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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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in Gülchischen vnnd Bergischen Landen mit Fewer verbrennen.

IV. So viel Habern alß Marggraffen Spinolae vberliefert worden / wolten sie ebenfals haben.

Bergen op Soom vom Spinola belägert. Obbesagten Schwur wahr zu machen / hat sich Marggraff Spinola in dem Julio vnderstanden. Dann nachdem er alle Gelegenheit vnd Festungen in den Gülch-vnd Bergischen Landen / besichtiget / auff alles gute Anordnung gethan / vnnd Graff Henrichen von dem Berg mit einer sonderbahren Armee / Graff Moritzen auff den Dienst zu warten / der Enden gelassen / hat er den 16. Julij sein gantze Armada / darzu Inigo de Borges mit dem meisten Volck auß dem Läger vor Schleuß / auch gestossen / bey Antorff versamblet / vnd vnversehens den 18. Julij / nachdem er selbigen Tags das Stättlein Steinbergen mit 10. Stücken beschossen / vnnd mit Accord einbekommen / die Statt Bergen op Som berennet.

Beschaffenheit / der Statt Bergen op Soom / zur Zeit dieser Belägerung. Ehe wir weiter in der Belägerung fortfahren / wollen wir die Beschaffenheit dieser Statt / wie sie zu Zeiten dieses Anfalls gewesen / zur Nachrichtung kürtzlich beschreiben.

Es haben sie die Holländer in jhren Gewalt gebracht im Jahr nach Christi Geburt 1577. vnd nachmahls mit newen Wercken vnd Schantzen vberauß starck befestiget / weil jhnen an dieser Statt sehr viel gelegen: dann sie ein freyer Paß ist in das Hertzogthumb Braband: hergegen da sie von den Spaniern sollen gewonnen werden / hetten sie darauß dem gantzen Seeland / welches nur ein Arm auß der See von Holland vnderscheidet / grosse vngelegenheiten schaffen können. Derohalben haben sie an dem Ort gegen Antorff ein newe Schantz in form eines halben Monden / gebawet / vnd solchen an die Stattmawer gehencket / neben noch andern mehr kleinen Schantzen / auff welche sie viel Stück gestellet / von allerhand Gattung. Auff der Linckenseithen dieses halben Monds / da man zu einer andern Festung gehet / sind 4. Reduiten gemacht / auch die Festung mit Stücken auffs beste versehen. In die Statt gehet ein Canal oder Arm auß der Schelde / durch welchen man Entsatz vnnd Profiand / ob die Statt schon hart belägert were / hinein führen kan / vnd kan solches von den Belägerten nicht verhindert werden / dann zu beschützung dieses Canals / von der Statt an biß und das Meer / 11. Schantzen erbawet / welche nicht allein mit Stücken sondern auch mit spitzigen Pfälen versehen sind. Da man von Bergen auff Steinbergen gehet / sind fast auff gleiche Art / etliche Schantzen gemacht / mit vielen Reduiten vnd einem Lauffgraben. So machet vber diß der Fluß Som / so an diese Statt lauffet / den einen Theil deß daran ligenden Landes gantz Wässericht vnd Sumpfficht / weil derselbe Fluß stetigs außlauffet vnnd das Erdreich befeuchtet. An diesem Ort haben die Staden allzeit ein starcke Besatzung / vnd nicht minder dann zwey oder 3000. Mann / ohne die Bürger so auch streitbare Leuth sind / gehabt / vnd ist es auch nach der Hand je länger je mehr befestiget worden.

Nach dem nun diese Statt von den Spanischen berennet / schlug Marggraff Spinola das Läger auff den Kanninichenberg nicht weit von Alteren / etwan zween Mußquetenschüß von der Statt: allda fieng er an zu graben / vnnd ließ eine Schantz vnden am Berg auffwerffen / vnnd brauchte in deren Verfertigung grossen Ernst. Wie er er nun an 2. Orten / wie auch gegen vber dem Berg / die Stück gestellet / fieng er an / an drey Orten die Statt hefftig zubeschiessen. Auff den Raderenberg ließ er die Wallonen sich lägern / deren Obrister erstlich war der Graff von Galazar / hernach aber Consalvus Corduba.

