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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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köndten / daß ohne eufserste Gefahr / Privirung aller Privilegien / auch gewisser Außreutung der wahren Religion / König Ferdinand zu dem Regiment nicht zugelassen werden köndte / sie sämptlichen mit einhelligem Consenß König Ferdinandum von der Regierung außgeschlossen / vnnd an seine statt den Durchleuchtigen Herrn Friderich Pfaltzgraffen bey Rhein / Hertzogen in Bayern / rc. zu jhrem König erwöhlet. Vnnd solches jhres Thuns halben an diesem Orth Rechenschafft zu geben würde zu lang werden / wolten jhn aber doch vnder den fürnembsten Vrsachen solcher Rejection dieses für Augen gestellet haben: nemblichen Er / König Ferdinand / were wider die Statuta vnnd Privilegia deß Königreichs / noch bey Lebzeiten Kaysers Matthiae als jhres Königs / durch Anregung etlicher wenig / so mit Gelt bestochen auch zum theil mit Bedröhungen darzu beweget worden / nicht durch freywillige Stimmen der Stände / sondern mit listigen Anschlägen / gecrönet worden: Hette wider seinen Reverß / in welchem er / so lang der Kayser leben würde / sich deß Regiments nichts anzumassen versprochen / gehandelt / auch das Jurament / so er bey der Crönung geleistet / nicht gehalten: Dann er hette den Cardinal Cleseln / geheimen Raths Praesidenten / durch welchen aller Länder vnnd sonderlich deß Königreichs Böhmen Sachen administriret worden / wider deß Kaysers Willen seines Ampts entsetzet / vnnd in gefängkliche Hafft genommen / vnnd sich selbsten an seine Stell dargegeben: den blutigen Krieg / sowider jhr Vatterlandt geführet würde / hette er in dem Nahmen deß Kaysers / der doch vmb viel Sachen nichts gewust / getrieben: Das Kriegesvolck so er in Görtz gehabt / hette er in Böhmen einzufallen geschicket: Deme mit Fewer vnnd Schwerdt in Böheimb grassirenden Kriegesvolck hette er in seinem Nahmen / noch bey deß Kaysers Lebzeiten Ordinantz gegeben: Nach deß Kaysers Ableiben were viel grewlicher in Böhmen vnnd Mähren (in deme nicht ein geringer Theyl deß Königreichs mit Fewer vnnd Schwerdt / darbey weder Alt noch Jung verschonet / vnnd vnerhörte Tyranney vervbet worden / verderbet vnnd in die Aschen geleget wurde) gehauset worden: Mit dem Hispanier hette er ohne Wissen der Stände heimbliche Pacta auffgerichtet / daß so etwan er ohne Männliche Leibs-Erben mit Todt abgehen solte / die Königreich Vngarn vnnd Böheimb / mit den Incorporirten Landen / den Hispanischen Erben erblich zufielen. Hette also mit diesem allem seine Crönung / ob sie schon rechtmässig geschehen were / wegen Nichthaltung deß Reverß vnnd Juraments / zu nicht gemacht / vnd die Stände von jhrem Gehorsamb vnnd Pflichten befreyet.

Auß was hochwichtigen Vrsachen aber die Stände bewogen worden / Pfaltzgraff Friderichen zu jhrem König zuerwöhlen / were der gantzen Welt ohne Zweiffel / wie auch jhme (Bethlehemb) bekant. Für desselbigen Heyl vnd Wolfahrt bäten sie den König aller König / jhne (Bethlehemb) aber baten sie / daß er jhnen Hülff leysten / vnd jhrem König beystehen solte.

