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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Nicolai / ein Pündtner: dem haben sie die Nasen abgeschnitten / die Augen auß gegraben / vnd endlich jhne zu den Fenstern an die Gassen herab gestürtzt: alles in gegenwart seiner Haußfrawen.

Als Hans Antoni Mazon / sich diesen Rebellen widersetzen / vnnd sein Haußfraw jhn retten wöllen: wurden er / vnd die Fraw / sampt zweyen Kindern / mit einander grausamlich erschlagen.

Ein anderer / Hans Antoni Schlosser genant / von Gardona gebürtig / nachdem er langen Wiederstandt gethan / auch der Rebellen einen darnider gelegt / ward endlich gefangen / an einen Baum gebunden vnd mit etlich schüssen erschossen.

Es ward diß Orts weder Jungen noch Alten / weder Krancken noch Starcken geschonet: Sondern alles entweder erschossen / oder niedergehawt / oder sonst erschlagen vnd erwürget: Deren vngefehr in die 60. Personen zu Tyran / so die Cron der Martyr / vmb deß Evangelischen Glaubens willen empfangen / geweßt seyn mögen. Deren / so durch Gottes Gnad / jedoch mit höchster gefahr / vber das vnwegsame hohe Alpgebürg in die Pündt vnd anderstwohin / entrunnen / sind drey einige Männer gewesen / als Doctor Jacob Albertin / Jacob Näf von Chur / vnd Gilg Venosta / nach dem sie Haab vnnd Gut / Weib vnd Kinder / alles dahinden gelassen. Die Weiber / so bey dem Leben bliebend / enderten die Rel gion / vnnd besuchten die Meß / auß genommen des obgedachten Lazaronen Haußfraw vnd jhre Töchteren / vnnd eine jhrer Basen / des erstgenanten Gilgen Haußfraw: Welche durch beystand Gottes dem Baal jhre Knie nicht gebogen haben. Sind auch den 8. Aug. hernach beyde ermelte Frawen auß dem Landt darvon kommen / etc.

Mordthaten auff der Tell. Nachdem diese lose Henckersbuben jhre jetzt gedachte Mordthaten zu Tyran vnd daherumb verricht: Tringen die außländischen Banditen / in roten Casacken bekleidet / vnnd zu Pferd wol staffiret / eylend auff den Flecken Tell zu / deß Morgends früh / zur Predigstund: Lauffen der Kirchen zu / wie die rasenden wütenden Wölff / begleytet von beyden Brüdern / Azzo vnd Carolo / den Besten: Wie auch von Antoni Besta / jhrem nechsten Vettern. Als die Evangelischen / so der Predigt bey gewohnt / wo dieser Bößwichten Intent hinauß wolt / gesehen / stehen sie von den Bäncken auff / vnd lauffen der Thüren zu / solche mit Stülen / best vermögens / zuverwahren. Als aber die Banditen mit aller Macht hineyn gewolt / jedoch dasselb so bald nicht thun können: Steigt ein theil derselben / den Fenstern zu / vnnd schiessen hinein vnder Jung vnd Alt / Weib vnd Mann / ohne vnderscheid / all da sie ein merckliche Anzahl nidergelegt haben: Bewältigen drüber die Thüren / tringen hiueyn / erwürgen alles was vorhanden / sehr wenig auß genommen / welche in die Meß zugehen versprochen. Ein theil Männer / Weiber vnd Kinder / verfügten sich in den bey gelegenen nech sien Glockenthurn / verhoffende sich daselbsten zuerretten: Der wurd aber alsbald mit Fewr angesteckt / dardurch alle die / so darinnen gewesen / jämmerlich sind verbrent worden.

Vnder den jenigen / so in der Kirchen hingerichtet wurden / war der Fürnembste / Hans Peter Dantz von Zutz / auß dem obern Engadin / der Evangelischen Gemeynd zu Tell / Seelsorger / ein frommer / gelehrter / schiedlicher Mann / welcher von den Feinden selbst / ist hoch gehalten worden: Der ward / nach dem er die betrübte Gemeynd / in erkanter vnd bekanter Warheit / biß in den Tod / zu Ehren jhres Heylands / beständig zuverharren / träfftiglich ermahnet / so viel er auch kürtze der Zeit halben / vermöcht / erbärmlich erschossen.

Es waren darunder auch Josue Gatti / beyder Rechten Doctor / deß Potestaten zu Tell ordentlicher Statthalter / vnd vorgesetzter der Justitien / ein Gottsförchtiger / ansehnlicher Edelmann / mit fürtrefflichen Gaben gezieret / seines alters im 43. Jahr: mit sampt Daniel Gugelbergen von Chur / seinem Tischgänger.

