Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

Darauff beschlosse er sich gen Prochitam / Borgia kompt in Prochitam. welches eine Insul nicht weit von Neapoli abgelegen / zubegeben. Machte derohalben solches dem Hertzogen von Ossuna zuwissen / mit vermelden / er thete es darumb / daß er etwas näher bey der Statt seyn / vnd desto besser / wegen deß verwirreten Wesens derselben / sich mit jhm berathschlagen könte / solte jhm derhalben etliche Schiff / daß er dahin kommen möchte / zuschicken. Der Hertzog vermerckte wol / daß er nicht ohne offentliche Schmach vnd Widerspenstigkeit jhm solches abschlagen könte / schickete jhm derowegen 3. Schiff. Darauff kam Borgia in dem Majo zu Prochita an Wie nun der Hertzog sahe / daß er einen aemulum in solcher nähe hatte / fieng er an auß Vnwillen vnnd Bekümmernuß allerley vorzunehmen. Das Kriegsvolck so vorhanden / vnnd in Niederland solte geschickt werden / behielte er bey sich / auch die Frantzosen / vnnd so gar die / welche auff die Galleen verdammet waren / ließ er bewehren. Trate offentlich auff vnder das Volck / welches in grosser Anzahl versamblet war / vnd verhiesse nicht allein / sondern theilete auch vberflüssig Gelt vnder sie auß: Ja versprach vber diß / wann jhm Gelt mangeln würde / Gold vnd Silber vnd was er hette / jhnen zugeben / wann sie nur auch jhm getrew verblieben / vnnd für jhren so trewen Beschützer / hinwider auch stehen würden: mit vermelden / es stünde einem Geistlichen / als nennete er den Borgiam / nicht zu / ein solch Königreich zu administriren / welcher ohne zweifel den Adel das Volck würde vndertrücken lassen. Diesen seinen Reden fiel das gemeine Volck bey / vnd versprachen jhme / alß jhrem Vatter / jhre Dienste.

Der Genuinus gieng mit einer starcken Anzahl gewaffneter in der Statt hin vnd her / richteten viel vngebührliche Sachen auß. Vnd sonderlich für allen andern der Costa / zwischen diesem vnd einem Jüngling auß der Clerisey / gab es in der newen Marien Kirchen / ein harten Streit. Dann als seine Diener gedachtem Jüngling / Gewalt anthun wolten / zoge er ein Rohr herfür / vnd schoß einen zu todt / den andern verwundet er an der Stirn mit seinem Degen / vnd als Costa davon flohe / folgte er jhm mit solchem Ernst nach / daß wo er nicht von den Dienern were vbermannet vnd hingerichtet worden / were Costa in grosser gefahr gewesen.

In dem nun dergleichen Mordthaten vorgiengen / bekame es ein elenden Zustand in der Statt / vnd warteten viel ängstiglich was die Sachen für einen Außgang nehmen würden. Die Reichen theten jhre Bahrschafft in die Kirchen vnd Clöster / welche Oerter wegen der Heyligkeit für sicher geachtet wurden / die Matronen begaben sich zu den Nonnen: der Adel vnd der Magistrat bliebe von dem Rahthauß: die Kauffleuth beschlossen jhre Läden: die Haußthüren wurden fest zugemacht / vnnd die Kirchen verschlossen / alles war voller Forcht vnd Schrecken.

Consilium Collaterale, sind die Rähte / so dem Statthalter an Seithen sitzen. Es war zu Neapoli ein Rath von vortrefflichen Männern bestellet / welchen sie gemeiniglich Regenten nenneten / sonsten wird er geheissen das Consilium Collaterale, dieweil sie die Verwaltung deß Königreichs / beneben dern Statthalter versehen. In diesem Rath war für andern anselich / der Marggraff von Curlet / mit nahmen Constantius / nach dessen rath vnd guthedüncken fast alles verrichtet wurde. Seine Tugend / Tapfferkeit vnnd Erfahrenheit / hatten jhm ein solche Authorität gemacht. Der Hertzog von Ossuna selber war jhm nicht vngeneigt.

In solchem Schrecken besorgten die Herrn vnd Rähte sämptlich / es würde ein grosses Vnglück vnd Blutvergiessen vber die Statt auß gehen / vnnd sunden doch nicht / nach vielfältigem rathschlagen / wie sie den Sachen helffen solten. Der Herzog alß er sahe / daß keiner mit seiner Meynung herauß wolte / merckete wol daß die Schuld dieses Vnheils auff jhn wolte geleget werden / hielte derowegen darfür / es würde viel zu seinem Vorhaben dienen / wann er darthete / daß er vnschuldig were / vnd schickte zu solchem end an den Constantium vnd die jenige so bey jhm waren / den Marcellum de Tufo / der vermahnete sie / sie solten gutes Muhts seyn vnd gute Hoffnung haben / der Statthalter würde alles ohne lengern Verzug / wider in rühigen vnd friedlichen Stand setzen. Diese seine Meynung solten sie allenthalben kundbar machen lassen / damit jedermann verstehen möchte / daß wie er ohne gefahr were / also auch ohne forchten hinfort leben möchte. Auff dieses hat Constantius geantwortet / er hette jhm niemalen in den Sinn genommen / von dem Hertzogen abzuweichen / welchen er wüßte der gemeinen Wolfahrt vnd Ruh gantz geneigt seyn: Derohalben er hoffete / es würde durch desselben Weißheit gute Mittel so wol zu gegenwertigem / alß künfftigem Vnheil geschafft werden: allein bitte er vnverzüglich / daß solches fürderlich ins Werck gerichtet werde. Sonsten zu abwendung der gegenwertigen vnnd verhütung künfftigen Vnglücks / achtete er nichts bequemers / alß daß er dem Genuind befehle / von den Zusammenkünfften deß Volcks vnd sonderlich der jenigen / so denselben Tag in S. Augustini Kirch angesteller were / müssig zugehen. Dieses würde allen ehrlichen Leuthen ein offentlich Zeichen seyn / ein bessers vber dem gemeinen Wesen zuhoffen. Alß der Hertzog diese Antwort vernommen / hat er gedachten Marcellum / wider zu dem Constantio vnd den andern geschicket / vnd jhnen andeitten lassen / er wolte jhm die Sachen lassen befohlen seyn / es müßten doch aber deßwegen der Adel vnd das Volck zusammen kommen / damit ein jeder Theil für sich on den Mißhelligkeiten zwischen jhnen / vnd dem gantzen Zustand deß gemeinen Wesens an den König / Bottschafften abordnete / damit desto ehender alles wider zum Frieden gebracht würde. Dann das Volck hielte eintzig vnd allein bey jhm an / daß er nicht eher das Ampt abtretten solte / es weren dann zuvor die Strittigkeiten geschlichtet: Wann aber di Sachen nicht also ablieffen / wolten sie jhre Zuflucht zu den Waaffen wider den Adel nehmen. Nach dem

Darauff beschlosse er sich gen Prochitam / Borgia kompt in Prochitam. welches eine Insul nicht weit von Neapoli abgelegen / zubegeben. Machte derohalben solches dem Hertzogen von Ossuna zuwissen / mit vermelden / er thete es darumb / daß er etwas näher bey der Statt seyn / vnd desto besser / wegen deß verwirreten Wesens derselben / sich mit jhm berathschlagen könte / solte jhm derhalben etliche Schiff / daß er dahin kommen möchte / zuschicken. Der Hertzog vermerckte wol / daß er nicht ohne offentliche Schmach vnd Widerspenstigkeit jhm solches abschlagen könte / schickete jhm derowegen 3. Schiff. Darauff kam Borgia in dem Majo zu Prochita an Wie nun der Hertzog sahe / daß er einen aemulum in solcher nähe hatte / fieng er an auß Vnwillen vnnd Bekümmernuß allerley vorzunehmen. Das Kriegsvolck so vorhanden / vnnd in Niederland solte geschickt werden / behielte er bey sich / auch die Frantzosen / vnnd so gar die / welche auff die Galleen verdammet waren / ließ er bewehren. Trate offentlich auff vnder das Volck / welches in grosser Anzahl versamblet war / vnd verhiesse nicht allein / sondern theilete auch vberflüssig Gelt vnder sie auß: Ja versprach vber diß / wann jhm Gelt mangeln würde / Gold vnd Silber vnd was er hette / jhnen zugeben / wann sie nur auch jhm getrew verblieben / vnnd für jhren so trewen Beschützer / hinwider auch stehen würden: mit vermelden / es stünde einem Geistlichen / als nennete er den Borgiam / nicht zu / ein solch Königreich zu administriren / welcher ohne zweifel den Adel das Volck würde vndertrücken lassen. Diesen seinen Reden fiel das gemeine Volck bey / vnd versprachen jhme / alß jhrem Vatter / jhre Dienste.

Der Genuinus gieng mit einer starcken Anzahl gewaffneter in der Statt hin vnd her / richteten viel vngebührliche Sachen auß. Vnd sonderlich für allen andern der Costa / zwischen diesem vnd einem Jüngling auß der Clerisey / gab es in der newen Marien Kirchen / ein harten Streit. Dann als seine Diener gedachtem Jüngling / Gewalt anthun wolten / zoge er ein Rohr herfür / vnd schoß einen zu todt / den andern verwundet er an der Stirn mit seinem Degen / vnd als Costa davon flohe / folgte er jhm mit solchem Ernst nach / daß wo er nicht von den Dienern were vbermannet vnd hingerichtet worden / were Costa in grosser gefahr gewesen.

In dem nun dergleichen Mordthaten vorgiengen / bekame es ein elenden Zustand in der Statt / vñ warteten viel ängstiglich was die Sachen für einen Außgang nehmen würden. Die Reichen theten jhre Bahrschafft in die Kirchen vnd Clöster / welche Oerter wegen der Heyligkeit für sicher geachtet wurden / die Matronen begaben sich zu den Nonnen: der Adel vnd der Magistrat bliebe von dem Rahthauß: die Kauffleuth beschlossen jhre Läden: die Haußthüren wurden fest zugemacht / vnnd die Kirchen verschlossen / alles war voller Forcht vnd Schrecken.

Consilium Collaterale, sind die Rähte / so dem Statthalter an Seithen sitzen. Es war zu Neapoli ein Rath von vortrefflichen Männern bestellet / welchen sie gemeiniglich Regenten nenneten / sonsten wird er geheissen das Consilium Collaterale, dieweil sie die Verwaltung deß Königreichs / beneben dern Statthalter versehen. In diesem Rath war für andern anselich / der Marggraff von Curlet / mit nahmen Constantius / nach dessen rath vnd guthedüncken fast alles verrichtet wurde. Seine Tugend / Tapfferkeit vnnd Erfahrenheit / hatten jhm ein solche Authorität gemacht. Der Hertzog von Ossuna selber war jhm nicht vngeneigt.

In solchem Schrecken besorgten die Herrn vnd Rähte sämptlich / es würde ein grosses Vnglück vnd Blutvergiessen vber die Statt auß gehen / vnnd sunden doch nicht / nach vielfältigem rathschlagen / wie sie den Sachen helffen solten. Der Herzog alß er sahe / daß keiner mit seiner Meynung herauß wolte / merckete wol daß die Schuld dieses Vnheils auff jhn wolte geleget werden / hielte derowegen darfür / es würde viel zu seinem Vorhaben dienen / wann er darthete / daß er vnschuldig were / vnd schickte zu solchem end an den Constantium vnd die jenige so bey jhm waren / den Marcellum de Tufo / der vermahnete sie / sie solten gutes Muhts seyn vnd gute Hoffnung haben / der Statthalter würde alles ohne lengern Verzug / wider in rühigen vñ friedlichen Stand setzen. Diese seine Meynung solten sie allenthalben kundbar machen lassen / damit jedermann verstehen möchte / daß wie er ohne gefahr were / also auch ohne forchten hinfort leben möchte. Auff dieses hat Constantius geantwortet / er hette jhm niemalen in den Sinn genommen / von dem Hertzogen abzuweichen / welchen er wüßte der gemeinen Wolfahrt vnd Ruh gantz geneigt seyn: Derohalben er hoffete / es würde durch desselben Weißheit gute Mittel so wol zu gegenwertigem / alß künfftigem Vnheil geschafft werden: allein bitte er vnverzüglich / daß solches fürderlich ins Werck gerichtet werde. Sonsten zu abwendung der gegenwertigen vnnd verhütung künfftigen Vnglücks / achtete er nichts bequemers / alß daß er dem Genuind befehle / von den Zusammenkünfften deß Volcks vnd sonderlich der jenigen / so denselben Tag in S. Augustini Kirch angesteller were / müssig zugehen. Dieses würde allen ehrlichen Leuthen ein offentlich Zeichen seyn / ein bessers vber dem gemeinen Wesen zuhoffen. Alß der Hertzog diese Antwort vernommen / hat er gedachten Marcellum / wider zu dem Constantio vnd den andern geschicket / vnd jhnen andeitten lassen / er wolte jhm die Sachen lassen befohlen seyn / es müßten doch aber deßwegen der Adel vnd das Volck zusammen kommen / damit ein jeder Theil für sich on den Mißhelligkeiten zwischen jhnen / vnd dem gantzen Zustand deß gemeinen Wesens an den König / Bottschafften abordnete / damit desto ehender alles wider zum Frieden gebracht würde. Dann das Volck hielte eintzig vnd allein bey jhm an / daß er nicht eher das Ampt abtretten solte / es weren dann zuvor die Strittigkeiten geschlichtet: Wann aber di Sachen nicht also ablieffen / wolten sie jhre Zuflucht zu den Waaffen wider den Adel nehmen. Nach dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <pb facs="#f0768" n="685"/>
          <p>Darauff beschlosse er sich gen Prochitam / <note place="left">Borgia kompt                          in Prochitam.</note> welches eine Insul nicht weit von Neapoli abgelegen /                      zubegeben. Machte derohalben solches dem Hertzogen von Ossuna zuwissen / mit                      vermelden / er thete es darumb / daß er etwas näher bey der Statt seyn / vnd                      desto besser / wegen deß verwirreten Wesens derselben / sich mit jhm                      berathschlagen könte / solte jhm derhalben etliche Schiff / daß er dahin kommen                      möchte / zuschicken. Der Hertzog vermerckte wol / daß er nicht ohne offentliche                      Schmach vnd Widerspenstigkeit jhm solches abschlagen könte / schickete jhm                      derowegen 3. Schiff. Darauff kam Borgia in dem Majo zu Prochita an Wie nun der                      Hertzog sahe / daß er einen aemulum in solcher nähe hatte / fieng er an auß                      Vnwillen vnnd Bekümmernuß allerley vorzunehmen. Das Kriegsvolck so vorhanden /                      vnnd in Niederland solte geschickt werden / behielte er bey sich / auch die                      Frantzosen / vnnd so gar die / welche auff die Galleen verdammet waren / ließ er                      bewehren. Trate offentlich auff vnder das Volck / welches in grosser Anzahl                      versamblet war / vnd verhiesse nicht allein / sondern theilete auch vberflüssig                      Gelt vnder sie auß: Ja versprach vber diß / wann jhm Gelt mangeln würde / Gold                      vnd Silber vnd was er hette / jhnen zugeben / wann sie nur auch jhm getrew                      verblieben / vnnd für jhren so trewen Beschützer / hinwider auch stehen würden:                      mit vermelden / es stünde einem Geistlichen / als nennete er den Borgiam / nicht                      zu / ein solch Königreich zu administriren / welcher ohne zweifel den Adel das                      Volck würde vndertrücken lassen. Diesen seinen Reden fiel das gemeine Volck bey                      / vnd versprachen jhme / alß jhrem Vatter / jhre Dienste.</p>
          <p>Der Genuinus gieng mit einer starcken Anzahl gewaffneter in der Statt hin vnd her                      / richteten viel vngebührliche Sachen auß. Vnd sonderlich für allen andern der                      Costa / zwischen diesem vnd einem Jüngling auß der Clerisey / gab es in der                      newen Marien Kirchen / ein harten Streit. Dann als seine Diener gedachtem                      Jüngling / Gewalt anthun wolten / zoge er ein Rohr herfür / vnd schoß einen zu                      todt / den andern verwundet er an der Stirn mit seinem Degen / vnd als Costa                      davon flohe / folgte er jhm mit solchem Ernst nach / daß wo er nicht von den                      Dienern were vbermannet vnd hingerichtet worden / were Costa in grosser gefahr                      gewesen.</p>
          <p>In dem nun dergleichen Mordthaten vorgiengen / bekame es ein elenden Zustand in                      der Statt / vn&#x0303; warteten viel ängstiglich was die Sachen für einen                      Außgang nehmen würden. Die Reichen theten jhre Bahrschafft in die Kirchen vnd                      Clöster / welche Oerter wegen der Heyligkeit für sicher geachtet wurden / die                      Matronen begaben sich zu den Nonnen: der Adel vnd der Magistrat bliebe von dem                      Rahthauß: die Kauffleuth beschlossen jhre Läden: die Haußthüren wurden fest                      zugemacht / vnnd die Kirchen verschlossen / alles war voller Forcht vnd                      Schrecken.</p>
          <p><note place="left">Consilium Collaterale, sind die Rähte / so dem                          Statthalter an Seithen sitzen.</note> Es war zu Neapoli ein Rath von                      vortrefflichen Männern bestellet / welchen sie gemeiniglich Regenten nenneten /                      sonsten wird er geheissen das Consilium Collaterale, dieweil sie die Verwaltung                      deß Königreichs / beneben dern Statthalter versehen. In diesem Rath war für                      andern anselich / der Marggraff von Curlet / mit nahmen Constantius / nach                      dessen rath vnd guthedüncken fast alles verrichtet wurde. Seine Tugend /                      Tapfferkeit vnnd Erfahrenheit / hatten jhm ein solche Authorität gemacht. Der                      Hertzog von Ossuna selber war jhm nicht vngeneigt.</p>
          <p>In solchem Schrecken besorgten die Herrn vnd Rähte sämptlich / es würde ein                      grosses Vnglück vnd Blutvergiessen vber die Statt auß gehen / vnnd sunden doch                      nicht / nach vielfältigem rathschlagen / wie sie den Sachen helffen solten. Der                      Herzog alß er sahe / daß keiner mit seiner Meynung herauß wolte / merckete wol                      daß die Schuld dieses Vnheils auff jhn wolte geleget werden / hielte derowegen                      darfür / es würde viel zu seinem Vorhaben dienen / wann er darthete / daß er                      vnschuldig were / vnd schickte zu solchem end an den Constantium vnd die jenige                      so bey jhm waren / den Marcellum de Tufo / der vermahnete sie / sie solten gutes                      Muhts seyn vnd gute Hoffnung haben / der Statthalter würde alles ohne lengern                      Verzug / wider in rühigen vn&#x0303; friedlichen Stand setzen. Diese                      seine Meynung solten sie allenthalben kundbar machen lassen / damit jedermann                      verstehen möchte / daß