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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Auff solches haben sie jhn in einem Thurn wol verwahret / vnd solches dem newen Kayser Mustaphae angezeiget: der ist darauff / das schuldige Gebett / wie bey den newen Ottomannischen Kaysern gebräuchlich / zuverrichten / in die Moschea / vnd von dannen vom Kriegsvolck in den newen Sarai oder Kayserlichen Pallast (alda die Türckische Kayser jhre gewöhnliche Residentz haben) begleitet worden / daselbsten er Mustapha / als nunmehr bestätigter Sultan / seinen Schwagern / den Daut Bassa zum Primo Vezier gemacht / vnnd den obgedachten Jungen / so dem Kriegsvolck das Orth / da er gewesen / gewiesen / (welcher Jung auch / als er hiebevor Kayser war / jhm für einen Solicitator oder Selictar gedienet) zum Aga der Janitzaren verordnet / welches alles mit guter Satisfattion der Janitzaren geschehen / welche damit wol zu frieden waren / vnnd zugleich die andern Vrsächer / so die Reiß nach Mecha hatten anstellen helffen / sucheten / damit sie dieselben auch hinrichten möchten: Sonderlich aber waren deß Sultan Oßmanns Praeceptor vnd grosse Schatzmeister sehr verhasset / sie hatten sich aber verkrochen vnd verschlossen / daß sie zu jhrem grossen Glück nicht kondten gefunden werden. Vnderdessen ließ der Sultan Mustapha nachforschen / ob deß Oßmanns zween jüngere Brüder noch im Leben weren: Dann er besorgte / er Oßmann möchte sie beyde / zu desto mehrer Versicherung seiner Regierung / haben tödten lassen: vnd da man sie in gutem Statu gefunden / hat sich der newe Kayser (welches bey seinen Vorfahren vnerhört) dessen sehr erfrewet / vnnd alsobalden) vielleicht mit Rath seiner Mutter vnd seines Schwagers deß newen Prmio Vejiers) sich entschlossen / ju seines Reichs gewisser Versicherung / vnd damit kein vnverhoffte Spaltung erfolgen: sondern der newe Kayser allerley gefährlichen Zustandts enthoben seyn möchte / noch selbige Nacht den armen Sultan Oßmann stranguliren zulassen. Welches dann von gedachtem Primo Vezier / auff empfangenen schrifftlichen Befehl deß Mustaphae (damit man jhme Vezier deßwegen nicht die Schuld geben köndte / wie hernacher geschehen) vollnjogen worden. Vnd solle der new Kayser zu dem End dem Obristen vber die Türckische Stummen / selbst mit eigener Hand eine Handzwehl zugestellet haben.

Sultan Oßmann wird strangulirt. Demnach nun gedachte Abgeordnete zu dem Oßmann ins Gefängnuß kommen / vnd jm deß Mustaphae Befehl angekündiget / hat er sich vber solche seines Vettern Grausambkeit / vnd vnverhofftes vnbarmhertzig procediren zum höchsten beklagt / vnd sein grosses Elend bejammert: Als nun die Abgeordnete mit jhm zur Türckischen Execution schreiten wollen / hat er / weil ein junger starcker Mann gewesen / grossen Widerstand gethan / ist aber doch vberwunden / vnd also der arme elende Kayser / seines Alters vngefeher in dem 20. Jahr / von seinen eigenen Leuthen vnd Dienern strangulirt wodern / vnnd hat er keinen Sohn hinderlassen.