Bethlehem Gabor felle in Ober-Vngarn ein Vnder diesen gewechselten Schreiben hat Bethlehemb Galor das Auffbott in Siebenbürgen ergehen lassen / vnnd eine grosse Armada zu Roß vnnd Fuß bey Claussenburg versamblet / vnnd damit er in solchem seinem Vorhaben / biß er sich genugsamb gefast gemacht hette / vngehindert seyn möchte / hat er sich gestellet / als ob er solches Jhrer Mayest. König Ferdinando zu dem besten thete / vnd das Kriegevolck wider die Böhmen gebrauchen wolte / wie er dann selbiges vnder andern auch dem Andreae Docii Königlichen Generalen in Ober Vngarn zu Caschaw zuverstehen gab. Aber der Außgang brachte bald hernach an das Liecht / was er in dem Sinn hatte / dann als er sich nach seinem Wunsch mit alley Notthurfft zu dem Krieg außgerüstet / zoge er mit in achtzehen Stück Geschütz in aller Eyl durch den Paß Leangivor in Ober Vngarn / da der Orthen alsbaldt etliche Spanschafften auff seine Seithen tratten: sich auch etliche vornehme Vngarische Herrn mit einer guten Anzahl Volck mit jhme eonjungirten. Hingegen muste der Königliche Obriste Hoffrichter Georg Homonay / so auff deß Königs Seithen beständig verblieben / vnd sein bestes mit Widerstand thun wolte / sich in Polen salviren.

Hierauff schickte er die Obristen Redei Ferentz vnd Setschi Georgen mit in achtzehen tausent Mann für Caschaw / dieselbige vnter seinen Gewalt zubringen.

Erobert Caschaw. Welche dann auch solchem zu Folg die Statt alsbald berennet / vnnd den Obristen Docii weil er hiebevor die Evangelische der Orthen vbel geplagt / herauß begehret / mit Bedröhung / daß da die Innwohner jhne lebendig nicht lieffern würden / deß Kindes in Mutterleib nicht solte verschonet werden. Als nun die Innwohner auß Forcht jhn herauß gegeben / haben jhn die Siebenbürgische nackend außgezogen / vbel mit jhme gehandelt / vnnd jhn nach Siebenbürgen geschickt / allda er sein Leben elendig beschliessen müssen. Die Bürger / als kein Entsatz gegen solchem Gewalt zuhoffen / haben sich den 5. Sept. ergeben vnd dem Bethlehemb gehuldiget.

Wegen dieses vnverhofften Einfals ist allenthalben in Ober Hungarn vnnd sonderlich bey den Catholischen grosse Forcht entstanden / vnnd hat man die beste Sachen an sichere Orth in die Festungen vnnd Schlösser geflehnet / vnnd weil das Siebenburgische Volck nicht allein in Siebenbürger lehren die Münch vnd Pfaffen Reuschheit halten. den Bistumben vnnd Stifftern mit plündern / sondern auch mit theils Pfaffen vnd München / in dem sie selbige / damit sie desto besser jhrem Gelübd gemäß Keuschheit halten köndten / castriret / heßlich vmbgangen / als haben sich in dem gantzen Landt die Geistliche davon gemacht vnnd sich an andere sichere Orth begeben. Weil sich auch zu Caschaw acht Jesuiten / zuwider dem ergan-

köndten / daß ohne eufserste Gefahr / Privirung aller Privilegien / auch gewisser Außreutung der wahren Religion / König Ferdinand zu dem Regiment nicht zugelassen werden köndte / sie sämptlichen mit einhelligem Consenß König Ferdinandum von der Regierung außgeschlossen / vnnd an seine statt den Durchleuchtigen Herrn Friderich Pfaltzgraffen bey Rhein / Hertzogen in Bayern / rc. zu jhrem König erwöhlet. Vnnd solches jhres Thuns halben an diesem Orth Rechenschafft zu geben würde zu lang werden / wolten jhn aber doch vnder den fürnembsten Vrsachen solcher Rejection dieses für Augen gestellet haben: nemblichen Er / König Ferdinand / were wider die Statuta vnnd Privilegia deß Königreichs / noch bey Lebzeiten Kaysers Matthiae als jhres Königs / durch Anregung etlicher wenig / so mit Gelt bestochen auch zum theil mit Bedröhungen darzu beweget worden / nicht durch freywillige Stimmen der Stände / sondern mit listigẽ Anschlägen / gecrönet worden: Hette wider seinen Reverß / in welchem er / so lang der Kayser leben würde / sich deß Regiments nichts anzumassen versprochen / gehandelt / auch das Jurament / so er bey der Crönung geleistet / nicht gehalten: Dann er hette den Cardinal Cleseln / geheimen Raths Praesidenten / durch welchen aller Länder vnnd sonderlich deß Königreichs Böhmen Sachen administriret worden / wider deß Kaysers Willen seines Ampts entsetzet / vnnd in gefängkliche Hafft genommen / vnnd sich selbsten an seine Stell dargegeben: den blutigen Krieg / sowider jhr Vatterlandt geführet würde / hette er in dem Nahmen deß Kaysers / der doch vmb viel Sachen nichts gewust / getrieben: Das Kriegesvolck so er in Görtz gehabt / hette er in Böhmen einzufallen geschicket: Deme mit Fewer vnnd Schwerdt in Böheimb grassirenden Kriegesvolck hette er in seinem Nahmen / noch bey deß Kaysers Lebzeiten Ordinantz gegeben: Nach deß Kaysers Ableiben were viel grewlicher in Böhmen vnnd Mähren (in deme nicht ein geringer Theyl deß Königreichs mit Fewer vnnd Schwerdt / darbey weder Alt noch Jung verschonet / vnnd vnerhörte Tyranney vervbet worden / verderbet vnnd in die Aschen geleget wurde) gehauset worden: Mit dem Hispanier hette er ohne Wissen der Stände heimbliche Pacta auffgerichtet / daß so etwan er ohne Männliche Leibs-Erben mit Todt abgehen solte / die Königreich Vngarn vnnd Böheimb / mit den Incorporirten Landen / den Hispanischen Erben erblich zufielen. Hette also mit diesem allem seine Crönung / ob sie schon rechtmässig geschehen were / wegen Nichthaltung deß Reverß vnnd Juraments / zu nicht gemacht / vnd die Stände von jhrem Gehorsamb vnnd Pflichten befreyet.

