Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Fried gemacht. Der König begegnete seiner Mutter mit grosser Freundlichkeit vnd Willfäh, rigkeil / vnd verwilligte faßt alles / was sie vnd die / so jhr waren beygestanden / begehrten: Die Königin wurd in dem Rath deß Königs zugelassen / Ein jeder der auff jhrer Seiten war gewesen / blieb bey seiner Ehr / Würde vnnd, Herrlichkeit: alle Gefangene wurden Beyderseits loß gelassen / vnd alle begangene Fehler verziehen: Die Processen so man wegen dieses Kriegs angefangen / wurden auffgehaben vnd cassiert. Der König verhieß der Königin / 600000. Pfund zuerlegen / zu abzahlung jhrer Schulden: Hergegen solte sie alle Oerter / die sie noch inhatte / wider liefern / alle die der Königin in diesem Krieg gedient hetten / solten jhre Pensiones vnnd Vnderhaltung / die sie zuvor gehabt hetten / behalten. Enderung in der Herrschafft Bearn. Als der König mit seiner Mutter fertig war / wandte er seine Macht wider die von Bearn / die mehrentheils der Reformierten Religion zugethan waren / vnnd jhnen jhre alte Freyheit nicht wolten benehmen lassen. Er kam erstlich in die Hauptfestung Navarrirs / da er alles enderte / setzte den Obristen darinn / so der Reformierten Religion war / ab / vnd ordnete einen Papistischen an seine statt / legte auff das Schloß 600. Soldaten / vnd verbott denen in der Statt das Exercitium jhrer Religion / welches sie 73. Jahr lang gehabt hatten. Eben dergleichen Enderung nahm er auch vor / in der Hauptstatt Pau vnnd an andern Orten / richtete daselbs für die Jesuiten ein Collegium auff / vnnd gab den Bischoffen im Landt / vollen Gewalt vnnd Possession / vber die Geistliche Güter. Welches ein Vrsach gewesen / daß sich etliche tausend Menschen auß dem Land begeben: vnd sind die Reformierte in Franckreich dergestalt darüber entrüstet worden / daß man sich wider eines grossen Kriegs besorget. Sie resolvierten sich / daß sie auff den 25. Novemb. ein allgemeine Versamblung zu Roschell halten wolten / allermassen auch hernach geschehen / wie bey des folgenden Jahrs Geschichten / ferrner soll erwehnet werden. König Gustaf Adolph in Schweden / verheurahtet sich mit Maria Eleonora einem Fräwlein von Brandenburg. Im Sommer dieses 1620. Jahrs ist zwischen Jh. May. König Gustav Adolphen zu Schweden / vnnd einem Fräwlein von Brandenburg Maria Eleonora / Marggraff Georg Wilhelms Churfürsten von Brandenburg / Schwester / ein Heurath tractiret / vnnd endlich / wiewol vmb gedachtes Fräwlein der Printz in Polen auch anhielte / durch Beförderung König Friderichs von Böhmen / beschlossen worden. Darauff hat hoch gedachtes Fräwlein mit der Churfürstlichen Wittib von Brandenburg / zu Anfang deß Wintermonats sich in Schweden begeben / da sie von König Gustav Adolphen / stattlich empfangen / vnd in Begleytung 1800. wolgebutzter Reutter / vnd in 5000. zu Fuß / in die Schwedische Hauptstatt Stockholm den 20. Novembr. eyngeholet / vnd nach der Vermählung vnnd Beylager den 28. mit grossen Solennitäten gecrönet worden. Darbey wurden viel Müntzen von Gold vnnd Silber auß geworffen / darauff auff der einen seithen in der Mitte / ein Cron / so eine Hand auß der Wolcken gehend / hielte / mit diesen Worten; A Deo Destinata: Auff der andern seylen aber / stund diese Schrifft: Gustavo Adolpho Regi Iungitur Maria Eleonora, Regina Suecia, Coronatur XXVIII. Nov. M. DC. XX. Stockh. Blutregen in Polen. Vmb diese Zeit haben