Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Schertz-Sonnette. 13. Die Schöne Zernarbte. Welch Unfall/ was für Grimm hat dieses Feld zerwühlt? Nicht Feld; den Himmel selbst/ die Thier-bestirnten Auen/ Worauff der Augen Sonn in vollen Flammen spielt. 14. Die Schöne Zornige. Laß deinen Helden-Muth in vollem Eyffer schauen/ Und wisse/ daß der Zorn der Liebe Wetzstein heist; Was man an Männern rächt/ verträget man bey Frauen. 15. Die Schöne Zerrissene. Was schadets/ ob das Kleid bey dir in Stücken reisst? So wird dein schönes Fleisch erblickt bey offnem Hertzen/ Wie der Granaten Schatz sich durch die Oeffnung weist. 16. Die Schöne Kahle. Was darff dich der Verlust der sprüden Haare schmertzen? Das Glücke zeigt sich auch von Locken meistens bloß: Und dennoch will damit ein jeder spieln und schertzen. 17. Die Schöne Lange. Scheint dir der Helden-Leib/ Verächter/ allzu groß? Lässt uns nicht Kleines eh als Grosses Mangel leiden? Viel Haselstauden fasst der hohen Fichte Schooß. 18. Die Schöne Blinde. Wann Wolcken das Gesicht der Blinden überkleiden/ Und sie den hellen Tag mit finstrer Nacht bedeckt/ Kan man die Liebe selbst und sie nicht unterscheiden. 19. (*Die Schöne Rothhärigte.*) (Muß rother Haare Gold dein schönes Haubt bekleiden/ So kan durch solchen Glantz mein schwaches Aug' erschreckt Die goldne Sonne selbst und dich nicht unterscheiden.) 20. Die M 5
Schertz-Sonnette. 13. Die Schoͤne Zernarbte. Welch Unfall/ was fuͤr Grimm hat dieſes Feld zerwuͤhlt? Nicht Feld; den Himmel ſelbſt/ die Thier-beſtirnten Auen/ Worauff der Augen Sonn in vollen Flammen ſpielt. 14. Die Schoͤne Zornige. Laß deinen Helden-Muth in vollem Eyffer ſchauen/ Und wiſſe/ daß der Zorn der Liebe Wetzſtein heiſt; Was man an Maͤnnern raͤcht/ vertraͤget man bey Frauen. 15. Die Schoͤne Zerriſſene. Was ſchadets/ ob das Kleid bey dir in Stuͤcken reiſſt? So wird dein ſchoͤnes Fleiſch erblickt bey offnem Hertzen/ Wie der Granaten Schatz ſich durch die Oeffnung weiſt. 16. Die Schoͤne Kahle. Was darff dich der Verluſt der ſpruͤden Haare ſchmertzen? Das Gluͤcke zeigt ſich auch von Locken meiſtens bloß: Und dennoch will damit ein jeder ſpieln und ſchertzen. 17. Die Schoͤne Lange. Scheint dir der Helden-Leib/ Veraͤchter/ allzu groß? Laͤſſt uns nicht Kleines eh als Groſſes Mangel leiden? Viel Haſelſtauden faſſt der hohen Fichte Schooß. 18. Die Schoͤne Blinde. Wann Wolcken das Geſicht der Blinden uͤberkleiden/ Und ſie den hellen Tag mit finſtrer Nacht bedeckt/ Kan man die Liebe ſelbſt und ſie nicht unterſcheiden. 19. (*Die Schoͤne Rothhaͤrigte.*) (Muß rother Haare Gold dein ſchoͤnes Haubt bekleiden/ So kan durch ſolchen Glantz mein ſchwaches Aug’ erſchreckt Die goldne Sonne ſelbſt und dich nicht unterſcheiden.) 20. Die M 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0285" n="185"/> <fw place="top" type="header">Schertz-Sonnette.</fw><lb/> <lg n="14"> <head> <hi rendition="#b">13. Die Schoͤne Zernarbte.</hi> </head><lb/> <l>Welch Unfall/ was fuͤr Grimm hat dieſes Feld zerwuͤhlt?</l><lb/> <l>Nicht Feld; den Himmel ſelbſt/ die Thier-beſtirnten Auen/</l><lb/> <l>Worauff der Augen Sonn in vollen Flammen ſpielt.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <head> <hi rendition="#b">14. Die Schoͤne Zornige.