfe der Welt erworben habe, dass alles sich vereinigte, mir die republikanische Begeisterung einzuflössen, indem es mich das Lächerliche beurteilen und die Ungerechtigkeit einer Menge von Vorrechten und Standesunterschieden fühlen liess. In meiner Lektüre begeisterte ich mich ganz besonders für die Reformatoren der Ungleichheit. Wenn ich beim Einzug der Königin oder der Prinzen zugegen war, oder die Danksagungen sah, die bei der Niederkunft der Königin verrichtet wurden, so hielt ich voll Schmerz diesen asiatischen Luxus, diesen unverschämten Pomp mit dem Elend und der Erniedrigung des angesammelten Volkes gegen einander, des Volkes, das ganz verblödet auf den Weg, eilt um die von seiner Hand geschaffenen Götzen zu sehen und dabei das glänzende Gepränge albern beklatscht, dessen Kosten es mit Aufopferung des eigenen Notwendigsten beschaffen muss!“ Die lockeren Sitten, für die der Hof in erster Linie verantwortlich zu machen war, erfüllten sie mit Entrüstung. Sie sah damals noch nicht das geringste Anzeichen einer Revolution und legte sich wiederholt die Frage vor, wie es möglich sei, dass die Dinge in diesem Staate fortbestehen können. In der Geschichte sah sie, dass die Staaten, die in einem ähnlichen Zustande der Entartung sich befanden, ins Wanken gerieten und zusammenstürzten. Jetzt aber hörte sie die Franzosen über ihre eigenen Leiden lachen und

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/93>, abgerufen am 24.11.2024.