Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.in Gülchischen vnnd Bergischen Landen mit Fewer verbrennen. IV. So viel Habern alß Marggraffen Spinolae vberliefert worden / wolten sie ebenfals haben. Bergen op Soom vom Spinola belägert. Obbesagten Schwur wahr zu machen / hat sich Marggraff Spinola in dem Julio vnderstanden. Dann nachdem er alle Gelegenheit vnd Festungen in den Gülch-vnd Bergischen Landen / besichtiget / auff alles gute Anordnung gethan / vnnd Graff Henrichen von dem Berg mit einer sonderbahren Armee / Graff Moritzen auff den Dienst zu warten / der Enden gelassen / hat er den 16. Julij sein gantze Armada / darzu Inigo de Borges mit dem meisten Volck auß dem Läger vor Schleuß / auch gestossen / bey Antorff versamblet / vnd vnversehens den 18. Julij / nachdem er selbigen Tags das Stättlein Steinbergen mit 10. Stücken beschossen / vnnd mit Accord einbekommen / die Statt Bergen op Som berennet. Beschaffenheit / der Statt Bergen op Soom / zur Zeit dieser Belägerung. Ehe wir weiter in der Belägerung fortfahren / wollen wir die Beschaffenheit dieser Statt / wie sie zu Zeiten dieses Anfalls gewesen / zur Nachrichtung kürtzlich beschreiben. Es haben sie die Holländer in jhren Gewalt gebracht im Jahr nach Christi Geburt 1577. vnd nachmahls mit newen Wercken vnd Schantzen vberauß starck befestiget / weil jhnen an dieser Statt sehr viel gelegen: dann sie ein freyer Paß ist in das Hertzogthumb Braband: hergegen da sie von den Spaniern sollen gewonnen werden / hetten sie darauß dem gantzen Seeland / welches nur ein Arm auß der See von Holland vnderscheidet / grosse vngelegenheiten schaffen können. Derohalben haben sie an dem Ort gegen Antorff ein newe Schantz in form eines halben Monden / gebawet / vnd solchen an die Stattmawer gehencket / neben noch andern mehr kleinen Schantzen / auff welche sie viel Stück gestellet / von allerhand Gattung. Auff der Linckenseithen dieses halben Monds / da man zu einer andern Festung gehet / sind 4. Reduiten gemacht / auch die Festung mit Stücken auffs beste versehen. In die Statt gehet ein Canal oder Arm auß der Schelde / durch welchen man Entsatz vnnd Profiand / ob die Statt schon hart belägert were / hinein führen kan / vnd kan solches von den Belägerten nicht verhindert werden / dann zu beschützung dieses Canals / von der Statt an biß und das Meer / 11. Schantzen erbawet / welche nicht allein mit Stücken sondern auch mit spitzigen Pfälen versehen sind. Da man von Bergen auff Steinbergen gehet / sind fast auff gleiche Art / etliche Schantzen gemacht / mit vielen Reduiten vnd einem Lauffgraben. So machet vber diß der Fluß Som / so an diese Statt lauffet / den einen Theil deß daran ligenden Landes gantz Wässericht vnd Sumpfficht / weil derselbe Fluß stetigs außlauffet vnnd das Erdreich befeuchtet. An diesem Ort haben die Staden allzeit ein starcke Besatzung / vnd nicht minder dann zwey oder 3000. Mann / ohne die Bürger so auch streitbare Leuth sind / gehabt / vnd ist es auch nach der Hand je länger je mehr befestiget worden. Nach dem nun diese Statt von den Spanischen berennet / schlug Marggraff Spinola das Läger auff den Kanninichenberg nicht weit von Alteren / etwan zween Mußquetenschüß von der Statt: allda fieng er an zu graben / vnnd ließ eine Schantz vnden am Berg auffwerffen / vnnd brauchte in deren Verfertigung grossen Ernst. Wie er er nun an 2. Orten / wie auch gegen vber dem Berg / die Stück gestellet / fieng er an / an drey Orten die Statt hefftig zubeschiessen. Auff den Raderenberg ließ er die Wallonen sich lägern / deren Obrister erstlich war der Graff von Galazar / hernach aber Consalvus Corduba. Zum allerersten thete Spinola einen Anfall auff den halben Mond / alß aber derselbe von den Belägerten starck defendirt / wurde er nach 2. harten Stürmen erobert / mit nicht geringem verlust auff beyden Seithen. Aber vber etliche Tag kamen die Belägerte wider / vnd nahmen / nachdem sie die Italiäner außgejagt / die Schantz wider eyn: doch wurden sie von den Italianern hernach wider darauß geschlagen / deren sie nach solchem nicht wider mächtig werden kundten. Derohalben sie angefangen Minen zu graben / deren Effect hernach gemeldet wird. Vmb diese Zeit lag Printz Moritz mit seinem Kriegsheer bey Rees am Rhein / vnnd alß er die Zeitung von dieser Belägerung bekam / schick[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]e er alßbald ein starcken Entsatz mit nothwendiger Profiand dahin. Die Belägerte kamen in dessen deß Nachts auß der Statt / vnd nahmen vor der Steinbergischen Pforten ein höhe eyn. Den 19. Julij theten die Belägerte mit 60. Pferden einen Außfall / vnd brachten 2. Trompeter sampt acht Pferden / in die Statt. Den 20. vnd 21. sind in die Statt kommen 3. Regiment / alß deß von Lockern / deß von Famar vnd ein Schottisch vnder Colonell Hinderson / also daß damals die Besatzung in 5000. Mann starck wurde. Es kamen auch etliche Ingenieur mit diesem Entsatz hinein / die haben alßbald mit Gutachten deß Gubernators Ryhoven / ausser der Statt etliche newe Werck mit grossem Fleiß gemacht: da inmittels die Belägerte mit Stücken auff das hefftigste in das Spanische Läger / damit die Schantzende nicht verhindert würden / geschossen. Den 22. haben die Belägerte einen Außfall gethan / auff des Lovys de Velasco Quartier / alß aber das Fußvolck zu weit dahin den blieb / vnd sie 4. Cornet Reutter antraffen / dorfften sie nicht auff sie ansetzen. Derhalben alß sie in 25. Mann von den jhrigen verlohren hatten / kehrten sie wider zurück. Hierzwischen liessen die Belägerte nichts an jhrem Fleiß erwinden / sondern schantzten Tag vnd Nacht / vnnd machten viel stattliche Werck / der Belägerer Macht dardurch zubrechen / welche gleichfalls mit Schantzen viel Arbeit theten. Vnd alß diese mit graben starck fortfuhren / haben die Belägerte vberzwerg dargegen / ein Graben vnd Wall 60 Ruden lang / auffgeführet. Den 23. haben die Spanier hefftig auff den Port vnd Canal geschossen / also daß etliche schüß in Gülchischen vnnd Bergischen Landen mit Fewer verbrennen. IV. So viel Habern alß Marggraffen Spinolae vberliefert wordẽ / wolten sie ebenfals haben. Bergen op Soom vom Spinola belägert. Obbesagten Schwur wahr zu machen / hat sich Marggraff Spinola in dem Julio vnderstanden. Dann nachdem er alle Gelegenheit vnd Festungen in den Gülch-vnd Bergischen Landen / besichtiget / auff alles gute Anordnung gethan / vnnd Graff Henrichen von dem Berg mit einer sonderbahren Armee / Graff Moritzen auff den Dienst zu warten / der Enden gelassen / hat er den 16. Julij sein gantze Armada / darzu Inigo de Borges mit dem meisten Volck auß dem Läger vor Schleuß / auch gestossen / bey Antorff versamblet / vnd vnversehens den 18. Julij / nachdem er selbigen Tags das Stättlein Steinbergen mit 10. Stücken beschossen / vnnd mit Accord einbekommen / die Statt Bergen op Som berennet. Beschaffenheit / der Statt Bergen op Soom / zur Zeit dieser Belägerung. Ehe wir weiter in der Belägerung fortfahren / wollen wir die Beschaffenheit dieser Statt / wie sie zu Zeiten dieses Anfalls gewesen / zur Nachrichtung kürtzlich beschreiben. Es haben sie die Holländer in jhren Gewalt gebracht im Jahr nach Christi Geburt 1577. vnd nachmahls mit newen Wercken vnd Schantzen vberauß starck befestiget / weil jhnen an dieser Statt sehr viel gelegen: dann sie ein freyer Paß ist in das Hertzogthumb Braband: hergegen da sie von den Spaniern sollen gewonnen werden / hetten sie darauß dem gantzen Seeland / welches nur ein Arm auß der See von Holland vnderscheidet / grosse vngelegenheiten schaffen können. Derohalben haben sie an dem Ort gegen Antorff ein newe Schantz in form eines halben Monden / gebawet / vnd solchen an die Stattmawer gehencket / neben noch andern mehr kleinen Schantzen / auff welche sie viel Stück gestellet / von allerhand Gattung. Auff der Linckenseithen dieses halben Monds / da man zu einer andern Festung gehet / sind 4. Reduiten gemacht / auch die Festung mit Stücken auffs beste versehen. In die Statt gehet ein Canal oder Arm auß der Schelde / durch welchen man Entsatz vnnd Profiand / ob die Statt schon hart belägert were / hinein führen kan / vnd kan solches von den Belägerten nicht verhindert werden / dann zu beschützung dieses Canals / von der Statt an biß und das Meer / 11. Schantzen erbawet / welche nicht allein mit Stücken sondern auch mit spitzigen Pfälen versehen sind. Da man von Bergen auff Steinbergen gehet / sind fast auff gleiche Art / etliche Schantzen gemacht / mit vielen Reduiten vnd einem Lauffgraben. So machet vber diß der Fluß Som / so an diese Statt lauffet / den einen Theil deß daran ligenden Landes gantz Wässericht vnd Sumpfficht / weil derselbe Fluß stetigs außlauffet vnnd das Erdreich befeuchtet. An diesem Ort haben die Staden allzeit ein starcke Besatzung / vnd nicht minder dann zwey oder 3000. Mann / ohne die Bürger so auch streitbare Leuth sind / gehabt / vnd ist es auch nach der Hand je länger je mehr befestiget worden. Nach dem nun diese Statt von den Spanischen berennet / schlug Marggraff Spinola das Läger auff den Kanninichenberg nicht weit von Alteren / etwan zween Mußquetenschüß von der Statt: allda fieng er an zu graben / vnnd ließ eine Schantz vnden am Berg auffwerffen / vnnd brauchte in deren Verfertigung grossen Ernst. Wie er er nun an 2. Orten / wie auch gegen vber dem Berg / die Stück gestellet / fieng er an / an drey Orten die Statt hefftig zubeschiessen. Auff den Raderenberg ließ er die Wallonen sich lägern / deren Obrister erstlich war der Graff von Galazar / hernach aber Consalvus Corduba. Zum allerersten thete Spinola einen Anfall auff den halben Mond / alß aber derselbe von den Belägerten starck defendirt / wurde er nach 2. harten Stürmen erobert / mit nicht geringem verlust auff beyden Seithen. Aber vber etliche Tag kamen die Belägerte wider / vnd nahmen / nachdem sie die Italiäner außgejagt / die Schantz wider eyn: doch wurden sie von den Italianern hernach wider darauß geschlagen / deren sie nach solchem nicht wider mächtig werden kundten. Derohalben sie angefangen Minen zu graben / deren Effect hernach gemeldet wird. Vmb diese Zeit lag Printz Moritz mit seinem Kriegsheer bey Rees am Rhein / vnnd alß er die Zeitung von dieser Belägerung bekam / schick[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]e er alßbald ein starcken Entsatz mit nothwendiger Profiand dahin. Die Belägerte kamen in dessen deß Nachts auß der Statt / vnd nahmen vor der Steinbergischen Pforten ein höhe eyn. Den 19. Julij theten die Belägerte mit 60. Pferden einen Außfall / vnd brachten 2. Trompeter sampt acht Pferden / in die Statt. Den 20. vnd 21. sind in die Statt kommen 3. Regiment / alß deß von Lockern / deß von Famar vnd ein Schottisch vnder Colonell Hinderson / also daß damals die Besatzung in 5000. Mann starck wurde. Es kamen auch etliche Ingenieur mit diesem Entsatz hinein / die haben alßbald mit Gutachten