UNreiffer Schönheit Blüt und frühes Morgen-Licht/ Mit Tocken mehr gewohnt zu spielen als mit Liebe/ Wenn ich mich wegen dein in stetem Seufftzen übe/ So lacht die tumme Welt und gläubt mein Leiden nicht. Doch/ wie im grünen schon die junge Rose sticht/ Wie man die Blume lobt aus ihrer Knospen Triebe; So werd ich auch gewahr/ wie gern ich ruhig bliebe/ Daß/ wo die Flamm entsteht/ auch bald die Hitz ausbricht. Mein Kind/ ein neuer Stein schlägt offt am ehsten Glutt: Ein kleiner Funcke darff in frischen Zunder sincken So fängt er/ wo man nicht bald Gegenwehre thut: Zur Frühzeit siehet man die Venus heller blincken: Den Mittags-Glantz besiegt der Morgenröthe Zier: Dem heissen Sommer geht der bunte Lentz weit für.
Quibusdam etiam post juventam & canos puerilitas est. An quicquam isti profecerunt, quibus animi mala auctique in majus errores, qui a pueris magnitudine tantum formaque corporis dif- ferunt? Sen. Tr. in Sap. non cad. Inj.
Tenera AEtas tua refugit omne non tantum quod sordidum, sed & quod sordido simile est. Sen. Pat. Contr. l. 3.
Et quidquid aetati meae vigoris abscessit, id ad me ex tua: Ignis vero valentem materiam cito occupat. S. Phil. Nat. Quaest.
Sol medio die calidissimas nubes evincit, at matutino tempo- re facilius sustineri potest.
Lux, quae Solem antecedit, percutit aerem & statim calefacit, quia lux ipsa sine calore esse non potest, cum ex calore fiat. Ignis, qui nascitur & ex saxo prodit, simul & fit & cadit. Ignis omnes aetates, omnuium urbium cives, tam viros quam foe- minas urit. Consol. ad Hels.
Pueritiae maximus in exitu decor est. Sen. Ep. 12.
Fructuosior est adolescentia liberorum, sed infantia dulcior. Ep. 9.
2. Das
ADIMARI
1. Das ſchoͤne Kind.
UNreiffer Schoͤnheit Bluͤt und fruͤhes Morgen-Licht/ Mit Tocken mehr gewohnt zu ſpielen als mit Liebe/ Wenn ich mich wegen dein in ſtetem Seufftzen uͤbe/ So lacht die tumme Welt und glaͤubt mein Leiden nicht. Doch/ wie im gruͤnen ſchon die junge Roſe ſticht/ Wie man die Blume lobt aus ihrer Knoſpen Triebe; So werd ich auch gewahr/ wie gern ich ruhig bliebe/ Daß/ wo die Flamm entſteht/ auch bald die Hitz ausbricht. Mein Kind/ ein neuer Stein ſchlaͤgt offt am ehſten Glutt: Ein kleiner Funcke darff in friſchen Zunder ſincken So faͤngt er/ wo man nicht bald Gegenwehre thut: Zur Fruͤhzeit ſiehet man die Venus heller blincken: Den Mittags-Glantz beſiegt der Morgenroͤthe Zier: Dem heiſſen Sommer geht der bunte Lentz weit fuͤr.
Quibusdam etiam poſt juventam & canos puerilitas eſt. An quicquam iſti profecerunt, quibus animi mala auctique in majus errores, qui à pueris magnitudine tantum formaque corporis dif- ferunt? Sen. Tr. in Sap. non cad. Inj.
Tenera Ætas tua refugit omne non tantum quod ſordidum, ſed & quod ſordido ſimile eſt. Sen. Pat. Contr. l. 3.
Et quidquid ætati meæ vigoris abſceſſit, id ad me ex tua: Ignis vero valentem materiam cito occupat. S. Phil. Nat. Quæſt.
Sol medio die calidiſſimas nubes evincit, at matutino tempo- re facilius ſuſtineri poteſt.
Lux, quæ Solem antecedit, percutit aerem & ſtatim calefacit, quia lux ipſa ſine calore eſſe non poteſt, cum ex calore fiat. Ignis, qui naſcitur & ex ſaxo prodit, ſimul & fit & cadit. Ignis omnes ætates, omnuium urbium cives, tam viros quam fœ- minas urit. Conſol. ad Hels.
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ADIMARI
1. Das ſchoͤne Kind.
UNreiffer Schoͤnheit Bluͤt und fruͤhes Morgen-Licht/
Mit Tocken mehr gewohnt zu ſpielen als mit Liebe/
Wenn ich mich wegen dein in ſtetem Seufftzen uͤbe/
So lacht die tumme Welt und glaͤubt mein Leiden nicht.
Doch/ wie im gruͤnen ſchon die junge Roſe ſticht/
Wie man die Blume lobt aus ihrer Knoſpen Triebe;
So werd ich auch gewahr/ wie gern ich ruhig bliebe/
Daß/ wo die Flamm entſteht/ auch bald die Hitz ausbricht.
Mein Kind/ ein neuer Stein ſchlaͤgt offt am ehſten Glutt:
Ein kleiner Funcke darff in friſchen Zunder ſincken
So faͤngt er/ wo man nicht bald Gegenwehre thut:
Zur Fruͤhzeit ſiehet man die Venus heller blincken:
Den Mittags-Glantz beſiegt der Morgenroͤthe Zier:
Dem heiſſen Sommer geht der bunte Lentz weit fuͤr.
Quibusdam etiam poſt juventam & canos puerilitas eſt. An
quicquam iſti profecerunt, quibus animi mala auctique in majus
errores, qui à pueris magnitudine tantum formaque corporis dif-
ferunt? Sen. Tr. in Sap. non cad. Inj.
Tenera Ætas tua refugit omne non tantum quod ſordidum,
ſed & quod ſordido ſimile eſt. Sen. Pat. Contr. l. 3.
Et quidquid ætati meæ vigoris abſceſſit, id ad me ex tua:
Ignis vero valentem materiam cito occupat. S. Phil. Nat. Quæſt.
Sol medio die calidiſſimas nubes evincit, at matutino tempo-
re facilius ſuſtineri poteſt.
Lux, quæ Solem antecedit, percutit aerem & ſtatim calefacit,
quia lux ipſa ſine calore eſſe non poteſt, cum ex calore fiat.
Ignis, qui naſcitur & ex ſaxo prodit, ſimul & fit & cadit.
Ignis omnes ætates, omnuium urbium cives, tam viros quam fœ-
minas urit. Conſol. ad Hels.
Pueritiæ maximus in exitu decor eſt. Sen. Ep. 12.
Fructuoſior eſt adoleſcentia liberorum, ſed infantia dulcior.
Ep. 9.
2. Das
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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/292>, abgerufen am 25.07.2024.
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