Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.GUARINI Leider ja/ es ist ein Mensch/ und der Priester hat dieHand Schon auff seinen Kopff gelegt. Armes Land/ Sind so viel Jahre nun verstrichen/ Und ist des Himmels Zorn noch nicht von dir gewichen? H.R. O Tochter des Jupiters/ Schwester der blinckenden Sonne/ Du Fürstin der Sternen/ der braunen Nacht Leben und Wonne! M. Hecate/ du Rächerin/ die du izt den Lohn der Sünden/ Den ein einigs Paar verwürckt/ lässt uns allesamt em- pfinden/ Weil wir auch zur Straffe reiff/ und vor unsre Missethat Der gerechte Himmel längst solches ausgesetzet hat; Nachdem dich das falsche Blutt der Lucrine nicht ver- sühnt/ Noch die allzuspäte Neu die Verzeihung hat verdient/ So nimm nun diß willige/ dieses reine Opffer an/ Welches sich an Lieb und Treu dem Amintas gleichen kan/ Welches izt vor deines Weyh-Tischs Füssen Wird die unbefleckte Seel ausgüssen. S.R. O Tochter des Jupiters/ Schwester der blinckenden Sonne/ Du Fürstin der Sternen/ der braunen Nacht Leben und Wonne! M. Welch ein Mitleiden fängt sich an bey mir zu finden? Ein ungewohnt Erstarrn will meine Sinnen binden/ Das Hertze scheint zu schwer/ die Hand zu schwach zu seyn/ Das dargereichte Beil zum Hiebe zu erheben. C. Wann ich den Mensch doch vor könt im Gesichte schauen/ Ich wolte mich hernach ja gerne weg begeben/ Denn ich die Grausamkeit nicht würde sonder Grauen Und Wehmutt können sehn. M. Wer weiß/ ob man mit Recht Das Opffer schlachtet ab/ wenn ihm der Sonnenschein In das Gesichte schlägt/ und ob der Mangel nicht In
GUARINI Leider ja/ es iſt ein Menſch/ und der Prieſter hat dieHand Schon auff ſeinen Kopff gelegt. Armes Land/ Sind ſo viel Jahre nun verſtrichen/ Und iſt des Himmels Zorn noch nicht von dir gewichen? H.R. O Tochter des Jupiters/ Schweſter der blinckenden Sonne/ Du Fuͤrſtin der Sternen/ der braunen Nacht Leben und Wonne! M. Hecate/ du Raͤcherin/ die du izt den Lohn der Suͤnden/ Den ein einigs Paar verwuͤrckt/ laͤſſt uns alleſamt em- pfinden/ Weil wir auch zur Straffe reiff/ und vor unſre Miſſethat Der gerechte Himmel laͤngſt ſolches ausgeſetzet hat; Nachdem dich das falſche Blutt der Lucrine nicht ver- ſuͤhnt/ Noch die allzuſpaͤte Neu die Verzeihung hat verdient/ So nimm nun diß willige/ dieſes reine Opffer an/ Welches ſich an Lieb und Treu dem Amintas gleichen kan/ Welches izt vor deines Weyh-Tiſchs Fuͤſſen Wird die unbefleckte Seel ausguͤſſen. S.R. O Tochter des Jupiters/ Schweſter der blinckenden Sonne/ Du Fuͤrſtin der Sternen/ der braunen Nacht Leben und Wonne! M. Welch ein Mitleiden faͤngt ſich an bey mir zu finden? Ein ungewohnt Erſtarrn will meine Sinnen binden/ Das Hertze ſcheint zu ſchwer/ die Hand zu ſchwach zu ſeyn/ Das dargereichte Beil zum Hiebe zu erheben. C. Wann ich den Menſch doch vor koͤnt im Geſichte ſchauen/ Ich wolte mich hernach ja gerne weg begeben/ Denn ich die Grauſamkeit nicht wuͤrde ſonder Grauen Und Wehmutt koͤnnen ſehn. M. Wer weiß/ ob man mit Recht Das Opffer ſchlachtet ab/ wenn ihm der Sonnenſchein In das Geſichte ſchlaͤgt/ und ob der Mangel nicht In
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GUARINI
Leider ja/ es iſt ein Menſch/ und der Prieſter hat die
Hand
Schon auff ſeinen Kopff gelegt. Armes Land/
Sind ſo viel Jahre nun verſtrichen/
Und iſt des Himmels Zorn noch nicht von dir gewichen?
H.R. O Tochter des Jupiters/ Schweſter der blinckenden
Sonne/
Du Fuͤrſtin der Sternen/ der braunen Nacht Leben und
Wonne!
M. Hecate/ du Raͤcherin/ die du izt den Lohn der Suͤnden/
Den ein einigs Paar verwuͤrckt/ laͤſſt uns alleſamt em-
pfinden/
Weil wir auch zur Straffe reiff/ und vor unſre Miſſethat
Der gerechte Himmel laͤngſt ſolches ausgeſetzet hat;
Nachdem dich das falſche Blutt der Lucrine nicht ver-
ſuͤhnt/
Noch die allzuſpaͤte Neu die Verzeihung hat verdient/
So nimm nun diß willige/ dieſes reine Opffer an/
Welches ſich an Lieb und Treu dem Amintas gleichen kan/
Welches izt vor deines Weyh-Tiſchs Fuͤſſen
Wird die unbefleckte Seel ausguͤſſen.
S.R. O Tochter des Jupiters/ Schweſter der blinckenden
Sonne/
Du Fuͤrſtin der Sternen/ der braunen Nacht Leben und
Wonne!
M. Welch ein Mitleiden faͤngt ſich an bey mir zu finden?
Ein ungewohnt Erſtarrn will meine Sinnen binden/
Das Hertze ſcheint zu ſchwer/ die Hand zu ſchwach zu
ſeyn/
Das dargereichte Beil zum Hiebe zu erheben.
C. Wann ich den Menſch doch vor koͤnt im Geſichte ſchauen/
Ich wolte mich hernach ja gerne weg begeben/
Denn ich die Grauſamkeit nicht wuͤrde ſonder Grauen
Und Wehmutt koͤnnen ſehn.
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