deß Gubernators Ryhoven / ausser der Statt etliche newe Werck mit grossem Fleiß gemacht: da inmittels die Belägerte mit Stücken auff das hefftigste in das Spanische Läger / damit die Schantzende nicht verhindert würden / geschossen. Den 22. haben die Belägerte einen Außfall gethan / auff des Lovys de Velasco Quartier / alß aber das Fußvolck zu weit dahin den blieb / vnd sie 4. Cornet Reutter antraffen / dorfften sie nicht auff sie ansetzen. Derhalben alß sie in 25. Mann von den jhrigen verlohren hatten / kehrten sie wider zurück. Hierzwischen liessen die Belägerte nichts an jhrem Fleiß erwinden / sondern schantzten Tag vnd Nacht / vnnd machten viel stattliche Werck / der Belägerer Macht dardurch zubrechen / welche gleichfalls mit Schantzen viel Arbeit theten. Vnd alß diese mit graben starck fortfuhren / haben die Belägerte vberzwerg dargegen / ein Graben vnd Wall 60 Ruden lang / auffgeführet. Den 23. haben die Spanier hefftig auff den Port vnd Canal geschossen / also daß etliche schüß <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0861" n="762"/> in Gülchischen vnnd Bergischen Landen mit Fewer verbrennen.</p> <p>IV. So viel Habern alß Marggraffen Spinolae vberliefert wordẽ / wolten sie ebenfals haben.</p> <p><note place="left">Bergen op Soom vom Spinola belägert.</note> Obbesagten Schwur wahr zu machen / hat sich Marggraff Spinola in dem Julio vnderstanden. Dann nachdem er alle Gelegenheit vnd Festungen in den Gülch-vnd Bergischen Landen / besichtiget / auff alles gute Anordnung gethan / vnnd Graff Henrichen von dem Berg mit einer sonderbahren Armee / Graff Moritzen auff den Dienst zu warten / der Enden gelassen / hat er den 16. Julij sein gantze Armada / darzu Inigo de Borges mit dem meisten Volck auß dem Läger vor Schleuß / auch gestossen / bey Antorff versamblet / vnd vnversehens den 18. Julij / nachdem er selbigen Tags das Stättlein Steinbergen mit 10. Stücken beschossen / vnnd mit Accord einbekommen / die Statt Bergen op Som berennet.</p> <p><note place="left">Beschaffenheit / der Statt Bergen op Soom / zur Zeit dieser Belägerung.</note> Ehe wir weiter in der Belägerung fortfahren / wollen wir die Beschaffenheit dieser Statt / wie sie zu Zeiten dieses Anfalls gewesen / zur Nachrichtung kürtzlich beschreiben.</p> <p>Es haben sie die Holländer in jhren Gewalt gebracht im Jahr nach Christi Geburt 1577. vnd nachmahls mit newen Wercken vnd Schantzen vberauß starck befestiget / weil jhnen an dieser Statt sehr viel gelegen: dann sie ein freyer Paß ist in das Hertzogthumb Braband: hergegen da sie von den Spaniern sollen gewonnen werden / hetten sie darauß dem gantzen Seeland / welches nur ein Arm auß der See von Holland vnderscheidet / grosse vngelegenheiten schaffen können. Derohalben haben sie an dem Ort gegen Antorff ein newe Schantz in form eines halben Monden / gebawet / vnd solchen an die Stattmawer gehencket / neben noch andern mehr kleinen Schantzen / auff welche sie viel Stück gestellet / von allerhand Gattung. Auff der Linckenseithen dieses halben Monds / da man zu einer andern Festung gehet / sind 4. Reduiten gemacht / auch die Festung mit Stücken auffs beste versehen. In die Statt gehet ein Canal oder Arm auß der Schelde / durch welchen man Entsatz vnnd Profiand / ob die Statt schon hart belägert were / hinein führen kan / vnd kan solches von den Belägerten nicht verhindert werden / dann zu beschützung dieses Canals / von der Statt an biß und das Meer / 11. Schantzen erbawet / welche nicht allein mit Stücken sondern auch mit spitzigen Pfälen versehen sind. Da man von Bergen auff Steinbergen gehet / sind fast auff gleiche Art / etliche Schantzen gemacht / mit vielen Reduiten vnd einem Lauffgraben. So machet vber diß der Fluß Som / so an diese Statt lauffet / den einen Theil deß daran ligenden Landes gantz Wässericht vnd Sumpfficht / weil derselbe Fluß stetigs außlauffet vnnd das Erdreich befeuchtet. An diesem Ort haben die Staden allzeit ein starcke Besatzung / vnd nicht minder dann zwey oder 3000. Mann / ohne die Bürger so auch streitbare Leuth sind / gehabt / vnd ist es auch nach der Hand je länger je mehr befestiget worden.