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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Geht eylend hin / wil es den Evangelischen anzeigen / vermeynende / sie weren noch nit in der Predig: Aber vnangesehen / sie albereit in der Predig waren / zeiget sie es jhnen doch an. Die Gemeind erschrocken / wil vom Gebet vnd Predig hören ablassen: Ward aber darinnen zuverharren / vnd sich nit zu fürchten von jrem Seelsorger ernstlich vermahnet: Mit protestation / daß er sie nit verlassen / sondern bey jnen sterben vnd genesen wolte. Also wartet man dem Gebet vnd Predig auß. Nach denselben griffen die Männer zur Wehr / vnd verfügten sich in Michael Montii Hauß: Nie Weiber aber begaben sich jede nach jrem Hauß. Bald hernach zogen sie also bewehrt herauß gegen einer andern Brucken / so dem Land Brüß näher gelegen war: Alda wurden sie ansichtig etlicher jrer Feinden / die kamen auch dieselbige Brück abzuwerffen. Als sie die Evangelischen gesehen / ziehen sie vngeschaffter Sach widerumb zurück. Am Sontag vnd Montag hielten sich die Evangelischen zu Brüß in Wehr vnd Waffen. Am Dienstag deß Abends kommen die Feind mit einer Anzal Volcks von Tyran daher / mit einem Theil der Papisten von Brüß selbs begleitet: Zünden deß Antonii Montii / vnnd Peter Augustins Häuser an / mit sampt etlich beygelegnen anderen Häuseren. Als solches die Evangelischen / alsweit die minderen vnd schwächeren / gesehen / nimbt ein theil derselben die Flucht: ein theil wird noch desselbigen Abendts / vnd die folgenden Tag hernach erschlagen.

Der erschlagenen waren 27. darunder auch die nach verzeichneten gewesen.

Bettino von Azala / Peters Sohn / Pedrotta / sein Haußfraw / Peter / jr Sohn / Andreino Zoppo / Janotten Sohn: Jacob / Hans Dominici Quadernetten Sohn / Hans Menegatti: Jacomina / von Durico / Michael della Rossa: Lema Monet. Die ward auff dem Berg ernstlich angehalten / daß sie abstahn / vnnd jhres hohen Alters schonen wolte / als dann solle jhro das Leben geschenckt werden: Gab aber vnverzagt diese Antwort: Das wil ich nit thun / vnd nit erst / da ich den einen Fuß im Grab hab / meinem HErren Jesu / der mich in seiner Erkantnuß so lang erhalten / die Vnehr anthun / daß ich jhn verlassen / mich an die Creaturen hencken / vnd an statt seines Worts die Menschensatzungen annehmen wölle. Ward drüber diese hochbetagte alte Fraw jämmerlich vmbbracht.

Etliche Wunder vnd Vorbotten / so vor dem Veltliner Mord vorher gangen. Es haben sich vor diesen grausamen Mordthaten auch etliche Zeichen vnd Vorbotten an vnterschiedtlichen Orthen mercken lassen. Dann als man wegen deß besorgenden / gewalthätigen Vber-vnnd Einfals der Spanier in das Veltlein / von der Vestung Fuentes nacher vnnd dem Cumer See / durch das gantze Land auff den Thürnen der Pfarrkirchen die hoch waren / wie auch andern Orthen die Fewerzeichen auffgestellet / damit zugleich mit dem Zeichen deß Fewers vnd dem Larmenschlag der Glocken die Innwohner zu den Waffen zugreiffen wurden veranlasset: Haben zu Anfang deß Meyens 1620. die Wächter zu Sonders eröffnet / wie daß sie bey nächtlicher weil auff dem Thurn der Kirchen Sanct Gervas ein groß Getümmel / als von vielen mit Worten streitenden Personen gehöret / vnnd seye ein grosser Schein vnnd Helle von der Kirchen auff in den Thurn verspüret worden: Darüber sie die Liechter angezündt vnnd in die Kirch hinab wollen / es sind jhnen aber die Liechter zum andern mal nicht ohne Schrecken außgeleschet worden / der Schein ist auch vergangen / das Gewicht an der Schlag-Vhr ist abgefallen / vnd haben sie vnd ander mehr bey zehen Streichen an der Glocken gehört / als ob man Sturm schlahe.

Wunder so sich nach verrichtem Mord erzeigt. Ingleichem haben sich auch nach volbrachtem Mord vnderschiedliche Wunder mercken lassen. In den Evangelischen Kirchen deß Thals / vnnd sonderlich auff der Tell vnnd zu Tyran hat man viel malen die Stimm gehört: Wehe / Wehe vber euch: Die Raach Gottes wird wegen deß vnschuldigen Bluts vber euch kommen.

