Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Achenwall, Gottfried: Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republicken. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Spanien.
riscos unter Philipp III. gewaltig befördert wor-
den, und durch die Modesünden der Jugend, die
Menge der Klöster und Schärfe der Jnquisition
unterhalten wird, so daß die kluge Vorschläge
des Staatssecretärs Petri Ferdinand Navare-
ta 1619. und die Anstalten Philipp IV. ohne
Würkung geblieben.

a) LAET in Hispania cap. IV. wo auch der Aus-
zug aus Philipp IV. Ediet 1623. befindlich.
b) Philipp V. ließ 1726. sein Volk zählen, und
befand die Summe aller Familien auf 1. 084. 623, die
privilegirte Häuser nicht mitgerechnet.
§. 15.

An dem Spanier ist nichts mittelmäßig als
sein Körper, seine Tugenden sind groß; seine
Laster noch grösser. Man rühmt seine Mäßig-
keit, Standhaftigkeit, gesetztes Wesen, Ver-
schwiegenheit und Treue: man wirft ihm den
Hochmuth biß auf den Bettelstolz, Prahlerey,
Geitz, Grausamkeit, Verstellung, Eifersucht
auch gegen sein heßliches Weib vor. Die
Fremden sind bey ihm als Gavaches verach-
tet und übel daran. Diese belachen dagegen die
besondere Gewohnheiten der Spanier. Jhre
Antipathie gegen die Franzosen legt sich nun-
mehr nach und nach.

1. Gundling in seinen Otiis, cap. I. vom Tempe-
rament der Spanier.
a)

Spanien.
riscos unter Philipp III. gewaltig befoͤrdert wor-
den, und durch die Modeſuͤnden der Jugend, die
Menge der Kloͤſter und Schaͤrfe der Jnquiſition
unterhalten wird, ſo daß die kluge Vorſchlaͤge
des Staatsſecretaͤrs Petri Ferdinand Navare-
ta 1619. und die Anſtalten Philipp IV. ohne
Wuͤrkung geblieben.

a) LAET in Hiſpania cap. IV. wo auch der Aus-
zug aus Philipp IV. Ediet 1623. befindlich.
b) Philipp V. ließ 1726. ſein Volk zaͤhlen, und
befand die Summe aller Familien auf 1. 084. 623, die
privilegirte Haͤuſer nicht mitgerechnet.
§. 15.

An dem Spanier iſt nichts mittelmaͤßig als
ſein Koͤrper, ſeine Tugenden ſind groß; ſeine
Laſter noch groͤſſer. Man ruͤhmt ſeine Maͤßig-
keit, Standhaftigkeit, geſetztes Weſen, Ver-
ſchwiegenheit und Treue: man wirft ihm den
Hochmuth biß auf den Bettelſtolz, Prahlerey,
Geitz, Grauſamkeit, Verſtellung, Eiferſucht
auch gegen ſein heßliches Weib vor. Die
Fremden ſind bey ihm als Gavaches verach-
tet und uͤbel daran. Dieſe belachen dagegen die
beſondere Gewohnheiten der Spanier. Jhre
Antipathie gegen die Franzoſen legt ſich nun-
mehr nach und nach.

