Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
Versuch
über die
Elektricität.


Erstes Capitel.
Von der Elektricität überhaupt.

Es muß jedem Forscher nach Wahrheit auffallend und
befremdend scheinen, daß die Elektricität, diese
jetzt allgemein anerkannte Haupttriebfeder bey
Hervorbringung der Naturbegebenheiten, so lange Zeit
in Dunkel gehüllt und unbekannt geblieben ist; denn kaum
wußten die Alten etwas von ihrem Daseyn. Zwar waren
ihnen die besondern Eigenschaften dererjenigen Körper,
welche wir jetzt idioelektrische (corpora per se ele-
ctrica) nennen, nicht gänzlich unbekannt; allein ihre
Kenntnisse davon waren sehr unbedeutend, und der Weg,
auf welchem sie dazu gelangten, höchst eingeschränkt. Da-
her gewann dieses Fach der Naturlehre sehr wenigen Fort-
gang, bis endlich der glückliche Zeitpunkt erschien, seit
welchem sich die Naturforscher von den Fesseln der Hypo-
thesen losgerissen und von der Ungewißheit nichtiger Muth-
massungen befreyt haben.

Erst damals ward das Daseyn dieser so feinen und in
den meisten Fällen unsichtbaren Kraft erwiesen; man ent-
deckte viele ihrer Eigenschaften, und fand, daß ihre Wirk-
samkeit allgemein, und ihr Einfluß uneingeschränkt sey.

Die Elektricität hat das besondere Glück gehabt,
die Aufmerksamkeit eines vortreflichen philosophischen Ge-
schichtschreibers auf sich zu ziehen, der den Fortgang der

Verſuch
über die
Elektricität.


Erſtes Capitel.
Von der Elektricität überhaupt.

Es muß jedem Forſcher nach Wahrheit auffallend und
befremdend ſcheinen, daß die Elektricität, dieſe
jetzt allgemein anerkannte Haupttriebfeder bey
Hervorbringung der Naturbegebenheiten, ſo lange Zeit
in Dunkel gehüllt und unbekannt geblieben iſt; denn kaum
wußten die Alten etwas von ihrem Daſeyn. Zwar waren
ihnen die beſondern Eigenſchaften dererjenigen Körper,
welche wir jetzt idioelektriſche (corpora per ſe ele-
ctrica) nennen, nicht gänzlich unbekannt; allein ihre
Kenntniſſe davon waren ſehr unbedeutend, und der Weg,
auf welchem ſie dazu gelangten, höchſt eingeſchränkt. Da-
her gewann dieſes Fach der Naturlehre ſehr wenigen Fort-
gang, bis endlich der glückliche Zeitpunkt erſchien, ſeit
welchem ſich die Naturforſcher von den Feſſeln der Hypo-
theſen losgeriſſen und von der Ungewißheit nichtiger Muth-
maſſungen befreyt haben.

Erſt damals ward das Daſeyn dieſer ſo feinen und in
den meiſten Fällen unſichtbaren Kraft erwieſen; man ent-
deckte viele ihrer Eigenſchaften, und fand, daß ihre Wirk-
ſamkeit allgemein, und ihr Einfluß uneingeſchränkt ſey.

Die Elektricität hat das beſondere Glück gehabt,
die Aufmerkſamkeit eines vortreflichen philoſophiſchen Ge-
ſchichtſchreibers auf ſich zu ziehen, der den Fortgang der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0021" n="[1]"/>
      <div n="1">
        <head>Ver&#x017F;uch<lb/>
über die<lb/>
Elektricität. </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>Er&#x017F;tes Capitel.<lb/>
Von der Elektricität überhaupt.</head><lb/>
          <p>Es muß jedem For&#x017F;cher nach Wahrheit auffallend und<lb/>
befremdend &#x017F;cheinen, daß die Elektricität, die&#x017F;e<lb/>
jetzt allgemein anerkannte Haupttriebfeder bey<lb/>
Hervorbringung der Naturbegebenheiten, &#x017F;o lange Zeit<lb/>
in Dunkel gehüllt und unbekannt geblieben i&#x017F;t; denn kaum<lb/>
wußten die Alten etwas von ihrem Da&#x017F;eyn. Zwar waren<lb/>
ihnen die be&#x017F;ondern Eigen&#x017F;chaften dererjenigen Körper,<lb/>
welche wir jetzt idioelektri&#x017F;che (corpora per &#x017F;e ele-<lb/>
ctrica) nennen, nicht gänzlich unbekannt; allein ihre<lb/>
Kenntni&#x017F;&#x017F;e davon waren &#x017F;ehr unbedeutend, und der Weg,<lb/>
auf welchem &#x017F;ie dazu gelangten, höch&#x017F;t einge&#x017F;chränkt. Da-<lb/>
her gewann die&#x017F;es Fach der Naturlehre &#x017F;ehr wenigen Fort-<lb/>
gang, bis endlich der glückliche Zeitpunkt er&#x017F;chien, &#x017F;eit<lb/>
welchem &#x017F;ich die Naturfor&#x017F;cher von den Fe&#x017F;&#x017F;eln der Hypo-<lb/>
the&#x017F;en losgeri&#x017F;&#x017F;en und von der Ungewißheit nichtiger Muth-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;ungen befreyt haben.</p>
          <p>Er&#x017F;t damals ward das Da&#x017F;eyn die&#x017F;er &#x017F;o feinen und in<lb/>
den mei&#x017F;ten Fällen un&#x017F;ichtbaren Kraft erwie&#x017F;en; man ent-<lb/>
deckte viele ihrer Eigen&#x017F;chaften, und fand, daß ihre Wirk-<lb/>
&#x017F;amkeit allgemein, und ihr Einfluß uneinge&#x017F;chränkt &#x017F;ey.</p>
          <p>Die Elektricität hat das be&#x017F;ondere Glück gehabt,<lb/>
die Aufmerk&#x017F;amkeit eines vortreflichen philo&#x017F;ophi&#x017F;chen Ge-<lb/>
&#x017F;chicht&#x017F;chreibers auf &#x017F;ich zu ziehen, der den Fortgang der
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0021] Verſuch über die Elektricität. Erſtes Capitel. Von der Elektricität überhaupt. Es muß jedem Forſcher nach Wahrheit auffallend und befremdend ſcheinen, daß die Elektricität, dieſe jetzt allgemein anerkannte Haupttriebfeder bey Hervorbringung der Naturbegebenheiten, ſo lange Zeit in Dunkel gehüllt und unbekannt geblieben iſt; denn kaum wußten die Alten etwas von ihrem Daſeyn. Zwar waren ihnen die beſondern Eigenſchaften dererjenigen Körper, welche wir jetzt idioelektriſche (corpora per ſe ele- ctrica) nennen, nicht gänzlich unbekannt; allein ihre Kenntniſſe davon waren ſehr unbedeutend, und der Weg, auf welchem ſie dazu gelangten, höchſt eingeſchränkt. Da- her gewann dieſes Fach der Naturlehre ſehr wenigen Fort- gang, bis endlich der glückliche Zeitpunkt erſchien, ſeit welchem ſich die Naturforſcher von den Feſſeln der Hypo- theſen losgeriſſen und von der Ungewißheit nichtiger Muth- maſſungen befreyt haben. Erſt damals ward das Daſeyn dieſer ſo feinen und in den meiſten Fällen unſichtbaren Kraft erwieſen; man ent- deckte viele ihrer Eigenſchaften, und fand, daß ihre Wirk- ſamkeit allgemein, und ihr Einfluß uneingeſchränkt ſey. Die Elektricität hat das beſondere Glück gehabt, die Aufmerkſamkeit eines vortreflichen philoſophiſchen Ge- ſchichtſchreibers auf ſich zu ziehen, der den Fortgang der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-18T11:17:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-06-18T11:17:52Z)
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-18T11:17:52Z)

Weitere Informationen:

  • Bogensignaturen: nicht übernommen
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet
  • Kustoden: nicht übernommen
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/21
Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/21>, abgerufen am 03.12.2024.