Die Glocken der Kirchen zu Tyran hat man auch gehört leuten / eben zu der Stund da man zu predigen gepflegt / vnd ist ein Stimm gehöret worden / wie deß Antonii Bassi der da selbs geprediget vnd ermördt war.

Zu Sonders hat man vom Berg sehen hinab kommen wie ein mächtigen Heerzug / daß jhrer viel die Flucht auß Sonders genommen: Ist endtlich aber alles verschwunden.

Als die vervbte grewliche vnmenschliche Thaten im Veltlin bey den andern Evangelischen Eydgnossen erschollen / ward männiglich darüber zum hefftigsten bestürtzt / sonderlich weil sie sahen wie ein grosse Wunden jnen dardurch gegen den höchsten Alpen vnd bequembsten Pässen geschlagen / vnd vber diß zusehen musten / daß Robustellus zum Verwalter im Veltlin erwöhlet worden.

Rudolph Planta fält ins Engadin. In dessen nahm Rudolphus Planta auch wider seine Mit Landleut die Waffen in die Hand / fieng anim Engadin Thätlichkeiten zuverüben / schickte seinem Brudern Pompejo Plantae ein solche Missiv / daß man was er vnd sein Anhang im Sinn hetten / genugsam spüren kondte / vnnd erwiese also in allem daß er vnd die Veltlinische Rebellen gute Correspondenten weren vnd zusamen in ein Horn bliesen. Nicht weniger erzeigten sich auch etliche Bündnerische Gemeinden / als Disentis / Lar vnnd andere diesem Handel nicht vngeneigt. So bald aber die nechstgesessene von Bergel / Davos / Closter S. Peter vnd Langnitz dieses feindlichen Beginnens berichtet wurden / besetzeten sie jhre fürnembste Päß vnd Gräntzen / zogen auch mit zimblicher Macht durch das lange rauhe Thal Malenck / vertrieben jhre Feind auß dreyen vnterschiedlichen Landwehren / gewunnen denselbigen widerumb ab / den Hauptflecken Veltlins / Sonders / vnnd zwey andere wohlbewehrte Schlösser / sampt den vesten darbey gelegenen Closter / begerten auch darüber von den Evangelischen Stätten der Eydgnosschafft vnd Glaris / wider jre Rebellische vnd deren zugethane / eylende hülff. Weil sie aber vnder einander zwiträchtig / verliessen sie bald vnangesehen sie solche nit allein behal-

Geht eylend hin / wil es den Evangelischen anzeigen / vermeynende / sie weren noch nit in der Predig: Aber vnangesehen / sie albereit in der Predig waren / zeiget sie es jhnen doch an. Die Gemeind erschrocken / wil vom Gebet vnd Predig hören ablassen: Ward aber darinnen zuverharren / vnd sich nit zu fürchten von jrem Seelsorger ernstlich vermahnet: Mit protestation / daß er sie nit verlassen / sondern bey jnen sterben vnd genesen wolte. Also wartet man dem Gebet vñ Predig auß. Nach dẽselben griffen die Männer zur Wehr / vnd verfügten sich in Michael Montii Hauß: Nie Weiber aber begaben sich jede nach jrem Hauß. Bald hernach zogen sie also bewehrt herauß gegẽ einer andern Brucken / so dem Land Brüß näher gelegen war: Alda wurden sie ansichtig etlicher jrer Feinden / die kamen auch dieselbige Brück abzuwerffen. Als sie die Evangelischen gesehen / ziehen sie vngeschaffter Sach widerumb zurück. Am Sontag vnd Montag hielten sich die Evangelischen zu Brüß in Wehr vnd Waffen. Am Dienstag deß Abends kom̃en die Feind mit einer Anzal Volcks von Tyran daher / mit einem Theil der Papisten von Brüß selbs begleitet: Zünden deß Antonii Montii / vnnd Peter Augustins Häuser an / mit sampt etlich beygelegnen anderen Häuseren. Als solches die Evangelischen / alsweit die minderen vnd schwächeren / gesehen / nimbt ein theil derselben die Flucht: ein theil wird noch desselbigen Abendts / vnd die folgenden Tag hernach erschlagẽ.

Der erschlagenen waren 27. darunder auch die nach verzeichneten gewesen.