Zum allerersten thete Spinola einen Anfall auff den halben Mond / alß aber derselbe von den Belägerten starck defendirt / wurde er nach 2. harten Stürmen erobert / mit nicht geringem verlust auff beyden Seithen. Aber vber etliche Tag kamen die Belägerte wider / vnd nahmen / nachdem sie die Italiäner außgejagt / die Schantz wider eyn: doch wurden sie von den Italianern hernach wider darauß geschlagen / deren sie nach solchem nicht wider mächtig werden kundten. Derohalben sie angefangen Minen zu graben / deren Effect hernach gemeldet wird.

Vmb diese Zeit lag Printz Moritz mit seinem Kriegsheer bey Rees am Rhein / vnnd alß er die Zeitung von dieser Belägerung bekam / schick[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]e er alßbald ein starcken Entsatz mit nothwendiger Profiand dahin. Die Belägerte kamen in dessen deß Nachts auß der Statt / vnd nahmen vor der Steinbergischen Pforten ein höhe eyn.

Den 19. Julij theten die Belägerte mit 60. Pferden einen Außfall / vnd brachten 2. Trompeter sampt acht Pferden / in die Statt.

Den 20. vnd 21. sind in die Statt kommen 3. Regiment / alß deß von Lockern / deß von Famar vnd ein Schottisch vnder Colonell Hinderson / also daß damals die Besatzung in 5000. Mann starck wurde. Es kamen auch etliche Ingenieur mit diesem Entsatz hinein / die haben alßbald mit Gutachten deß Gubernators Ryhoven / ausser der Statt etliche newe Werck mit grossem Fleiß gemacht: da inmittels die Belägerte mit Stücken auff das hefftigste in das Spanische Läger / damit die Schantzende nicht verhindert würden / geschossen.

Den 22. haben die Belägerte einen Außfall gethan / auff des Lovys de Velasco Quartier / alß aber das Fußvolck zu weit dahin den blieb / vnd sie 4. Cornet Reutter antraffen / dorfften sie nicht auff sie ansetzen. Derhalben alß sie in 25. Mann von den jhrigen verlohren hatten / kehrten sie wider zurück.

Hierzwischen liessen die Belägerte nichts an jhrem Fleiß erwinden / sondern schantzten Tag vnd Nacht / vnnd machten viel stattliche Werck / der Belägerer Macht dardurch zubrechen / welche gleichfalls mit Schantzen viel Arbeit theten. Vnd alß diese mit graben starck fortfuhren / haben die Belägerte vberzwerg dargegen / ein Graben vnd Wall 60 Ruden lang / auffgeführet.

Den 23. haben die Spanier hefftig auff den Port vnd Canal geschossen / also daß etliche schüß

in Gülchischen vnnd Bergischen Landen mit Fewer verbrennen.

IV. So viel Habern alß Marggraffen Spinolae vberliefert wordẽ / wolten sie ebenfals haben.

Bergen op Soom vom Spinola belägert. Obbesagten Schwur wahr zu machen / hat sich Marggraff Spinola in dem Julio vnderstanden. Dann nachdem er alle Gelegenheit vnd Festungen in den Gülch-vnd Bergischen Landen / besichtiget / auff alles gute Anordnung gethan / vnnd Graff Henrichen von dem Berg mit einer sonderbahren Armee / Graff Moritzen auff den Dienst zu warten / der Enden gelassen / hat er den 16. Julij sein gantze Armada / darzu Inigo de Borges mit dem meisten Volck auß dem Läger vor Schleuß / auch gestossen / bey Antorff versamblet / vnd vnversehens den 18. Julij / nachdem er selbigen Tags das Stättlein Steinbergen mit 10. Stücken beschossen / vnnd mit Accord einbekommen / die Statt Bergen op Som berennet.

Beschaffenheit / der Statt Bergen op Soom / zur Zeit dieser Belägerung. Ehe wir weiter in der Belägerung fortfahren / wollen wir die Beschaffenheit dieser Statt / wie sie zu Zeiten dieses Anfalls gewesen / zur Nachrichtung kürtzlich beschreiben.

Es haben sie die Holländer in jhren Gewalt gebracht im Jahr nach Christi Geburt 1577. vnd nachmahls mit newen Wercken vnd Schantzen vberauß starck befestiget / weil jhnen an dieser Statt sehr viel gelegen: dann sie ein freyer Paß ist in das Hertzogthumb Braband: hergegen da sie von den Spaniern sollen gewonnen werden / hetten sie darauß dem gantzen Seeland / welches nur ein Arm auß der See von Holland vnderscheidet / grosse vngelegenheiten schaffen können. Derohalben haben sie an dem Ort gegen Antorff ein newe Schantz in form eines halben Monden / gebawet / vnd solchen an die Stattmawer gehencket / neben noch andern mehr kleinen Schantzen / auff welche sie viel Stück gestellet / von allerhand Gattung. Auff der Linckenseithen dieses halben Monds / da man zu einer andern Festung gehet / sind 4. Reduiten gemacht / auch die Festung mit Stücken auffs beste versehen. In die Statt gehet ein Canal oder Arm auß der Schelde / durch welchen man Entsatz vnnd Profiand / ob die Statt schon hart belägert were / hinein führen kan / vnd kan solches von den Belägerten nicht verhindert werden / dann zu beschützung dieses Canals / von der Statt an biß und das Meer / 11. Schantzen erbawet / welche nicht allein mit Stücken sondern auch mit spitzigen Pfälen versehen sind. Da man von Bergen auff Steinbergen gehet / sind fast auff gleiche Art / etliche Schantzen gemacht / mit vielen Reduiten vnd einem Lauffgraben. So machet vber diß der Fluß Som / so an diese Statt lauffet / den einen Theil deß daran ligenden Landes gantz Wässericht vnd Sumpfficht / weil derselbe Fluß stetigs außlauffet vnnd das Erdreich befeuchtet. An diesem Ort haben die Staden allzeit ein starcke Besatzung / vnd nicht minder dann zwey oder 3000. Mann / ohne die Bürger so auch streitbare Leuth sind / gehabt / vnd ist es auch nach der Hand je länger je mehr befestiget worden.

Nach dem nun diese Statt von den Spanischen berennet / schlug Marggraff Spinola das Läger auff den Kanninichenberg nicht weit von Alteren / etwan zween Mußquetenschüß von der Statt: allda fieng er an zu graben / vnnd ließ eine Schantz vnden am Berg auffwerffen / vnnd brauchte in deren Verfertigung grossen Ernst. Wie er er nun an 2. Orten / wie auch gegen vber dem Berg / die Stück gestellet / fieng er an / an drey Orten die Statt hefftig zubeschiessen. Auff den Raderenberg ließ er die Wallonen sich lägern / deren Obrister erstlich war der Graff von Galazar / hernach aber Consalvus Corduba.

Zum allerersten thete Spinola einen Anfall auff den halben Mond / alß aber derselbe von den Belägerten starck defendirt / wurde er nach 2. harten Stürmen erobert / mit nicht geringem verlust auff beyden Seithen. Aber vber etliche Tag kamen die Belägerte wider / vnd nahmen / nachdem sie die Italiäner außgejagt / die Schantz wider eyn: doch wurden sie von den Italianern hernach wider darauß geschlagen / deren sie nach solchem nicht wider mächtig werden kundten. Derohalben sie angefangen Minen zu graben / deren Effect hernach gemeldet wird.

Vmb diese Zeit lag Printz Moritz mit seinem Kriegsheer bey Rees am Rhein / vnnd alß er die Zeitung von dieser Belägerung bekam / schick[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]e er alßbald ein starcken Entsatz mit nothwendiger Profiand dahin. Die Belägerte kamen in dessen deß Nachts auß der Statt / vnd nahmen vor der Steinbergischen Pforten ein höhe eyn.

Den 19. Julij theten die Belägerte mit 60. Pferden einen Außfall / vnd brachten 2. Trompeter sampt acht Pferden / in die Statt.

Den 20. vnd 21. sind in die Statt kommen 3. Regiment / alß deß von Lockern / deß von Famar vnd ein Schottisch vnder Colonell Hinderson / also daß damals die Besatzung in 5000. Mann starck wurde. Es kamen auch etliche Ingenieur mit diesem Entsatz hinein / die haben alßbald mit Gutachten deß Gubernators Ryhoven / ausser der Statt etliche newe Werck mit grossem Fleiß gemacht: da inmittels die Belägerte mit Stücken auff das hefftigste in das Spanische Läger / damit die Schantzende nicht verhindert würden / geschossen.

Den 22. haben die Belägerte einen Außfall gethan / auff des Lovys de Velasco Quartier / alß aber das Fußvolck zu weit dahin den blieb / vnd sie 4. Cornet Reutter antraffen / dorfften sie nicht auff sie ansetzen. Derhalben alß sie in 25. Mann von den jhrigen verlohren hatten / kehrten sie wider zurück.

Hierzwischen liessen die Belägerte nichts an jhrem Fleiß erwinden / sondern schantzten Tag vnd Nacht / vnnd machten viel stattliche Werck / der Belägerer Macht dardurch zubrechen / welche gleichfalls mit Schantzen viel Arbeit theten. Vnd alß diese mit graben starck fortfuhren / haben die Belägerte vberzwerg dargegen / ein Graben vnd Wall 60 Ruden lang / auffgeführet.

Den 23. haben die Spanier hefftig auff den Port vnd Canal geschossen / also daß etliche schüß

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          <p><note place="left">Bergen op Soom vom Spinola belägert.</note> Obbesagten                      Schwur wahr zu machen / hat sich Marggraff Spinola in dem Julio vnderstanden.                      Dann nachdem er alle Gelegenheit vnd Festungen in den Gülch-vnd Bergischen                      Landen / besichtiget / auff alles gute Anordnung gethan / vnnd Graff Henrichen                      von dem Berg mit einer sonderbahren Armee / Graff Moritzen auff den Dienst zu                      warten / der Enden gelassen / hat er den 16. Julij sein gantze Armada / darzu                      Inigo de Borges mit dem meisten Volck auß dem Läger vor Schleuß / auch                      gestossen / bey Antorff versamblet / vnd vnversehens den 18. Julij / nachdem er                      selbigen Tags das Stättlein Steinbergen mit 10. Stücken beschossen / vnnd mit                      Accord einbekommen / die Statt Bergen op Som berennet.</p>
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          <p>Es haben sie die Holländer in jhren Gewalt gebracht im Jahr nach Christi Geburt                      1577. vnd nachmahls mit newen Wercken vnd Schantzen vberauß starck befestiget /                      weil jhnen an dieser Statt sehr viel gelegen: dann sie ein freyer Paß ist in das                      Hertzogthumb Braband: hergegen da sie von den Spaniern sollen gewonnen werden /                      hetten sie darauß dem gantzen Seeland / welches nur ein Arm auß der See von                      Holland vnderscheidet / grosse vngelegenheiten schaffen können. Derohalben haben                      sie an dem Ort gegen Antorff ein newe Schantz in form eines halben Monden /                      gebawet / vnd solchen an die Stattmawer gehencket / neben noch andern mehr                      kleinen Schantzen / auff welche sie viel Stück gestellet / von allerhand                      Gattung. Auff der Linckenseithen dieses halben Monds / da man zu einer andern                      Festung gehet / sind 4. Reduiten gemacht / auch die Festung mit Stücken auffs                      beste versehen. In die Statt gehet ein Canal oder Arm auß der Schelde / durch                      welchen man Entsatz vnnd Profiand / ob die Statt schon hart belägert were /                      hinein führen kan / vnd kan solches von den Belägerten nicht verhindert werden /                      dann zu beschützung dieses Canals / von der Statt an biß und das Meer / 11.                      Schantzen erbawet / welche nicht allein mit Stücken sondern auch mit spitzigen                      Pfälen versehen sind. Da man von Bergen auff Steinbergen gehet / sind fast                      auff gleiche Art / etliche Schantzen gemacht / mit vielen Reduiten vnd einem                      Lauffgraben. So machet vber diß der Fluß Som / so an diese Statt lauffet / den                      einen Theil deß daran ligenden Landes gantz Wässericht vnd Sumpfficht / weil                      derselbe Fluß stetigs außlauffet vnnd das Erdreich befeuchtet. An diesem Ort                      haben die Staden allzeit ein starcke Besatzung / vnd nicht minder dann zwey oder                      3000. Mann / ohne die Bürger so auch streitbare Leuth sind / gehabt / vnd ist es                      auch nach der Hand je länger je mehr befestiget worden.</p>