sich in Polen eines künfftigen Vnheyls / nicht geringe Zeichen vermercken lassen. Dann es daselbs Blut geregnet / daß auch von den Dächern geflossen: dessen Bedeutung hat sich kurtz hernach nur all zu viel erwiesen. Tartarn fallen in Polen eyn. Dann nach dem die Polnische Cossagen in des Türcken Land ein geraume zeit hero / mit rauben vnd plündern grossen Schaden gethan / auch mit solchem / vngeachtet der Türckische Keyser vmb Abschaffung dessen / bey dem König in Polen / vnderschiedlich angehalten / immer fortgefahren / als hat endlich der Türckische Keyser bemeltem König / einen Absagbrieff zugesand / vnd den Frieden auffgekündet / vnd vnder deß / biß er solches nach seinem Willen zu rechen / sein Kriegsheer fertig hette / die Tartarn wider die Polen auffgereitzet / die auch so bald in 40000. starck / durch die Mollaw in Podolien eyngefallen / vnd so grossen Schaden gethan / daß dergleichen bey Menschen Gedencken nicht erhöret worden. Der Feldhauplmann selbiger Landtschafft / ist jhnen zwar in der Eyl mit 3000. Mann entgegen gezogen / aber von jhnen gantz vmbringet / all sein Volck erschlagen / vnd er kaum selb Vierd / mit dem Leben entrunnen. Der König in Polen hat kurtz zuvor etlich Volck dem Keyser zu Hülff / wider die Böhmen schicken wollen / wie dann schon bey 1000. Cossaggen nach Oesterreich den Vorzug genommen / vnd vnder Wegens das Stättlein Pleß auß geplündert hatten / als er aber das vbrige Kriegsvolck zu seines Königreichs Defension selbsten bedörfftig / hat er solches zu rück gehalten / vnd eylends an die Päß vnd Gräntzen / dem Feind entgegen geschickt. König Sigismund in Polen / hält einen Reichstag zu Warschaw in Polen. Hierauff hat im Herdstmonat König Sigißmund / in Polen einen Reichstag durch selbigs Königreich / auff den 3. Nov. zu Warschaw zu halten / auß geschrieben / vnd des Türckischen Keysers Absagbrieff / in alle Weywod schafften zugleich mitgeschickt / die Vrsachen dieses Königlichen Polnischen Reichstags sind fürnemblich zu ponderiren vnd zu erörtern / verfaßt worden: I. Was für grosse Schand vnnd Schmach / dem vom Königreich Polen nach Constaminopel abgefertigen Legaten / von Türcken vnd Tartarn daselbst / widerfahren / vnd wie schimpfflich derselb von dar gelassen worden. II. Vornemblich des Absagsbrieffs halben / welcher weil er mit von einem geringen / sondern von einem solchen Feind / der den Vorfahren vnd der gantzen Christenheit vnerträglich gewest / dessen grosse Macht vnnd vnersättliche Tyranney wol in acht zunehmen / auß gefertigt. III. Derowege nicht allein ein gnugsame Defension an[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ustellen sondern auch zu berathschla- Fried gemacht. Der König begegnete seiner Mutter mit grosser Freundlichkeit vnd Willfäh, rigkeil / vnd verwilligte faßt alles / was sie vnd die / so jhr waren beygestanden / begehrten: Die Königin wurd in dem Rath deß Königs zugelassen / Ein jeder der auff jhrer Seiten war gewesen / blieb bey seiner Ehr / Würde vnnd, Herrlichkeit: alle Gefangene wurden Beyderseits loß gelassen / vnd alle begangene Fehler verziehen: Die Processen so man wegen dieses Kriegs angefangen / wurden auffgehaben vnd cassiert. Der König verhieß der Königin / 600000. Pfund zuerlegen / zu abzahlung jhrer Schulden: Hergegen solte sie alle Oerter / die sie noch inhatte / wider liefern / alle die der Königin in diesem Krieg gedient hetten / solten jhre Pensiones