</hi> </head><lb/> <l>Laß deinen Helden-Muth in vollem Eyffer ſchauen/</l><lb/> <l>Und wiſſe/ daß der Zorn der Liebe Wetzſtein heiſt;</l><lb/> <l>Was man an Maͤnnern raͤcht/ vertraͤget man bey Frauen.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <head> <hi rendition="#b">15. Die Schoͤne Zerriſſene.</hi> </head><lb/> <l>Was ſchadets/ ob das Kleid bey dir in Stuͤcken reiſſt?</l><lb/> <l>So wird dein ſchoͤnes Fleiſch erblickt bey offnem Hertzen/</l><lb/> <l>Wie der Granaten Schatz ſich durch die Oeffnung weiſt.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <head> <hi rendition="#b">16. Die Schoͤne Kahle.</hi> </head><lb/> <l>Was darff dich der Verluſt der ſpruͤden Haare ſchmertzen?</l><lb/> <l>Das Gluͤcke zeigt ſich auch von Locken meiſtens bloß:</l><lb/> <l>Und dennoch will damit ein jeder ſpieln und ſchertzen.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <head> <hi rendition="#b">17. Die Schoͤne Lange.</hi> </head><lb/> <l>Scheint dir der Helden-Leib/ Veraͤchter/ allzu groß?</l><lb/> <l>Laͤſſt uns nicht Kleines eh als Groſſes Mangel leiden?</l><lb/> <l>Viel Haſelſtauden faſſt der hohen Fichte Schooß.</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <head> <hi rendition="#b">18. Die Schoͤne Blinde.</hi> </head><lb/> <l>Wann Wolcken das Geſicht der Blinden uͤberkleiden/</l><lb/> <l>Und ſie den hellen Tag mit finſtrer Nacht bedeckt/</l><lb/> <l>Kan man die Liebe ſelbſt und ſie nicht unterſcheiden.</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <head> <hi rendition="#b">19. (*Die Schoͤne Rothhaͤrigte.*)</hi> </head><lb/> <l>(Muß rother Haare Gold dein ſchoͤnes Haubt bekleiden/</l><lb/> <l>So kan durch ſolchen Glantz mein ſchwaches Aug’ erſchreckt</l><lb/> <l>Die goldne Sonne ſelbſt und dich nicht unterſcheiden.)</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">M 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">20. Die</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [185/0285]
Schertz-Sonnette.
13. Die Schoͤne Zernarbte.
Welch Unfall/ was fuͤr Grimm hat dieſes Feld zerwuͤhlt?
Nicht Feld; den Himmel ſelbſt/ die Thier-beſtirnten Auen/
Worauff der Augen Sonn in vollen Flammen ſpielt.
14. Die Schoͤne Zornige.
Laß deinen Helden-Muth in vollem Eyffer ſchauen/
Und wiſſe/ daß der Zorn der Liebe Wetzſtein heiſt;
Was man an Maͤnnern raͤcht/ vertraͤget man bey Frauen.
15. Die Schoͤne Zerriſſene.
Was ſchadets/ ob das Kleid bey dir in Stuͤcken reiſſt?
So wird dein ſchoͤnes Fleiſch erblickt bey offnem Hertzen/
Wie der Granaten Schatz ſich durch die Oeffnung weiſt.
16. Die Schoͤne Kahle.
Was darff dich der Verluſt der ſpruͤden Haare ſchmertzen?
Das Gluͤcke zeigt ſich auch von Locken meiſtens bloß:
Und dennoch will damit ein jeder ſpieln und ſchertzen.
17. Die Schoͤne Lange.
Scheint dir der Helden-Leib/ Veraͤchter/ allzu groß?
Laͤſſt uns nicht Kleines eh als Groſſes Mangel leiden?
Viel Haſelſtauden faſſt der hohen Fichte Schooß.
18. Die Schoͤne Blinde.
Wann Wolcken das Geſicht der Blinden uͤberkleiden/
Und ſie den hellen Tag mit finſtrer Nacht bedeckt/
Kan man die Liebe ſelbſt und ſie nicht unterſcheiden.
19. (*Die Schoͤne Rothhaͤrigte.*)
(Muß rother Haare Gold dein ſchoͤnes Haubt bekleiden/
So kan durch ſolchen Glantz mein ſchwaches Aug’ erſchreckt
Die goldne Sonne ſelbſt und dich nicht unterſcheiden.)
20. Die
M 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDas Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |