Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Orten deß Landes einige Besatzung eingeleget / sondern das gantze Kriegsheer förderlichst vom Oesterreichischen Boden abgeführt würde: Endlich begehrten sie auch Vergebung vnnd Perdon alles deß jenigen was von jhnen were mißhandelt worden / es were solches von hohen oder nidrigen Stands Personen geschehen. Antwort deß Hertzogen in Bayern. Auff solches hat der Hertzog in Bayern also geantwortet: Er were nicht gesinnet / zu disputiren / ob von Jhr. Keyserlichen Majestät ein recht: oder vnrechtmässiger Sententz wider sie gefället worden: wolte aber doch zu Lintz ferner mit jhnen handeln / ermahnet sie derhalben / daß sie sich allda fleissig einstelleten / es solte jhnen nach der Sachen Billichkeit eine Resolution widerfahren. Hiemit waren die Gesandten abgefertiget: vor jhrem hinweg reysen haben sie sich auff alle Wege beflissen / wie sie jhnen den Fürsten günstig vnd geneigt machen möchten / vnd allen Gehorsamb vnd Devotion versprochen. Hertzog in Bayern kompt gen Welß. Den ersten Augusti ist der Hertzog nach Welß kommen / vnnd allda vom Magistrat mit grosser Ehrerbietung empfangen worden. Deß andern Tags kam dahin Bottschafft / wie Gr. Ernst von Mansfeldt ein Schantz am Güldenen Steg / die Ernst von Mansfeld erobert eine Schantz am Güldenen Steg. Wallerianische Schantz genandt / welche die Keyserischen im Passawischen Gebieth / den Paß auß Italien nacher Böhmen zuverwahren / gemacht / eingenommen: Vnd ob er wol auch auff die Solenawische Schantz / so auch in derselben Refier war / ein Aug hatte (durch welcher Eroberung den Keyserischen die Proviandzufuhr auß dem Bistthumb Passaw gäntzlich hette können abgeschnitten werden:) hette er doch / nachdem er bey voriger Eroberung viel Kriegsvolck eingebüssel / vnd vber diß von deß Hertzogen in Bayern Einbruch in Oesterreich Zeitung bekäme / solchen seinen Anschlag geändert. Der Ober-Enser gesinnen an den Hertzogen in Bayern. In dem der Fürst noch zu Welß sich verhielte / vnd schon einen Theil seines Kriegsvolcks nacher Lintz voran geschickt hatte / liessen jhme die Stände andeuten / es weren nicht viel von den Ständen daselbst erschienen / köndten jhn nicht nach Gebühr / wie sie gern wolten / empfangen. Begehrten fürters von jhme zuwissen / weil der Land Schultheiß sich in dem Schloß befinde / vnnd allda alle Brieff vnd Vrkunden / in welcher der Ertzhertzogen Recht vnd Gerechtigkeiten / vnnd dann deß Landen Privilegien vnd Freyheiten verfasset / in Verwahrung hette / ob demselben allda zuverbleiben erlaubt were. Antwort deß Hertzogen. Hierauff bekamen sie zur Antwort: Von Zurüstungen vnd Bereitschafften / damit sie jhn empfiengen / were nicht von nöthen / daß sie viel sorgfältig weren / dann es würde allda kein Triumph gesucht oder gehalten werden. Die Brieffe vnd andere Monumenten / solten sie (wie sie weren) bleiben lassen: Der Statthalter köndte / so lang der Fürst im Schloß verharren würde / vnter dessen in der Statt eine bequeme Behaussung vor sich einnehmen. Desselben Tags kam zum Hertzogen der Herr von Harrach / von Jhrer Keyserl. Majestät dahin geschickt / daß er auff was weise / Condition vnnd Beding die Inwohner in Oesterreich zu Gnaden auffzunehmen: Itein / welche Stätte vnd Oerter mit Besatzung zu belegen / vnnd anders / andeuten solte. Vor dem Abzug von Welß liesse der Fürst den Raht vnd Bürgerschafft zusammen beruffen / vnd jhme im Namen Jhrer Keyserlichen Majest. die Huldigung leysten / liesse auch