Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Hochheit vnnd Reputation / ingleichem auch der Catholischen / so hin vnnd wider in dem Ertz Herzogthumb wohneten / wie auch der Ständ in genere Catholisch vnnd Evangelisch / so diese Ruin nicht verschuldet / bey diesem Krieg nicht interessiret / noch Vrsach darzu gegeben hetten / alles bey sich zubehertzigen vnnd vmb der Barmhertzigkeit GOTTES willen / das Christen Blutbad / so vor dem Thron Christi / vnser aller Erlösers vnd Seligmachers am Jüngsten Gericht (da aller Hertzen Anschläg vnnd Gedancken offenbahr gemacht werden müsten) schwerlich zuverantworten / auff alle Wege / so jmmer müglichen / zuverhüten / vnd diese obangedeutete Mittel vorzunchmen / jhr gnädigst belieben zulassen. Dann da solches nicht geschehe / würde anders nicht als die endtliche Ruin der Länder zugewarten seyn / sie aber müsten zu Versicherung jhrer selbst eigenen Personen / wie auch zu Rettung jhrer Weib vnnd Kinder / auch Vnderthanen Leib vnnd Leben / ein verantwortliche nothwendige Defension (darüber sie gehorsambst vnnd solennissime vor Jhrer Mayest. dem gantzen Hauß Oesterreich / ja vor GOTT vnnd aller Well protetierten) vornehmen / vnnd weil dieses Orths summum in mora periculum were / der Graff von Thurn auch auff eine Categorische Antwort tringe / als bitten sie gehorsambst / Jhre Mayestät wolte sich hierüber alsbald eigentlich erklären. Graff von Thurn nimpt Laba ein. Vnder dessen hat der Graff von Thurn der Statt Laba / (so erwann sieben Meylen von Wien abgelegen) weil dieselbe eine Königische Gvarnison eingenommen / mit solchem Ernst zugesetzet / daß sie sich endtlich ergeben / die darin ligende Soldaten / so etlich Hundert starck / vnd sich zwar tapffer gewehret / abgeführet / vnnd eine Besatzung von dem Böhmischen Volck darein / so lang biß die Nider Oesterreichischen Stände selber zu jhrer Defension etwas Volck geworben vnnd dieselbe besetzet / geleget worden. Graff von Thurn belägert Wien. Hierauff ist Graff Henrich Matthes von Thurn mit seinem Läger vnd beyhabenden Kriegesbereitschafften / in Meynung / die rechte Braut darumb der Tantz seyn solte zufinden / auffgebrochen / vnnd sich stracks auff die Statt Wien zuwendet. Als er nun den 2. Junii vor der Brücken bey den daselbst gemachten starcken Schantzen angelanget / ist er auß dem Weg / gegen den lincken Handt gegen dem Thonaw Strom abgeschlagen / vnnd eylendts einen Theil seines Kriegs Volcks / so sich darzu gar tapffer vnnd willig erzeigt / die Vberfahr bey dem Stättlein Fischet / so nahe an Wien gelegen / sampt den Schiffen vnnd Flötzen so jhme zu seinem Vorhaben gar wohl zu statten kamen / vnnd gute Beförderung gethan / einnehmen lassen / daselbs dann jnner drey Tagen all sein vnderhabendes Volck zu Roß vnnd Fuß sampt der Artillerey neben der Munition vnnd andern darzu gehörigen Bereitschafften vbergesetzet worden. Hierzwischen wurden in fünff Hundert newgeworbene Hungarn / so dem Gxaffen von Bucquoy zuziehen wolten / vnnd vnderwegens viel Schaden gethan vnd grossen Mutwillen vervbet hatten / von einer Compagny Böhmischer Reuter vnder dem Obristen Ladislao / angriffen vnnd nach einem harten Scharmützel zertrennet vnnd jhrer ein gute Anzahl erlegt. Den 6. Junii nahm der Graff von Thurn die Vorstat an Wien