Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.lasse dir gute Freunde, alles, was es an tugendhaften und empfindsamen Menschen gibt. Adieu, Lucile! Meine Lucile! Meine liebe Lucile! Adieu, Horaz, Annette, Adele, mein Vater! Ich fühle, wie die Gestade des Lebens vor mir fliehen. Ich sehe noch Lucile, ich sehe sie, meine Vielgeliebte! Meine Lucile. Meine gefesselten Hände umarmen dich, mein Kopf, fern von dir, heftet noch seine sterbenden Augen auf dich!" Der Prozess wurde wieder aufgenommen, aber es war nur eine Formalität, die Jury erklärte sich bald als genügend informiert. Das hiess dem Angeklagten den Mund schliessen. Camille war wütend, er erklärte die Richter für Henker, Mörder. Danton warf ihnen Brotkügelchen ins Gesicht. Desmoulins zerriss seine Anklageschrift in Stücke und warf sie dem gehassten Untersuchungsrichter Fouquier-Tinville an den Kopf. Es dauerte nicht lange, so wurde das Urteil verkündet. Als man kam, um Desmoulins zu fesseln und zum Richtplatz zu führen, schäumte er vor Wut "Wie, von Robespierre gemordet?" Während der Fahrt schrie er unaufhörlich: "Volk, armes Volk, man betrügt dich, man tötet deine Stützen, deine besten Verteidiger!" Durch die Heftigkeit seiner Bewegungen waren seine Kleider in Fetzen gegangen. Danton hingegen liess seinen ruhigen Blick voll Verachtung über die heulende Menge schweifen und sagte zu Desmoulins: "Sei doch ruhig, und lass es doch, dieses verächtliche Gesindel!" Als sie bei Robespierres Haus vorbeikamen, stiess Desmoulins eine Verwünschung aus: "Du wirst uns folgen, dein Haus wird dem Erdboden gleich gemacht werden, man wird dort Salz ausstreuen, wo es gestanden hat." Als Desmoulins der Guillotine ansichtig wurde, rief er: "Das ist der Lohn für den ersten Apostel der Freiheit. Die Scheusale, die mich töten, werden mich nicht lange überleben." lasse dir gute Freunde, alles, was es an tugendhaften und empfindsamen Menschen gibt. Adieu, Lucile! Meine Lucile! Meine liebe Lucile! Adieu, Horaz, Annette, Adele, mein Vater! Ich fühle, wie die Gestade des Lebens vor mir fliehen. Ich sehe noch Lucile, ich sehe sie, meine Vielgeliebte! Meine Lucile. Meine gefesselten Hände umarmen dich, mein Kopf, fern von dir, heftet noch seine sterbenden Augen auf dich!“ Der Prozess wurde wieder aufgenommen, aber es war nur eine Formalität, die Jury erklärte sich bald als genügend informiert. Das hiess dem Angeklagten den Mund schliessen. Camille war wütend, er erklärte die Richter für Henker, Mörder. Danton warf ihnen Brotkügelchen ins Gesicht. Desmoulins zerriss seine Anklageschrift in Stücke und warf sie dem gehassten Untersuchungsrichter Fouquier-Tinville an den Kopf. Es dauerte nicht lange, so wurde das Urteil verkündet. Als man kam, um Desmoulins zu fesseln und zum Richtplatz zu führen, schäumte er vor Wut „Wie, von Robespierre gemordet?“ Während der Fahrt schrie er unaufhörlich: „Volk, armes Volk, man betrügt dich, man tötet deine Stützen, deine besten Verteidiger!“ Durch die Heftigkeit seiner Bewegungen waren seine Kleider in Fetzen gegangen. Danton hingegen liess seinen ruhigen Blick voll Verachtung über die heulende Menge schweifen und sagte zu Desmoulins: „Sei doch ruhig, und lass es doch, dieses verächtliche Gesindel!“ Als sie bei Robespierres Haus vorbeikamen, stiess Desmoulins eine Verwünschung aus: „Du wirst uns folgen, dein Haus wird dem Erdboden gleich gemacht werden, man wird dort Salz ausstreuen, wo es gestanden hat.“ Als Desmoulins der Guillotine ansichtig wurde, rief er: „Das ist der Lohn für den ersten Apostel der Freiheit. Die Scheusale, die mich töten, werden mich nicht lange überleben.