ein jeden bey seinem Ampt / Dignitäten vnd Würden verbleiben / vnd vermahnet sie / daß sie Jhrer Majestät getrew vnd holdt verbleiben solten / mit Vertröstung / daß man jhnen jhre Privilegia alsdann wie vorhin / lassen würde. Hertzog in Bayern kompt gen Lintz. Wie nun diese Sachen allda vollendet / ist er nacher Lintz auff gebrochen / hinderlassende zu Welß in Besatzung etwa sechs hundert Mann / mit Befelch / daß die Hauptleute gute Disciplin halten solten / vnd deß Abends daselbst ankommen / vnnd nach Gelegenheit der Zeit von den anwesenden Ständen empfangen / vnd in das Schloß begleytet worden. Deß andern Tages hat Hertzog Maximilian ein starcke Besatzung nacher Freystatt / welches das letzte Stättlein gegen Böhmen ist / geschickt: auch zugleich den Ständen zwey Decret zugesändet / Inhalts: Erstlich / daß die Stände aller Landherrn / so wol der gegenwärtigen / als der abwesenden Namen verzeichnet vbergeben. Darnach / daß sie benenneten die Anzahl deß Kriegsvolcks / so sie bißhero vnderhalten / vnd auch annoch besoldeten: Vnd dann endlich / daß sie dasselbe nit ohne Vorwissen seiner abdancketen. Es wurde auch befohlen / daß niemand von den anwesenden Ständen verreysen solte / vnd solten auch die abwesende citiret werden / vnnd daß sie sich mit dem jenigen / was noch zu handeln were / nicht saumen solten. Bayerisch Kriegsvolck lägert sich vor der Statt Lintz. Vnter solcher weyle / hay das Bayerische Fußvolck in 18000. Mann starck / nahe an der Statt Lintz sich gelägert / vnnd jhre Geschütz / deren an der Zahl zwantzig waren / an füglichen Orten gepflantzet: Die Reutterey ist in die vmbligende Dörffer außgetheilet worden. Oesterreichische Stände begeben sich zum Gehorsamb. Hierauff seynd die Stände zur Deliberation geschritten / wie man sich auff deß Fürsten Postulata zuverhalten / da dann von allen beschlossen / dem jenigen / was jhnen aufferlegt / nachzukommen / doch bäten sie hefftig / die Einquartierungen zu vnder lassen: so jhnen aber abgeschlagen / dann man hielte nicht für rahtsamb / bey solchem Zustandt das Landt ohne Besatzung bleiben zulassen. Nach so gestalten Sachen ist der von Harrach wider zu Jhrer Keyserlichen Majestät abgefertiget / vnd ein Edict angeschlagen worden / mit welchem die Abwesende citirt / vnnd da sie nicht auff benandte Zeit erschienen / für Feindt erklärt wurden. Damals hat sich auch der Fürst mit den Ständen dahin verglichen / daß sie jhr geworben Volck jhme vberlassen / welches an statt deren / so hin vnd wider in Besatzung gelassen / vnter die Fahnen eingetheilet wurde. Orten deß Landes einige Besatzung eingeleget / sondern das gantze Kriegsheer förderlichst vom Oesterreichischen Boden abgeführt würde: Endlich begehrten sie auch Vergebung vnnd Perdon alles deß jenigen was von jhnen were mißhandelt worden / es were solches von hohen oder nidrigen Stands Personen geschehen. Antwort deß Hertzogen in Bayern. Auff solches hat der Hertzog in Bayern also geantwortet: Er were nicht gesinnet / zu disputiren / ob von Jhr. Keyserlichen Majestät ein recht: oder vnrechtmässiger Sententz wider sie gefället worden: wolte aber doch zu Lintz ferner mit jhnen handeln / ermahnet sie derhalbẽ / daß sie sich allda fleissig einstelleten / es solte jhnen nach der Sachẽ Billichkeit eine Resolution widerfahren. Hiemit waren die Gesandten abgefertiget: vor jhrem hinweg reysen haben sie sich auff alle Wege beflissen / wie sie jhnen den Fürsten günstig vnd geneigt machẽ möchten / vnd allen Gehorsamb