Seinen Cöper hat man in das newe Seraglium oder Pallast getragen / der hernacher auff den Freytag (welches der Türcken gewöhnlicher Fest- oder Sontag ist) den 17. 27. May Türckischem Gebrauch nach zu seinem Vattern Sultan Achmet begraben worden. Sonsten hat männiglich ein grosses Mitleiden / wegen solches seines grossen Vnglücks vnnd elenden Todts mit jhm gehabt / vnnd hat jhrer viel bedüncken wollen / daß in solchem Werck vnd geschwinden Proceß ein grosse Vngerechtigkeit begangen worden. Deßwegen dann bald nach geschehener Strangulirung die Spachi den Janitzaren die Schuld gegeben: Die Janitzaren aber wendeten vor / sie wisten nichts darumb / vnnd hette jhn der Primo Vezier Daut Bassa stranguliren lassen / welcher sich dann mit dem Befehl deß newen Kaysers entschuldiget / wolte also kein Theil den Namen haben / daß Oßmann durch jhn das Leben verlohren hätte / eine solche gute Sach hetten sie.

Hierauff hat der newe Sultan nach Gelt getrachtet / die Spachi vnnd Janitzaren mit dem gewöhnlichen Praesent zustillen vnd zu contentiren: Solch Praesent hat seine Mutter auff jede Person vmb fünff Ducaten gemehret vnd vbersetzet; doch hetten die Spachi lieber eine Besserung jhrer Besoldung / als solche Zugab gehabt. Die Janitzaren vnd das ander Türckische Kriegesvolck haben in solchem Tumult vnnd Rebellion Wesen viel verschnittene Frawenzimmers Anzahl deren so vnter wehrendem Tumult vöden Janitzaren gesäbelt worden. Diener / vnd etliche Sultanin / so wol viel Scheuch vnd vornehme Officirer vnd also bey 4000. Personen / die jhnen widerwertig gewesen / nidergesäbelt vnd vmbgebracht. Vnd ist solche Zeit vber / so lang dieser Tumuilt gewehret / die gantze Statt Constantinopel in grossem Schrecken vnnd Bestürtzung gewesen: Alle Kräm vnd Stattpforten waren gesperret / die Kirchen Dienst drey Tag nach einander vnderlassen / inmittels aber sonsten hin vnd wider allerlerley Vngebühr verübet / auch wurde der Muffti abgesetzt / vnnd ein anderer an seine Stell verordnet.

Mustaphae Ankunfft vnd Qualitäten. Was den newen Türckischen Kayser Sultan Mustapham anlangt / ist derselbe auß dem alten Ottomannischen Sultans Stammen gebohren / vnnd deß strangulirten Sultan Oßmanns Vatters Bruder gewesen: Sein Mustaphae Vatter war Sultan Mahomet oder Muchemet / der bitte dieses Nahmens / vnd in der Ordnung der 15. Türckische Kayser / welcher An. 1595. zum Regiment kommen / vnd den 21. Decembris 1603. todts verfahren. Er Mustapha hat bey Antrettung seines Regiments alle Grentzen vnnd Orther deß Türckischen Reichs mit newen Officirern vnd Bassen / so wol mit newen Commandanantz versehen. Seine Qualitates betreffend / so war er (doch mehr vor seiner Gefängnuß) ein hoch verständiger vnd in seines Glaubens Theologia geschickter Herr / der sich mit vielen guten Künsten erlustiget / also daß man Hoffnung hatte / er würde nit so blutgirig vnd Kriegerisch gegen der Christenheit seyn / als seine Antecessores gewesen; auch war er albereit zimblich alt / außge-

Auff solches haben sie jhn in einem Thurn wol verwahret / vnd solches dem newen Kayser Mustaphae angezeiget: der ist darauff / das schuldige Gebett / wie bey den newen Ottomannischen Kaysern gebräuchlich / zuverrichten / in die Moschea / vnd von dannen vom Kriegsvolck in den newen Sarai oder Kayserlichen Pallast (alda die Türckische Kayser jhre gewöhnliche Residentz haben) begleitet worden / daselbsten er Mustapha / als nũmehr bestätigter Sultan / seinen Schwagern / den Daut Bassa zum Primo Vezier gemacht / vnnd den obgedachten Jungen / so dem Kriegsvolck das Orth / da er gewesen / gewiesen / (welcher Jung auch / als er hiebevor Kayser war / jhm für einen Solicitator oder Selictar gedienet) zum Aga der Janitzaren verordnet / welches alles mit guter Satisfattion der Janitzaren geschehen / welche damit wol zu frieden waren / vnnd zugleich die andern Vrsächer / so die Reiß nach Mecha hatten anstellen helffen / sucheten / damit sie dieselben auch hinrichten möchten: Sonderlich aber waren deß Sultan Oßmanns Praeceptor vnd grosse Schatzmeister sehr verhasset / sie hatten sich aber verkrochen vnd verschlossen / daß sie zu jhrem grossen Glück nicht kondten gefunden werden. Vnderdessen ließ der Sultan Mustapha nachforschen / ob deß Oßmanns zween jüngere Brüder noch im Leben weren: Dann er besorgte / er Oßmann möchte sie beyde / zu desto mehrer Versicherung seiner Regierung / haben tödten lassen: vnd da man sie in gutem Statu gefunden / hat sich der newe Kayser (welches bey seinen Vorfahren vnerhört) dessen sehr erfrewet / vnnd alsobalden) vielleicht mit Rath seiner Mutter vñ seines Schwagers deß newen Prmio Vejiers) sich entschlossen / ju seines Reichs gewisser Versicherung / vnd damit kein vnverhoffte Spaltung erfolgen: sondern der newe Kayser allerley gefährlichen Zustandts enthoben seyn möchte / noch selbige Nacht den armen Sultan Oßmann stranguliren zulassen. Welches dann von gedachtem Primo Vezier / auff empfangenen schrifftlichen Befehl deß Mustaphae (damit man jhme Vezier deßwegen nicht die Schuld geben köndte / wie hernacher geschehen) vollnjogen worden. Vnd solle der new Kayser zu dem End dem Obristen vber die Türckische Stummen / selbst mit eigener Hand eine Handzwehl zugestellet haben.

Sultan Oßmann wird strangulirt. Demnach nun gedachte Abgeordnete zu dem Oßmann ins Gefängnuß kommen / vnd jm deß Mustaphae Befehl angekündiget / hat er sich vber solche seines Vettern Grausambkeit / vnd vnverhofftes vnbarmhertzig procediren zum höchsten beklagt / vnd sein grosses Elend bejammert: Als nun die Abgeordnete mit jhm zur Türckischen Execution schreiten wollen / hat er / weil ein junger starcker Mann gewesen / grossen Widerstand gethan / ist aber doch vberwunden / vnd also der arme elende Kayser / seines Alters vngefeher in dem 20. Jahr / von seinen eigenen Leuthen vnd Dienern strangulirt wodern / vnnd hat er keinen Sohn hinderlassen.

Seinen Cöper hat man in das newe Seraglium oder Pallast getragen / der hernacher auff den Freytag (welches der Türcken gewöhnlicher Fest- oder Sontag ist) den 17. 27. May Türckischem Gebrauch nach zu seinem Vattern Sultan Achmet begraben worden. Sonsten hat männiglich ein grosses Mitleiden / wegen solches seines grossen Vnglücks vnnd elenden Todts mit jhm gehabt / vnnd hat jhrer viel bedüncken wollen / daß in solchem Werck vnd geschwinden Proceß ein grosse Vngerechtigkeit begangen worden. Deßwegen dann bald nach geschehener Strangulirung die Spachi den Janitzaren die Schuld gegeben: Die Janitzaren aber wendeten vor / sie wisten nichts darumb / vnnd hette jhn der Primo Vezier Daut Bassa stranguliren lassen / welcher sich dann mit dem Befehl deß newen Kaysers entschuldiget / wolte also kein Theil den Namen haben / daß Oßmann durch jhn das Leben verlohren hätte / eine solche gute Sach hetten sie.

