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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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gifftiger Feind spüren lassen: der im Zaum nicht zu halten gewesen: der in mancherley vns gantz vngewöhnlichen Farben vnnd Röcken auffgezogen: der nichts alß lauter Trawwort von sich außgegossen: auch gleich als wann er Fewer spye / alles was er angetroffen / zu grund gerichtet: vnd einen so erbärmblichen Aufflauff vund Muthwillen mitten in der Christenheit verübt hat. Es seynd vber dem anblicken eines so vbermütigen wilden Heerzugs / der von lauter Waffen geschimmert / auch den allerhertzhafftesten mit schrecken die Haar gen Berg gestanden. Da hat man das auff der Gruben gehende Alter nicht geschewet: weder den Adel noch einigen andern Vorzug etwas gelten lassen: deß Weiblichen Geschlechts nicht geschonet: Jung vnd Alt: Klein vnd Groß / Hauffen vnd Rottenweiß vnter einander geschlachtet vnd erwürget. Man risse dem Ehemann sein Weib / das jhn Hülffs wegen vmbfinge / auß den Armen: schändete sie in seinem Angesicht / vnnd tödtete sie hernach darzu. Die Säuglinge die an jhrer Mütter Brüste hiengen / nahme man jhnen mit Gewalt / vnnd ermordete sie vnder der Mütter heulen: Theils wurff man sie zusammen auff Kärch vnnd Wägen: Wann dann etliche herab hiengen oder fielen / wurden sie durch die Räder zerknirscht / vnd von den Pferdten zertretten: Der Feindt aber liesse sich weder der Mütter heulen bewegen / noch kehrete sich an der Kinder erbämblich Geschrey. Da verlohr der Vatter den Sohn / der Sohn den Vatter / die Tochter jhre Mutter / die Mutter die Tochter: Der Bruder wurd seines Bruders / vnd die Schwester jhrer Schwester beraubt. Da hat man mit grossem Schmertzen zusehen müssen / wie der arme gemeine Bawersmann vnnd Pöbel hin vnnd wider / durch Höfe vnnd Dörffer / durch Flecken vnnd Städte / zu offenem feylen Kauff vnd Steigerung / gleich den Schaaff heerden getrieben / gezerrt vnd fortgestossen / ja offt geringer vnnd wolfeyler als Schwein / Schaaff vnnd Rinder / im Kauffschlag vberlassen worden. Da hat man mitleydenlich zugesehen / wie die schönste zarteste Jungfräwlein / nach dem man sie genothzüchtiget / an der Feind Sättel angebunden neben den Pferden herlauffen müssen vnnd von jhnen zerschleppet worden. Es ist auch sehr kläglich vnnd ohne weinende Augen nicht anzuschawen gewest / wie der Feind Pferd mit Christenkindern / die sie in ewige Dienstbarkeit weggeführt / vberladen worden. Wer hette da nicht vberlaut schreyen sollen: Oder schrecklichen Zeiten / oder abschewlichen vnd verfluchten Vermessenheit vnserer Pfaffen vnnd Clerisey / welche allein diese trawrige Spectackel vns zugericht / vnnd solches grausamen tyrannisirens Vrsach seynd.