Gaudentz Guizziardi / gleicher gestalt ein frommer auff richtiger Edelmann / des viel gedachten Azzo Beste Vatters nechste Verwandter: Margareta sein Tochter / war durch den Kopff geschossen / als sie sich zu jhrem nieder gesuncknen hinziehenden alten lieben Vatter näheren wöllen / jhn zu küssen.

Antoni Besta / Scipions Sohn / der frömbsten / reichesten / vnd best qualificiertesten Edelleuten einer / im gantzen Landt: ward / vnangesehen er des Azzo beste nechster Vetter war / gleich fals erschossen / vnnd starb in den armen seiner Haußfrawen.

Ascani Gatti / Apotecker vnd Special zu Tell / Georg / sein Bruder / Jonata Piatti / Maximilian Piatti / Vincentz Friger / Notarius vnnd Procurator zu Tell / Marsilius Piatti / Philibert / sein Bruder / Virginius Piatti / Lorentz Piatti von Boalz / gen Tell gehörig / ward erschossen vnder dem Fenster des Glockenthurns: Philipp Nova / gleichfals von Boalz / Bartlome / sein Bruder / Peter Marcionin / Schulmeister auff der Tell / Thomas von Borün / sampt seinem Sohnlein: Claudius Gatti / Notarius / Andres Tempin von Gardona / Anna Galon von Zutz / auß dem obern Engadin / Bartlome Nove eines Papisten Haußfraw / Benedict Cartani / Hans Peter vnd Hans Martyr Cattani / seine Söhn Luci Friderich / Adrian Morell / Joseph / sein Bruder / Albert Marcionin / Friderich Valentin von Zernetz auß dem vndern Engadin / wonhafft zu Giera / in der Gemeind Chiur / Hans Mengin von Puschlaff / wonhafft auch zu Giera.

Die jenigen / so in dem Glockenthurn verbrent wurden / waren Horatius Gatti / des obgemelten Josite Gatti Sohn / Eclius Paravicin von Berbenn / Doctor der Artzney / damaln zu Tell wonhafft / ein geschickter erfahrner Mann / Azzo Guizziardi / des berürten Gaudentzen Enikel / ein recht frommer / höflicher vnd wolgestudierter Edelmann / so kurtz zuvor auff den löblichen Schulen vnd Vniversitäten Zyrich / Basel / Heydelberg vnd Marpurg nützlich studiret hatte / vnd

Nicolai / ein Pündtner: dem haben sie die Nasen abgeschnitten / die Augen auß gegraben / vnd endlich jhne zu den Fenstern an die Gassen herab gestürtzt: alles in gegenwart seiner Haußfrawen.

Als Hans Antoni Mazon / sich diesen Rebellen widersetzen / vnnd sein Haußfraw jhn retten wöllen: wurden er / vnd die Fraw / sampt zweyen Kindern / mit einander grausamlich erschlagen.

Ein anderer / Hans Antoni Schlosser genant / von Gardona gebürtig / nachdem er langen Wiederstandt gethan / auch der Rebellen einen darnider gelegt / ward endlich gefangen / an einen Baum gebundẽ vñ mit etlich schüssen erschossen.

Es ward diß Orts weder Jungen noch Alten / weder Krancken noch Starcken geschonet: Sondern alles entweder erschossen / oder niedergehawt / oder sonst erschlagen vnd erwürget: Deren vngefehr in die 60. Personen zu Tyran / so die Cron der Martyr / vmb deß Evangelischen Glaubens willen empfangen / geweßt seyn mögen. Deren / so durch Gottes Gnad / jedoch mit höchster gefahr / vber das vnwegsame hohe Alpgebürg in die Pündt vnd anderstwohin / entrunnen / sind drey einige Männer gewesen / als Doctor Jacob Albertin / Jacob Näf von Chur / vnd Gilg Venosta / nach dem sie Haab vnnd Gut / Weib vnd Kinder / alles dahinden gelassen. Die Weiber / so bey dem Leben bliebend / enderten die Rel gion / vnnd besuchten die Meß / auß genommen des obgedachten Lazaronen Haußfraw vnd jhre Töchteren / vnnd eine jhrer Basen / des erstgenanten Gilgen Haußfraw: Welche durch beystand Gottes dem Baal jhre Knie nicht gebogen haben. Sind auch den 8. Aug. hernach beyde ermelte Frawen auß dem Landt darvon kommen / etc.

Mordthaten auff der Tell. Nachdem diese lose Henckersbuben jhre jetzt gedachte Mordthaten zu Tyran vnd daherumb verricht: Tringen die außländischen Banditen / in roten Casacken bekleidet / vnnd zu Pferd wol staffiret / eylend auff den Flecken Tell zu / deß Morgends früh / zur Predigstund: Lauffen der Kirchen zu / wie die rasenden wütenden Wölff / begleytet von beyden Brüdern / Azzo vnd Carolo / den Besten: Wie auch von Antoni Besta / jhrem nechsten Vettern. Als die Evangelischen / so der Predigt bey gewohnt / wo dieser Bößwichten Intent hinauß wolt / gesehen / stehen sie von den Bäncken auff / vnd lauffen der Thüren zu / solche mit Stülen / best vermögens / zuverwahren. Als aber die Banditen mit aller Macht hineyn gewolt / jedoch dasselb so bald nicht thun können: Steigt ein theil derselben / den Fenstern zu / vnnd schiessen hinein vnder Jung vnd Alt / Weib vnd Mann / ohne vnderscheid / all da sie ein merckliche Anzahl nidergelegt haben: Bewältigen drüber die Thüren / tringen hiueyn / erwürgen alles was vorhanden / sehr wenig auß genommen / welche in die Meß zugehen versprochen. Ein theil Mäñer / Weiber vnd Kinder / verfügten sich in den bey gelegenen nech sien Glockenthurn / verhoffende sich daselbsten zuerretten: Der wurd aber alsbald mit Fewr angesteckt / dardurch alle die / so darinnen gewesen / jämmerlich sind verbrent worden.

Vnder den jenigen / so in der Kirchen hingerichtet wurden / war der Fürnembste / Hans Peter Dantz von Zutz / auß dem obern Engadin / der Evangelischen Gemeynd zu Tell / Seelsorger / ein frommer / gelehrter / schiedlicher Mann / welcher von den Feinden selbst / ist hoch gehalten worden: Der ward / nach dem er die betrübte Gemeynd / in erkanter vnd bekanter Warheit / biß in den Tod / zu Ehren jhres Heylands / beständig zuverharren / träfftiglich ermahnet / so viel er auch kürtze der Zeit halben / vermöcht / erbärmlich erschossen.

Es waren darunder auch Josue Gatti / beyder Rechten Doctor / deß Potestaten zu Tell ordentlicher Statthalter / vnd vorgesetzter der Justitien / ein Gottsförchtiger / ansehnlicher Edelmann / mit fürtrefflichen Gaben gezieret / seines alters im 43. Jahr: mit sampt Daniel Gugelbergen von Chur / seinem Tischgänger.

Gaudentz Guizziardi / gleicher gestalt ein frommer auff richtiger Edelmann / des viel gedachten Azzo Beste Vatters nechste Verwandter: Margareta sein Tochter / war durch den Kopff geschossen / als sie sich zu jhrem nieder gesuncknen hinziehenden alten lieben Vatter näheren wöllen / jhn zu küssen.

Antoni Besta / Scipions Sohn / der frömbsten / reichesten / vnd best qualificiertesten Edelleuten einer / im gantzen Landt: ward / vnangesehen er des Azzo beste nechster Vetter war / gleich fals erschossen / vnnd starb in den armen seiner Haußfrawen.

Ascani Gatti / Apotecker vnd Special zu Tell / Georg / sein Bruder / Jonata Piatti / Maximilian Piatti / Vincentz Friger / Notarius vnnd Procurator zu Tell / Marsilius Piatti / Philibert / sein Bruder / Virginius Piatti / Lorentz Piatti von Boalz / gen Tell gehörig / ward erschossen vnder dem Fenster des Glockenthurns: Philipp Nova / gleichfals von Boalz / Bartlome / sein Bruder / Peter Marcionin / Schulmeister auff der Tell / Thomas von Borün / sampt seinem Sohnlein: Claudius Gatti / Notarius / Andres Tempin von Gardona / Anna Galon von Zutz / auß dem obern Engadin / Bartlome Nove eines Papisten Haußfraw / Benedict Cartani / Hans Peter vnd Hans Martyr Cattani / seine Söhn Luci Friderich / Adrian Morell / Joseph / sein Bruder / Albert Marcionin / Friderich Valentin von Zernetz auß dem vndern Engadin / wonhafft zu Giera / in der Gemeind Chiur / Hans Mengin von Puschlaff / wonhafft auch zu Giera.

Die jenigen / so in dem Glockenthurn verbrent wurden / waren Horatius Gatti / des obgemelten Josite Gatti Sohn / Eclius Paravicin von Berbenn / Doctor der Artzney / damaln zu Tell wonhafft / ein geschickter erfahrner Mann / Azzo Guizziardi / des berürten Gaudentzen Enikel / ein recht frommer / höflicher vnd wolgestudierter Edelmann / so kurtz zuvor auff den löblichen Schulen vñ Vniversitäten Zyrich / Basel / Heydelberg vnd Marpurg nützlich studiret hatte / vnd

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          <p><note place="left">Mordthaten auff der Tell.</note> Nachdem diese lose                      Henckersbuben jhre jetzt gedachte Mordthaten zu Tyran vnd daherumb verricht:                      Tringen die außländischen Banditen / in roten Casacken bekleidet / vnnd zu Pferd                      wol staffiret / eylend auff den Flecken Tell zu / deß Morgends früh / zur                      Predigstund: Lauffen der Kirchen zu / wie die rasenden wütenden Wölff /                      begleytet von beyden Brüdern / Azzo vnd Carolo / den Besten: Wie auch von Antoni                      Besta / jhrem nechsten Vettern. Als die Evangelischen / so der Predigt bey                      gewohnt / wo dieser Bößwichten Intent hinauß wolt / gesehen / stehen sie von den                      Bäncken auff / vnd lauffen der Thüren zu / solche mit Stülen / best vermögens /                      zuverwahren. Als aber die Banditen mit aller Macht hineyn gewolt / jedoch                      dasselb so bald nicht thun können: Steigt ein theil derselben / den Fenstern zu                      / vnnd schiessen hinein vnder Jung vnd Alt / Weib vnd Mann / ohne vnderscheid /                      all da sie ein merckliche Anzahl nidergelegt haben: Bewältigen drüber die Thüren                      / tringen hiueyn / erwürgen alles was vorhanden / sehr wenig auß genommen /                      welche in die Meß zugehen versprochen. Ein theil Män&#x0303;er / Weiber                      vnd Kinder / verfügten sich in den bey gelegenen nech sien Glockenthurn /                      verhoffende sich daselbsten zuerretten: Der wurd aber alsbald mit Fewr                      angesteckt / dardurch alle die / so darinnen gewesen / jämmerlich sind verbrent                      worden.</p>
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[490/0557] Nicolai / ein Pündtner: dem haben sie die Nasen abgeschnitten / die Augen auß gegraben / vnd endlich jhne zu den Fenstern an die Gassen herab gestürtzt: alles in gegenwart seiner Haußfrawen. Als Hans Antoni Mazon / sich diesen Rebellen widersetzen / vnnd sein Haußfraw jhn retten wöllen: wurden er / vnd die Fraw / sampt zweyen Kindern / mit einander grausamlich erschlagen. Ein anderer / Hans Antoni Schlosser genant / von Gardona gebürtig / nachdem er langen Wiederstandt gethan / auch der Rebellen einen darnider gelegt / ward endlich gefangen / an einen Baum gebundẽ vñ mit etlich schüssen erschossen. Es ward diß Orts weder Jungen noch Alten / weder Krancken noch Starcken geschonet: Sondern alles entweder erschossen / oder niedergehawt / oder sonst erschlagen vnd erwürget: Deren vngefehr in die 60. Personen zu Tyran / so die Cron der Martyr / vmb deß Evangelischen Glaubens willen empfangen / geweßt seyn mögen. Deren / so durch Gottes Gnad / jedoch mit höchster gefahr / vber das vnwegsame hohe Alpgebürg in die Pündt vnd anderstwohin / entrunnen / sind drey einige Männer gewesen / als Doctor Jacob Albertin / Jacob Näf von Chur / vnd Gilg Venosta / nach dem sie Haab vnnd Gut / Weib vnd Kinder / alles dahinden gelassen. Die Weiber / so bey dem Leben bliebend / enderten die Rel gion / vnnd besuchten die Meß / auß genommen des obgedachten Lazaronen Haußfraw vnd jhre Töchteren / vnnd eine jhrer Basen / des erstgenanten Gilgen Haußfraw: Welche durch beystand Gottes dem Baal jhre Knie nicht gebogen haben. Sind auch den 8. Aug. hernach beyde ermelte Frawen auß dem Landt darvon kommen / etc. Nachdem diese lose Henckersbuben jhre jetzt gedachte Mordthaten zu Tyran vnd daherumb verricht: Tringen die außländischen