vnnd Vnderhaltung / die sie zuvor gehabt hetten / behalten. Enderung in der Herrschafft Bearn. Als der König mit seiner Mutter fertig war / wandte er seine Macht wider die von Bearn / die mehrentheils der Reformierten Religion zugethan waren / vnnd jhnen jhre alte Freyheit nicht wolten benehmen lassen. Er kam erstlich in die Hauptfestung Navarrirs / da er alles enderte / setzte den Obristen darinn / so der Reformierten Religion war / ab / vnd ordnete einen Papistischen an seine statt / legte auff das Schloß 600. Soldaten / vnd verbott denen in der Statt das Exercitium jhrer Religion / welches sie 73. Jahr lang gehabt hatten. Eben dergleichen Enderung nahm er auch vor / in der Hauptstatt Pau vnnd an andern Orten / richtete daselbs für die Jesuiten ein Collegium auff / vnnd gab den Bischoffen im Landt / vollen Gewalt vnnd Possession / vber die Geistliche Güter. Welches ein Vrsach gewesen / daß sich etliche tausend Menschen auß dem Land begeben: vnd sind die Reformierte in Franckreich dergestalt darüber entrüstet worden / daß man sich wider eines grossen Kriegs besorget. Sie resolvierten sich / daß sie auff den 25. Novemb. ein allgemeine Versamblung zu Roschell halten wolten / allermassen auch hernach geschehen / wie bey des folgenden Jahrs Geschichten / ferrner soll erwehnet werden. König Gustaf Adolph in Schweden / verheurahtet sich mit Maria Eleonora einem Fräwlein von Brandenburg. Im Sommer dieses 1620. Jahrs ist zwischen Jh. May. König Gustav Adolphen zu Schweden / vnnd einem Fräwlein von Brandenburg Maria Eleonora / Marggraff Georg Wilhelms Churfürsten von Brandenburg / Schwester / ein Heurath tractiret / vnnd endlich / wiewol vmb gedachtes Fräwlein der Printz in Polen auch anhielte / durch Beförderung König Friderichs von Böhmen / beschlossen worden. Darauff hat hoch gedachtes Fräwlein mit der Churfürstlichen Wittib von Brandenburg / zu Anfang deß Wintermonats sich in Schweden begeben / da sie von König Gustav Adolphen / stattlich empfangen / vnd in Begleytung 1800. wolgebutzter Reutter / vnd in 5000. zu Fuß / in die Schwedische Hauptstatt Stockholm den 20. Novembr. eyngeholet / vnd nach der Vermählung vnnd Beylager den 28. mit grossen Solennitäten gecrönet worden. Darbey wurden viel Müntzen von Gold vnnd Silber auß geworffen / darauff auff der einen seithen in der Mitte / ein Cron / so eine Hand auß der Wolcken gehend / hielte / mit diesen Worten; A Deo Destinata: Auff der andern seylen aber / stund diese Schrifft: Gustavo Adolpho Regi Iungitur Maria Eleonora, Regina Suecia, Coronatur XXVIII. Nov. M. DC. XX. Stockh. Blutregen in Polen. Vmb diese Zeit haben sich in Polen eines künfftigen Vnheyls / nicht geringe Zeichen vermercken lassen. Dann es daselbs Blut geregnet / daß auch von den Dächern geflossen: dessen Bedeutung hat sich kurtz hernach nur all zu viel erwiesen. Tartarn fallen in Polen eyn. Dann nach dem die Polnische Cossagen in des Türcken Land ein geraume zeit hero / mit rauben vnd plündern grossen Schaden gethan / auch mit solchem / vngeachtet der Türckische Keyser vmb Abschaffung dessen / bey dem König in Polen / vnderschiedlich angehalten / im̃er fortgefahren / als hat endlich der Türckische Keyser bemeltem König / einen Absagbrieff zugesand / vnd den Frieden auffgekündet / vnd vnder deß / biß er solches nach seinem Willen zu rechen / sein Kriegsheer fertig hette / die Tartarn wider die Polen auffgereitzet / die auch so