ein / dadurch alles in der Statt in grosse Forcht vnd Kleinmütigkeit geriethe / wie gemeiniglich bey dergleichen Feindtlichen Belägerungen zugeschehen pflegt / vnd wurden alsobald deßwegen auff Befehl J. M. Königs Ferdinandi die Thor gesperret / vnnd nur der rothe Thurn auffgemacht / damit man allerley Nothturfft vnd die armen Leuth / so noch etwas draussen zuholen vnnd in die Statt Flehen gehabt / hinein bringen köndte. Den 8. Junii haben die in Wien anwesende Stände / auff J. M. Kön. Ferdinandi Begehren so der new ankommenden Böhm. Gästgern wider loß gewesen were / jhre Gesanden abermal hinauß geschicket / vnd den Graffen von Thurn befragen lassen / warumm er mit einer solchen grossen Kriegs-Macht der Orthen ankommen / vnnd der Statt der gestalt Feindtlich zuzusetzen sich vnderfienge / da doch jhm vnd der Cron Böhmen von jhnen vnd der Statt Wien kein Leid geschehen / mit vermelden / wann gleich ein Mißhelligkeit vorhanden / solche doch wol durch billiche Mittel zu einer Vergleichung gebracht werden möchte. Hierauff hat jhnen der Graff gleiches Inhalts / wie bey der vorigen Absendung geschehen / geantwortet / nemblich: Es nehme jhn solcher Reden nicht wenig Wunder / in Bedenckung / den löblichen Ständen in Böhmen ein solches Volck (die Vngarn) ins Land geführet / vnd der Paß verstattet worden seye / welches mit Raub / Brand / Mord vnnd andern Vnthaten / so schrecklich gehauset / daß es auch den Erbfeindt Christliches Namens mehrers zuthun / oder sich grössers Frevels vnd Gewalts zugebrauchen vnmüglich / in dem sie so gar deß Kindes in Mutterleib nicht verschonet / die Ehelichen Weibs Personen auch (deren Männer sie theils nidergehawen / theils an Händen vnd Füssen binden lassen / vnd diesem Spectacul zuzusehen genötiget)vnd die Jungfrawen geschendet / ja auch der Kindtbetterin hierin nicht verschonet / wie dann dergleichen zu Benischaw vorgangen. Zu dem hetten die Böhmen erfahren müssen / daß man noch mehrers außländisch Kriegs-Volck / bey denen nichts bessers zuhoffen / erwarte / also sie nicht gedencken oder jhnen einbilden können / wie ein Christliches Hertz in solche Gedancken fallen vnd gerathen solte / seinen mit vnd neben Christen / so vnerbärmlich vnd vnchristlich tyrannischer Weiß zuverfolgen / dermassen vnnd der gestalt / daß auch die von Natur allen Menschen eingepflantzte Affection / die ein Creatur Gottes gegen dem andern hette / ja die Natur selbsten ein Abschew vnnd Entsetzung darüber habe / bevorab weil bey solchem kein Ansehen einer oder ander Religion / Hochheit vnnd Reputation / ingleichem auch der Catholischen / so hin vnnd wider in dem Ertz Herzogthumb wohneten / wie auch der Ständ in genere Catholisch vnnd Evangelisch / so diese Ruin nicht verschuldet / bey diesem Krieg nicht interessiret / noch Vrsach darzu gegeben hetten / alles bey sich zubehertzigen vnnd vmb der Barmhertzigkeit GOTTES willen / das Christen Blutbad / so vor dem Thron Christi / vnser aller Erlösers vnd Seligmachers am Jüngsten Gericht (da aller Hertzen Anschläg vnnd Gedancken offenbahr gemacht werden müsten) schwerlich zuverantworten / auff alle Wege / so jmmer müglichen / zuverhüten / vnd diese obangedeutete Mittel vorzunchmen / jhr gnädigst belieben zulassen. Dann da solches nicht geschehe / würde anders