Banditen / in roten Casacken bekleidet / vnnd zu Pferd wol staffiret / eylend auff den Flecken Tell zu / deß Morgends früh / zur Predigstund: Lauffen der Kirchen zu / wie die rasenden wütenden Wölff / begleytet von beyden Brüdern / Azzo vnd Carolo / den Besten: Wie auch von Antoni Besta / jhrem nechsten Vettern. Als die Evangelischen / so der Predigt bey gewohnt / wo dieser Bößwichten Intent hinauß wolt / gesehen / stehen sie von den Bäncken auff / vnd lauffen der Thüren zu / solche mit Stülen / best vermögens / zuverwahren. Als aber die Banditen mit aller Macht hineyn gewolt / jedoch dasselb so bald nicht thun können: Steigt ein theil derselben / den Fenstern zu / vnnd schiessen hinein vnder Jung vnd Alt / Weib vnd Mann / ohne vnderscheid / all da sie ein merckliche Anzahl nidergelegt haben: Bewältigen drüber die Thüren / tringen hiueyn / erwürgen alles was vorhanden / sehr wenig auß genommen / welche in die Meß zugehen versprochen. Ein theil Mäñer / Weiber vnd Kinder / verfügten sich in den bey gelegenen nech sien Glockenthurn / verhoffende sich daselbsten zuerretten: Der wurd aber alsbald mit Fewr angesteckt / dardurch alle die / so darinnen gewesen / jämmerlich sind verbrent worden. Mordthaten auff der Tell. Vnder den jenigen / so in der Kirchen hingerichtet wurden / war der Fürnembste / Hans Peter Dantz von Zutz / auß dem obern Engadin / der Evangelischen Gemeynd zu Tell / Seelsorger / ein frommer / gelehrter / schiedlicher Mann / welcher von den Feinden selbst / ist hoch gehalten worden: Der ward / nach dem er die betrübte Gemeynd / in erkanter vnd bekanter Warheit / biß in den Tod / zu Ehren jhres Heylands / beständig zuverharren / träfftiglich ermahnet / so viel er auch kürtze der Zeit halben / vermöcht / erbärmlich erschossen. Es waren darunder auch Josue Gatti / beyder Rechten Doctor / deß Potestaten zu Tell ordentlicher Statthalter / vnd vorgesetzter der Justitien / ein Gottsförchtiger / ansehnlicher Edelmann / mit fürtrefflichen Gaben gezieret / seines alters im 43. Jahr: mit sampt Daniel Gugelbergen von Chur / seinem Tischgänger. Gaudentz Guizziardi / gleicher gestalt ein frommer auff richtiger Edelmann / des viel gedachten Azzo Beste Vatters nechste Verwandter: Margareta sein Tochter / war durch den Kopff geschossen / als sie sich zu jhrem nieder gesuncknen hinziehenden alten lieben Vatter näheren wöllen / jhn zu küssen. Antoni Besta / Scipions Sohn / der frömbsten / reichesten / vnd best qualificiertesten Edelleuten einer / im gantzen Landt: ward / vnangesehen er des Azzo beste nechster Vetter war / gleich fals erschossen / vnnd starb in den armen seiner Haußfrawen. Ascani Gatti / Apotecker vnd Special zu Tell / Georg / sein Bruder / Jonata Piatti / Maximilian Piatti / Vincentz Friger / Notarius vnnd Procurator zu Tell / Marsilius Piatti / Philibert / sein Bruder / Virginius Piatti / Lorentz Piatti von Boalz / gen Tell gehörig / ward erschossen vnder dem Fenster des Glockenthurns: Philipp Nova / gleichfals von Boalz / Bartlome / sein Bruder / Peter Marcionin / Schulmeister auff der Tell / Thomas von Borün / sampt seinem Sohnlein: Claudius Gatti / Notarius / Andres Tempin von Gardona / Anna Galon von Zutz / auß dem obern Engadin / Bartlome Nove eines Papisten Haußfraw / Benedict Cartani / Hans Peter vnd Hans Martyr Cattani / seine Söhn Luci Friderich / Adrian Morell / Joseph / sein Bruder / Albert Marcionin / Friderich Valentin von Zernetz auß dem vndern Engadin / wonhafft zu Giera / in der Gemeind Chiur / Hans Mengin von Puschlaff / wonhafft auch zu Giera. Die jenigen / so in dem Glockenthurn verbrent wurden / waren Horatius Gatti / des obgemelten Josite Gatti Sohn / Eclius Paravicin von Berbenn / Doctor der Artzney / damaln zu Tell wonhafft / ein geschickter erfahrner Mann / Azzo Guizziardi / des berürten Gaudentzen Enikel / ein recht frommer / höflicher vnd wolgestudierter Edelmann / so kurtz zuvor auff den löblichen Schulen vñ Vniversitäten Zyrich / Basel / Heydelberg vnd Marpurg nützlich studiret hatte / vnd

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/557>, abgerufen am 23.11.2024.