Doch hat endtlich Gott der Allmächtige drein gesehen: sich der armseligen vnterdruckten Christenheit / gnädiglich erbarmet: vnd das zweyschneidig auch von Fewer vnnd Flammen gläntzende Schwerdt / wider eingesteckt. Er hat Kayser Rudolphs deß II. weyland vnsers allergnädigsten Herrn / Sinn vnnd Hertz / zur Verein-vnd Eintracht gelenckt: vnd durch tüchtige Personen vnd andere Mittel / diß erbärmliche fast gar verlorne Wesen / widerumb zur Anfurth deß Friedens vnnd Einigkeit gnädiglich gelencket. Worauff hernach ferrners / mit hülff vnnd zuthun der benachbarten Königreich / Fürsten vnnd Stände / die erwünschte Friedenshandtlung (vermittels deren in vnserm Vatterlandt / der wahre vnnd freye Gottesdienst nach der Evangelischen Confession / wider auffgerichtet: vnnd vnsere benachbarte Provintzen / die zuvor einander Spinnenfeind waren / zusammen getretten / vnnd sich mit vns also vereinbart haben / daß jhr Heyl vnd Wolfahrt mit dem vnserigen vnauff lößlich nunmehr verknüpfft) erfolget ist. Sind also auch zugleich / die so lang verlohrne thewre Freyheiten / widerumb gleichsamb an jhren vorigen vnnd rechten Herren / vnsere Hungarische Nation kommen: Vnd ist darneben / vber aller Menschen Gedancken / auch die Clerisey / auß lauter Gnaden / in jhrem alten Stand gelassen worden. Dann ob wol die Stände dieses Königreichs gute Fug vnnd Macht gehabt / bemelte Clerisey / weil sie die in Hungarn erregte inheimische Krieg vnnd lermen angestifftet / vnnd wie ein Zunder aller Mißhelligkeiten darin gewesen / jrem Verdienst nach / mit solchem Ernst anzusehen / daß sie gleich einem Landschaden vnnd Erbseuch in vnserm Vatterlandt / gar hette sollen außgerottet werden: So hat doch vnser Nation sie in jhrem vorigen Standt gar bleiben lassen: der Hoffnung / offtbemelte Clerisey / weil sie dabey gewesen / vnd den Augenschein dermassen eingenommen / daß sie davon am besten selbst zeugen können / wie es zugangen / würde sich durch Erwegung erzehlter Schäden / die der Krieg mit sich bringt / vnd die ein guten theil jhrer selbst mitbetroffen / zur Rew vnnd Vesserung gewiß verlauten lassen. Aber was ist doch (leyder) vor eine Besserung bey der Clerisey darauff erfolgt? Wie hat sie sich doch vor so gar nichts zum guten angelassen? Was vor eine Rew vber jhre schandtlose Vbelthaten / oder was vor ein Danck gegen jhr liebes Vatterlandt / daß jhr so grosse Gnad bewiesen / ist doch bey jhr jmmer zu verspüren gewest? Bißher haben wir nur erfahren / wie böß sie es mit vns gemeynt. Jetzt müssen wir erfahren / wie sie es machen / da sie es noch ärger / ja auff das ärgste vnd verzweiff elste / mit vns treiben wollen. Sie singen vns ja recht das alte Liedelein von wohlversuchter vnnd bedachter Schalckheit vnd Hinderlist / noch jetziger Zeit vor:

Der Wolff sein Haar zwar ändern thut

Im Alter / aber nicht den Muth.

Sein Art vnd Tück meynts nimmet gut.

Dann wer hat doch widerumb vnd von newem / eben in die sem vnsern Vatterlandt / zwischen vns Landsleut oder Landts-Kindern / Zwytracht angerichtet? Die Clerisey. Wer hat gegen den Siebenbürgen den jenigen Rathschlag gethan / dadurch vnterm schein einer hülf ein so groß blut-