nicht als die endtliche Ruin der Länder zugewarten seyn / sie aber müsten zu Versicherung jhrer selbst eigenen Personen / wie auch zu Rettung jhrer Weib vnnd Kinder / auch Vnderthanen Leib vnnd Leben / ein verantwortliche nothwendige Defension (darüber sie gehorsambst vnnd solennissimè vor Jhrer Mayest. dem gantzen Hauß Oesterreich / ja vor GOTT vnnd aller Well protetierten) vornehmen / vnnd weil dieses Orths summum in mora periculum were / der Graff von Thurn auch auff eine Categorische Antwort tringe / als bitten sie gehorsambst / Jhre Mayestät wolte sich hierüber alsbald eigentlich erklären. Graff von Thurn nimpt Laba ein. Vnder dessen hat der Graff von Thurn der Statt Laba / (so erwann sieben Meylen von Wien abgelegen) weil dieselbe eine Königische Gvarnison eingenommen / mit solchem Ernst zugesetzet / daß sie sich endtlich ergeben / die darin ligende Soldaten / so etlich Hundert starck / vnd sich zwar tapffer gewehret / abgeführet / vnnd eine Besatzung von dem Böhmischen Volck darein / so lang biß die Nider Oesterreichischen Stände selber zu jhrer Defension etwas Volck geworben vnnd dieselbe besetzet / geleget worden. Graff von Thurn belägert Wien. Hierauff ist Graff Henrich Matthes von Thurn mit seinem Läger vnd beyhabenden Kriegesbereitschafften / in Meynung / die rechte Braut darumb der Tantz seyn solte zufinden / auffgebrochen / vnnd sich stracks auff die Statt Wien zuwendet. Als er nun den 2. Junii vor der Brücken bey den daselbst gemachten starcken Schantzen angelanget / ist er auß dem Weg / gegen den lincken Handt gegen dem Thonaw Strom abgeschlagẽ / vnnd eylendts einen Theil seines Kriegs Volcks / so sich darzu gar tapffer vnnd willig erzeigt / die Vberfahr bey dem Stättlein Fischet / so nahe an Wien gelegen / sampt den Schiffen vnnd Flötzen so jhme zu seinem Vorhaben gar wohl zu statten kamen / vnnd gute Beförderung gethan / einnehmen lassen / daselbs dann jnner drey Tagen all sein vnderhabendes Volck zu Roß vnnd Fuß sampt der Artillerey neben der Munition vnnd andern darzu gehörigen Bereitschafften vbergesetzet worden. Hierzwischen wurden in fünff Hundert newgeworbene Hungarn / so dem Gxaffen von Bucquoy zuziehen wolten / vnnd vnderwegens viel Schaden gethan vnd grossen Mutwillen vervbet hatten / von einer Compagny Böhmischer Reuter vnder dem Obristen Ladislao / angriffen vnnd nach einem harten Scharmützel zertrennet vnnd jhrer ein gute Anzahl erlegt. Den 6. Junii nahm der Graff von Thurn die Vorstat an Wien ein / dadurch alles in der Statt in grosse Forcht vnd Kleinmütigkeit geriethe / wie gemeiniglich bey dergleichen Feindtlichen Belägerungen zugeschehen pflegt / vñ wurden alsobald deßwegen auff Befehl J. M. Königs Ferdinandi die Thor gesperret / vnnd nur der rothe Thurn auffgemacht / damit man allerley Nothturfft vnd die armen Leuth / so noch etwas draussen zuholen vnnd in die Statt Flehen gehabt / hinein bringen köndte. Den 8. Junii haben die in Wien anwesende Stände / auff J. M. Kön. Ferdinandi Begehren so der new ankom̃enden Böhm. Gästgern wider loß gewesen were / jhre Gesanden abermal hinauß geschicket / vnd den Graffen von Thurn befragen lassen / warum̃ er mit einer solchẽ grossen Kriegs-Macht der Orthen ankommen / vnnd der Statt der gestalt Feindtlich zuzusetzen sich vnderfienge / da doch jhm vnd der Cron Böhmen von jhnen vnd der Statt Wien kein Leid geschehen / mit vermelden / wann gleich ein Mißhelligkeit vorhandẽ / solche doch wol durch billiche Mittel zu einer Vergleichung gebracht werden möchte. Hierauff hat jhnen der Graff gleiches Inhalts / wie bey der vorigen Absendung geschehen / geantwortet / nemblich: Es nehme jhn solcher Reden nicht wenig Wunder / in Bedenckung / den löblichen Ständen in Böhmen ein solches Volck (die Vngarn) ins Land geführet / vnd der Paß verstattet worden seye / welches mit Raub / Brand / Mord vnnd andern Vnthatẽ / so schrecklich gehauset / daß es auch den Erbfeindt Christliches Namens mehrers zuthun / oder sich grössers Frevels vnd Gewalts zugebrauchen vnmüglich / in dem sie so gar deß Kindes in Mutterleib nicht verschonet / die Ehelichen Weibs Personen auch (deren Männer sie theils nidergehawen / theils an Händen vnd Füssen binden lassen / vnd diesem Spectacul zuzusehen genötiget)vnd die Jungfrawen geschendet / ja auch der Kindtbetterin hierin nicht verschonet / wie dann dergleichen zu Benischaw vorgangen. Zu dem hetten die Böhmen erfahren müssen / daß man noch mehrers außländisch Kriegs-Volck / bey denen nichts bessers zuhoffen / erwarte / also sie nicht gedencken oder jhnen einbilden können / wie ein Christliches Hertz in solche Gedancken fallen vñ gerathen solte / seinen mit vnd neben Christen / so vnerbärmlich vnd vnchristlich tyrannischer Weiß zuverfolgen / dermassen vnnd der gestalt / daß auch die von Natur allen Menschen eingepflantzte Affection / die ein Creatur Gottes gegẽ dem andern hette / ja die Natur selbsten ein Abschew vnnd Entsetzung darüber habe / bevorab weil bey solchem kein Ansehen einer oder ander Religion / <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0186" n="139"/> Hochheit vnnd Reputation / ingleichem auch der Catholischen / so hin vnnd wider in dem Ertz Herzogthumb wohneten / wie auch der Ständ in genere Catholisch vnnd Evangelisch / so diese Ruin nicht verschuldet / bey diesem Krieg nicht interessiret / noch Vrsach darzu gegeben hetten / alles bey sich zubehertzigen vnnd vmb der Barmhertzigkeit GOTTES willen / das Christen Blutbad / so vor dem Thron Christi / vnser aller Erlösers vnd Seligmachers am Jüngsten Gericht (da aller Hertzen Anschläg vnnd Gedancken offenbahr gemacht werden müsten) schwerlich zuverantworten / auff alle Wege / so jmmer müglichen / zuverhüten / vnd diese obangedeutete Mittel vorzunchmen / jhr gnädigst belieben zulassen. Dann da solches nicht geschehe / würde anders nicht als die endtliche Ruin der Länder zugewarten seyn / sie aber müsten zu Versicherung jhrer selbst eigenen Personen / wie auch zu Rettung jhrer Weib vnnd Kinder / auch Vnderthanen Leib vnnd Leben / ein verantwortliche nothwendige Defension (darüber sie gehorsambst vnnd solennissimè vor Jhrer Mayest. dem gantzen Hauß Oesterreich / ja vor GOTT vnnd aller Well protetierten) vornehmen / vnnd weil dieses Orths summum in mora periculum were / der Graff von Thurn auch auff eine Categorische Antwort tringe / als bitten sie gehorsambst / Jhre Mayestät wolte sich hierüber alsbald eigentlich erklären.</p> <p><note place="left">Graff von Thurn nimpt Laba ein.