Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.heit wolte nicht nachlassen: dessen sie sich sehr verwunderten. Man hat vnser Liebe Fraw von Attocha in einer Procession in der Barfüsser Kirch getragen: aber das wolte auch nicht helffen. Den neun vnd zwantzigsten gemeltes Monats hat der König gebeichtet / vnd mit seinem Beichtvatter von vielen Sachen geredet / derentwegen er sein Gewissen beschweret befande: Vnter andern hat er gesagt: Ach wie seelig were ich / wann ich diese zwey vnd zwantzig Jahr / so ich regieret / in einer Wüsten vnd Einöden zugebracht hette: Es ist doch alles Wesen dieser Welt eytel vnd nichts: Die Königliche Hochheit / welche in wehrendem Leben herrlich vnd lieblich / ist in der Tods Stundt gantz bitter vnd beschwerlich. Man hat alle Sacramentshäußlein / die in Madrill waren / auffgethan / vnd fiel ein jeder der fürüber gieng für dieselbe nider / vnd bath für deß Königs Gesundheit: aber es wolte dardurch kein Besserung sich mercken lassen. Als nun der König spürete / daß sein Sterbstündlein herbey nahete / hat er sein Testament gemacht: darnach das Heilige Sacrament empfangen / vnd alle seine Kinder für sein Betth lassen kommen. Seinen ältesten Sohn Philippo dem vierten / welcher in der Regierung nach seinem Todt succediren solte / gab er einen versiegelten Brieff / mit vermelden / daß er darinn finden würde / was er thun solte. Darauff sprach er ferrner zu jhme / thut nicht / wie ich gethan habe nach meines Vatters todt / dessen Diener alle ich abgeschaffet habe: die ich hinderlasse / habe ich allezeit ehrlich vnd trew befunden / die jhnen den Wolstandt meiner Königreichen vnd Herrschafften sehr haben lassen angelegen seyn. Darnach ermahnete er seine Kinder sämptlich / daß sie einander hertzlich lieben solten. Zu seiner Tochter Maria sagte er / es were jhm leydt / daß er sie verlassen müßte / ehe er sie verheuratet hette: Jedoch hette er darvon seinem Sohn Philippo einen gewissen Befelch hinderlassen. Sein zweyter Sohn hieß Carolus / vnnd der dritte Ferdinandus / welcher ein Cardinal war / den vermahnete er / daß er sich erstes Tags zu einem Priester solte weyhen lassen: Auch gab er seinem Hoffmeister Befelch / jhn fleissig zu vnterweissen. Sein Gemahlin die Königin ließ man nicht zu jhm kommen / weil sie schon vier Monat schwanger gewesen / vnd man in Sorgen stunde / wann sie jhne in Todsnöthen anschawen würde / möchte solches jhrer Frucht Schaden bringen. Zu dieser Zeit giengen allerhandt Mönche in Procession durch die Statt Madrill / vnnd geyselten sich dapffer / der Meynung daß der König dardurch sein Gesundheit wider erlangen solte. Man brachte jhm vnter andern auch in seine Kammer die Reliquien S. Isidori, welches jhme sehr angenehm war / dieweil er sich erinnerte / daß als er eins mals zu Casarubios in seiner Widerkunfft auß Portugall in eine Kranckheit gefallen / vnnd man jhme die Reliquien dieses Heiligen gebracht hat / er alsbaldt wider ist gesundt worden. Er thete auch ein Gelübd / daß wann er von dieser Kranckheit wider auffkommen würde / er gedachtem Heiligen ein köstliche Capell wolte auff bawen lassen: aber es war alles vergeblich. Darauff hat er ein kleines vor seinem Ableiben / die Letzte Oelung empfangen / nachdem man jhm eine Münchskappen Franciscaner Ordens angezogen. Man hat jhm auch in die Handt gegeben ein Crucifix / welches sein Vatter Philippus der ander / vnd sein Anher Keyser Carl in jhren Todesnöthen vmbfangen hatten / dessen Füsse er offtmals mit grosser Andacht geküßt. Als man jhm vnser liebe Fraw vom Attocha gebracht / hat er sie jnnbrünstig angeruffen vnd gebetten / daß sie seine Fürsprecherin bey jhrem Sohn seyn wolte. Er rieff auch ohne Vnterlaß seinen Engel an / der jhn bewahret / wie auch alle Verstorbene Heiligen. Vnderweilen sprach er / er finde nichts / darauff er sich köndte verlassen / als die vnendliche Barmhertzigkeit Gottes. Baldt nach seinem Todt hat man sein Testament geöffnet / da hat sichs befunden / daß er vnter anderm geordnet hat / daß man viertzig Tausendt Messen / neben noch andern guten Wercken mehr für jhn thun solte. Darneben hat er auch seinem Sohn befohlen / daß er die Kirch der Menschwerdung zu Madrill / vnd das Jesuiter Collegium zu Salamanca / welche Gebäwe deß verstorbenen Königs Philippi deß andern Gemahlin angefangen / vollführen lassen solte. Philippus der Vierte tritt das Regiment an / nach seines Vattern Todt. So baldt sein Sohn Philippus der Vierte / genandt Dominicus Victorius, ein Printz von sechszehen Jahren / welcher mit Jsabella Königs Henrichs deß Vierten in Franckreich Tochter / Anno Sechszehen hundert vnd zwölffe Hochzeit gehalten / das Regiment angetretten / hat er / weil er eines dapffern Sinnreichen Gemüths / stracks Nimbt viel Veränderungen in Spanien für. anfangs nutzliche Resolutionen gefaßt / vnd alles dem gemeinen Wesen zum besten / zu verordnen jhme fürgenommen: zu dem Ende er so baldt vnd in fünffzehen Tagen solche starcke Veränderungen / jedoch mit Approbation / fürgehen lassen / daß sich männiglichen darüber verwundert. Wie dann dem Cardinal vnd Hertzogen von Lerma, auff Befelch deß jungen Königs siebenzig Tausendt Ducaten Jährliches Einkommens / so er in dem Königreich Neapoli genossen / vnnd dessen Sohn / Hertzog von Vzeda, die Priuanza vnd alle geheime Schrifften entzogen / vnd Don Balthasarn de Zuniga anvertrawet / auch gedachtes de Lerma jüngsten Sohn Graff de Sauldanna das Obriste Stallmeister Ampt genommen / vnd dem Hertzogen de Infantando dasselbige gegeben. Auch ist auff deß Königs Befelch den siebenden dieses / der Hertzog de Ossuna, gewesener Statthalter zu Neapolis / von Don Augustin Mexia, vnd Marggraff de Pouar, mit der Spanischen Königlichen Leibguardj von 80. Archibusierern in seiner Behaussung gefänglich angenommen / vnd alsbaldt auff das Schloß S. Orcas, geführt worden. heit wolte nicht nachlassen: dessen sie sich sehr verwunderten. Man hat vnser Liebe Fraw von Attocha in einer Procession in der Barfüsser Kirch getragen: aber das wolte auch nicht helffen. Den neun vnd zwantzigsten gemeltes Monats hat der König gebeichtet / vnd mit seinem Beichtvatter von vielen Sachen geredet / derentwegen er sein Gewissen beschweret befande: Vnter andern hat er gesagt: Ach wie seelig were ich / wann ich diese zwey vnd zwantzig Jahr / so ich regieret / in einer Wüsten vnd Einöden zugebracht hette: Es ist doch alles Wesen dieser Welt eytel vnd nichts: Die Königliche Hochheit / welche in wehrendem Leben herrlich vnd lieblich / ist in der Tods Stundt gantz bitter vnd beschwerlich. Man hat alle Sacramentshäußlein / die in Madrill waren / auffgethan / vnd fiel ein jeder der fürüber gieng für dieselbe nider / vnd