          <p>Nach dem nun diese Statt von den Spanischen berennet / schlug Marggraff Spinola                      das Läger auff den Kanninichenberg nicht weit von Alteren / etwan zween                      Mußquetenschüß von der Statt: allda fieng er an zu graben / vnnd ließ eine                      Schantz vnden am Berg auffwerffen / vnnd brauchte in deren Verfertigung grossen                      Ernst. Wie er er nun an 2. Orten / wie auch gegen vber dem Berg / die Stück                      gestellet / fieng er an / an drey Orten die Statt hefftig zubeschiessen. Auff                      den Raderenberg ließ er die Wallonen sich lägern / deren Obrister erstlich war                      der Graff von Galazar / hernach aber Consalvus Corduba.</p>
          <p>Zum allerersten thete Spinola einen Anfall auff den halben Mond / alß aber                      derselbe von den Belägerten starck defendirt / wurde er nach 2. harten Stürmen                      erobert / mit nicht geringem verlust auff beyden Seithen. Aber vber etliche Tag                      kamen die Belägerte wider / vnd nahmen / nachdem sie die Italiäner außgejagt /                      die Schantz wider eyn: doch wurden sie von den Italianern hernach wider darauß                      geschlagen / deren sie nach solchem nicht wider mächtig werden kundten.                      Derohalben sie angefangen Minen zu graben / deren Effect hernach gemeldet wird.</p>
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[762/0861] in Gülchischen vnnd Bergischen Landen mit Fewer verbrennen. IV. So viel Habern alß Marggraffen Spinolae vberliefert wordẽ / wolten sie ebenfals haben. Obbesagten Schwur wahr zu machen / hat sich Marggraff Spinola in dem Julio vnderstanden. Dann nachdem er alle Gelegenheit vnd Festungen in den Gülch-vnd Bergischen Landen / besichtiget / auff alles gute Anordnung gethan / vnnd Graff Henrichen von dem Berg mit einer sonderbahren Armee / Graff Moritzen auff den Dienst zu warten / der Enden gelassen / hat er den 16. Julij sein gantze Armada / darzu Inigo de Borges mit dem meisten Volck auß dem Läger vor Schleuß / auch gestossen / bey Antorff versamblet / vnd vnversehens den 18. Julij / nachdem er selbigen Tags das Stättlein Steinbergen mit 10. Stücken beschossen / vnnd mit Accord einbekommen / die Statt Bergen op Som berennet. Bergen op Soom vom Spinola belägert. Ehe wir weiter in der Belägerung fortfahren / wollen wir die Beschaffenheit dieser Statt / wie sie zu Zeiten dieses Anfalls gewesen / zur Nachrichtung kürtzlich beschreiben. Beschaffenheit / der Statt Bergen op Soom / zur Zeit dieser Belägerung. Es haben sie die Holländer in jhren Gewalt gebracht im Jahr nach Christi Geburt 1577. vnd nachmahls mit newen Wercken vnd Schantzen vberauß starck befestiget / weil jhnen an dieser Statt sehr viel gelegen: dann sie ein freyer Paß ist in das Hertzogthumb Braband: hergegen da sie von den Spaniern sollen gewonnen werden / hetten sie darauß dem gantzen Seeland / welches nur ein Arm auß der See von Holland vnderscheidet / grosse vngelegenheiten schaffen können. Derohalben haben sie an dem Ort gegen Antorff ein newe Schantz in form eines halben Monden / gebawet / vnd solchen an die Stattmawer gehencket / neben noch andern mehr kleinen Schantzen / auff welche sie viel Stück gestellet / von allerhand Gattung. Auff der Linckenseithen dieses halben Monds / da man zu einer andern Festung gehet / sind 4. Reduiten gemacht / auch die Festung mit Stücken auffs beste versehen. In die Statt gehet ein Canal oder Arm auß der Schelde / durch