1. Gundling in ſeinen Otiis, cap. I. vom Tempe-
rament der Spanier.
a)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0061" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Spanien.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">riscos</hi> unter Philipp <hi rendition="#aq">III.</hi> gewaltig befo&#x0364;rdert wor-<lb/>
den, und durch die Mode&#x017F;u&#x0364;nden der Jugend, die<lb/>
Menge der Klo&#x0364;&#x017F;ter und Scha&#x0364;rfe der Jnqui&#x017F;ition<lb/>
unterhalten wird, &#x017F;o daß die kluge Vor&#x017F;chla&#x0364;ge<lb/>
des Staats&#x017F;ecreta&#x0364;rs Petri Ferdinand Navare-<lb/>
ta 1619. und die An&#x017F;talten Philipp <hi rendition="#aq">IV.</hi> ohne<lb/>
Wu&#x0364;rkung geblieben.</p><lb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#aq">a) <hi rendition="#i">LAET</hi> in Hi&#x017F;pania cap. IV.</hi> wo auch der Aus-<lb/>
zug aus Philipp <hi rendition="#aq">IV.</hi> Ediet 1623. befindlich.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">b)</hi> Philipp <hi rendition="#aq">V.</hi> ließ 1726. &#x017F;ein Volk za&#x0364;hlen, und<lb/>
befand die Summe aller Familien auf 1. 084. 623, die<lb/>
privilegirte Ha&#x0364;u&#x017F;er nicht mitgerechnet.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 15.</head><lb/>
            <p>An dem Spanier i&#x017F;t nichts mittelma&#x0364;ßig als<lb/>
&#x017F;ein <hi rendition="#fr">Ko&#x0364;rper,</hi> &#x017F;eine <hi rendition="#fr">Tugenden</hi> &#x017F;ind groß; &#x017F;eine<lb/><hi rendition="#fr">La&#x017F;ter</hi> noch gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er. Man ru&#x0364;hmt &#x017F;eine Ma&#x0364;ßig-<lb/>
keit, Standhaftigkeit, ge&#x017F;etztes We&#x017F;en, Ver-<lb/>
&#x017F;chwiegenheit und Treue: man <hi rendition="#fr">wirft</hi> ihm den<lb/>
Hochmuth biß auf den Bettel&#x017F;tolz, Prahlerey,<lb/>
Geitz, Grau&#x017F;amkeit, Ver&#x017F;tellung, Eifer&#x017F;ucht<lb/>
auch gegen &#x017F;ein heßliches Weib <hi rendition="#fr">vor.</hi> Die<lb/>
Fremden &#x017F;ind bey ihm als <hi rendition="#aq">Gavaches</hi> verach-<lb/>
tet und u&#x0364;bel daran. Die&#x017F;e belachen dagegen die<lb/><hi rendition="#fr">be&#x017F;ondere Gewohnheiten</hi> der Spanier. Jhre<lb/><hi rendition="#fr">Antipathie</hi> gegen die Franzo&#x017F;en legt &#x017F;ich nun-<lb/>
mehr nach und nach.</p><lb/>
            <list>
              <item>1. <hi rendition="#fr">Gundling</hi> in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Otiis, cap. I.</hi> vom <hi rendition="#fr">Tempe-<lb/>
rament der Spanier.</hi></item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">a)</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0061] Spanien. riscos unter Philipp III. gewaltig befoͤrdert wor- den, und durch die Modeſuͤnden der Jugend, die Menge der Kloͤſter und Schaͤrfe der Jnquiſition unterhalten wird, ſo daß die kluge Vorſchlaͤge des Staatsſecretaͤrs Petri Ferdinand Navare- ta 1619. und die Anſtalten Philipp IV. ohne Wuͤrkung geblieben. a) LAET in Hiſpania cap. IV. wo auch der Aus- zug aus Philipp IV. Ediet 1623. befindlich. b) Philipp V. ließ 1726. ſein Volk zaͤhlen, und befand die Summe aller Familien auf 1. 084. 623, die privilegirte Haͤuſer nicht mitgerechnet. §. 15. An dem Spanier iſt nichts mittelmaͤßig als ſein Koͤrper, ſeine Tugenden ſind groß; ſeine Laſter noch groͤſſer. Man ruͤhmt ſeine Maͤßig- keit, Standhaftigkeit, geſetztes Weſen, Ver- ſchwiegenheit und Treue: man wirft ihm den Hochmuth biß auf den Bettelſtolz, Prahlerey, Geitz, Grauſamkeit, Verſtellung, Eiferſucht auch gegen ſein heßliches Weib vor. Die Fremden ſind bey ihm als Gavaches verach- tet und uͤbel daran. Dieſe belachen dagegen die beſondere Gewohnheiten der Spanier. Jhre Antipathie gegen die Franzoſen legt ſich nun- mehr nach und nach. 1. Gundling in ſeinen Otiis, cap. I. vom Tempe- rament der Spanier. a)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/achenwall_staatswissenschaft_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/achenwall_staatswissenschaft_1749/61
Zitationshilfe: Achenwall, Gottfried: Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republicken. Göttingen, 1749, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/achenwall_staatswissenschaft_1749/61>, abgerufen am 03.12.2024.