Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.treuer Schäffer. Gleich wie sich Liebe nicht und Alter schicken künnen/So/ wer der reinen Brunst entzieht die frischen Glieder/ Der ist des Himmels Schluß und der Natur zu wider. Schau um dich/ Silvio/ was schönes diese Welt/ Was lieblichs dieser Kreiß in seinen Armen hält/ Das ist der Liebe Werck. Der Himmel ist verliebt/ Man siehet/ wie sich Erd und Meer im Lieben übt. Der helle Stern/ der dort die Morgenröth ansaget/ Die Venus/ die am frühen Himmel glänzt/ Mit klarem Schein ihr stoltzes Haubt bekränzt/ Fühlt selbst das süsse Gifft/ womit sie andre plaget: Und izt kömmt sie vielleicht von ihres Liebsten Bette/ Verlässt Gradivens angenehme Schoß/ In welcher sie verstohlner Lust genoß: Schau/ wie sie Strahlen schiesst/ wie sie noch winckt und lacht. Es fühlen ihre Macht Die Thiere durch den Wald/ und lieben in die Wette. Die kalte See löscht nicht die heissen Flammen aus/ Dadurch die feuchte Schneck entzündt ihr Wasser-Hauß. Die Liebe dringt zu Wallfisch und Delphin Durch Wind und Wellen hin. Die Nachtigall/ die hier so lieblich singt/ Und sich durch geilen Flug von Ast zu Aste schwingt/ Würd' ohne Zweiffel/ wenn sie könte/ sagen: Ich brenne vom Triebe Entzündeter Liebe: Ich bin/ mein Verlangen/ Von Liebe gefangen. Auch höret sie ihr Lieb in seiner Sprache klagen/ Und stimmet ihr/ von dem wir Zeugen seyn/ Mit angenehmer Antwort ein. Das Vieh in Ställen macht nach seiner Art bekandt Bey seines gleichen seinen Brandt. Der Thiere Fürst der Leu erseufftzet/ daß der Wald Von Liebe/ nicht von Zorn/ mit Schrecken widerschallt. Mit kurtzem: Alles liebt/ nur Silvio will nicht/ Mit Himmel/ Erd und See zu lieben seyn verpflicht. Laß/ B
treuer Schaͤffer. Gleich wie ſich Liebe nicht und Alter ſchicken kuͤnnen/So/ wer der reinen Brunſt entzieht die friſchen Glieder/ Der iſt des Himmels Schluß und der Natur zu wider. Schau um dich/ Silvio/ was ſchoͤnes dieſe Welt/ Was lieblichs dieſer Kreiß in ſeinen Armen haͤlt/ Das iſt der Liebe Werck. Der Himmel iſt verliebt/ Man ſiehet/ wie ſich Erd und Meer im Lieben uͤbt. Der helle Stern/ der dort die Morgenroͤth anſaget/ Die Venus/ die am fruͤhen Himmel glaͤnzt/ Mit klarem Schein ihr ſtoltzes Haubt bekraͤnzt/ Fuͤhlt ſelbſt das ſuͤſſe Gifft/ womit ſie andre plaget: Und izt koͤmmt ſie vielleicht von ihres Liebſten Bette/ Verlaͤſſt Gradivens angenehme Schoß/ In welcher ſie verſtohlner Luſt genoß: Schau/ wie ſie Strahlen ſchieſſt/ wie ſie noch winckt und lacht. Es fuͤhlen ihre Macht Die Thiere durch den Wald/ und lieben in die Wette. Die kalte See loͤſcht nicht die heiſſen Flammen aus/ Dadurch die feuchte Schneck entzuͤndt ihr Waſſer-Hauß. Die Liebe dringt zu Wallfiſch und Delphin Durch Wind und Wellen hin. Die Nachtigall/ die hier ſo lieblich ſingt/ Und ſich durch geilen Flug von Aſt zu Aſte ſchwingt/ Wuͤrd’ ohne Zweiffel/ wenn ſie koͤnte/ ſagen: Ich brenne vom Triebe Entzuͤndeter Liebe: Ich bin/ mein Verlangen/ Von Liebe gefangen. Auch hoͤret ſie ihr Lieb in ſeiner Sprache klagen/ Und ſtimmet ihr/ von dem wir Zeugen ſeyn/ Mit angenehmer Antwort ein. Das Vieh in Staͤllen macht nach ſeiner Art bekandt Bey ſeines gleichen ſeinen Brandt. Der Thiere Fuͤrſt der Leu erſeufftzet/ daß der Wald Von Liebe/ nicht von Zorn/ mit Schrecken widerſchallt. Mit kurtzem: Alles liebt/ nur Silvio will nicht/ Mit Himmel/ Erd und See zu lieben ſeyn verpflicht. Laß/ B
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treuer Schaͤffer.
Gleich wie ſich Liebe nicht und Alter ſchicken kuͤnnen/
So/ wer der reinen Brunſt entzieht die friſchen Glieder/
Der iſt des Himmels Schluß und der Natur zu wider.
Schau um dich/ Silvio/ was ſchoͤnes dieſe Welt/
Was lieblichs dieſer Kreiß in ſeinen Armen haͤlt/
Das iſt der Liebe Werck. Der Himmel iſt verliebt/
Man ſiehet/ wie ſich Erd und Meer im Lieben uͤbt.
Der helle Stern/ der dort die Morgenroͤth anſaget/
Die Venus/ die am fruͤhen Himmel glaͤnzt/
Mit klarem Schein ihr ſtoltzes Haubt bekraͤnzt/
Fuͤhlt ſelbſt das ſuͤſſe Gifft/ womit ſie andre plaget:
Und izt koͤmmt ſie vielleicht von ihres Liebſten Bette/
Verlaͤſſt Gradivens angenehme Schoß/
In welcher ſie verſtohlner Luſt genoß:
Schau/ wie ſie Strahlen ſchieſſt/ wie ſie noch winckt und
lacht.
Es fuͤhlen ihre Macht
Die Thiere durch den Wald/ und lieben in die Wette.
Die kalte See loͤſcht nicht die heiſſen Flammen aus/
Dadurch die feuchte Schneck entzuͤndt ihr Waſſer-Hauß.
Die Liebe dringt zu Wallfiſch und Delphin
Durch Wind und Wellen hin.
Die Nachtigall/ die hier ſo lieblich ſingt/
Und ſich durch geilen Flug von Aſt zu Aſte ſchwingt/
Wuͤrd’ ohne Zweiffel/ wenn ſie koͤnte/ ſagen:
Ich brenne vom Triebe
Entzuͤndeter Liebe:
Ich bin/ mein Verlangen/
Von Liebe gefangen.
Auch hoͤret ſie ihr Lieb in ſeiner Sprache klagen/
Und ſtimmet ihr/ von dem wir Zeugen ſeyn/
Mit angenehmer Antwort ein.
Das Vieh in Staͤllen macht nach ſeiner Art bekandt
Bey ſeines gleichen ſeinen Brandt.
Der Thiere Fuͤrſt der Leu erſeufftzet/ daß der Wald
Von Liebe/ nicht von Zorn/ mit Schrecken widerſchallt.
Mit kurtzem: Alles liebt/ nur Silvio will nicht/
Mit Himmel/ Erd und See zu lieben ſeyn verpflicht.
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