bald in 40000. starck / durch die Mollaw in Podolien eyngefallen / vñ so grossen Schaden gethan / daß dergleichen bey Menschen Gedencken nicht erhöret worden. Der Feldhauplmañ selbiger Landtschafft / ist jhnen zwar in der Eyl mit 3000. Mann entgegen gezogen / aber von jhnen gantz vmbringet / all sein Volck erschlagen / vnd er kaum selb Vierd / mit dem Leben entrunnen. Der König in Polen hat kurtz zuvor etlich Volck dem Keyser zu Hülff / wider die Böhmen schicken wollen / wie dann schon bey 1000. Cossaggen nach Oesterreich den Vorzug genom̃en / vnd vnder Wegens das Stättlein Pleß auß geplündert hatten / als er aber das vbrige Kriegsvolck zu seines Königreichs Defension selbsten bedörfftig / hat er solches zu rück gehalten / vnd eylends an die Päß vñ Gräntzen / dem Feind entgegen geschickt. König Sigismund in Polen / hält einen Reichstag zu Warschaw in Polen. Hierauff hat im Herdstmonat König Sigißmund / in Polen einen Reichstag durch selbigs Königreich / auff den 3. Nov. zu Warschaw zu halten / auß geschrieben / vñ des Türckischen Keysers Absagbrieff / in alle Weywod schafften zugleich mitgeschickt / die Vrsachen dieses Königlichen Polnischen Reichstags sind fürnemblich zu ponderiren vnd zu erörtern / verfaßt worden: I. Was für grosse Schand vnnd Schmach / dem vom Königreich Polen nach Constaminopel abgefertigen Legaten / von Türcken vnd Tartarn daselbst / widerfahren / vnd wie schimpfflich derselb von dar gelassen worden. II. Vornemblich des Absagsbrieffs halben / welcher weil er mit von einem geringen / sondern von einem solchen Feind / der den Vorfahren vnd der gantzen Christenheit vnerträglich gewest / dessen grosse Macht vnnd vnersättliche Tyranney wol in acht zunehmen / auß gefertigt. III. Derowege nicht allein ein gnugsame Defension an[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ustellen sondern auch zu berathschla- <TEI> <text> <body> <div> <div> <pb facs="#f0551" n="484"/> <p>Fried gemacht. Der König begegnete seiner Mutter mit grosser Freundlichkeit vnd Willfäh, rigkeil / vnd verwilligte faßt alles / was sie vnd die / so jhr waren beygestanden / begehrten: Die Königin wurd in dem Rath deß Königs zugelassen / Ein jeder der auff jhrer Seiten war gewesen / blieb bey seiner Ehr / Würde vnnd, Herrlichkeit: alle Gefangene wurden Beyderseits loß gelassen / vnd alle begangene Fehler verziehen: Die Processen so man wegen dieses Kriegs angefangen / wurden auffgehaben vnd cassiert. Der König verhieß der Königin / 600000. Pfund zuerlegen / zu abzahlung jhrer Schulden: Hergegen solte sie alle Oerter / die sie noch inhatte / wider liefern / alle die der Königin in diesem Krieg gedient hetten / solten jhre Pensiones vnnd Vnderhaltung / die sie zuvor gehabt hetten / behalten.</p> <p><note place="left">Enderung in der Herrschafft Bearn.</note> Als der König mit seiner Mutter fertig war / wandte er seine Macht wider die von Bearn / die mehrentheils der Reformierten Religion zugethan waren / vnnd jhnen jhre alte Freyheit nicht wolten benehmen lassen. Er kam erstlich in die Hauptfestung Navarrirs / da er alles enderte / setzte den Obristen darinn / so der Reformierten Religion war / ab / vnd ordnete einen Papistischen an seine statt / legte auff das Schloß 600. Soldaten / vnd verbott denen in der Statt das Exercitium jhrer Religion / welches sie 73. Jahr lang gehabt hatten. Eben dergleichen Enderung nahm er auch vor / in der Hauptstatt Pau vnnd an andern Orten / richtete daselbs für die Jesuiten ein Collegium auff / vnnd gab den Bischoffen im Landt / vollen Gewalt vnnd Possession / vber die Geistliche Güter. Welches ein Vrsach gewesen / daß sich etliche tausend Menschen auß dem Land begeben: vnd sind die Reformierte in Franckreich dergestalt darüber entrüstet worden / daß man sich wider eines grossen Kriegs besorget. Sie resolvierten sich / daß sie auff den 25. Novemb. ein allgemeine Versamblung zu Roschell halten wolten / allermassen auch hernach geschehen / wie bey des folgenden Jahrs Geschichten / ferrner soll erwehnet werden.</p> <p><note place="left">König Gustaf Adolph in Schweden / verheurahtet sich mit Maria Eleonora einem Fräwlein von Brandenburg.</note> Im Sommer dieses 1620. Jahrs ist zwischen Jh. May. König Gustav Adolphen zu Schweden / vnnd einem Fräwlein von Brandenburg Maria Eleonora / Marggraff Georg Wilhelms Churfürsten von Brandenburg / Schwester / ein Heurath tractiret / vnnd endlich / wiewol vmb gedachtes Fräwlein der Printz in Polen auch anhielte / durch Beförderung König Friderichs von Böhmen / beschlossen worden. Darauff hat hoch gedachtes Fräwlein mit der Churfürstlichen Wittib von Brandenburg / zu Anfang deß Wintermonats sich in Schweden begeben / da sie von König Gustav Adolphen / stattlich empfangen / vnd in Begleytung 1800. wolgebutzter Reutter / vnd in 5000. zu Fuß / in die Schwedische Hauptstatt Stockholm den 20. Novembr. eyngeholet / vnd nach der Vermählung vnnd Beylager den 28. mit grossen Solennitäten gecrönet worden. Darbey wurden viel Müntzen von Gold vnnd Silber auß geworffen / darauff auff der einen seithen in der Mitte / ein Cron / so eine Hand auß der Wolcken gehend / hielte / mit diesen Worten; A Deo Destinata: Auff der andern seylen aber / stund diese Schrifft: Gustavo Adolpho Regi Iungitur Maria Eleonora, Regina Suecia, Coronatur XXVIII. Nov. M. DC. XX. Stockh.</p> <p><note place="right"> Blutregen in Polen.</note> Vmb diese Zeit haben sich in Polen eines künfftigen Vnheyls / nicht geringe Zeichen vermercken lassen. Dann es daselbs Blut geregnet / daß auch von den Dächern geflossen: dessen Bedeutung hat sich kurtz hernach nur all zu viel erwiesen.</p> <p><note place="right"> Tartarn fallen in Polen eyn.</note> Dann nach dem die Polnische Cossagen in des Türcken Land ein geraume zeit hero / mit rauben vnd plündern grossen Schaden gethan / auch mit solchem / vngeachtet der Türckische Keyser vmb Abschaffung dessen / bey dem König in Polen / vnderschiedlich angehalten / im̃er fortgefahren / als hat endlich der Türckische Keyser bemeltem König / einen Absagbrieff zugesand / vnd den Frieden auffgekündet / vnd vnder deß / biß er solches nach seinem Willen zu rechen / sein Kriegsheer fertig hette / die Tartarn wider die Polen auffgereitzet / die auch so bald in 40000. starck / durch die Mollaw in Podolien eyngefallen / vñ so grossen Schaden gethan / daß dergleichen bey Menschen Gedencken nicht erhöret worden. Der Feldhauplmañ selbiger Landtschafft / ist jhnen zwar in der Eyl mit 3000. Mann entgegen gezogen / aber von jhnen gantz vmbringet / all sein Volck erschlagen / vnd er kaum selb Vierd / mit dem Leben entrunnen.</p> <p>Der König in Polen hat kurtz zuvor etlich Volck dem Keyser zu Hülff / wider die Böhmen schicken wollen / wie dann schon bey 1000. Cossaggen nach Oesterreich den Vorzug genom̃en / vnd vnder Wegens das Stättlein Pleß auß geplündert hatten / als er aber das vbrige Kriegsvolck zu seines Königreichs Defension selbsten bedörfftig / hat er solches zu rück gehalten / vnd eylends an die Päß vñ Gräntzen / dem Feind entgegen geschickt.</p> <p><note place="right"> König Sigismund in Polen / hält einen Reichstag zu Warschaw in Polen.</note> Hierauff hat im Herdstmonat König Sigißmund / in Polen einen Reichstag durch selbigs Königreich / auff den 3. Nov. zu Warschaw zu halten / auß geschrieben / vñ des Türckischen Keysers Absagbrieff / in alle Weywod schafften zugleich mitgeschickt / die Vrsachen dieses Königlichen Polnischen Reichstags sind fürnemblich zu ponderiren vnd zu erörtern / verfaßt worden:</p> <p>I. Was für grosse Schand vnnd Schmach / dem vom Königreich Polen nach Constaminopel abgefertigen Legaten / von Türcken vnd Tartarn daselbst / widerfahren / vnd wie schimpfflich derselb von dar gelassen worden.</p> <p>II. Vornemblich des Absagsbrieffs halben / welcher weil er mit von einem geringen / sondern von einem solchen Feind / der den Vorfahren vnd der gantzen Christenheit vnerträglich gewest / dessen grosse Macht vnnd vnersättliche Tyranney wol in acht zunehmen / auß gefertigt.</p> <p>III. Derowege nicht allein ein gnugsame Defension an<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>ustellen sondern auch zu berathschla- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [484/0551]
Fried gemacht. Der König begegnete seiner Mutter mit grosser Freundlichkeit vnd Willfäh, rigkeil / vnd verwilligte faßt alles / was sie vnd die / so jhr waren beygestanden / begehrten: Die Königin wurd in dem Rath deß Königs zugelassen / Ein jeder der auff jhrer Seiten war gewesen / blieb bey seiner Ehr / Würde vnnd, Herrlichkeit: alle Gefangene wurden Beyderseits loß gelassen / vnd alle begangene Fehler verziehen: Die Processen so man wegen dieses Kriegs angefangen / wurden auffgehaben vnd cassiert. Der König verhieß der Königin / 600000. Pfund zuerlegen / zu abzahlung jhrer Schulden: Hergegen solte sie alle Oerter / die sie noch inhatte / wider liefern / alle die der Königin in diesem Krieg gedient hetten / solten jhre Pensiones vnnd Vnderhaltung / die sie zuvor gehabt hetten / behalten.
Als der König mit seiner Mutter fertig war / wandte er seine Macht wider die von Bearn / die mehrentheils der Reformierten Religion zugethan waren / vnnd jhnen jhre alte Freyheit nicht wolten benehmen lassen. Er kam erstlich in die Hauptfestung Navarrirs / da er alles enderte / setzte den Obristen darinn / so der Reformierten Religion war / ab / vnd ordnete einen Papistischen an seine statt / legte auff das Schloß 600. Soldaten / vnd verbott denen in der Statt das Exercitium jhrer Religion / welches sie 73. Jahr lang gehabt hatten. Eben dergleichen Enderung nahm er auch vor / in der Hauptstatt Pau vnnd an andern Orten / richtete daselbs für die Jesuiten ein Collegium auff / vnnd gab den Bischoffen im Landt / vollen Gewalt vnnd Possession / vber die Geistliche Güter. Welches ein Vrsach gewesen / daß sich etliche tausend Menschen auß dem Land begeben: vnd sind die Reformierte in Franckreich dergestalt darüber entrüstet worden / daß man sich wider eines grossen Kriegs besorget. Sie resolvierten sich / daß sie auff den 25. Novemb. ein allgemeine Versamblung zu Roschell halten wolten / allermassen auch hernach geschehen / wie bey des folgenden Jahrs Geschichten / ferrner soll erwehnet werden.