Auß was hochwichtigen Vrsachen aber die Stände bewogen worden / Pfaltzgraff Friderichen zu jhrem König zuerwöhlen / were der gantzen Welt ohne Zweiffel / wie auch jhme (Bethlehemb) bekant. Für desselbigen Heyl vnd Wolfahrt bäten sie den König aller König / jhne (Bethlehemb) aber baten sie / daß er jhnen Hülff leysten / vnd jhrem König beystehen solte.

Bethlehem Gabor felle in Ober-Vngarn ein Vnder diesen gewechselten Schreiben hat Bethlehemb Galor das Auffbott in Siebenbürgen ergehen lassen / vnnd eine grosse Armada zu Roß vnnd Fuß bey Claussenburg versamblet / vnnd damit er in solchem seinem Vorhaben / biß er sich genugsamb gefast gemacht hette / vngehindert seyn möchte / hat er sich gestellet / als ob er solches Jhrer Mayest. König Ferdinando zu dem besten thete / vnd das Kriegevolck wider die Böhmen gebrauchen wolte / wie er dann selbiges vnder andern auch dem Andreae Docii Königlichen Generalen in Ober Vngarn zu Caschaw zuverstehen gab. Aber der Außgang brachte bald hernach an das Liecht / was er in dem Sinn hatte / dann als er sich nach seinem Wunsch mit alley Notthurfft zu dem Krieg außgerüstet / zoge er mit in achtzehen Stück Geschütz in aller Eyl durch den Paß Leangivor in Ober Vngarn / da der Orthen alsbaldt etliche Spanschafften auff seine Seithen tratten: sich auch etliche vornehme Vngarische Herrn mit einer guten Anzahl Volck mit jhme eonjungirten. Hingegen muste der Königliche Obriste Hoffrichter Georg Homonay / so auff deß Königs Seithen beständig verblieben / vnd sein bestes mit Widerstand thun wolte / sich in Polen salviren.

Hierauff schickte er die Obristen Redei Ferentz vnd Setschi Georgen mit in achtzehen tausent Mann für Caschaw / dieselbige vnter seinen Gewalt zubringen.

Erobert Caschaw. Welche dann auch solchem zu Folg die Statt alsbald berennet / vnnd den Obristen Docii weil er hiebevor die Evangelische der Orthen vbel geplagt / herauß begehret / mit Bedröhung / daß da die Innwohner jhne lebendig nicht lieffern würden / deß Kindes in Mutterleib nicht solte verschonet werden. Als nun die Innwohner auß Forcht jhn herauß gegeben / haben jhn die Siebenbürgische nackend außgezogen / vbel mit jhme gehandelt / vnnd jhn nach Siebenbürgen geschickt / allda er sein Leben elendig beschliessen müssen. Die Bürger / als kein Entsatz gegen solchem Gewalt zuhoffen / haben sich den 5. Sept. ergeben vnd dem Bethlehemb gehuldiget.