gifftiger Feind spüren lassen: der im Zaum nicht zu halten gewesen: der in mancherley vns gantz vngewöhnlichen Farben vnnd Röcken auffgezogen: der nichts alß lauter Trawwort von sich außgegossen: auch gleich als wann er Fewer spye / alles was er angetroffen / zu grund gerichtet: vnd einen so erbärmblichen Aufflauff vund Muthwillen mitten in der Christenheit verübt hat. Es seynd vber dem anblicken eines so vbermütigen wilden Heerzugs / der von lauter Waffen geschimmert / auch den allerhertzhafftesten mit schrecken die Haar gen Berg gestanden. Da hat man das auff der Gruben gehende Alter nicht geschewet: weder den Adel noch einigen andern Vorzug etwas gelten lassen: deß Weiblichen Geschlechts nicht geschonet: Jung vnd Alt: Klein vnd Groß / Hauffen vnd Rottenweiß vnter einander geschlachtet vnd erwürget. Man risse dem Ehemann sein Weib / das jhn Hülffs wegen vmbfinge / auß den Armen: schändete sie in seinem Angesicht / vnnd tödtete sie hernach darzu. Die Säuglinge die an jhrer Mütter Brüste hiengen / nahme man jhnen mit Gewalt / vnnd ermordete sie vnder der Mütter heulen: Theils wurff man sie zusammen auff Kärch vnnd Wägen: Wann dann etliche herab hiengen oder fielen / wurden sie durch die Räder zerknirscht / vnd von den Pferdten zertretten: Der Feindt aber liesse sich weder der Mütter heulen bewegen / noch kehrete sich an der Kinder erbämblich Geschrey. Da verlohr der Vatter den Sohn / der Sohn den Vatter / die Tochter jhre Mutter / die Mutter die Tochter: Der Bruder wurd seines Bruders / vnd die Schwester jhrer Schwester beraubt. Da hat man mit grossem Schmertzen zusehen müssen / wie der arme gemeine Bawersmann vnnd Pöbel hin vnnd wider / durch Höfe vnnd Dörffer / durch Flecken vnnd Städte / zu offenem feylen Kauff vnd Steigerũg / gleich den Schaaff heerden getrieben / gezerrt vnd fortgestossen / ja offt geringer vnnd wolfeyler als Schwein / Schaaff vnnd Rinder / im Kauffschlag vberlassen wordẽ. Da hat man mitleydenlich zugesehen / wie die schönste zarteste Jungfräwlein / nach dem man sie genothzüchtiget / an der Feind Sättel angebunden neben den Pferden herlauffen müssen vnnd von jhnen zerschleppet worden. Es ist auch sehr kläglich vnnd ohne weinende Augen nicht anzuschawen gewest / wie der Feind Pferd mit Christenkindern / die sie in ewige Dienstbarkeit weggeführt / vberladen worden. Wer hette da nicht vberlaut schreyen sollen: Oder schrecklichen Zeiten / oder abschewlichen vnd verfluchten Vermessenheit vnserer Pfaffen vnnd Clerisey / welche allein diese trawrige Spectackel vns zugericht / vnnd solches grausamen tyrannisirens Vrsach seynd.

Doch hat endtlich Gott der Allmächtige drein gesehen: sich der armseligen vnterdruckten Christenheit / gnädiglich erbarmet: vnd das zweyschneidig auch von Fewer vnnd Flammen gläntzende Schwerdt / wider eingesteckt. Er hat Kayser Rudolphs deß II. weyland vnsers allergnädigsten Herrn / Sinn vnnd Hertz / zur Verein-vnd Eintracht gelenckt: vnd durch tüchtige Personen vnd andere Mittel / diß erbärmliche fast gar verlorne Wesen / widerumb zur Anfurth deß Friedens vnnd Einigkeit gnädiglich gelencket. Worauff hernach ferrners / mit hülff vnnd zuthun der benachbarten Königreich / Fürsten vnnd Stände / die erwünschte Friedenshandtlung (vermittels deren in vnserm Vatterlandt / der wahre vnnd freye Gottesdienst nach der Evangelischen Confession / wider auffgerichtet: vnnd vnsere benachbarte Provintzen / die zuvor einander Spinnenfeind waren / zusammen getretten / vnnd sich mit vns also vereinbart haben / daß jhr Heyl vnd Wolfahrt mit dem vnserigen vnauff lößlich nunmehr verknüpfft) erfolget ist. Sind also auch zugleich / die so lang verlohrne thewre Freyheiten / widerumb gleichsamb an jhren vorigen vnnd rechten Herren / vnsere Hungarische Nation kommen: Vnd ist darneben / vber aller Menschen Gedancken / auch die Clerisey / auß lauter Gnaden / in jhrem alten Stand gelassen worden. Dann ob wol die Stände dieses Königreichs gute Fug vnnd Macht gehabt / bemelte Clerisey / weil sie die in Hungarn erregte inheimische Krieg vnnd lermen angestifftet / vnnd wie ein Zunder aller Mißhelligkeiten darin gewesen / jrem Verdienst nach / mit solchem Ernst anzusehen / daß sie gleich einem Landschaden vnnd Erbseuch in vnserm Vatterlandt / gar hette sollen außgerottet werdẽ: So hat doch vnser Nation sie in jhrem vorigen Standt gar bleiben lassen: der Hoffnung / offtbemelte Clerisey / weil sie dabey gewesen / vnd den Augenschein dermassen eingenommen / daß sie davon am besten selbst zeugen können / wie es zugangen / würde sich durch Erwegung erzehlter Schäden / die der Krieg mit sich bringt / vnd die ein guten theil jhrer selbst mitbetroffen / zur Rew vnnd Vesserung gewiß verlauten lassen. Aber was ist doch (leyder) vor eine Besserung bey der Clerisey darauff erfolgt? Wie hat sie sich doch vor so gar nichts zum guten angelassen? Was vor eine Rew vber jhre schandtlose Vbelthaten / oder was vor ein Danck gegen jhr liebes Vatterlandt / daß jhr so grosse Gnad bewiesen / ist doch bey jhr jmmer zu verspüren gewest? Bißher haben wir nur erfahren / wie böß sie es mit vns gemeynt. Jetzt müssen wir erfahren / wie sie es machen / da sie es noch ärger / ja auff das ärgste vnd verzweiff elste / mit vns treiben wollen. Sie singen vns ja recht das alte Liedelein von wohlversuchter vnnd bedachter Schalckheit vnd Hinderlist / noch jetziger Zeit vor:

Der Wolff sein Haar zwar ändern thut

Im Alter / aber nicht den Muth.

Sein Art vnd Tück meynts nimmet gut.

Dann wer hat doch widerumb vñ von newem / eben in die sem vnsern Vatterlandt / zwischen vns Landsleut oder Landts-Kindern / Zwytracht angerichtet? Die Clerisey. Wer hat gegen den Siebenbürgen den jenigen Rathschlag gethan / dadurch vnterm schein einer hülf ein so groß blut-

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          <p>Doch hat endtlich Gott der Allmächtige drein gesehen: sich der armseligen                      vnterdruckten Christenheit / gnädiglich erbarmet: vnd das zweyschneidig auch von                      Fewer vnnd Flammen gläntzende Schwerdt / wider eingesteckt. Er hat Kayser                      Rudolphs deß II. weyland vnsers allergnädigsten Herrn / Sinn vnnd Hertz / zur                      Verein-vnd Eintracht gelenckt: vnd durch tüchtige Personen vnd andere Mittel /                      diß erbärmliche fast gar verlorne Wesen / widerumb zur Anfurth deß Friedens                      vnnd Einigkeit gnädiglich gelencket. Worauff hernach ferrners / mit hülff vnnd                      zuthun der benachbarten Königreich / Fürsten vnnd Stände / die erwünschte                      Friedenshandtlung (vermittels deren in vnserm Vatterlandt / der wahre vnnd freye                      Gottesdienst nach der Evangelischen Confession / wider auffgerichtet: vnnd                      vnsere benachbarte Provintzen / die zuvor einander Spinnenfeind waren / zusammen                      getretten / vnnd sich mit vns also vereinbart haben / daß jhr Heyl vnd Wolfahrt                      mit dem vnserigen vnauff lößlich nunmehr verknüpfft) erfolget ist. Sind also                      auch zugleich / die so lang verlohrne thewre Freyheiten / widerumb gleichsamb an                      jhren vorigen vnnd rechten Herren / vnsere Hungarische Nation kommen: Vnd ist                      darneben / vber aller Menschen Gedancken / auch die Clerisey / auß lauter Gnaden                      / in jhrem alten Stand gelassen worden. Dann ob wol die Stände dieses                      Königreichs gute Fug vnnd Macht gehabt / bemelte Clerisey / weil sie die in                      Hungarn erregte inheimische Krieg vnnd lermen angestifftet / vnnd wie ein Zunder                      aller Mißhelligkeiten darin gewesen / jrem Verdienst nach / mit solchem Ernst                      anzusehen / daß sie gleich einem Landschaden vnnd Erbseuch in vnserm Vatterlandt                      / gar hette sollen außgerottet werde&#x0303;: So hat doch vnser Nation sie in jhrem                      vorigen Standt gar bleiben lassen: der Hoffnung / offtbemelte Clerisey / weil                      sie dabey gewesen / vnd den Augenschein dermassen eingenommen / daß sie davon am                      besten selbst zeugen können / wie es zugangen / würde sich durch Erwegung                      erzehlter Schäden / die der Krieg mit sich bringt / vnd die ein guten theil                      jhrer selbst mitbetroffen / zur Rew vnnd Vesserung gewiß verlauten lassen. Aber                      was ist doch (leyder) vor eine Besserung bey der Clerisey darauff erfolgt? Wie                      hat sie sich doch vor so gar nichts zum guten angelassen? Was vor eine Rew vber                      jhre schandtlose Vbelthaten / oder was vor ein Danck gegen jhr liebes                      Vatterlandt / daß jhr so grosse Gnad bewiesen / ist doch bey jhr jmmer zu                      verspüren gewest? Bißher haben wir nur erfahren / wie böß sie es mit vns                      gemeynt. Jetzt müssen wir erfahren / wie sie es machen / da sie es noch ärger /                      ja auff das ärgste vnd verzweiff elste / mit vns treiben wollen. Sie singen vns                      ja recht das alte Liedelein von wohlversuchter vnnd bedachter Schalckheit vnd                      Hinderlist / noch jetziger Zeit vor:</p>