wie er ohne gefahr were / also auch ohne forchten hinfort                      leben möchte. Auff dieses hat Constantius geantwortet / er hette jhm niemalen in                      den Sinn genommen / von dem Hertzogen abzuweichen / welchen er wüßte der                      gemeinen Wolfahrt vnd Ruh gantz geneigt seyn: Derohalben er hoffete / es würde                      durch desselben Weißheit gute Mittel so wol zu gegenwertigem / alß künfftigem                      Vnheil geschafft werden: allein bitte er vnverzüglich / daß solches fürderlich                      ins Werck gerichtet werde. Sonsten zu abwendung der gegenwertigen vnnd verhütung                      künfftigen Vnglücks / achtete er nichts bequemers / alß daß er dem Genuind                      befehle / von den Zusammenkünfften deß Volcks vnd sonderlich der jenigen / so                      denselben Tag in S. Augustini Kirch angesteller were / müssig zugehen. Dieses                      würde allen ehrlichen Leuthen ein offentlich Zeichen seyn / ein bessers vber dem                      gemeinen Wesen zuhoffen. Alß der Hertzog diese Antwort vernommen / hat er                      gedachten Marcellum / wider zu dem Constantio vnd den andern geschicket / vnd                      jhnen andeitten lassen / er wolte jhm die Sachen lassen befohlen seyn / es                      müßten doch aber deßwegen der Adel vnd das Volck zusammen kommen / damit ein                      jeder Theil für sich on den Mißhelligkeiten zwischen jhnen / vnd dem gantzen                      Zustand deß gemeinen Wesens an den König / Bottschafften abordnete / damit desto                      ehender alles wider zum Frieden gebracht würde. Dann das Volck hielte eintzig                      vnd allein bey jhm an / daß er nicht eher das Ampt abtretten solte / es weren                      dann zuvor die Strittigkeiten geschlichtet: Wann aber di Sachen nicht also                      ablieffen / wolten sie jhre Zuflucht zu den Waaffen wider den Adel nehmen. Nach                          dem
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[685/0768] Darauff beschlosse er sich gen Prochitam / welches eine Insul nicht weit von Neapoli abgelegen / zubegeben. Machte derohalben solches dem Hertzogen von Ossuna zuwissen / mit vermelden / er thete es darumb / daß er etwas näher bey der Statt seyn / vnd desto besser / wegen deß verwirreten Wesens derselben / sich mit jhm berathschlagen könte / solte jhm derhalben etliche Schiff / daß er dahin kommen möchte / zuschicken. Der Hertzog vermerckte wol / daß er nicht ohne offentliche Schmach vnd Widerspenstigkeit jhm solches abschlagen könte / schickete jhm derowegen 3. Schiff. Darauff kam Borgia in dem Majo zu Prochita an Wie nun der Hertzog sahe / daß er einen aemulum in solcher nähe hatte / fieng er an auß Vnwillen vnnd Bekümmernuß allerley vorzunehmen. Das Kriegsvolck so vorhanden / vnnd in Niederland solte geschickt werden / behielte er bey sich / auch die Frantzosen / vnnd so gar die / welche auff die Galleen verdammet waren / ließ er bewehren. Trate offentlich auff vnder das Volck / welches in grosser Anzahl versamblet war / vnd verhiesse nicht allein / sondern theilete auch vberflüssig Gelt vnder sie auß: Ja versprach vber diß / wann jhm Gelt mangeln würde / Gold vnd Silber vnd was er hette / jhnen zugeben / wann sie nur auch jhm getrew verblieben / vnnd für jhren so trewen Beschützer / hinwider auch stehen würden: mit vermelden / es stünde einem Geistlichen / als nennete er den Borgiam / nicht zu / ein solch Königreich zu administriren / welcher ohne zweifel den Adel das Volck würde vndertrücken lassen. Diesen seinen Reden fiel das gemeine Volck bey / vnd versprachen jhme / alß jhrem Vatter / jhre Dienste. Borgia kompt in Prochitam. Der Genuinus gieng mit einer starcken Anzahl gewaffneter in der Statt hin vnd her / richteten viel vngebührliche Sachen auß. Vnd sonderlich für allen andern der Costa / zwischen diesem vnd einem Jüngling auß der Clerisey / gab es in der newen Marien Kirchen / ein harten Streit. Dann als seine Diener gedachtem Jüngling / Gewalt anthun wolten / zoge er ein Rohr herfür / vnd schoß einen zu todt / den andern verwundet er an der Stirn mit seinem Degen / vnd als Costa davon flohe / folgte er jhm mit solchem Ernst nach / daß wo er nicht von den Dienern were vbermannet vnd hingerichtet worden / were Costa in grosser gefahr gewesen. In dem nun dergleichen Mordthaten vorgiengen / bekame es ein elenden Zustand in der Statt / vñ warteten viel ängstiglich was die Sachen für einen Außgang nehmen würden. Die Reichen theten jhre Bahrschafft in die Kirchen vnd Clöster / welche Oerter wegen der Heyligkeit für sicher geachtet wurden / die Matronen begaben sich zu den Nonnen: der Adel vnd der Magistrat bliebe von dem Rahthauß: die Kauffleuth beschlossen jhre Läden: die Haußthüren wurden fest zugemacht / vnnd die Kirchen verschlossen / alles war voller Forcht vnd Schrecken. Es war zu Neapoli ein Rath von vortrefflichen Männern bestellet / welchen sie gemeiniglich Regenten nenneten / sonsten wird er geheissen das Consilium Collaterale, dieweil sie die Verwaltung deß Königreichs / beneben dern Statthalter versehen. In diesem Rath war für andern anselich / der Marggraff von Curlet / mit nahmen Constantius / nach dessen rath vnd guthedüncken fast alles verrichtet wurde. Seine Tugend / Tapfferkeit vnnd Erfahrenheit / hatten jhm ein solche Authorität gemacht. Der Hertzog von Ossuna selber war jhm nicht vngeneigt. Consilium Collaterale, sind die Rähte / so dem Statthalter an Seithen sitzen. In solchem Schrecken besorgten die Herrn vnd Rähte sämptlich / es würde ein grosses Vnglück vnd Blutvergiessen vber die Statt auß gehen / vnnd sunden doch nicht / nach vielfältigem rathschlagen / wie sie den Sachen helffen solten. Der Herzog alß er sahe / daß keiner mit seiner Meynung herauß wolte / merckete wol daß die Schuld dieses Vnheils auff jhn wolte geleget werden / hielte derowegen darfür / es würde viel zu seinem Vorhaben dienen / wann er darthete / daß er vnschuldig were / vnd schickte zu solchem end an den Constantium vnd die jenige so bey jhm waren / den Marcellum de Tufo / der vermahnete sie / sie solten gutes Muhts seyn vnd gute Hoffnung haben / der Statthalter würde alles ohne lengern Verzug / wider in rühigen vñ friedlichen Stand setzen. Diese seine Meynung solten sie allenthalben kundbar machen lassen / damit jedermann verstehen möchte / daß wie er ohne gefahr were / also auch ohne forchten hinfort leben möchte. Auff dieses hat Constantius geantwortet / er hette jhm niemalen in den Sinn genommen / von dem Hertzogen abzuweichen / welchen er wüßte der gemeinen Wolfahrt vnd Ruh gantz geneigt seyn: Derohalben er hoffete / es würde durch desselben Weißheit gute Mittel so wol zu gegenwertigem / alß künfftigem Vnheil geschafft werden: allein bitte er vnverzüglich / daß solches fürderlich ins Werck gerichtet werde. Sonsten zu abwendung der gegenwertigen vnnd verhütung künfftigen Vnglücks / achtete er nichts bequemers / alß daß er dem Genuind befehle / von den Zusammenkünfften deß Volcks vnd sonderlich der jenigen / so denselben Tag in S. Augustini Kirch angesteller were / müssig zugehen. Dieses würde allen ehrlichen Leuthen ein offentlich Zeichen seyn / ein bessers vber dem gemeinen Wesen zuhoffen. Alß der Hertzog diese Antwort vernommen / hat er gedachten Marcellum / wider zu dem Constantio vnd den andern geschicket / vnd jhnen andeitten lassen / er wolte jhm die Sachen lassen befohlen seyn / es müßten doch aber deßwegen der Adel vnd das Volck zusammen kommen / damit ein jeder Theil für sich on den Mißhelligkeiten zwischen jhnen / vnd dem gantzen Zustand deß gemeinen Wesens an den König / Bottschafften abordnete / damit desto ehender alles wider zum Frieden gebracht würde. Dann das Volck hielte eintzig vnd allein bey jhm an / daß er nicht eher das Ampt abtretten solte / es weren dann zuvor die Strittigkeiten geschlichtet: Wann aber di Sachen nicht also ablieffen / wolten sie jhre Zuflucht zu den Waaffen wider den Adel nehmen. Nach dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/768
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/768>, abgerufen am 23.11.2024.