Wegen dieses vnverhofften Einfals ist allenthalben in Ober Hungarn vnnd sonderlich bey den Catholischen grosse Forcht entstanden / vnnd hat man die beste Sachen an sichere Orth in die Festungen vnnd Schlösser geflehnet / vnnd weil das Siebenburgische Volck nicht allein in Siebẽbürger lehren die Münch vnd Pfaffẽ Reuschheit halten. den Bistumben vnnd Stifftern mit plündern / sondern auch mit theils Pfaffen vnd München / in dem sie selbige / damit sie desto besser jhrem Gelübd gemäß Keuschheit halten köndten / castriret / heßlich vmbgangen / als haben sich in dem gantzen Landt die Geistliche davon gemacht vnnd sich an andere sichere Orth begeben. Weil sich auch zu Caschaw acht Jesuiten / zuwider dem ergan-

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          <p>Auß was hochwichtigen Vrsachen aber die Stände bewogen worden / Pfaltzgraff                      Friderichen zu jhrem König zuerwöhlen / were der gantzen Welt ohne Zweiffel /                      wie auch jhme (Bethlehemb) bekant. Für desselbigen Heyl vnd Wolfahrt bäten sie                      den König aller König / jhne (Bethlehemb) aber baten sie / daß er jhnen Hülff                      leysten / vnd jhrem König beystehen solte.</p>
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          <p>Hierauff schickte er die Obristen Redei Ferentz vnd Setschi Georgen mit in                      achtzehen tausent Mann für Caschaw / dieselbige vnter seinen Gewalt zubringen.</p>
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[243/0290] köndten / daß ohne eufserste Gefahr / Privirung aller Privilegien / auch gewisser Außreutung der wahren Religion / König Ferdinand zu dem Regiment nicht zugelassen werden köndte / sie sämptlichen mit einhelligem Consenß König Ferdinandum von der Regierung außgeschlossen / vnnd an seine statt den Durchleuchtigen Herrn Friderich Pfaltzgraffen bey Rhein / Hertzogen in Bayern / rc. zu jhrem König erwöhlet. Vnnd solches jhres Thuns halben an diesem Orth Rechenschafft zu geben würde zu lang werden / wolten jhn aber doch vnder den fürnembsten Vrsachen solcher Rejection dieses für Augen gestellet haben: nemblichen Er / König Ferdinand / were wider die Statuta vnnd Privilegia deß Königreichs / noch bey Lebzeiten Kaysers Matthiae als jhres Königs / durch Anregung etlicher wenig / so mit Gelt bestochen auch zum theil mit Bedröhungen darzu beweget worden / nicht durch freywillige Stimmen der Stände / sondern mit listigẽ Anschlägen / gecrönet worden: Hette wider seinen Reverß / in welchem er / so lang der Kayser leben würde / sich deß Regiments nichts anzumassen versprochen / gehandelt / auch das Jurament / so er bey der Crönung geleistet / nicht gehalten: Dann er hette den Cardinal Cleseln / geheimen Raths Praesidenten / durch welchen aller Länder vnnd sonderlich deß Königreichs Böhmen Sachen administriret worden / wider deß Kaysers Willen seines Ampts entsetzet / vnnd in gefängkliche Hafft genommen / vnnd sich selbsten an seine Stell dargegeben: den blutigen Krieg / sowider jhr Vatterlandt geführet würde / hette er in dem Nahmen deß Kaysers / der doch vmb viel Sachen nichts gewust / getrieben: Das Kriegesvolck so er in Görtz gehabt / hette er in Böhmen einzufallen geschicket: Deme mit Fewer vnnd Schwerdt in Böheimb grassirenden Kriegesvolck hette er in seinem Nahmen / noch bey deß Kaysers Lebzeiten Ordinantz gegeben: Nach deß Kaysers Ableiben were viel grewlicher in Böhmen vnnd Mähren (in deme nicht ein geringer Theyl deß Königreichs mit Fewer vnnd Schwerdt / darbey weder Alt noch Jung verschonet / vnnd vnerhörte Tyranney vervbet worden / verderbet vnnd in die Aschen geleget wurde) gehauset worden: Mit dem Hispanier hette