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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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er verdächtigt werde, und dass gerade in der Nacht zuvor der Konvent gegen ihn Massregeln ergriffen hätte. Charlotte Corday bestand nicht sehr darauf, wie man des Vorwandes nicht weiter bedarf, durch den man eine Handlung in günstiges Licht gestellt hat. Lanze de Perret verabschiedete sich von ihr auf der Schwelle des Hoteleinganges.

Sie tat als ob sie hineinginge. Doch bald trat sie wieder auf die Strasse und liess sich den Weg zum Palais Royal Strasse für Strasse weisen. Dort kaufte sie bei einem Messerschmied ein dolchartiges Messer mit schwarzem Griff für 40 Sous und verbarg es hinter dem Brusttuch. Auf dem Rückweg trat sie in den Garten und setzte sich auf eine Bank. Ihr erster Gedanke, den sie noch in Caen gefasst hatte, war, Marat inmitten der Bergpartei, während einer Versammlung zu töten, unter den Augen seiner Anhänger und Bewunderer. Sie hoffte, dass auch ihr eigenes Schicksal dann gleich entschieden sein würde, indem sie von der Wut des Volkes in Stücke gerissen würde, ohne ein anderes Andenken als das an zwei Leichname und der im Blute erstickten Tyrannei zu hinterlassen. Sie hoffte ihren Namen in der Vergessenheit zu begraben und ihren Lohn einzig in der Tat selbst zu gewinnen; ihre Schande oder ihr Ruhm musste sich vor ihrem Gewissen allein rechtfertigen, das in dem vollbrachten Guten Beruhigung fände. Doch Marat kam nicht in die Sitzungen, er lag krank daheim. Als sie im Park auf der Bank sass, spielte ein Kind in ihrer Nähe, das sich damit vergnügte, Sand in sein Schürzchen zu tun; das Gesicht Charlottens schien ihm zu gefallen, es kam zutraulich näher und lehnte sein Köpfchen an ihr Knie. Charlotte nahm das Kind auf ihren Schoss. Inzwischen hatte das Kind das Heft des Messers erblickt und es herausgezogen. Als Charlotte es bemerkte, erbleichte sie, stand auf, warf besorgte Blicke um sich, stellte das Kind zu Boden und entfernte sich, indem sie das Messer wieder hinter ihrem Fichu verbarg. Kaum zu Hause gelangt, beschloss sie, ihr Vorhaben auszuführen.

er verdächtigt werde, und dass gerade in der Nacht zuvor der Konvent gegen ihn Massregeln ergriffen hätte. Charlotte Corday bestand nicht sehr darauf, wie man des Vorwandes nicht weiter bedarf, durch den man eine Handlung in günstiges Licht gestellt hat. Lanze de Perret verabschiedete sich von ihr auf der Schwelle des Hôteleinganges.

Sie tat als ob sie hineinginge. Doch bald trat sie wieder auf die Strasse und liess sich den Weg zum Palais Royal Strasse für Strasse weisen. Dort kaufte sie bei einem Messerschmied ein dolchartiges Messer mit schwarzem Griff für 40 Sous und verbarg es hinter dem Brusttuch. Auf dem Rückweg trat sie in den Garten und setzte sich auf eine Bank. Ihr erster Gedanke, den sie noch in Caen gefasst hatte, war, Marat inmitten der Bergpartei, während einer Versammlung zu töten, unter den Augen seiner Anhänger und Bewunderer. Sie hoffte, dass auch ihr eigenes Schicksal dann gleich entschieden sein würde, indem sie von der Wut des Volkes in Stücke gerissen würde, ohne ein anderes Andenken als das an zwei Leichname und der im Blute erstickten Tyrannei zu hinterlassen. Sie hoffte ihren Namen in der Vergessenheit zu begraben und ihren Lohn einzig in der Tat selbst zu gewinnen; ihre Schande oder ihr Ruhm musste sich vor ihrem Gewissen allein rechtfertigen, das in dem vollbrachten Guten Beruhigung fände. Doch Marat kam nicht in die Sitzungen, er lag krank daheim. Als sie im Park auf der Bank sass, spielte ein Kind in ihrer Nähe, das sich damit vergnügte, Sand in sein Schürzchen zu tun; das Gesicht Charlottens schien ihm zu gefallen, es kam zutraulich näher und lehnte sein Köpfchen an ihr Knie. Charlotte nahm das Kind auf ihren Schoss. Inzwischen hatte das Kind das Heft des Messers erblickt und es herausgezogen. Als Charlotte es bemerkte, erbleichte sie, stand auf, warf besorgte Blicke um sich, stellte das Kind zu Boden und entfernte sich, indem sie das Messer wieder hinter ihrem Fichu verbarg. Kaum zu Hause gelangt, beschloss sie, ihr Vorhaben auszuführen.