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          <p>Sein Art vnd Tück meynts nimmet gut.</p>
          <p>Dann wer hat doch widerumb vn&#x0303; von newem / eben in die sem vnsern                      Vatterlandt / zwischen vns Landsleut oder Landts-Kindern / Zwytracht                      angerichtet? Die Clerisey. Wer hat gegen den Siebenbürgen den jenigen Rathschlag                      gethan / dadurch vnterm schein einer hülf ein so groß blut-
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[247/0294] gifftiger Feind spüren lassen: der im Zaum nicht zu halten gewesen: der in mancherley vns gantz vngewöhnlichen Farben vnnd Röcken auffgezogen: der nichts alß lauter Trawwort von sich außgegossen: auch gleich als wann er Fewer spye / alles was er angetroffen / zu grund gerichtet: vnd einen so erbärmblichen Aufflauff vund Muthwillen mitten in der Christenheit verübt hat. Es seynd vber dem anblicken eines so vbermütigen wilden Heerzugs / der von lauter Waffen geschimmert / auch den allerhertzhafftesten mit schrecken die Haar gen Berg gestanden. Da hat man das auff der Gruben gehende Alter nicht geschewet: weder den Adel noch einigen andern Vorzug etwas gelten lassen: deß Weiblichen Geschlechts nicht geschonet: Jung vnd Alt: Klein vnd Groß / Hauffen vnd Rottenweiß vnter einander geschlachtet vnd erwürget. Man risse dem Ehemann sein Weib / das jhn Hülffs wegen vmbfinge / auß den Armen: schändete sie in seinem Angesicht / vnnd tödtete sie hernach darzu. Die Säuglinge die an jhrer Mütter Brüste hiengen / nahme man jhnen mit Gewalt / vnnd ermordete sie vnder der Mütter heulen: Theils wurff man sie zusammen auff Kärch vnnd Wägen: Wann dann etliche herab hiengen oder fielen / wurden sie durch die Räder zerknirscht / vnd von den Pferdten zertretten: Der Feindt aber liesse sich weder der Mütter heulen bewegen / noch kehrete sich an der Kinder erbämblich Geschrey. Da verlohr der Vatter den Sohn / der Sohn den Vatter / die Tochter jhre Mutter / die Mutter die Tochter: Der Bruder wurd seines Bruders / vnd die Schwester jhrer Schwester beraubt. Da hat man mit grossem Schmertzen zusehen müssen / wie der arme gemeine Bawersmann vnnd Pöbel hin vnnd wider / durch Höfe vnnd Dörffer / durch Flecken vnnd Städte / zu offenem feylen Kauff vnd Steigerũg / gleich den Schaaff heerden getrieben / gezerrt vnd fortgestossen / ja offt geringer vnnd wolfeyler als Schwein / Schaaff vnnd Rinder / im Kauffschlag vberlassen wordẽ. Da hat man mitleydenlich zugesehen / wie die schönste zarteste Jungfräwlein / nach dem man sie genothzüchtiget / an der Feind Sättel angebunden neben den Pferden herlauffen müssen vnnd von jhnen zerschleppet worden. Es ist auch sehr kläglich vnnd ohne weinende Augen nicht anzuschawen gewest / wie der Feind Pferd mit Christenkindern / die sie in ewige Dienstbarkeit weggeführt / vberladen worden. Wer hette da nicht vberlaut schreyen sollen: Oder schrecklichen Zeiten / oder abschewlichen