Bettino von Azala / Peters Sohn / Pedrotta / sein Haußfraw / Peter / jr Sohn / Andreino Zoppo / Janotten Sohn: Jacob / Hans Dominici Quadernetten Sohn / Hans Menegatti: Jacomina / von Durico / Michael della Rossa: Lema Monet. Die ward auff dem Berg ernstlich angehalten / daß sie abstahn / vnnd jhres hohen Alters schonen wolte / als dann solle jhro das Leben geschenckt werden: Gab aber vnverzagt diese Antwort: Das wil ich nit thun / vnd nit erst / da ich den einen Fuß im Grab hab / meinem HErren Jesu / der mich in seiner Erkantnuß so lang erhalten / die Vnehr anthun / daß ich jhn verlassen / mich an die Creaturen hencken / vnd an statt seines Worts die Menschensatzungẽ annehmen wölle. Ward drüber diese hochbetagte alte Fraw jämmerlich vmbbracht.

Etliche Wunder vnd Vorbotten / so vor dem Veltliner Mord vorher gangẽ. Es haben sich vor diesen grausamẽ Mordthaten auch etliche Zeichen vnd Vorbotten an vnterschiedtlichen Orthen mercken lassen. Dann als man wegen deß besorgenden / gewalthätigen Vber-vnnd Einfals der Spanier in das Veltlein / von der Vestung Fuentes nacher vnnd dem Cumer See / durch das gantze Land auff den Thürnẽ der Pfarrkirchen die hoch waren / wie auch andern Orthen die Fewerzeichen auffgestellet / damit zugleich mit dem Zeichen deß Fewers vnd dem Larmenschlag der Glocken die Innwohner zu den Waffen zugreiffen wurden veranlasset: Haben zu Anfang deß Meyens 1620. die Wächter zu Sonders eröffnet / wie daß sie bey nächtlicher weil auff dem Thurn der Kirchen Sanct Gervas ein groß Getümmel / als von vielẽ mit Worten streitenden Personen gehöret / vnnd seye ein grosser Schein vnnd Helle von der Kirchen auff in den Thurn verspüret worden: Darüber sie die Liechter angezündt vnnd in die Kirch hinab wollen / es sind jhnen aber die Liechter zum andern mal nicht ohne Schrecken außgeleschet worden / der Schein ist auch vergangen / das Gewicht an der Schlag-Vhr ist abgefallen / vnd haben sie vnd ander mehr bey zehen Streichen an der Glocken gehört / als ob man Sturm schlahe.

Wunder so sich nach verrichtem Mord erzeigt. Ingleichem haben sich auch nach volbrachtem Mord vnderschiedliche Wunder mercken lassen. In den Evangelischen Kirchen deß Thals / vnnd sonderlich auff der Tell vnnd zu Tyran hat man viel malen die Stimm gehört: Wehe / Wehe vber euch: Die Raach Gottes wird wegen deß vnschuldigen Bluts vber euch kommen.

Die Glocken der Kirchen zu Tyran hat man auch gehört leuten / eben zu der Stund da man zu predigen gepflegt / vnd ist ein Stimm gehöret worden / wie deß Antonii Bassi der da selbs geprediget vnd ermördt war.

Zu Sonders hat man vom Berg sehen hinab kommen wie ein mächtigen Heerzug / daß jhrer viel die Flucht auß Sonders genommen: Ist endtlich aber alles verschwunden.

Als die vervbte grewliche vnmenschliche Thaten im Veltlin bey den andern Evangelischen Eydgnossen erschollen / ward männiglich darüber zum hefftigsten bestürtzt / sonderlich weil sie sahen wie ein grosse Wunden jnen dardurch gegen den höchsten Alpen vnd bequembsten Pässen geschlagen / vnd vber diß zusehen musten / daß Robustellus zum Verwalter im Veltlin erwöhlet worden.