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er verdächtigt werde, und dass gerade in der Nacht zuvor der Konvent gegen ihn Massregeln ergriffen hätte. Charlotte Corday bestand nicht sehr darauf, wie man des Vorwandes nicht weiter bedarf, durch den man eine Handlung in günstiges Licht gestellt hat. Lanze de Perret verabschiedete sich von ihr auf der Schwelle des Hôteleinganges.</p>
        <p>Sie tat als ob sie hineinginge. Doch bald trat sie wieder auf die Strasse und liess sich den Weg zum Palais Royal Strasse für Strasse weisen. Dort kaufte sie bei einem Messerschmied ein dolchartiges Messer mit schwarzem Griff für 40 Sous und verbarg es hinter dem Brusttuch. Auf dem Rückweg trat sie in den Garten und setzte sich auf eine Bank. Ihr erster Gedanke, den sie noch in Caen gefasst hatte, war, Marat inmitten der Bergpartei, während einer Versammlung zu töten, unter den Augen seiner Anhänger und Bewunderer. Sie hoffte, dass auch ihr eigenes Schicksal dann gleich entschieden sein würde, indem sie von der Wut des Volkes in Stücke gerissen würde, ohne ein anderes Andenken als das an zwei Leichname und der im Blute erstickten Tyrannei zu hinterlassen. Sie hoffte ihren Namen in der Vergessenheit zu begraben und ihren Lohn einzig in der Tat selbst zu gewinnen; ihre Schande oder ihr Ruhm musste sich vor ihrem Gewissen allein rechtfertigen, das in dem vollbrachten Guten Beruhigung fände. Doch Marat kam nicht in die Sitzungen, er lag krank daheim. Als sie im Park auf der Bank sass, spielte ein Kind in ihrer Nähe, das sich damit vergnügte, Sand in sein Schürzchen zu tun; das Gesicht Charlottens schien ihm zu gefallen, es kam zutraulich näher und lehnte sein Köpfchen an ihr Knie. Charlotte nahm das Kind auf ihren Schoss. Inzwischen hatte das Kind das Heft des Messers erblickt und es herausgezogen. Als Charlotte es bemerkte, erbleichte sie, stand auf, warf besorgte Blicke um sich, stellte das Kind zu Boden und entfernte sich, indem sie das Messer wieder hinter ihrem Fichu verbarg. Kaum zu Hause gelangt, beschloss sie, ihr Vorhaben auszuführen.</p>
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[31/0049] er verdächtigt werde, und dass gerade in der Nacht zuvor der Konvent gegen ihn Massregeln ergriffen hätte. Charlotte Corday bestand nicht sehr darauf, wie man des Vorwandes nicht weiter bedarf, durch den man eine Handlung in günstiges Licht gestellt hat. Lanze de Perret verabschiedete sich von ihr auf der Schwelle des Hôteleinganges. Sie tat als ob sie hineinginge. Doch bald trat sie wieder auf die Strasse und liess sich den Weg zum Palais Royal Strasse für Strasse weisen. Dort kaufte sie bei einem Messerschmied ein dolchartiges Messer mit schwarzem Griff für 40 Sous und verbarg es hinter dem Brusttuch. Auf dem Rückweg trat sie in den Garten und setzte sich auf eine Bank. Ihr erster Gedanke, den sie noch in Caen gefasst hatte, war, Marat inmitten der Bergpartei, während einer Versammlung zu töten, unter den Augen seiner Anhänger und Bewunderer. Sie hoffte, dass auch ihr eigenes Schicksal dann gleich entschieden sein würde, indem sie von der Wut des Volkes in Stücke gerissen würde, ohne ein anderes Andenken als das an zwei Leichname und der im Blute erstickten Tyrannei zu hinterlassen. Sie hoffte ihren Namen in der Vergessenheit zu begraben und ihren Lohn einzig in der Tat selbst zu gewinnen; ihre Schande oder ihr Ruhm musste sich vor ihrem Gewissen allein rechtfertigen, das in dem vollbrachten Guten Beruhigung fände. Doch Marat kam nicht in die Sitzungen, er lag krank daheim. Als sie im Park auf der Bank sass, spielte ein Kind in ihrer Nähe, das sich damit vergnügte, Sand in sein Schürzchen zu tun; das Gesicht Charlottens schien ihm zu gefallen, es kam zutraulich näher und lehnte sein Köpfchen an ihr Knie. Charlotte nahm das Kind auf ihren Schoss. Inzwischen hatte das Kind das Heft des Messers erblickt und es herausgezogen. Als Charlotte es bemerkte, erbleichte sie, stand auf, warf besorgte Blicke um sich, stellte das Kind zu Boden und entfernte sich, indem sie das Messer wieder hinter ihrem Fichu verbarg. Kaum zu Hause gelangt, beschloss sie, ihr Vorhaben auszuführen.

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/49>, abgerufen am 21.11.2024.