welchen man Entsatz vnnd Profiand / ob die Statt schon hart belägert were / hinein führen kan / vnd kan solches von den Belägerten nicht verhindert werden / dann zu beschützung dieses Canals / von der Statt an biß und das Meer / 11. Schantzen erbawet / welche nicht allein mit Stücken sondern auch mit spitzigen Pfälen versehen sind. Da man von Bergen auff Steinbergen gehet / sind fast auff gleiche Art / etliche Schantzen gemacht / mit vielen Reduiten vnd einem Lauffgraben. So machet vber diß der Fluß Som / so an diese Statt lauffet / den einen Theil deß daran ligenden Landes gantz Wässericht vnd Sumpfficht / weil derselbe Fluß stetigs außlauffet vnnd das Erdreich befeuchtet. An diesem Ort haben die Staden allzeit ein starcke Besatzung / vnd nicht minder dann zwey oder 3000. Mann / ohne die Bürger so auch streitbare Leuth sind / gehabt / vnd ist es auch nach der Hand je länger je mehr befestiget worden. Nach dem nun diese Statt von den Spanischen berennet / schlug Marggraff Spinola das Läger auff den Kanninichenberg nicht weit von Alteren / etwan zween Mußquetenschüß von der Statt: allda fieng er an zu graben / vnnd ließ eine Schantz vnden am Berg auffwerffen / vnnd brauchte in deren Verfertigung grossen Ernst. Wie er er nun an 2. Orten / wie auch gegen vber dem Berg / die Stück gestellet / fieng er an / an drey Orten die Statt hefftig zubeschiessen. Auff den Raderenberg ließ er die Wallonen sich lägern / deren Obrister erstlich war der Graff von Galazar / hernach aber Consalvus Corduba. Zum allerersten thete Spinola einen Anfall auff den halben Mond / alß aber derselbe von den Belägerten starck defendirt / wurde er nach 2. harten Stürmen erobert / mit nicht geringem verlust auff beyden Seithen. Aber vber etliche Tag kamen die Belägerte wider / vnd nahmen / nachdem sie die Italiäner außgejagt / die Schantz wider eyn: doch wurden sie von den Italianern hernach wider darauß geschlagen / deren sie nach solchem nicht wider mächtig werden kundten. Derohalben sie angefangen Minen zu graben / deren Effect hernach gemeldet wird. Vmb diese Zeit lag Printz Moritz mit seinem Kriegsheer bey Rees am Rhein / vnnd alß er die Zeitung von dieser Belägerung bekam / schick_e er alßbald ein starcken Entsatz mit nothwendiger Profiand dahin. Die Belägerte kamen in dessen deß Nachts auß der Statt / vnd nahmen vor der Steinbergischen Pforten ein höhe eyn. Den 19. Julij theten die Belägerte mit 60. Pferden einen Außfall / vnd brachten 2. Trompeter sampt acht Pferden / in die Statt. Den 20. vnd 21. sind in die Statt kommen 3. Regiment / alß deß von Lockern / deß von Famar vnd ein Schottisch vnder Colonell Hinderson / also daß damals die Besatzung in 5000. Mann starck wurde. Es kamen auch etliche Ingenieur mit diesem Entsatz hinein / die haben alßbald mit Gutachten deß Gubernators Ryhoven / ausser der Statt etliche newe Werck mit grossem Fleiß gemacht: da inmittels die Belägerte mit Stücken auff das hefftigste in das Spanische Läger / damit die Schantzende nicht verhindert würden / geschossen. Den 22. haben die Belägerte einen Außfall gethan / auff des Lovys de Velasco Quartier / alß aber das Fußvolck zu weit dahin den blieb / vnd sie 4. Cornet Reutter antraffen / dorfften sie nicht auff sie ansetzen. Derhalben alß sie in 25. Mann von den jhrigen verlohren hatten / kehrten sie wider zurück. Hierzwischen liessen die Belägerte nichts an jhrem Fleiß erwinden / sondern schantzten Tag vnd Nacht / vnnd machten viel stattliche Werck / der Belägerer Macht dardurch zubrechen / welche gleichfalls mit Schantzen viel Arbeit theten. Vnd alß diese mit graben starck fortfuhren / haben die Belägerte vberzwerg dargegen / ein Graben vnd Wall 60 Ruden lang / auffgeführet. Den 23. haben die Spanier hefftig auff den Port vnd Canal geschossen / also daß etliche schüß

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/861>, abgerufen am 28.07.2024.