vnd Devotion versprochen. Hertzog in Bayern kompt gen Welß. Den ersten Augusti ist der Hertzog nach Welß kommen / vnnd allda vom Magistrat mit grosser Ehrerbietung empfangen worden. Deß andern Tags kam dahin Bottschafft / wie Gr. Ernst von Mansfeldt ein Schantz am Güldenen Steg / die Ernst von Mansfeld erobert eine Schantz am Güldenen Steg. Wallerianische Schantz genandt / welche die Keyserischen im Passawischen Gebieth / den Paß auß Italien nacher Böhmen zuverwahren / gemacht / eingenommen: Vnd ob er wol auch auff die Solenawische Schantz / so auch in derselben Refier war / ein Aug hatte (durch welcher Eroberung den Keyserischen die Proviandzufuhr auß dem Bistthumb Passaw gäntzlich hette können abgeschnitten werden:) hette er doch / nachdem er bey voriger Eroberung viel Kriegsvolck eingebüssel / vnd vber diß von deß Hertzogen in Bayern Einbruch in Oesterreich Zeitung bekäme / solchen seinen Anschlag geändert. Der Ober-Enser gesinnen an den Hertzogen in Bayern. In dem der Fürst noch zu Welß sich verhielte / vnd schon einen Theil seines Kriegsvolcks nacher Lintz voran geschickt hatte / liessen jhme die Stände andeuten / es weren nicht viel von den Ständen daselbst erschienen / köndten jhn nicht nach Gebühr / wie sie gern wolten / empfangen. Begehrten fürters von jhme zuwissen / weil der Land Schultheiß sich in dem Schloß befinde / vnnd allda alle Brieff vnd Vrkunden / in welcher der Ertzhertzogen Recht vnd Gerechtigkeiten / vnnd dann deß Landen Privilegien vnd Freyheiten verfasset / in Verwahrung hette / ob demselben allda zuverbleiben erlaubt were. Antwort deß Hertzogen. Hierauff bekamen sie zur Antwort: Von Zurüstungen vnd Bereitschafften / damit sie jhn empfiengen / were nicht von nöthen / daß sie viel sorgfältig weren / dann es würde allda kein Triumph gesucht oder gehalten werden. Die Brieffe vnd andere Monumenten / solten sie (wie sie weren) bleiben lassen: Der Statthalter köndte / so lang der Fürst im Schloß verharren würde / vnter dessen in der Statt eine bequeme Behaussung vor sich einnehmen. Desselben Tags kam zum Hertzogen der Herr von Harrach / von Jhrer Keyserl. Majestät dahin geschickt / daß er auff was weise / Condition vnnd Beding die Inwohner in Oesterreich zu Gnaden auffzunehmen: Itein / welche Stätte vnd Oerter mit Besatzung zu belegen / vnnd anders / andeuten solte. Vor dem Abzug von Welß liesse der Fürst den Raht vnd Bürgerschafft zusammen beruffen / vñ jhme im Namen Jhrer Keyserlichen Majest. die Huldigung leysten / liesse auch ein jeden bey seinem Ampt / Dignitäten vnd Würden verbleiben / vnd vermahnet sie / daß sie Jhrer Majestät getrew vnd holdt verbleiben solten / mit Vertröstung / daß man jhnen jhre Privilegia alsdann wie vorhin / lassen würde. Hertzog in Bayern kompt gen Lintz. Wie nun diese Sachen allda vollendet / ist er nacher Lintz auff gebrochẽ / hinderlassende zu Welß in Besatzung etwa sechs hundert Mann / mit Befelch / daß die Hauptleute gute Disciplin halten solten / vnd deß Abends daselbst ankommen / vnnd nach Gelegenheit der Zeit von den anwesenden Ständen empfangen / vnd in das Schloß begleytet worden. Deß andern Tages hat Hertzog Maximilian ein starcke Besatzung nacher Freystatt / welches das letzte Stättlein gegen Böhmen ist / geschickt: auch zugleich den Ständen zwey Decret zugesändet / Inhalts: Erstlich / daß die Stände aller Landherrn / so wol der gegenwärtigen / als der abwesenden Namen verzeichnet vbergeben. Darnach / daß sie benenneten die Anzahl deß Kriegsvolcks / so sie bißhero vnderhalten / vnd auch annoch besoldeten: Vnd dann endlich / daß sie dasselbe nit ohne Vorwissen seiner abdancketen. Es wurde auch befohlen / daß niemand von den anwesenden Ständen verreysen solte / vnd solten auch die abwesende citiret werden / vnnd daß sie sich mit dem jenigen / was noch zu handeln were / nicht saumen solten. Bayerisch Kriegsvolck lägert sich vor der Statt Lintz. Vnter solcher weyle / hay das Bayerische Fußvolck in 18000. Mann starck / nahe an der Statt Lintz sich gelägert / vnnd jhre Geschütz / deren an der Zahl zwantzig waren / an füglichen Orten gepflantzet: Die Reutterey ist in die vmbligende Dörffer außgetheilet worden. Oesterreichische Stände begeben sich zum Gehorsamb. Hierauff seynd die Stände zur Deliberation geschritten / wie man sich auff deß Fürsten Postulata zuverhalten / da dann von allen beschlossen / dem jenigen / was jhnen aufferlegt / nachzukommen / doch bäten sie hefftig / die Einquartierungen zu vnder lassen: so jhnen aber abgeschlagen / dann man hielte nicht für rahtsamb / bey solchem Zustandt das Landt ohne Besatzung bleiben zulassen. Nach so gestalten Sachen ist der von Harrach wider zu Jhrer Keyserlichen Majestät abgefertiget / vnd ein Edict angeschlagen worden / mit welchem die Abwesende citirt / vnnd da sie nicht auff benandte Zeit erschienen / für Feindt erklärt wurden. Damals hat sich auch der Fürst mit den Ständen dahin verglichen / daß sie jhr geworben Volck jhme vberlassen / welches an statt deren / so hin vnd wider in Besatzung gelassen / vnter die Fahnen eingetheilet wurde. <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0502" n="443"/> Orten deß Landes einige Besatzung eingeleget / sondern das gantze Kriegsheer förderlichst vom Oesterreichischen Boden abgeführt würde: Endlich begehrten sie auch Vergebung vnnd Perdon alles deß jenigen was von jhnen were mißhandelt worden / es were solches von hohen oder nidrigen Stands Personen geschehen.</p> <p><note place="left">Antwort deß Hertzogen in Bayern.</note> Auff solches hat der Hertzog in Bayern also geantwortet: Er were nicht gesinnet / zu disputiren / ob von Jhr. Keyserlichen Majestät ein recht: oder vnrechtmässiger Sententz wider sie gefället worden: wolte aber doch zu Lintz ferner mit jhnen handeln / ermahnet sie derhalbẽ / daß sie sich allda fleissig einstelleten / es solte jhnen nach der Sachẽ Billichkeit eine Resolution widerfahren. Hiemit waren die Gesandten abgefertiget: vor jhrem hinweg reysen haben sie sich auff alle Wege beflissen / wie sie jhnen den Fürsten günstig vnd geneigt machẽ möchten / vnd allen Gehorsamb vnd Devotion versprochen.</p> <p><note place="left">Hertzog in Bayern kompt gen Welß.</note> Den ersten Augusti ist der Hertzog nach Welß kommen / vnnd allda vom Magistrat mit grosser Ehrerbietung empfangen worden. Deß andern Tags kam dahin Bottschafft / wie Gr. Ernst von Mansfeldt ein Schantz am Güldenen Steg / die <note place="left">Ernst von Mansfeld erobert eine Schantz am Güldenen Steg.</note> Wallerianische Schantz genandt / welche die Keyserischen im Passawischen Gebieth / den Paß auß Italien nacher Böhmen zuverwahren / gemacht / eingenommen: Vnd ob er wol auch auff die Solenawische Schantz / so auch in derselben Refier war / ein Aug hatte (durch welcher Eroberung den Keyserischen die Proviandzufuhr auß dem Bistthumb Passaw gäntzlich hette können abgeschnitten werden:) hette er doch / nachdem er bey voriger Eroberung viel Kriegsvolck eingebüssel / vnd vber diß von deß Hertzogen in Bayern Einbruch in Oesterreich Zeitung bekäme / solchen seinen Anschlag geändert.