bath für deß Königs Gesundheit: aber es wolte dardurch kein Besserung sich mercken lassen. Als nun der König spürete / daß sein Sterbstündlein herbey nahete / hat er sein Testament gemacht: darnach das Heilige Sacrament empfangen / vnd alle seine Kinder für sein Betth lassen kommen. Seinen ältesten Sohn Philippo dem vierten / welcher in der Regierung nach seinem Todt succediren solte / gab er einen versiegelten Brieff / mit vermelden / daß er darinn finden würde / was er thun solte. Darauff sprach er ferrner zu jhme / thut nicht / wie ich gethan habe nach meines Vatters todt / dessen Diener alle ich abgeschaffet habe: die ich hinderlasse / habe ich allezeit ehrlich vnd trew befunden / die jhnen den Wolstandt meiner Königreichen vnd Herrschafften sehr haben lassen angelegen seyn. Darnach ermahnete er seine Kinder sämptlich / daß sie einander hertzlich lieben solten. Zu seiner Tochter Maria sagte er / es were jhm leydt / daß er sie verlassen müßte / ehe er sie verheuratet hette: Jedoch hette er darvon seinem Sohn Philippo einen gewissen Befelch hinderlassen. Sein zweyter Sohn hieß Carolus / vnnd der dritte Ferdinandus / welcher ein Cardinal war / den vermahnete er / daß er sich erstes Tags zu einem Priester solte weyhen lassen: Auch gab er seinem Hoffmeister Befelch / jhn fleissig zu vnterweissen. Sein Gemahlin die Königin ließ man nicht zu jhm kommen / weil sie schon vier Monat schwanger gewesen / vnd man in Sorgen stunde / wann sie jhne in Todsnöthen anschawen würde / möchte solches jhrer Frucht Schaden bringen. Zu dieser Zeit giengen allerhandt Mönche in Procession durch die Statt Madrill / vnnd geyselten sich dapffer / der Meynung daß der König dardurch sein Gesundheit wider erlangen solte. Man brachte jhm vnter andern auch in seine Kammer die Reliquien S. Isidori, welches jhme sehr angenehm war / dieweil er sich erinnerte / daß als er eins mals zu Casarubios in seiner Widerkunfft auß Portugall in eine Kranckheit gefallen / vnnd man jhme die Reliquien dieses Heiligen gebracht hat / er alsbaldt wider ist gesundt worden. Er thete auch ein Gelübd / daß wann er von dieser Kranckheit wider auffkommen würde / er gedachtem Heiligen ein köstliche Capell wolte auff bawen lassen: aber es war alles vergeblich. Darauff hat er ein kleines vor seinem Ableiben / die Letzte Oelung empfangen / nachdem man jhm eine Münchskappen Franciscaner Ordens angezogen. Man hat jhm auch in die Handt gegeben ein Crucifix / welches sein Vatter Philippus der ander / vnd sein Anher Keyser Carl in jhren Todesnöthen vmbfangen hatten / dessen Füsse er offtmals mit grosser Andacht geküßt. Als man jhm vnser liebe Fraw vom Attocha gebracht / hat er sie jnnbrünstig angeruffen vnd gebetten / daß sie seine Fürsprecherin bey jhrem Sohn seyn wolte. Er rieff auch ohne Vnterlaß seinen Engel an / der jhn bewahret / wie auch alle Verstorbene Heiligen. Vnderweilẽ sprach er / er finde nichts / darauff er sich köndte verlassen / als die vnendliche Barmhertzigkeit Gottes. Baldt nach seinem Todt hat man sein Testament geöffnet / da hat sichs befunden / daß er vnter anderm geordnet hat / daß man viertzig Tausendt Messen / neben noch andern guten Wercken mehr für jhn thun solte. Darneben hat er auch seinem Sohn befohlen / daß er die Kirch der Menschwerdung zu Madrill / vnd das Jesuiter Collegium zu Salamanca / welche