Rudolph Planta fält ins Engadin. In dessen nahm Rudolphus Planta auch wider seine Mit Landleut die Waffen in die Hand / fieng anim Engadin Thätlichkeiten zuverüben / schickte seinem Brudern Pompejo Plantae ein solche Missiv / daß man was er vnd sein Anhang im Sinn hetten / genugsam spüren kondte / vnnd erwiese also in allem daß er vnd die Veltlinische Rebellen gute Correspondenten weren vnd zusamen in ein Horn bliesen. Nicht weniger erzeigten sich auch etliche Bündnerische Gemeinden / als Disentis / Lar vnnd andere diesem Handel nicht vngeneigt. So bald aber die nechstgesessene von Bergel / Davos / Closter S. Peter vnd Langnitz dieses feindlichen Beginnens berichtet wurden / besetzeten sie jhre fürnembste Päß vnd Gräntzen / zogen auch mit zimblicher Macht durch das lange rauhe Thal Malenck / vertrieben jhre Feind auß dreyen vnterschiedlichen Landwehren / gewunnen denselbigen widerumb ab / dẽ Hauptflecken Veltlins / Sonders / vnnd zwey andere wohlbewehrte Schlösser / sampt dẽ vesten darbey gelegenen Closter / begerten auch darüber von den Evangelischẽ Stätten der Eydgnosschafft vnd Glaris / wider jre Rebellische vnd deren zugethane / eylẽde hülff. Weil sie aber vnder einander zwiträchtig / verliessen sie bald vnangesehen sie solche nit allein behal-