</note> Vnder dessen hat der Graff von Thurn der Statt Laba / (so erwann sieben Meylen von Wien abgelegen) weil dieselbe eine Königische Gvarnison eingenommen / mit solchem Ernst zugesetzet / daß sie sich endtlich ergeben / die darin ligende Soldaten / so etlich Hundert starck / vnd sich zwar tapffer gewehret / abgeführet / vnnd eine Besatzung von dem Böhmischen Volck darein / so lang biß die Nider Oesterreichischen Stände selber zu jhrer Defension etwas Volck geworben vnnd dieselbe besetzet / geleget worden.</p> <p><note place="left">Graff von Thurn belägert Wien.</note> Hierauff ist Graff Henrich Matthes von Thurn mit seinem Läger vnd beyhabenden Kriegesbereitschafften / in Meynung / die rechte Braut darumb der Tantz seyn solte zufinden / auffgebrochen / vnnd sich stracks auff die Statt Wien zuwendet.</p> <p>Als er nun den 2. Junii vor der Brücken bey den daselbst gemachten starcken Schantzen angelanget / ist er auß dem Weg / gegen den lincken Handt gegen dem Thonaw Strom abgeschlagẽ / vnnd eylendts einen Theil seines Kriegs Volcks / so sich darzu gar tapffer vnnd willig erzeigt / die Vberfahr bey dem Stättlein Fischet / so nahe an Wien gelegen / sampt den Schiffen vnnd Flötzen so jhme zu seinem Vorhaben gar wohl zu statten kamen / vnnd gute Beförderung gethan / einnehmen lassen / daselbs dann jnner drey Tagen all sein vnderhabendes Volck zu Roß vnnd Fuß sampt der Artillerey neben der Munition vnnd andern darzu gehörigen Bereitschafften vbergesetzet worden.</p> <p>Hierzwischen wurden in fünff Hundert newgeworbene Hungarn / so dem Gxaffen von Bucquoy zuziehen wolten / vnnd vnderwegens viel Schaden gethan vnd grossen Mutwillen vervbet hatten / von einer Compagny Böhmischer Reuter vnder dem Obristen Ladislao / angriffen vnnd nach einem harten Scharmützel zertrennet vnnd jhrer ein gute Anzahl erlegt.</p> <p>Den 6. Junii nahm der Graff von Thurn die Vorstat an Wien ein / dadurch alles in der Statt in grosse Forcht vnd Kleinmütigkeit geriethe / wie gemeiniglich bey dergleichen Feindtlichen Belägerungen zugeschehen pflegt / vñ wurden alsobald deßwegen auff Befehl J. M. Königs Ferdinandi die Thor gesperret / vnnd nur der rothe Thurn auffgemacht / damit man allerley Nothturfft vnd die armen Leuth / so noch etwas draussen zuholen vnnd in die Statt Flehen gehabt / hinein bringen köndte.</p> <p>Den 8. Junii haben die in Wien anwesende Stände / auff J. M. Kön. Ferdinandi Begehren so der new ankom̃enden Böhm. Gästgern wider loß gewesen were / jhre Gesanden abermal hinauß geschicket / vnd den Graffen von Thurn befragen lassen / warum̃ er mit einer solchẽ grossen Kriegs-Macht der Orthen ankommen / vnnd der Statt der gestalt Feindtlich zuzusetzen sich vnderfienge / da doch jhm vnd der Cron Böhmen von jhnen vnd der Statt Wien kein Leid geschehen / mit vermelden / wann gleich ein Mißhelligkeit vorhandẽ / solche doch wol durch billiche Mittel zu einer Vergleichung gebracht werden möchte. Hierauff hat jhnen der Graff gleiches Inhalts / wie bey der vorigen Absendung geschehen / geantwortet / nemblich: Es nehme jhn solcher Reden nicht wenig Wunder / in Bedenckung / den löblichen Ständen in Böhmen ein solches Volck (die Vngarn) ins Land geführet / vnd der Paß verstattet worden seye / welches mit Raub / Brand / Mord vnnd andern Vnthatẽ / so schrecklich gehauset / daß es auch den Erbfeindt