</p> <p>Nach dem nun diese Statt von den Spanischen berennet / schlug Marggraff Spinola das Läger auff den Kanninichenberg nicht weit von Alteren / etwan zween Mußquetenschüß von der Statt: allda fieng er an zu graben / vnnd ließ eine Schantz vnden am Berg auffwerffen / vnnd brauchte in deren Verfertigung grossen Ernst. Wie er er nun an 2. Orten / wie auch gegen vber dem Berg / die Stück gestellet / fieng er an / an drey Orten die Statt hefftig zubeschiessen. Auff den Raderenberg ließ er die Wallonen sich lägern / deren Obrister erstlich war der Graff von Galazar / hernach aber Consalvus Corduba.</p> <p>Zum allerersten thete Spinola einen Anfall auff den halben Mond / alß aber derselbe von den Belägerten starck defendirt / wurde er nach 2. harten Stürmen erobert / mit nicht geringem verlust auff beyden Seithen. Aber vber etliche Tag kamen die Belägerte wider / vnd nahmen / nachdem sie die Italiäner außgejagt / die Schantz wider eyn: doch wurden sie von den Italianern hernach wider darauß geschlagen / deren sie nach solchem nicht wider mächtig werden kundten. Derohalben sie angefangen Minen zu graben / deren Effect hernach gemeldet wird.</p> <p>Vmb diese Zeit lag Printz Moritz mit seinem Kriegsheer bey Rees am Rhein / vnnd alß er die Zeitung von dieser Belägerung bekam / schick<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>e er alßbald ein starcken Entsatz mit nothwendiger Profiand dahin. Die Belägerte kamen in dessen deß Nachts auß der Statt / vnd nahmen vor der Steinbergischen Pforten ein höhe eyn.</p> <p>Den 19. Julij theten die Belägerte mit 60. Pferden einen Außfall / vnd brachten 2. Trompeter sampt acht Pferden / in die Statt.</p> <p>Den 20. vnd 21. sind in die Statt kommen 3. Regiment / alß deß von Lockern / deß von Famar vnd ein Schottisch vnder Colonell Hinderson / also daß damals die Besatzung in 5000. Mann starck wurde. Es kamen auch etliche Ingenieur mit diesem Entsatz hinein / die haben alßbald mit Gutachten deß Gubernators Ryhoven / ausser der Statt etliche newe Werck mit grossem Fleiß gemacht: da inmittels die Belägerte mit Stücken auff das hefftigste in das Spanische Läger / damit die Schantzende nicht verhindert würden / geschossen.</p> <p>Den 22. haben die Belägerte einen Außfall gethan / auff des Lovys de Velasco Quartier / alß aber das Fußvolck zu weit dahin den blieb / vnd sie 4. Cornet Reutter antraffen / dorfften sie nicht auff sie ansetzen. Derhalben alß sie in 25. Mann von den jhrigen verlohren hatten / kehrten sie wider zurück.</p> <p>Hierzwischen liessen die Belägerte nichts an jhrem Fleiß erwinden / sondern schantzten Tag vnd Nacht / vnnd machten viel stattliche Werck / der Belägerer Macht dardurch zubrechen / welche gleichfalls mit Schantzen viel Arbeit theten. Vnd alß diese mit graben starck fortfuhren / haben die Belägerte vberzwerg dargegen / ein Graben vnd Wall 60 Ruden lang / auffgeführet.</p> <p>Den 23. haben die Spanier hefftig auff den Port vnd Canal geschossen / also daß etliche schüß</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [762/0861]
in Gülchischen vnnd Bergischen Landen mit Fewer verbrennen.