er ohne Wissen der Stände heimbliche Pacta auffgerichtet / daß so etwan er ohne Männliche Leibs-Erben mit Todt abgehen solte / die Königreich Vngarn vnnd Böheimb / mit den Incorporirten Landen / den Hispanischen Erben erblich zufielen. Hette also mit diesem allem seine Crönung / ob sie schon rechtmässig geschehen were / wegen Nichthaltung deß Reverß vnnd Juraments / zu nicht gemacht / vnd die Stände von jhrem Gehorsamb vnnd Pflichten befreyet. Auß was hochwichtigen Vrsachen aber die Stände bewogen worden / Pfaltzgraff Friderichen zu jhrem König zuerwöhlen / were der gantzen Welt ohne Zweiffel / wie auch jhme (Bethlehemb) bekant. Für desselbigen Heyl vnd Wolfahrt bäten sie den König aller König / jhne (Bethlehemb) aber baten sie / daß er jhnen Hülff leysten / vnd jhrem König beystehen solte. Vnder diesen gewechselten Schreiben hat Bethlehemb Galor das Auffbott in Siebenbürgen ergehen lassen / vnnd eine grosse Armada zu Roß vnnd Fuß bey Claussenburg versamblet / vnnd damit er in solchem seinem Vorhaben / biß er sich genugsamb gefast gemacht hette / vngehindert seyn möchte / hat er sich gestellet / als ob er solches Jhrer Mayest. König Ferdinando zu dem besten thete / vnd das Kriegevolck wider die Böhmen gebrauchen wolte / wie er dann selbiges vnder andern auch dem Andreae Docii Königlichen Generalen in Ober Vngarn zu Caschaw zuverstehen gab. Aber der Außgang brachte bald hernach an das Liecht / was er in dem Sinn hatte / dann als er sich nach seinem Wunsch mit alley Notthurfft zu dem Krieg außgerüstet / zoge er mit in achtzehen Stück Geschütz in aller Eyl durch den Paß Leangivor in Ober Vngarn / da der Orthen alsbaldt etliche Spanschafften auff seine Seithen tratten: sich auch etliche vornehme Vngarische Herrn mit einer guten Anzahl Volck mit jhme eonjungirten. Hingegen muste der Königliche Obriste Hoffrichter Georg Homonay / so auff deß Königs Seithen beständig verblieben / vnd sein bestes mit Widerstand thun wolte / sich in Polen salviren. Bethlehem Gabor felle in Ober-Vngarn ein Hierauff schickte er die Obristen Redei Ferentz vnd Setschi Georgen mit in achtzehen tausent Mann für Caschaw / dieselbige vnter seinen Gewalt zubringen. Welche dann auch solchem zu Folg die Statt alsbald berennet / vnnd den Obristen Docii weil er hiebevor die Evangelische der Orthen vbel geplagt / herauß begehret / mit Bedröhung / daß da die Innwohner jhne lebendig nicht lieffern würden / deß Kindes in Mutterleib nicht solte verschonet werden. Als nun die Innwohner auß Forcht jhn herauß gegeben / haben jhn die Siebenbürgische nackend außgezogen / vbel mit jhme gehandelt / vnnd jhn nach Siebenbürgen geschickt / allda er sein Leben elendig beschliessen müssen. Die Bürger / als kein Entsatz gegen solchem Gewalt zuhoffen / haben sich den 5. Sept. ergeben vnd dem Bethlehemb gehuldiget. Erobert Caschaw. Wegen dieses vnverhofften Einfals ist allenthalben in Ober Hungarn vnnd sonderlich bey den Catholischen grosse Forcht entstanden / vnnd hat man die beste Sachen an sichere Orth in die Festungen vnnd Schlösser geflehnet / vnnd weil das Siebenburgische Volck nicht allein in den Bistumben vnnd Stifftern mit plündern / sondern auch mit theils Pfaffen vnd München / in dem sie selbige / damit sie desto besser jhrem Gelübd gemäß Keuschheit halten köndten / castriret / heßlich vmbgangen / als haben sich in dem gantzen Landt die Geistliche davon gemacht vnnd sich an andere sichere Orth begeben. Weil sich auch zu Caschaw acht Jesuiten / zuwider dem ergan- Siebẽbürger lehren die Münch vnd Pfaffẽ Reuschheit halten.

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  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/290>, abgerufen am 17.06.2024.