</p> <p><note place="left">Der Ober-Enser gesinnen an den Hertzogen in Bayern.</note> In dem der Fürst noch zu Welß sich verhielte / vnd schon einen Theil seines Kriegsvolcks nacher Lintz voran geschickt hatte / liessen jhme die Stände andeuten / es weren nicht viel von den Ständen daselbst erschienen / köndten jhn nicht nach Gebühr / wie sie gern wolten / empfangen. Begehrten fürters von jhme zuwissen / weil der Land Schultheiß sich in dem Schloß befinde / vnnd allda alle Brieff vnd Vrkunden / in welcher der Ertzhertzogen Recht vnd Gerechtigkeiten / vnnd dann deß Landen Privilegien vnd Freyheiten verfasset / in Verwahrung hette / ob demselben allda zuverbleiben erlaubt were.</p> <p><note place="left">Antwort deß Hertzogen.</note> Hierauff bekamen sie zur Antwort: Von Zurüstungen vnd Bereitschafften / damit sie jhn empfiengen / were nicht von nöthen / daß sie viel sorgfältig weren / dann es würde allda kein Triumph gesucht oder gehalten werden. Die Brieffe vnd andere Monumenten / solten sie (wie sie weren) bleiben lassen: Der Statthalter köndte / so lang der Fürst im Schloß verharren würde / vnter dessen in der Statt eine bequeme Behaussung vor sich einnehmen.</p> <p>Desselben Tags kam zum Hertzogen der Herr von Harrach / von Jhrer Keyserl. Majestät dahin geschickt / daß er auff was weise / Condition vnnd Beding die Inwohner in Oesterreich zu Gnaden auffzunehmen: Itein / welche Stätte vnd Oerter mit Besatzung zu belegen / vnnd anders / andeuten solte.</p> <p>Vor dem Abzug von Welß liesse der Fürst den Raht vnd Bürgerschafft zusammen beruffen / vñ jhme im Namen Jhrer Keyserlichen Majest. die Huldigung leysten / liesse auch ein jeden bey seinem Ampt / Dignitäten vnd Würden verbleiben / vnd vermahnet sie / daß sie Jhrer Majestät getrew vnd holdt verbleiben solten / mit Vertröstung / daß man jhnen jhre Privilegia alsdann wie vorhin / lassen würde.</p> <p><note place="right">Hertzog in Bayern kompt gen Lintz.</note> Wie nun diese Sachen allda vollendet / ist er nacher Lintz auff gebrochẽ / hinderlassende zu Welß in Besatzung etwa sechs hundert Mann / mit Befelch / daß die Hauptleute gute Disciplin halten solten / vnd deß Abends daselbst ankommen / vnnd nach Gelegenheit der Zeit von den anwesenden Ständen empfangen / vnd in das Schloß begleytet worden.</p> <p>Deß andern Tages hat Hertzog Maximilian ein starcke Besatzung nacher Freystatt / welches das letzte Stättlein gegen Böhmen ist / geschickt: auch zugleich den Ständen zwey Decret zugesändet / Inhalts: Erstlich / daß die Stände aller Landherrn / so wol der gegenwärtigen / als der abwesenden Namen verzeichnet vbergeben. Darnach / daß sie benenneten die Anzahl deß Kriegsvolcks / so sie bißhero vnderhalten / vnd auch annoch besoldeten: Vnd dann endlich / daß sie dasselbe nit ohne Vorwissen seiner abdancketen. Es wurde auch befohlen / daß niemand von den anwesenden Ständen verreysen solte / vnd solten auch die abwesende citiret werden / vnnd daß sie sich mit dem jenigen / was noch zu handeln were / nicht saumen solten.</p> <p><note place="right">Bayerisch Kriegsvolck lägert sich vor der Statt Lintz.</note> Vnter solcher weyle / hay das Bayerische Fußvolck in 18000. Mann starck / nahe an der Statt Lintz sich gelägert / vnnd jhre Geschütz / deren an der Zahl zwantzig waren / an füglichen Orten gepflantzet: Die Reutterey ist in die vmbligende Dörffer außgetheilet worden.