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0198" n="178"/> lasse dir gute Freunde, alles, was es an tugendhaften und empfindsamen Menschen gibt. Adieu, Lucile! Meine Lucile! Meine liebe Lucile! Adieu, Horaz, Annette, Adele, mein Vater!</p> <p>Ich fühle, wie die Gestade des Lebens vor mir fliehen. Ich sehe noch Lucile, ich sehe sie, meine Vielgeliebte! Meine Lucile. Meine gefesselten Hände umarmen dich, mein Kopf, fern von dir, heftet noch seine sterbenden Augen auf dich!“</p> <p>Der Prozess wurde wieder aufgenommen, aber es war nur eine Formalität, die Jury erklärte sich bald als genügend informiert. Das hiess dem Angeklagten den Mund schliessen. Camille war wütend, er erklärte die Richter für Henker, Mörder. Danton warf ihnen Brotkügelchen ins Gesicht. Desmoulins zerriss seine Anklageschrift in Stücke und warf sie dem gehassten Untersuchungsrichter Fouquier-Tinville an den Kopf. Es dauerte nicht lange, so wurde das Urteil verkündet.</p> <p>Als man kam, um Desmoulins zu fesseln und zum Richtplatz zu führen, schäumte er vor Wut „Wie, von Robespierre gemordet?“ Während der Fahrt schrie er unaufhörlich: „Volk, armes Volk, man betrügt dich, man tötet deine Stützen, deine besten Verteidiger!“ Durch die Heftigkeit seiner Bewegungen waren seine Kleider in Fetzen gegangen. Danton hingegen liess seinen ruhigen Blick voll Verachtung über die heulende Menge schweifen und sagte zu Desmoulins: „Sei doch ruhig, und lass es doch, dieses verächtliche Gesindel!“</p> <p>Als sie bei Robespierres Haus vorbeikamen, stiess Desmoulins eine Verwünschung aus: „Du wirst uns folgen, dein Haus wird dem Erdboden gleich gemacht werden, man wird dort Salz ausstreuen, wo es gestanden hat.“</p> <p>Als Desmoulins der Guillotine ansichtig wurde, rief er: „Das ist der Lohn für den ersten Apostel der Freiheit. Die Scheusale, die mich töten, werden mich nicht lange überleben.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [178/0198]
lasse dir gute Freunde, alles, was es an tugendhaften und empfindsamen Menschen gibt. Adieu, Lucile! Meine Lucile! Meine liebe Lucile! Adieu, Horaz, Annette, Adele, mein Vater!
Ich fühle, wie die Gestade des Lebens vor mir fliehen. Ich sehe noch Lucile, ich sehe sie, meine Vielgeliebte! Meine Lucile. Meine gefesselten Hände umarmen dich, mein Kopf, fern von dir, heftet noch seine sterbenden Augen auf dich!“
Der Prozess wurde wieder aufgenommen, aber es war nur eine Formalität, die Jury erklärte sich bald als genügend informiert. Das hiess dem Angeklagten den Mund schliessen. Camille war wütend, er erklärte die Richter für Henker, Mörder. Danton warf ihnen Brotkügelchen ins Gesicht. Desmoulins zerriss seine Anklageschrift in Stücke und warf sie dem gehassten Untersuchungsrichter Fouquier-Tinville an den Kopf. Es dauerte nicht lange, so wurde das Urteil verkündet.
Als man kam, um Desmoulins zu fesseln und zum Richtplatz zu führen, schäumte er vor Wut „Wie, von Robespierre gemordet?“ Während der Fahrt schrie er unaufhörlich: „Volk, armes Volk, man betrügt dich, man tötet deine Stützen, deine besten Verteidiger!“ Durch die Heftigkeit seiner Bewegungen waren seine Kleider in Fetzen gegangen. Danton hingegen liess seinen ruhigen Blick voll Verachtung über die heulende Menge schweifen und sagte zu Desmoulins: „Sei doch ruhig, und lass es doch, dieses verächtliche Gesindel!“
Als sie bei Robespierres Haus vorbeikamen, stiess Desmoulins eine Verwünschung aus: „Du wirst uns folgen, dein Haus wird dem Erdboden gleich gemacht werden, man wird dort Salz ausstreuen, wo es gestanden hat.“
Als Desmoulins der Guillotine ansichtig wurde, rief er: „Das ist der Lohn für den ersten Apostel der Freiheit. Die Scheusale, die mich töten, werden mich nicht lange überleben.“
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