IV. So viel Habern alß Marggraffen Spinolae vberliefert wordẽ / wolten sie ebenfals haben.
Obbesagten Schwur wahr zu machen / hat sich Marggraff Spinola in dem Julio vnderstanden. Dann nachdem er alle Gelegenheit vnd Festungen in den Gülch-vnd Bergischen Landen / besichtiget / auff alles gute Anordnung gethan / vnnd Graff Henrichen von dem Berg mit einer sonderbahren Armee / Graff Moritzen auff den Dienst zu warten / der Enden gelassen / hat er den 16. Julij sein gantze Armada / darzu Inigo de Borges mit dem meisten Volck auß dem Läger vor Schleuß / auch gestossen / bey Antorff versamblet / vnd vnversehens den 18. Julij / nachdem er selbigen Tags das Stättlein Steinbergen mit 10. Stücken beschossen / vnnd mit Accord einbekommen / die Statt Bergen op Som berennet.
Bergen op Soom vom Spinola belägert. Ehe wir weiter in der Belägerung fortfahren / wollen wir die Beschaffenheit dieser Statt / wie sie zu Zeiten dieses Anfalls gewesen / zur Nachrichtung kürtzlich beschreiben.
Beschaffenheit / der Statt Bergen op Soom / zur Zeit dieser Belägerung. Es haben sie die Holländer in jhren Gewalt gebracht im Jahr nach Christi Geburt 1577. vnd nachmahls mit newen Wercken vnd Schantzen vberauß starck befestiget / weil jhnen an dieser Statt sehr viel gelegen: dann sie ein freyer Paß ist in das Hertzogthumb Braband: hergegen da sie von den Spaniern sollen gewonnen werden / hetten sie darauß dem gantzen Seeland / welches nur ein Arm auß der See von Holland vnderscheidet / grosse vngelegenheiten schaffen können. Derohalben haben sie an dem Ort gegen Antorff ein newe Schantz in form eines halben Monden / gebawet / vnd solchen an die Stattmawer gehencket / neben noch andern mehr kleinen Schantzen / auff welche sie viel Stück gestellet / von allerhand Gattung. Auff der Linckenseithen dieses halben Monds / da man zu einer andern Festung gehet / sind 4. Reduiten gemacht / auch die Festung mit Stücken auffs beste versehen. In die Statt gehet ein Canal oder Arm auß der Schelde / durch welchen man Entsatz vnnd Profiand / ob die Statt schon hart belägert were / hinein führen kan / vnd kan solches von den Belägerten nicht verhindert werden / dann zu beschützung dieses Canals / von der Statt an biß und das Meer / 11. Schantzen erbawet / welche nicht allein mit Stücken sondern auch mit spitzigen Pfälen versehen sind. Da man von Bergen auff Steinbergen gehet / sind fast auff gleiche Art / etliche Schantzen gemacht / mit vielen Reduiten vnd einem Lauffgraben. So machet vber diß der Fluß Som / so an diese Statt lauffet / den einen Theil deß daran ligenden Landes gantz Wässericht vnd Sumpfficht / weil derselbe Fluß stetigs außlauffet vnnd das Erdreich befeuchtet. An diesem Ort haben die Staden allzeit ein starcke Besatzung / vnd nicht minder dann zwey oder 3000. Mann / ohne die Bürger so auch streitbare Leuth sind / gehabt / vnd ist es auch nach der Hand je länger je mehr befestiget worden.