</p> <p><note place="right">Oesterreichische Stände begeben sich zum Gehorsamb.</note> Hierauff seynd die Stände zur Deliberation geschritten / wie man sich auff deß Fürsten Postulata zuverhalten / da dann von allen beschlossen / dem jenigen / was jhnen aufferlegt / nachzukommen / doch bäten sie hefftig / die Einquartierungen zu vnder lassen: so jhnen aber abgeschlagen / dann man hielte nicht für rahtsamb / bey solchem Zustandt das Landt ohne Besatzung bleiben zulassen.</p> <p>Nach so gestalten Sachen ist der von Harrach wider zu Jhrer Keyserlichen Majestät abgefertiget / vnd ein Edict angeschlagen worden / mit welchem die Abwesende citirt / vnnd da sie nicht auff benandte Zeit erschienen / für Feindt erklärt wurden.</p> <p>Damals hat sich auch der Fürst mit den Ständen dahin verglichen / daß sie jhr geworben Volck jhme vberlassen / welches an statt deren / so hin vnd wider in Besatzung gelassen / vnter die Fahnen eingetheilet wurde.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [443/0502]
Orten deß Landes einige Besatzung eingeleget / sondern das gantze Kriegsheer förderlichst vom Oesterreichischen Boden abgeführt würde: Endlich begehrten sie auch Vergebung vnnd Perdon alles deß jenigen was von jhnen were mißhandelt worden / es were solches von hohen oder nidrigen Stands Personen geschehen.
Auff solches hat der Hertzog in Bayern also geantwortet: Er were nicht gesinnet / zu disputiren / ob von Jhr. Keyserlichen Majestät ein recht: oder vnrechtmässiger Sententz wider sie gefället worden: wolte aber doch zu Lintz ferner mit jhnen handeln / ermahnet sie derhalbẽ / daß sie sich allda fleissig einstelleten / es solte jhnen nach der Sachẽ Billichkeit eine Resolution widerfahren. Hiemit waren die Gesandten abgefertiget: vor jhrem hinweg reysen haben sie sich auff alle Wege beflissen / wie sie jhnen den Fürsten günstig vnd geneigt machẽ möchten / vnd allen Gehorsamb vnd Devotion versprochen.
Antwort deß Hertzogen in Bayern. Den ersten Augusti ist der Hertzog nach Welß kommen / vnnd allda vom Magistrat mit grosser Ehrerbietung empfangen worden. Deß andern Tags kam dahin Bottschafft / wie Gr. Ernst von Mansfeldt ein Schantz am Güldenen Steg / die Wallerianische Schantz genandt / welche die Keyserischen im Passawischen Gebieth / den Paß auß Italien nacher Böhmen zuverwahren / gemacht / eingenommen: Vnd ob er wol auch auff die Solenawische Schantz / so auch in derselben Refier war / ein Aug hatte (durch welcher Eroberung den Keyserischen die Proviandzufuhr auß dem Bistthumb Passaw gäntzlich hette können abgeschnitten werden:) hette er doch / nachdem er bey voriger Eroberung viel Kriegsvolck eingebüssel / vnd vber diß von deß Hertzogen in Bayern Einbruch in Oesterreich Zeitung bekäme / solchen seinen Anschlag geändert.
Hertzog in Bayern kompt gen Welß.
Ernst von Mansfeld erobert eine Schantz am Güldenen Steg. In dem der Fürst noch zu Welß sich verhielte / vnd schon einen Theil seines Kriegsvolcks nacher Lintz voran geschickt hatte / liessen jhme die Stände andeuten / es weren nicht viel von den Ständen daselbst erschienen / köndten jhn nicht nach Gebühr / wie sie gern wolten / empfangen. Begehrten fürters von jhme zuwissen / weil der Land Schultheiß sich in dem Schloß befinde / vnnd allda alle Brieff vnd Vrkunden / in welcher der Ertzhertzogen Recht vnd Gerechtigkeiten / vnnd dann deß Landen Privilegien vnd Freyheiten verfasset / in Verwahrung hette / ob demselben allda zuverbleiben erlaubt were.