Hierauff hat der newe Sultan nach Gelt getrachtet / die Spachi vnnd Janitzaren mit dem gewöhnlichen Praesent zustillen vnd zu contentiren: Solch Praesent hat seine Mutter auff jede Person vmb fünff Ducaten gemehret vnd vbersetzet; doch hetten die Spachi lieber eine Besserung jhrer Besoldung / als solche Zugab gehabt. Die Janitzaren vnd das ander Türckische Kriegesvolck haben in solchem Tumult vnnd Rebellion Wesen viel verschnittene Frawenzimmers Anzahl deren so vnter wehrendem Tumult vöden Janitzaren gesäbelt wordẽ. Diener / vñ etliche Sultanin / so wol viel Scheuch vnd vornehme Officirer vnd also bey 4000. Personen / die jhnen widerwertig gewesen / nidergesäbelt vnd vmbgebracht. Vnd ist solche Zeit vber / so lang dieser Tumuilt gewehret / die gantze Statt Constantinopel in grossem Schrecken vnnd Bestürtzung gewesen: Alle Kräm vnd Stattpforten waren gesperret / die Kirchen Dienst drey Tag nach einander vnderlassen / inmittels aber sonsten hin vnd wider allerlerley Vngebühr verübet / auch wurde der Muffti abgesetzt / vnnd ein anderer an seine Stell verordnet.

Mustaphae Ankunfft vnd Qualitäten. Was den newen Türckischen Kayser Sultan Mustapham anlangt / ist derselbe auß dem alten Ottomannischen Sultans Stammen gebohren / vnnd deß strangulirten Sultan Oßmanns Vatters Bruder gewesen: Sein Mustaphae Vatter war Sultan Mahomet oder Muchemet / der bitte dieses Nahmens / vnd in der Ordnung der 15. Türckische Kayser / welcher An. 1595. zum Regiment kommen / vnd den 21. Decembris 1603. todts verfahren. Er Mustapha hat bey Antrettung seines Regiments alle Grentzen vnnd Orther deß Türckischen Reichs mit newen Officirern vnd Bassen / so wol mit newen Commandanantz versehen. Seine Qualitates betreffend / so war er (doch mehr vor seiner Gefängnuß) ein hoch verständiger vnd in seines Glaubens Theologia geschickter Herr / der sich mit vielen guten Künsten erlustiget / also daß man Hoffnung hatte / er würde nit so blutgirig vnd Kriegerisch gegen der Christenheit seyn / als seine Antecessores gewesen; auch war er albereit zimblich alt / außge-