Nach dem nun diese Statt von den Spanischen berennet / schlug Marggraff Spinola das Läger auff den Kanninichenberg nicht weit von Alteren / etwan zween Mußquetenschüß von der Statt: allda fieng er an zu graben / vnnd ließ eine Schantz vnden am Berg auffwerffen / vnnd brauchte in deren Verfertigung grossen Ernst. Wie er er nun an 2. Orten / wie auch gegen vber dem Berg / die Stück gestellet / fieng er an / an drey Orten die Statt hefftig zubeschiessen. Auff den Raderenberg ließ er die Wallonen sich lägern / deren Obrister erstlich war der Graff von Galazar / hernach aber Consalvus Corduba.
Zum allerersten thete Spinola einen Anfall auff den halben Mond / alß aber derselbe von den Belägerten starck defendirt / wurde er nach 2. harten Stürmen erobert / mit nicht geringem verlust auff beyden Seithen. Aber vber etliche Tag kamen die Belägerte wider / vnd nahmen / nachdem sie die Italiäner außgejagt / die Schantz wider eyn: doch wurden sie von den Italianern hernach wider darauß geschlagen / deren sie nach solchem nicht wider mächtig werden kundten. Derohalben sie angefangen Minen zu graben / deren Effect hernach gemeldet wird.
Vmb diese Zeit lag Printz Moritz mit seinem Kriegsheer bey Rees am Rhein / vnnd alß er die Zeitung von dieser Belägerung bekam / schick_e er alßbald ein starcken Entsatz mit nothwendiger Profiand dahin. Die Belägerte kamen in dessen deß Nachts auß der Statt / vnd nahmen vor der Steinbergischen Pforten ein höhe eyn.
Den 19. Julij theten die Belägerte mit 60. Pferden einen Außfall / vnd brachten 2. Trompeter sampt acht Pferden / in die Statt.
Den 20. vnd 21. sind in die Statt kommen 3. Regiment / alß deß von Lockern / deß von Famar vnd ein Schottisch vnder Colonell Hinderson / also daß damals die Besatzung in 5000. Mann starck wurde. Es kamen auch etliche Ingenieur mit diesem Entsatz hinein / die haben alßbald mit Gutachten deß Gubernators Ryhoven / ausser der Statt etliche newe Werck mit grossem Fleiß gemacht: da inmittels die Belägerte mit Stücken auff das hefftigste in das Spanische Läger / damit die Schantzende nicht verhindert würden / geschossen.
Den 22. haben die Belägerte einen Außfall gethan / auff des Lovys de Velasco Quartier / alß aber das Fußvolck zu weit dahin den blieb / vnd sie 4. Cornet Reutter antraffen / dorfften sie nicht auff sie ansetzen. Derhalben alß sie in 25. Mann von den jhrigen verlohren hatten / kehrten sie wider zurück.
Hierzwischen liessen die Belägerte nichts an jhrem Fleiß erwinden / sondern schantzten Tag vnd Nacht / vnnd machten viel stattliche Werck / der Belägerer Macht dardurch zubrechen / welche gleichfalls mit Schantzen viel Arbeit theten. Vnd alß diese mit graben starck fortfuhren / haben die Belägerte vberzwerg dargegen / ein Graben vnd Wall 60 Ruden lang / auffgeführet.
Den 23. haben die Spanier hefftig auff den Port vnd Canal geschossen / also daß etliche schüß
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/861>, abgerufen am 28.07.2024. |