Gebäwe deß verstorbenen Königs Philippi deß andern Gemahlin angefangen / vollführen lassen solte. Philippus der Vierte tritt das Regiment an / nach seines Vattern Todt. So baldt sein Sohn Philippus der Vierte / genandt Dominicus Victorius, ein Printz von sechszehen Jahren / welcher mit Jsabella Königs Henrichs deß Vierten in Franckreich Tochter / Anno Sechszehen hundert vnd zwölffe Hochzeit gehalten / das Regiment angetretten / hat er / weil er eines dapffern Sinnreichen Gemüths / stracks Nimbt viel Veränderungen in Spanien für. anfangs nutzliche Resolutionen gefaßt / vnd alles dem gemeinen Wesen zum besten / zu verordnen jhme fürgenommen: zu dem Ende er so baldt vnd in fünffzehen Tagen solche starcke Veränderungen / jedoch mit Approbation / fürgehen lassen / daß sich männiglichen darüber verwundert. Wie dann dem Cardinal vnd Hertzogen von Lerma, auff Befelch deß jungen Königs siebenzig Tausendt Ducaten Jährliches Einkommens / so er in dem Königreich Neapoli genossen / vnnd dessen Sohn / Hertzog von Vzeda, die Priuanza vnd alle geheime Schrifften entzogen / vnd Don Balthasarn de Zuniga anvertrawet / auch gedachtes de Lerma jüngsten Sohn Graff de Sauldanna das Obriste Stallmeister Ampt genommen / vnd dem Hertzogen de Infantando dasselbige gegeben. Auch ist auff deß Königs Befelch den siebenden dieses / der Hertzog de Ossuna, gewesener Statthalter zu Neapolis / von Don Augustin Mexia, vnd Marggraff de Pouar, mit der Spanischen Königlichen Leibguardj von 80. Archibusierern in seiner Behaussung gefänglich angenommen / vnd alsbaldt auff das Schloß S. Orcas, geführt worden. <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0786" n="703"/> heit wolte nicht nachlassen: dessen sie sich sehr verwunderten. Man hat vnser Liebe Fraw von Attocha in einer Procession in der Barfüsser Kirch getragen: aber das wolte auch nicht helffen.</p> <p>Den neun vnd zwantzigsten gemeltes Monats hat der König gebeichtet / vnd mit seinem Beichtvatter von vielen Sachen geredet / derentwegen er sein Gewissen beschweret befande: Vnter andern hat er gesagt: Ach wie seelig were ich / wann ich diese zwey vnd zwantzig Jahr / so ich regieret / in einer Wüsten vnd Einöden zugebracht hette: Es ist doch alles Wesen dieser Welt eytel vnd nichts: Die Königliche Hochheit / welche in wehrendem Leben herrlich vnd lieblich / ist in der Tods Stundt gantz bitter vnd beschwerlich. Man hat alle Sacramentshäußlein / die in Madrill waren / auffgethan / vnd fiel ein jeder der fürüber gieng für dieselbe nider / vnd bath für deß Königs Gesundheit: aber es wolte dardurch kein Besserung sich mercken lassen.</p> <p>Als nun der König spürete / daß sein Sterbstündlein herbey nahete / hat er sein Testament gemacht: darnach das Heilige Sacrament empfangen / vnd alle seine Kinder für sein Betth lassen kommen. Seinen ältesten Sohn Philippo dem vierten / welcher in der Regierung nach seinem Todt succediren solte / gab er einen versiegelten Brieff / mit vermelden / daß er darinn finden würde / was er thun solte. Darauff sprach er ferrner zu jhme / thut nicht / wie ich gethan habe nach meines Vatters todt / dessen Diener alle ich abgeschaffet habe: die ich hinderlasse / habe ich allezeit ehrlich vnd trew befunden / die jhnen den Wolstandt meiner Königreichen vnd Herrschafften sehr haben lassen angelegen seyn. Darnach ermahnete er seine Kinder sämptlich / daß sie einander hertzlich lieben solten. Zu seiner Tochter Maria sagte er / es were jhm leydt / daß er sie verlassen müßte / ehe er sie verheuratet hette: Jedoch hette er darvon seinem Sohn Philippo einen gewissen Befelch hinderlassen.</p> <p>Sein zweyter Sohn hieß Carolus / vnnd der dritte Ferdinandus / welcher ein Cardinal war / den vermahnete er / daß er sich erstes Tags zu einem Priester solte weyhen lassen: Auch gab er seinem Hoffmeister Befelch / jhn fleissig zu vnterweissen. Sein Gemahlin die Königin ließ man nicht zu jhm kommen / weil sie schon vier Monat schwanger gewesen / vnd man in Sorgen stunde / wann sie jhne in Todsnöthen anschawen würde / möchte solches jhrer Frucht Schaden bringen.</p> <p>Zu dieser Zeit giengen allerhandt Mönche in Procession durch die Statt Madrill / vnnd geyselten sich dapffer / der Meynung daß der König dardurch sein Gesundheit wider erlangen solte. Man brachte jhm vnter andern auch in seine Kammer die Reliquien S. Isidori, welches jhme sehr angenehm war / dieweil er sich erinnerte / daß als er eins mals zu Casarubios in seiner Widerkunfft auß Portugall in eine Kranckheit gefallen / vnnd man jhme die Reliquien dieses Heiligen gebracht hat / er alsbaldt wider ist gesundt worden. Er thete auch ein Gelübd / daß wann er von dieser Kranckheit wider auffkommen würde / er gedachtem Heiligen ein köstliche Capell wolte auff bawen lassen: aber es war alles vergeblich. Darauff hat er ein kleines vor seinem Ableiben / die Letzte Oelung empfangen / nachdem man jhm eine Münchskappen Franciscaner Ordens angezogen. Man hat jhm auch in die Handt gegeben ein Crucifix / welches sein Vatter Philippus der ander / vnd sein Anher Keyser Carl in jhren Todesnöthen vmbfangen hatten / dessen Füsse er offtmals mit grosser Andacht geküßt. Als man jhm vnser liebe Fraw vom Attocha gebracht / hat er sie jnnbrünstig angeruffen vnd gebetten / daß sie seine Fürsprecherin bey jhrem Sohn seyn wolte. Er rieff auch ohne Vnterlaß seinen Engel an / der jhn bewahret / wie auch alle Verstorbene Heiligen. Vnderweilẽ sprach er / er finde nichts / darauff er sich köndte verlassen / als die vnendliche Barmhertzigkeit Gottes.</p> <p>Baldt nach seinem Todt hat man sein Testament geöffnet / da hat sichs befunden / daß er vnter anderm geordnet hat / daß man viertzig Tausendt Messen / neben noch andern guten Wercken mehr für jhn thun solte. Darneben hat er auch seinem Sohn befohlen / daß er die Kirch der Menschwerdung zu Madrill / vnd das Jesuiter Collegium zu Salamanca / welche Gebäwe deß verstorbenen Königs Philippi deß andern Gemahlin angefangen / vollführen lassen solte.</p> <p><note place="right">Philippus der Vierte tritt das Regiment an / nach seines Vattern Todt.</note> So baldt sein Sohn Philippus der Vierte / genandt Dominicus Victorius, ein Printz von sechszehen Jahren / welcher mit Jsabella Königs Henrichs deß Vierten in Franckreich Tochter / Anno Sechszehen hundert vnd zwölffe Hochzeit gehalten / das Regiment angetretten / hat er / weil er eines dapffern Sinnreichen Gemüths / stracks <note place="right">Nimbt viel Veränderungen in Spanien für.</note> anfangs nutzliche Resolutionen gefaßt / vnd alles dem gemeinen Wesen zum besten / zu verordnen jhme fürgenommen: zu dem Ende er so baldt vnd in fünffzehen Tagen solche starcke Veränderungen / jedoch mit Approbation / fürgehen lassen / daß sich männiglichen darüber verwundert.</p> <p>Wie dann dem Cardinal vnd Hertzogen von Lerma, auff Befelch deß jungen Königs siebenzig Tausendt Ducaten Jährliches Einkommens / so er in dem Königreich Neapoli genossen / vnnd dessen Sohn / Hertzog von Vzeda, die Priuanza vnd alle geheime Schrifften entzogen / vnd Don Balthasarn de Zuniga anvertrawet / auch gedachtes de Lerma jüngsten Sohn Graff de Sauldanna das Obriste Stallmeister Ampt genommen / vnd dem Hertzogen de Infantando dasselbige gegeben.</p> <p>Auch ist auff deß Königs Befelch den siebenden dieses / der Hertzog de Ossuna, gewesener Statthalter zu Neapolis / von Don Augustin Mexia, vnd Marggraff de Pouar, mit der Spanischen Königlichen Leibguardj von 80. Archibusierern in seiner Behaussung gefänglich angenommen / vnd alsbaldt auff das Schloß S. Orcas, geführt worden.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [703/0786]
heit wolte nicht nachlassen: dessen sie sich sehr verwunderten. Man hat vnser Liebe Fraw von Attocha in einer Procession in der Barfüsser Kirch getragen: aber das wolte auch nicht helffen.
Den neun vnd zwantzigsten gemeltes Monats hat der König gebeichtet / vnd mit seinem Beichtvatter von vielen Sachen geredet / derentwegen er sein Gewissen beschweret befande: Vnter andern hat er gesagt: Ach wie seelig were ich / wann ich diese zwey vnd zwantzig Jahr / so ich regieret / in einer Wüsten vnd Einöden zugebracht hette: Es ist doch alles Wesen dieser Welt eytel vnd nichts: Die Königliche Hochheit / welche in wehrendem Leben herrlich vnd lieblich / ist in der Tods Stundt gantz bitter vnd beschwerlich. Man hat alle Sacramentshäußlein / die in Madrill waren / auffgethan / vnd fiel ein jeder der fürüber gieng für dieselbe nider / vnd bath für deß Königs Gesundheit: aber es wolte dardurch kein Besserung sich mercken lassen.
Als nun der König spürete / daß sein Sterbstündlein herbey nahete / hat er sein Testament gemacht: darnach das Heilige Sacrament empfangen / vnd alle seine Kinder für sein Betth lassen kommen. Seinen ältesten Sohn Philippo dem vierten / welcher in der Regierung nach seinem Todt succediren solte / gab er einen versiegelten Brieff / mit vermelden / daß er darinn finden würde / was er thun solte. Darauff sprach er ferrner zu jhme / thut nicht / wie ich gethan habe nach meines Vatters todt / dessen Diener alle ich abgeschaffet habe: die ich hinderlasse / habe ich allezeit ehrlich vnd trew befunden / die jhnen den Wolstandt meiner Königreichen vnd Herrschafften sehr haben lassen angelegen seyn. Darnach ermahnete er seine Kinder sämptlich / daß sie einander hertzlich lieben solten. Zu seiner Tochter Maria sagte er / es were jhm leydt / daß er sie verlassen müßte / ehe er sie verheuratet hette: Jedoch hette er darvon seinem Sohn Philippo einen gewissen Befelch hinderlassen.
Sein zweyter Sohn hieß Carolus / vnnd der dritte Ferdinandus / welcher ein Cardinal war / den vermahnete er / daß er sich erstes Tags zu einem Priester solte weyhen lassen: Auch gab er seinem Hoffmeister Befelch / jhn fleissig zu vnterweissen. Sein Gemahlin die Königin ließ man nicht zu jhm kommen / weil sie schon vier Monat schwanger gewesen / vnd man in Sorgen stunde / wann sie jhne in Todsnöthen anschawen würde / möchte solches jhrer Frucht Schaden bringen.
Zu dieser Zeit giengen allerhandt Mönche in Procession durch die Statt Madrill / vnnd geyselten sich dapffer / der Meynung daß der König dardurch sein Gesundheit wider erlangen solte. Man brachte jhm vnter andern auch in seine Kammer die Reliquien S. Isidori, welches jhme sehr angenehm war / dieweil er sich erinnerte / daß als er eins mals zu Casarubios in seiner Widerkunfft auß Portugall in eine Kranckheit gefallen / vnnd man jhme die Reliquien dieses Heiligen gebracht hat / er alsbaldt wider ist gesundt worden. Er thete auch ein Gelübd / daß wann er von dieser Kranckheit wider auffkommen würde / er gedachtem Heiligen ein köstliche Capell wolte auff bawen lassen: aber es war alles vergeblich. Darauff hat er ein kleines vor seinem Ableiben / die Letzte Oelung empfangen / nachdem man jhm eine Münchskappen Franciscaner Ordens angezogen. Man hat jhm auch in die Handt gegeben ein Crucifix / welches sein Vatter Philippus der ander / vnd sein Anher Keyser Carl in jhren Todesnöthen vmbfangen hatten / dessen Füsse er offtmals mit grosser Andacht geküßt. Als man jhm vnser liebe Fraw vom Attocha gebracht / hat er sie jnnbrünstig angeruffen vnd gebetten / daß sie seine Fürsprecherin bey jhrem Sohn seyn wolte. Er rieff auch ohne Vnterlaß seinen Engel an / der jhn bewahret / wie auch alle Verstorbene Heiligen. Vnderweilẽ sprach er / er finde nichts / darauff er sich köndte verlassen / als die vnendliche Barmhertzigkeit Gottes.
Baldt nach seinem Todt hat man sein Testament geöffnet / da hat sichs befunden / daß er vnter anderm geordnet hat / daß man viertzig Tausendt Messen / neben noch andern guten Wercken mehr für jhn thun solte. Darneben hat er auch seinem Sohn befohlen / daß er die Kirch der Menschwerdung zu Madrill / vnd das Jesuiter Collegium zu Salamanca / welche Gebäwe deß verstorbenen Königs Philippi deß andern Gemahlin angefangen / vollführen lassen solte.
So baldt sein Sohn Philippus der Vierte / genandt Dominicus Victorius, ein Printz von sechszehen Jahren / welcher mit Jsabella Königs Henrichs deß Vierten in Franckreich Tochter / Anno Sechszehen hundert vnd zwölffe Hochzeit gehalten / das Regiment angetretten / hat er / weil er eines dapffern Sinnreichen Gemüths / stracks anfangs nutzliche Resolutionen gefaßt / vnd alles dem gemeinen Wesen zum besten / zu verordnen jhme fürgenommen: zu dem Ende er so baldt vnd in fünffzehen Tagen solche starcke Veränderungen / jedoch mit Approbation / fürgehen lassen / daß sich männiglichen darüber verwundert.
Philippus der Vierte tritt das Regiment an / nach seines Vattern Todt.
Nimbt viel Veränderungen in Spanien für. Wie dann dem Cardinal vnd Hertzogen von Lerma, auff Befelch deß jungen Königs siebenzig Tausendt Ducaten Jährliches Einkommens / so er in dem Königreich Neapoli genossen / vnnd dessen Sohn / Hertzog von Vzeda, die Priuanza vnd alle geheime Schrifften entzogen / vnd Don Balthasarn de Zuniga anvertrawet / auch gedachtes de Lerma jüngsten Sohn Graff de Sauldanna das Obriste Stallmeister Ampt genommen / vnd dem Hertzogen de Infantando dasselbige gegeben.
Auch ist auff deß Königs Befelch den siebenden dieses / der Hertzog de Ossuna, gewesener Statthalter zu Neapolis / von Don Augustin Mexia, vnd Marggraff de Pouar, mit der Spanischen Königlichen Leibguardj von 80. Archibusierern in seiner Behaussung gefänglich angenommen / vnd alsbaldt auff das Schloß S. Orcas, geführt worden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/786 |
Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/786>, abgerufen am 28.07.2024. |