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          <p><note place="left">Sultan Oßmann wird strangulirt.</note> Demnach nun                      gedachte Abgeordnete zu dem Oßmann ins Gefängnuß kommen / vnd jm deß Mustaphae                      Befehl angekündiget / hat er sich vber solche seines Vettern Grausambkeit / vnd                      vnverhofftes vnbarmhertzig procediren zum höchsten beklagt / vnd sein grosses                      Elend bejammert: Als nun die Abgeordnete mit jhm zur Türckischen Execution                      schreiten wollen / hat er / weil ein junger starcker Mann gewesen / grossen                      Widerstand gethan / ist aber doch vberwunden / vnd also der arme elende Kayser /                      seines Alters vngefeher in dem 20. Jahr / von seinen eigenen Leuthen vnd Dienern                      strangulirt wodern / vnnd hat er keinen Sohn hinderlassen.</p>
          <p>Seinen Cöper hat man in das newe Seraglium oder Pallast getragen / der hernacher                      auff den Freytag (welches der Türcken gewöhnlicher Fest- oder Sontag ist) den                      17. 27. May Türckischem Gebrauch nach zu seinem Vattern Sultan Achmet begraben                      worden. Sonsten hat männiglich ein grosses Mitleiden / wegen solches seines                      grossen Vnglücks vnnd elenden Todts mit jhm gehabt / vnnd hat jhrer viel                      bedüncken wollen / daß in solchem Werck vnd geschwinden Proceß ein grosse                      Vngerechtigkeit begangen worden. Deßwegen dann bald nach geschehener                      Strangulirung die Spachi den Janitzaren die Schuld gegeben: Die Janitzaren aber                      wendeten vor / sie wisten nichts darumb / vnnd hette jhn der Primo Vezier Daut                      Bassa stranguliren lassen / welcher sich dann mit dem Befehl deß newen Kaysers                      entschuldiget / wolte also kein Theil den Namen haben / daß Oßmann durch jhn das                      Leben verlohren hätte / eine solche gute Sach hetten sie.</p>
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[778/0881] Auff solches haben sie jhn in einem Thurn wol verwahret / vnd solches dem newen Kayser Mustaphae angezeiget: der ist darauff / das schuldige Gebett / wie bey den newen Ottomannischen Kaysern gebräuchlich / zuverrichten / in die Moschea / vnd von dannen vom Kriegsvolck in den newen Sarai oder Kayserlichen Pallast (alda die Türckische Kayser jhre gewöhnliche Residentz haben) begleitet worden / daselbsten er Mustapha / als nũmehr bestätigter Sultan / seinen Schwagern / den Daut Bassa zum Primo Vezier gemacht / vnnd den obgedachten Jungen / so dem Kriegsvolck das Orth / da er gewesen / gewiesen / (welcher Jung auch / als er hiebevor Kayser war / jhm für einen Solicitator oder Selictar gedienet) zum Aga der Janitzaren verordnet / welches alles mit guter Satisfattion der Janitzaren geschehen / welche damit wol zu frieden waren / vnnd zugleich die andern Vrsächer / so die Reiß nach Mecha hatten anstellen helffen / sucheten / damit sie dieselben auch hinrichten möchten: Sonderlich aber waren deß Sultan Oßmanns Praeceptor vnd grosse Schatzmeister sehr verhasset / sie hatten sich aber verkrochen vnd verschlossen / daß sie zu jhrem grossen Glück nicht kondten gefunden werden. Vnderdessen ließ der Sultan Mustapha nachforschen / ob deß Oßmanns zween jüngere Brüder noch im Leben weren: Dann er besorgte / er Oßmann möchte sie beyde / zu desto mehrer Versicherung seiner Regierung / haben tödten lassen: vnd da man sie in gutem Statu gefunden / hat sich der newe Kayser (welches bey seinen Vorfahren vnerhört) dessen sehr erfrewet / vnnd alsobalden) vielleicht mit Rath seiner Mutter vñ seines Schwagers deß newen Prmio Vejiers) sich entschlossen / ju seines Reichs gewisser Versicherung / vnd damit kein vnverhoffte Spaltung erfolgen: sondern der newe Kayser allerley gefährlichen Zustandts enthoben seyn möchte / noch selbige Nacht den armen Sultan Oßmann stranguliren zulassen. Welches dann von gedachtem Primo Vezier / auff empfangenen schrifftlichen Befehl deß Mustaphae (damit man jhme Vezier deßwegen nicht die Schuld geben köndte / wie hernacher geschehen) vollnjogen worden. Vnd solle der new Kayser zu dem End dem Obristen vber die Türckische Stummen / selbst mit eigener Hand eine Handzwehl zugestellet haben. Demnach nun gedachte Abgeordnete zu dem Oßmann ins Gefängnuß kommen / vnd jm deß Mustaphae Befehl angekündiget / hat er sich vber solche seines Vettern Grausambkeit / vnd vnverhofftes vnbarmhertzig procediren zum höchsten beklagt / vnd sein grosses Elend bejammert: Als nun die Abgeordnete mit jhm zur Türckischen Execution schreiten wollen / hat er / weil ein junger starcker Mann gewesen / grossen Widerstand gethan / ist aber doch vberwunden / vnd also der arme elende Kayser / seines Alters vngefeher in dem 20. Jahr / von seinen eigenen Leuthen vnd Dienern strangulirt wodern / vnnd hat er keinen Sohn hinderlassen. Sultan Oßmann wird strangulirt. Seinen Cöper hat man in das newe Seraglium oder Pallast getragen / der hernacher auff den Freytag (welches der Türcken gewöhnlicher Fest- oder Sontag ist) den 17. 27. May Türckischem Gebrauch nach zu seinem Vattern Sultan Achmet begraben worden. Sonsten hat männiglich ein grosses Mitleiden / wegen solches seines grossen Vnglücks vnnd elenden Todts mit jhm gehabt / vnnd hat jhrer viel bedüncken wollen / daß in solchem Werck vnd geschwinden Proceß ein grosse Vngerechtigkeit begangen worden. Deßwegen dann bald nach geschehener Strangulirung die Spachi den Janitzaren die Schuld gegeben: Die Janitzaren aber wendeten vor / sie wisten nichts darumb / vnnd hette jhn der Primo Vezier Daut Bassa stranguliren lassen / welcher sich dann mit dem Befehl deß newen Kaysers entschuldiget / wolte also kein Theil den Namen haben / daß Oßmann durch jhn das Leben verlohren hätte / eine solche gute Sach hetten sie. Hierauff hat der newe Sultan nach Gelt getrachtet / die Spachi vnnd Janitzaren mit dem gewöhnlichen Praesent zustillen vnd zu contentiren: Solch Praesent hat seine Mutter auff jede Person vmb fünff Ducaten gemehret vnd vbersetzet; doch hetten die Spachi lieber eine Besserung jhrer Besoldung / als solche Zugab gehabt. Die Janitzaren vnd das ander Türckische Kriegesvolck haben in solchem Tumult vnnd Rebellion Wesen viel verschnittene Frawenzimmers Diener / vñ etliche Sultanin / so wol viel Scheuch vnd vornehme Officirer vnd also bey 4000. Personen / die jhnen widerwertig gewesen / nidergesäbelt vnd vmbgebracht. Vnd ist solche Zeit vber / so lang dieser Tumuilt gewehret / die gantze Statt Constantinopel in grossem Schrecken vnnd Bestürtzung gewesen: Alle Kräm vnd Stattpforten waren gesperret / die Kirchen Dienst drey Tag nach einander vnderlassen / inmittels aber sonsten hin vnd wider allerlerley Vngebühr verübet / auch wurde der Muffti abgesetzt / vnnd ein anderer an seine Stell verordnet. Anzahl deren so vnter wehrendem Tumult vöden Janitzaren gesäbelt wordẽ. Was den newen Türckischen Kayser Sultan Mustapham anlangt / ist derselbe auß dem alten Ottomannischen Sultans Stammen gebohren / vnnd deß strangulirten Sultan Oßmanns Vatters Bruder gewesen: Sein Mustaphae Vatter war Sultan Mahomet oder Muchemet / der bitte dieses Nahmens / vnd in der Ordnung der 15. Türckische Kayser / welcher An. 1595. zum Regiment kommen / vnd den 21. Decembris 1603. todts verfahren. Er Mustapha hat bey Antrettung seines Regiments alle Grentzen vnnd Orther deß Türckischen Reichs mit newen Officirern vnd Bassen / so wol mit newen Commandanantz versehen. Seine Qualitates betreffend / so war er (doch mehr vor seiner Gefängnuß) ein hoch verständiger vnd in seines Glaubens Theologia geschickter Herr / der sich mit vielen guten Künsten erlustiget / also daß man Hoffnung hatte / er würde nit so blutgirig vnd Kriegerisch gegen der Christenheit seyn / als seine Antecessores gewesen; auch war er albereit zimblich alt / außge- Mustaphae Ankunfft vnd Qualitäten.

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  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/881>, abgerufen am 23.11.2024.