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Geht eylend hin / wil es den Evangelischen anzeigen / vermeynende / sie weren                      noch nit in der Predig: Aber vnangesehen / sie albereit in der Predig waren /                      zeiget sie es jhnen doch an. Die Gemeind erschrocken / wil vom Gebet vnd Predig                      hören ablassen: Ward aber darinnen zuverharren / vnd sich nit zu fürchten von                      jrem Seelsorger ernstlich vermahnet: Mit protestation / daß er sie nit verlassen                      / sondern bey jnen sterben vnd genesen wolte. Also wartet man dem Gebet vn&#x0303; Predig auß. Nach de&#x0303;selben griffen die Männer zur Wehr / vnd                      verfügten sich in Michael Montii Hauß: Nie Weiber aber begaben sich jede nach                      jrem Hauß. Bald hernach zogen sie also bewehrt herauß gege&#x0303; einer andern Brucken                      / so dem Land Brüß näher gelegen war: Alda wurden sie ansichtig etlicher jrer                      Feinden / die kamen auch dieselbige Brück abzuwerffen. Als sie die Evangelischen                      gesehen / ziehen sie vngeschaffter Sach widerumb zurück. Am Sontag vnd Montag                      hielten sich die Evangelischen zu Brüß in Wehr vnd Waffen. Am Dienstag deß                      Abends kom&#x0303;en die Feind mit einer Anzal Volcks von Tyran daher /                      mit einem Theil der Papisten von Brüß selbs begleitet: Zünden deß Antonii Montii                      / vnnd Peter Augustins Häuser an / mit sampt etlich beygelegnen anderen                      Häuseren. Als solches die Evangelischen / alsweit die minderen vnd schwächeren /                      gesehen / nimbt ein theil derselben die Flucht: ein theil wird noch desselbigen                      Abendts / vnd die folgenden Tag hernach erschlage&#x0303;.</p>
          <p>Der erschlagenen waren 27. darunder auch die nach verzeichneten gewesen.</p>
          <p>Bettino von Azala / Peters Sohn / Pedrotta / sein Haußfraw / Peter / jr Sohn /                      Andreino Zoppo / Janotten Sohn: Jacob / Hans Dominici Quadernetten Sohn / Hans                      Menegatti: Jacomina / von Durico / Michael della Rossa: Lema Monet. Die ward                      auff dem Berg ernstlich angehalten / daß sie abstahn / vnnd jhres hohen Alters                      schonen wolte / als dann solle jhro das Leben geschenckt werden: Gab aber                      vnverzagt diese Antwort: Das wil ich nit thun / vnd nit erst / da ich den einen                      Fuß im Grab hab / meinem HErren Jesu / der mich in seiner Erkantnuß so lang                      erhalten / die Vnehr anthun / daß ich jhn verlassen / mich an die Creaturen                      hencken / vnd an statt seines Worts die Menschensatzunge&#x0303; annehmen wölle. Ward                      drüber diese hochbetagte alte Fraw jämmerlich vmbbracht.</p>
          <p><note place="left">Etliche Wunder vnd Vorbotten / so vor dem Veltliner                          Mord vorher gange&#x0303;.</note> Es haben sich vor diesen grausame&#x0303; Mordthaten auch                      etliche Zeichen vnd Vorbotten an vnterschiedtlichen Orthen mercken lassen. Dann                      als man wegen deß besorgenden / gewalthätigen Vber-vnnd Einfals der Spanier in                      das Veltlein / von der Vestung Fuentes nacher vnnd dem Cumer See / durch das                      gantze Land auff den Thürne&#x0303; der Pfarrkirchen die hoch waren / wie auch andern                      Orthen die Fewerzeichen auffgestellet / damit zugleich mit dem Zeichen deß                      Fewers vnd dem Larmenschlag der Glocken die Innwohner zu den Waffen zugreiffen                      wurden veranlasset: Haben zu Anfang deß Meyens 1620. die Wächter zu Sonders                      eröffnet / wie daß sie bey nächtlicher weil auff dem Thurn der Kirchen Sanct                      Gervas ein groß Getümmel / als von viele&#x0303; mit Worten streitenden Personen gehöret                      / vnnd seye ein grosser Schein vnnd Helle von der Kirchen auff in den Thurn                      verspüret worden: Darüber sie die Liechter angezündt vnnd in die Kirch hinab                      wollen / es sind jhnen aber die Liechter zum andern mal nicht ohne Schrecken                      außgeleschet worden / der Schein ist auch vergangen / das Gewicht an der                      Schlag-Vhr ist abgefallen / vnd haben sie vnd ander mehr bey zehen Streichen an                      der Glocken gehört / als ob man Sturm schlahe.</p>
          <p><note place="right">Wunder so sich nach verrichtem Mord erzeigt.</note>                      Ingleichem haben sich auch nach volbrachtem Mord vnderschiedliche Wunder mercken                      lassen. In den Evangelischen Kirchen deß Thals / vnnd sonderlich auff der Tell                      vnnd zu Tyran hat man viel malen die Stimm gehört: Wehe / Wehe vber euch: Die                      Raach Gottes wird wegen deß vnschuldigen Bluts vber euch kommen.</p>
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          <p>Zu Sonders hat man vom Berg sehen hinab kommen wie ein mächtigen Heerzug / daß                      jhrer viel die Flucht auß Sonders genommen: Ist endtlich aber alles                      verschwunden.</p>