Christliches Namens mehrers zuthun / oder sich grössers Frevels vnd Gewalts zugebrauchen vnmüglich / in dem sie so gar deß Kindes in Mutterleib nicht verschonet / die Ehelichen Weibs Personen auch (deren Männer sie theils nidergehawen / theils an Händen vnd Füssen binden lassen / vnd diesem Spectacul zuzusehen genötiget)vnd die Jungfrawen geschendet / ja auch der Kindtbetterin hierin nicht verschonet / wie dann dergleichen zu Benischaw vorgangen. Zu dem hetten die Böhmen erfahren müssen / daß man noch mehrers außländisch Kriegs-Volck / bey denen nichts bessers zuhoffen / erwarte / also sie nicht gedencken oder jhnen einbilden können / wie ein Christliches Hertz in solche Gedancken fallen vñ gerathen solte / seinen mit vnd neben Christen / so vnerbärmlich vnd vnchristlich tyrannischer Weiß zuverfolgen / dermassen vnnd der gestalt / daß auch die von Natur allen Menschen eingepflantzte Affection / die ein Creatur Gottes gegẽ dem andern hette / ja die Natur selbsten ein Abschew vnnd Entsetzung darüber habe / bevorab weil bey solchem kein Ansehen einer oder ander Religion / </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0186]
Hochheit vnnd Reputation / ingleichem auch der Catholischen / so hin vnnd wider in dem Ertz Herzogthumb wohneten / wie auch der Ständ in genere Catholisch vnnd Evangelisch / so diese Ruin nicht verschuldet / bey diesem Krieg nicht interessiret / noch Vrsach darzu gegeben hetten / alles bey sich zubehertzigen vnnd vmb der Barmhertzigkeit GOTTES willen / das Christen Blutbad / so vor dem Thron Christi / vnser aller Erlösers vnd Seligmachers am Jüngsten Gericht (da aller Hertzen Anschläg vnnd Gedancken offenbahr gemacht werden müsten) schwerlich zuverantworten / auff alle Wege / so jmmer müglichen / zuverhüten / vnd diese obangedeutete Mittel vorzunchmen / jhr gnädigst belieben zulassen. Dann da solches nicht geschehe / würde anders nicht als die endtliche Ruin der Länder zugewarten seyn / sie aber müsten zu Versicherung jhrer selbst eigenen Personen / wie auch zu Rettung jhrer Weib vnnd Kinder / auch Vnderthanen Leib vnnd Leben / ein verantwortliche nothwendige Defension (darüber sie gehorsambst vnnd solennissimè vor Jhrer Mayest. dem gantzen Hauß Oesterreich / ja vor GOTT vnnd aller Well protetierten) vornehmen / vnnd weil dieses Orths summum in mora periculum were / der Graff von Thurn auch auff eine Categorische Antwort tringe / als bitten sie gehorsambst / Jhre Mayestät wolte sich hierüber alsbald eigentlich erklären.
Vnder dessen hat der Graff von Thurn der Statt Laba / (so erwann sieben Meylen von Wien abgelegen) weil dieselbe eine Königische Gvarnison eingenommen / mit solchem Ernst zugesetzet / daß sie sich endtlich ergeben / die darin ligende Soldaten / so etlich Hundert starck / vnd sich zwar tapffer gewehret / abgeführet / vnnd eine Besatzung von dem Böhmischen Volck darein / so lang biß die Nider Oesterreichischen Stände selber zu jhrer Defension etwas Volck geworben vnnd dieselbe besetzet / geleget worden.
Graff von Thurn nimpt Laba ein. Hierauff ist Graff Henrich Matthes von Thurn mit seinem Läger vnd beyhabenden Kriegesbereitschafften / in Meynung / die rechte Braut darumb der Tantz seyn solte zufinden / auffgebrochen / vnnd sich stracks auff die Statt Wien zuwendet.