Der Ober-Enser gesinnen an den Hertzogen in Bayern. Hierauff bekamen sie zur Antwort: Von Zurüstungen vnd Bereitschafften / damit sie jhn empfiengen / were nicht von nöthen / daß sie viel sorgfältig weren / dann es würde allda kein Triumph gesucht oder gehalten werden. Die Brieffe vnd andere Monumenten / solten sie (wie sie weren) bleiben lassen: Der Statthalter köndte / so lang der Fürst im Schloß verharren würde / vnter dessen in der Statt eine bequeme Behaussung vor sich einnehmen.
Antwort deß Hertzogen. Desselben Tags kam zum Hertzogen der Herr von Harrach / von Jhrer Keyserl. Majestät dahin geschickt / daß er auff was weise / Condition vnnd Beding die Inwohner in Oesterreich zu Gnaden auffzunehmen: Itein / welche Stätte vnd Oerter mit Besatzung zu belegen / vnnd anders / andeuten solte.
Vor dem Abzug von Welß liesse der Fürst den Raht vnd Bürgerschafft zusammen beruffen / vñ jhme im Namen Jhrer Keyserlichen Majest. die Huldigung leysten / liesse auch ein jeden bey seinem Ampt / Dignitäten vnd Würden verbleiben / vnd vermahnet sie / daß sie Jhrer Majestät getrew vnd holdt verbleiben solten / mit Vertröstung / daß man jhnen jhre Privilegia alsdann wie vorhin / lassen würde.
Wie nun diese Sachen allda vollendet / ist er nacher Lintz auff gebrochẽ / hinderlassende zu Welß in Besatzung etwa sechs hundert Mann / mit Befelch / daß die Hauptleute gute Disciplin halten solten / vnd deß Abends daselbst ankommen / vnnd nach Gelegenheit der Zeit von den anwesenden Ständen empfangen / vnd in das Schloß begleytet worden.
Hertzog in Bayern kompt gen Lintz. Deß andern Tages hat Hertzog Maximilian ein starcke Besatzung nacher Freystatt / welches das letzte Stättlein gegen Böhmen ist / geschickt: auch zugleich den Ständen zwey Decret zugesändet / Inhalts: Erstlich / daß die Stände aller Landherrn / so wol der gegenwärtigen / als der abwesenden Namen verzeichnet vbergeben. Darnach / daß sie benenneten die Anzahl deß Kriegsvolcks / so sie bißhero vnderhalten / vnd auch annoch besoldeten: Vnd dann endlich / daß sie dasselbe nit ohne Vorwissen seiner abdancketen. Es wurde auch befohlen / daß niemand von den anwesenden Ständen verreysen solte / vnd solten auch die abwesende citiret werden / vnnd daß sie sich mit dem jenigen / was noch zu handeln were / nicht saumen solten.
Vnter solcher weyle / hay das Bayerische Fußvolck in 18000. Mann starck / nahe an der Statt Lintz sich gelägert / vnnd jhre Geschütz / deren an der Zahl zwantzig waren / an füglichen Orten gepflantzet: Die Reutterey ist in die vmbligende Dörffer außgetheilet worden.
Bayerisch Kriegsvolck lägert sich vor der Statt Lintz. Hierauff seynd die Stände zur Deliberation geschritten / wie man sich auff deß Fürsten Postulata zuverhalten / da dann von allen beschlossen / dem jenigen / was jhnen aufferlegt / nachzukommen / doch bäten sie hefftig / die Einquartierungen zu vnder lassen: so jhnen aber abgeschlagen / dann man hielte nicht für rahtsamb / bey solchem Zustandt das Landt ohne Besatzung bleiben zulassen.
Oesterreichische Stände begeben sich zum Gehorsamb. Nach so gestalten Sachen ist der von Harrach wider zu Jhrer Keyserlichen Majestät abgefertiget / vnd ein Edict angeschlagen worden / mit welchem die Abwesende citirt / vnnd da sie nicht auff benandte Zeit erschienen / für Feindt erklärt wurden.
Damals hat sich auch der Fürst mit den Ständen dahin verglichen / daß sie jhr geworben Volck jhme vberlassen / welches an statt deren / so hin vnd wider in Besatzung gelassen / vnter die Fahnen eingetheilet wurde.
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/502>, abgerufen am 28.07.2024. |