vnd verfluchten Vermessenheit vnserer Pfaffen vnnd Clerisey / welche allein diese trawrige Spectackel vns zugericht / vnnd solches grausamen tyrannisirens Vrsach seynd. Doch hat endtlich Gott der Allmächtige drein gesehen: sich der armseligen vnterdruckten Christenheit / gnädiglich erbarmet: vnd das zweyschneidig auch von Fewer vnnd Flammen gläntzende Schwerdt / wider eingesteckt. Er hat Kayser Rudolphs deß II. weyland vnsers allergnädigsten Herrn / Sinn vnnd Hertz / zur Verein-vnd Eintracht gelenckt: vnd durch tüchtige Personen vnd andere Mittel / diß erbärmliche fast gar verlorne Wesen / widerumb zur Anfurth deß Friedens vnnd Einigkeit gnädiglich gelencket. Worauff hernach ferrners / mit hülff vnnd zuthun der benachbarten Königreich / Fürsten vnnd Stände / die erwünschte Friedenshandtlung (vermittels deren in vnserm Vatterlandt / der wahre vnnd freye Gottesdienst nach der Evangelischen Confession / wider auffgerichtet: vnnd vnsere benachbarte Provintzen / die zuvor einander Spinnenfeind waren / zusammen getretten / vnnd sich mit vns also vereinbart haben / daß jhr Heyl vnd Wolfahrt mit dem vnserigen vnauff lößlich nunmehr verknüpfft) erfolget ist. Sind also auch zugleich / die so lang verlohrne thewre Freyheiten / widerumb gleichsamb an jhren vorigen vnnd rechten Herren / vnsere Hungarische Nation kommen: Vnd ist darneben / vber aller Menschen Gedancken / auch die Clerisey / auß lauter Gnaden / in jhrem alten Stand gelassen worden. Dann ob wol die Stände dieses Königreichs gute Fug vnnd Macht gehabt / bemelte Clerisey / weil sie die in Hungarn erregte inheimische Krieg vnnd lermen angestifftet / vnnd wie ein Zunder aller Mißhelligkeiten darin gewesen / jrem Verdienst nach / mit solchem Ernst anzusehen / daß sie gleich einem Landschaden vnnd Erbseuch in vnserm Vatterlandt / gar hette sollen außgerottet werdẽ: So hat doch vnser Nation sie in jhrem vorigen Standt gar bleiben lassen: der Hoffnung / offtbemelte Clerisey / weil sie dabey gewesen / vnd den Augenschein dermassen eingenommen / daß sie davon am besten selbst zeugen können / wie es zugangen / würde sich durch Erwegung erzehlter Schäden / die der Krieg mit sich bringt / vnd die ein guten theil jhrer selbst mitbetroffen / zur Rew vnnd Vesserung gewiß verlauten lassen. Aber was ist doch (leyder) vor eine Besserung bey der Clerisey darauff erfolgt? Wie hat sie sich doch vor so gar nichts zum guten angelassen? Was vor eine Rew vber jhre schandtlose Vbelthaten / oder was vor ein Danck gegen jhr liebes Vatterlandt / daß jhr so grosse Gnad bewiesen / ist doch bey jhr jmmer zu verspüren gewest? Bißher haben wir nur erfahren / wie böß sie es mit vns gemeynt. Jetzt müssen wir erfahren / wie sie es machen / da sie es noch ärger / ja auff das ärgste vnd verzweiff elste / mit vns treiben wollen. Sie singen vns ja recht das alte Liedelein von wohlversuchter vnnd bedachter Schalckheit vnd Hinderlist / noch jetziger Zeit vor: Der Wolff sein Haar zwar ändern thut Im Alter / aber nicht den Muth. Sein Art vnd Tück meynts nimmet gut. Dann wer hat doch widerumb vñ von newem / eben in die sem vnsern Vatterlandt / zwischen vns Landsleut oder Landts-Kindern / Zwytracht angerichtet? Die Clerisey. Wer hat gegen den Siebenbürgen den jenigen Rathschlag gethan / dadurch vnterm schein einer hülf ein so groß blut-

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  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/294>, abgerufen am 16.06.2024.