Enderung in der Herrschafft Bearn. Im Sommer dieses 1620. Jahrs ist zwischen Jh. May. König Gustav Adolphen zu Schweden / vnnd einem Fräwlein von Brandenburg Maria Eleonora / Marggraff Georg Wilhelms Churfürsten von Brandenburg / Schwester / ein Heurath tractiret / vnnd endlich / wiewol vmb gedachtes Fräwlein der Printz in Polen auch anhielte / durch Beförderung König Friderichs von Böhmen / beschlossen worden. Darauff hat hoch gedachtes Fräwlein mit der Churfürstlichen Wittib von Brandenburg / zu Anfang deß Wintermonats sich in Schweden begeben / da sie von König Gustav Adolphen / stattlich empfangen / vnd in Begleytung 1800. wolgebutzter Reutter / vnd in 5000. zu Fuß / in die Schwedische Hauptstatt Stockholm den 20. Novembr. eyngeholet / vnd nach der Vermählung vnnd Beylager den 28. mit grossen Solennitäten gecrönet worden. Darbey wurden viel Müntzen von Gold vnnd Silber auß geworffen / darauff auff der einen seithen in der Mitte / ein Cron / so eine Hand auß der Wolcken gehend / hielte / mit diesen Worten; A Deo Destinata: Auff der andern seylen aber / stund diese Schrifft: Gustavo Adolpho Regi Iungitur Maria Eleonora, Regina Suecia, Coronatur XXVIII. Nov. M. DC. XX. Stockh.
König Gustaf Adolph in Schweden / verheurahtet sich mit Maria Eleonora einem Fräwlein von Brandenburg. Vmb diese Zeit haben sich in Polen eines künfftigen Vnheyls / nicht geringe Zeichen vermercken lassen. Dann es daselbs Blut geregnet / daß auch von den Dächern geflossen: dessen Bedeutung hat sich kurtz hernach nur all zu viel erwiesen.
Blutregen in Polen. Dann nach dem die Polnische Cossagen in des Türcken Land ein geraume zeit hero / mit rauben vnd plündern grossen Schaden gethan / auch mit solchem / vngeachtet der Türckische Keyser vmb Abschaffung dessen / bey dem König in Polen / vnderschiedlich angehalten / im̃er fortgefahren / als hat endlich der Türckische Keyser bemeltem König / einen Absagbrieff zugesand / vnd den Frieden auffgekündet / vnd vnder deß / biß er solches nach seinem Willen zu rechen / sein Kriegsheer fertig hette / die Tartarn wider die Polen auffgereitzet / die auch so bald in 40000. starck / durch die Mollaw in Podolien eyngefallen / vñ so grossen Schaden gethan / daß dergleichen bey Menschen Gedencken nicht erhöret worden. Der Feldhauplmañ selbiger Landtschafft / ist jhnen zwar in der Eyl mit 3000. Mann entgegen gezogen / aber von jhnen gantz vmbringet / all sein Volck erschlagen / vnd er kaum selb Vierd / mit dem Leben entrunnen.
Tartarn fallen in Polen eyn. Der König in Polen hat kurtz zuvor etlich Volck dem Keyser zu Hülff / wider die Böhmen schicken wollen / wie dann schon bey 1000. Cossaggen nach Oesterreich den Vorzug genom̃en / vnd vnder Wegens das Stättlein Pleß auß geplündert hatten / als er aber das vbrige Kriegsvolck zu seines Königreichs Defension selbsten bedörfftig / hat er solches zu rück gehalten / vnd eylends an die Päß vñ Gräntzen / dem Feind entgegen geschickt.
Hierauff hat im Herdstmonat König Sigißmund / in Polen einen Reichstag durch selbigs Königreich / auff den 3. Nov. zu Warschaw zu halten / auß geschrieben / vñ des Türckischen Keysers Absagbrieff / in alle Weywod schafften zugleich mitgeschickt / die Vrsachen dieses Königlichen Polnischen Reichstags sind fürnemblich zu ponderiren vnd zu erörtern / verfaßt worden:
König Sigismund in Polen / hält einen Reichstag zu Warschaw in Polen. I. Was für grosse Schand vnnd Schmach / dem vom Königreich Polen nach Constaminopel abgefertigen Legaten / von Türcken vnd Tartarn daselbst / widerfahren / vnd wie schimpfflich derselb von dar gelassen worden.
II. Vornemblich des Absagsbrieffs halben / welcher weil er mit von einem geringen / sondern von einem solchen Feind / der den Vorfahren vnd der gantzen Christenheit vnerträglich gewest / dessen grosse Macht vnnd vnersättliche Tyranney wol in acht zunehmen / auß gefertigt.
III. Derowege nicht allein ein gnugsame Defension an_ustellen sondern auch zu berathschla-
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/551>, abgerufen am 29.06.2024. |