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[497/0564] Geht eylend hin / wil es den Evangelischen anzeigen / vermeynende / sie weren noch nit in der Predig: Aber vnangesehen / sie albereit in der Predig waren / zeiget sie es jhnen doch an. Die Gemeind erschrocken / wil vom Gebet vnd Predig hören ablassen: Ward aber darinnen zuverharren / vnd sich nit zu fürchten von jrem Seelsorger ernstlich vermahnet: Mit protestation / daß er sie nit verlassen / sondern bey jnen sterben vnd genesen wolte. Also wartet man dem Gebet vñ Predig auß. Nach dẽselben griffen die Männer zur Wehr / vnd verfügten sich in Michael Montii Hauß: Nie Weiber aber begaben sich jede nach jrem Hauß. Bald hernach zogen sie also bewehrt herauß gegẽ einer andern Brucken / so dem Land Brüß näher gelegen war: Alda wurden sie ansichtig etlicher jrer Feinden / die kamen auch dieselbige Brück abzuwerffen. Als sie die Evangelischen gesehen / ziehen sie vngeschaffter Sach widerumb zurück. Am Sontag vnd Montag hielten sich die Evangelischen zu Brüß in Wehr vnd Waffen. Am Dienstag deß Abends kom̃en die Feind mit einer Anzal Volcks von Tyran daher / mit einem Theil der Papisten von Brüß selbs begleitet: Zünden deß Antonii Montii / vnnd Peter Augustins Häuser an / mit sampt etlich beygelegnen anderen Häuseren. Als solches die Evangelischen / alsweit die minderen vnd schwächeren / gesehen / nimbt ein theil derselben die Flucht: ein theil wird noch desselbigen Abendts / vnd die folgenden Tag hernach erschlagẽ. Der erschlagenen waren 27. darunder auch die nach verzeichneten gewesen. Bettino von Azala / Peters Sohn / Pedrotta / sein Haußfraw / Peter / jr Sohn / Andreino Zoppo / Janotten Sohn: Jacob / Hans Dominici Quadernetten Sohn / Hans Menegatti: Jacomina / von Durico / Michael della Rossa: Lema Monet. Die ward auff dem Berg ernstlich angehalten / daß sie abstahn / vnnd jhres hohen Alters schonen wolte / als dann solle jhro das Leben geschenckt werden: Gab aber vnverzagt diese Antwort: Das wil ich nit thun / vnd nit erst / da ich den einen Fuß im Grab hab / meinem HErren Jesu / der mich in seiner Erkantnuß so lang erhalten / die Vnehr anthun / daß ich jhn verlassen / mich an die Creaturen hencken / vnd an statt seines Worts die Menschensatzungẽ annehmen wölle. Ward drüber diese hochbetagte alte Fraw jämmerlich vmbbracht. Es haben sich vor diesen grausamẽ Mordthaten auch etliche Zeichen vnd Vorbotten an vnterschiedtlichen Orthen mercken lassen. Dann als man wegen deß besorgenden / gewalthätigen Vber-vnnd Einfals der Spanier in das Veltlein / von der Vestung Fuentes nacher vnnd dem Cumer See / durch das gantze Land auff den Thürnẽ der Pfarrkirchen die hoch waren / wie auch andern Orthen die Fewerzeichen auffgestellet / damit zugleich mit dem Zeichen deß Fewers vnd dem Larmenschlag der Glocken die Innwohner zu den Waffen zugreiffen wurden veranlasset: Haben zu Anfang deß Meyens 1620. die Wächter zu Sonders eröffnet / wie daß sie bey nächtlicher weil auff dem Thurn der Kirchen Sanct Gervas ein groß Getümmel / als von vielẽ mit Worten streitenden Personen gehöret / vnnd seye ein grosser Schein vnnd Helle von der Kirchen auff in den Thurn verspüret worden: Darüber sie die Liechter angezündt vnnd in die Kirch hinab wollen / es sind jhnen aber die Liechter zum andern mal nicht ohne Schrecken außgeleschet worden / der Schein ist auch vergangen / das Gewicht an der Schlag-Vhr ist abgefallen / vnd haben sie vnd ander mehr bey zehen Streichen an der Glocken gehört / als ob man Sturm schlahe. Etliche Wunder vnd Vorbotten / so vor dem Veltliner Mord vorher gangẽ. Ingleichem haben sich auch nach volbrachtem Mord vnderschiedliche Wunder mercken lassen. In den Evangelischen Kirchen deß Thals / vnnd sonderlich auff der Tell vnnd zu Tyran hat man viel malen die Stimm gehört: Wehe / Wehe vber euch: Die Raach Gottes wird wegen deß vnschuldigen Bluts vber euch kommen. Wunder so sich nach verrichtem Mord erzeigt. Die Glocken der Kirchen zu Tyran hat man auch gehört leuten / eben zu der Stund da man zu predigen gepflegt / vnd ist ein Stimm gehöret worden / wie deß Antonii Bassi der da selbs geprediget vnd ermördt war. Zu Sonders hat man vom Berg sehen hinab kommen wie ein mächtigen Heerzug / daß jhrer viel die Flucht auß Sonders genommen: Ist endtlich aber alles verschwunden. Als die vervbte grewliche vnmenschliche Thaten im Veltlin bey den andern Evangelischen Eydgnossen erschollen / ward männiglich darüber zum hefftigsten bestürtzt / sonderlich weil sie sahen wie ein grosse Wunden jnen dardurch gegen den höchsten Alpen vnd bequembsten Pässen geschlagen / vnd vber diß zusehen musten / daß Robustellus zum Verwalter im Veltlin erwöhlet worden. In dessen nahm Rudolphus Planta auch wider seine Mit Landleut die Waffen in die Hand / fieng anim Engadin Thätlichkeiten zuverüben / schickte seinem Brudern Pompejo Plantae ein solche Missiv / daß man was er vnd sein Anhang im Sinn hetten / genugsam spüren kondte / vnnd erwiese also in allem daß er vnd die Veltlinische Rebellen gute Correspondenten weren vnd zusamen in ein Horn bliesen. Nicht weniger erzeigten sich auch etliche Bündnerische Gemeinden / als Disentis / Lar vnnd andere diesem Handel nicht vngeneigt. So bald aber die nechstgesessene von Bergel / Davos / Closter S. Peter vnd Langnitz dieses feindlichen Beginnens berichtet wurden / besetzeten sie jhre fürnembste Päß vnd Gräntzen / zogen auch mit zimblicher Macht durch das lange rauhe Thal Malenck / vertrieben jhre Feind auß dreyen vnterschiedlichen Landwehren / gewunnen denselbigen widerumb ab / dẽ Hauptflecken Veltlins / Sonders / vnnd zwey andere wohlbewehrte Schlösser / sampt dẽ vesten darbey gelegenen Closter / begerten auch darüber von den Evangelischẽ Stätten der Eydgnosschafft vnd Glaris / wider jre Rebellische vnd deren zugethane / eylẽde hülff. Weil sie aber vnder einander zwiträchtig / verliessen sie bald vnangesehen sie solche nit allein behal- Rudolph Planta fält ins Engadin.

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/564>, abgerufen am 23.11.2024.