Graff von Thurn belägert Wien. Als er nun den 2. Junii vor der Brücken bey den daselbst gemachten starcken Schantzen angelanget / ist er auß dem Weg / gegen den lincken Handt gegen dem Thonaw Strom abgeschlagẽ / vnnd eylendts einen Theil seines Kriegs Volcks / so sich darzu gar tapffer vnnd willig erzeigt / die Vberfahr bey dem Stättlein Fischet / so nahe an Wien gelegen / sampt den Schiffen vnnd Flötzen so jhme zu seinem Vorhaben gar wohl zu statten kamen / vnnd gute Beförderung gethan / einnehmen lassen / daselbs dann jnner drey Tagen all sein vnderhabendes Volck zu Roß vnnd Fuß sampt der Artillerey neben der Munition vnnd andern darzu gehörigen Bereitschafften vbergesetzet worden.
Hierzwischen wurden in fünff Hundert newgeworbene Hungarn / so dem Gxaffen von Bucquoy zuziehen wolten / vnnd vnderwegens viel Schaden gethan vnd grossen Mutwillen vervbet hatten / von einer Compagny Böhmischer Reuter vnder dem Obristen Ladislao / angriffen vnnd nach einem harten Scharmützel zertrennet vnnd jhrer ein gute Anzahl erlegt.
Den 6. Junii nahm der Graff von Thurn die Vorstat an Wien ein / dadurch alles in der Statt in grosse Forcht vnd Kleinmütigkeit geriethe / wie gemeiniglich bey dergleichen Feindtlichen Belägerungen zugeschehen pflegt / vñ wurden alsobald deßwegen auff Befehl J. M. Königs Ferdinandi die Thor gesperret / vnnd nur der rothe Thurn auffgemacht / damit man allerley Nothturfft vnd die armen Leuth / so noch etwas draussen zuholen vnnd in die Statt Flehen gehabt / hinein bringen köndte.
Den 8. Junii haben die in Wien anwesende Stände / auff J. M. Kön. Ferdinandi Begehren so der new ankom̃enden Böhm. Gästgern wider loß gewesen were / jhre Gesanden abermal hinauß geschicket / vnd den Graffen von Thurn befragen lassen / warum̃ er mit einer solchẽ grossen Kriegs-Macht der Orthen ankommen / vnnd der Statt der gestalt Feindtlich zuzusetzen sich vnderfienge / da doch jhm vnd der Cron Böhmen von jhnen vnd der Statt Wien kein Leid geschehen / mit vermelden / wann gleich ein Mißhelligkeit vorhandẽ / solche doch wol durch billiche Mittel zu einer Vergleichung gebracht werden möchte. Hierauff hat jhnen der Graff gleiches Inhalts / wie bey der vorigen Absendung geschehen / geantwortet / nemblich: Es nehme jhn solcher Reden nicht wenig Wunder / in Bedenckung / den löblichen Ständen in Böhmen ein solches Volck (die Vngarn) ins Land geführet / vnd der Paß verstattet worden seye / welches mit Raub / Brand / Mord vnnd andern Vnthatẽ / so schrecklich gehauset / daß es auch den Erbfeindt Christliches Namens mehrers zuthun / oder sich grössers Frevels vnd Gewalts zugebrauchen vnmüglich / in dem sie so gar deß Kindes in Mutterleib nicht verschonet / die Ehelichen Weibs Personen auch (deren Männer sie theils nidergehawen / theils an Händen vnd Füssen binden lassen / vnd diesem Spectacul zuzusehen genötiget)vnd die Jungfrawen geschendet / ja auch der Kindtbetterin hierin nicht verschonet / wie dann dergleichen zu Benischaw vorgangen. Zu dem hetten die Böhmen erfahren müssen / daß man noch mehrers außländisch Kriegs-Volck / bey denen nichts bessers zuhoffen / erwarte / also sie nicht gedencken oder jhnen einbilden können / wie ein Christliches Hertz in solche Gedancken fallen vñ gerathen solte / seinen mit vnd neben Christen / so vnerbärmlich vnd vnchristlich tyrannischer Weiß zuverfolgen / dermassen vnnd der gestalt / daß auch die von Natur allen Menschen eingepflantzte Affection / die ein Creatur Gottes gegẽ dem andern hette / ja die Natur selbsten ein Abschew vnnd Entsetzung darüber habe / bevorab weil bey solchem kein Ansehen einer oder ander Religion /
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