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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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vnd Schwefel vermischet / darvon gen Himmel auffsteigen.

Durch diesen Fall wurde der Fluß Meyra an seinem Lauff gehindert / daß er bey zwo Stunden stehen bliebe / vnd einen Teich machte einer halben Welschen Weil lang / deßwegen die Clevenser nicht in geringer Forcht stunden / doch brach das Gewässer endlich mit Gewalt durch / vnd bekame wider seinen Gang / aber es bliebe ein See vngefehr einer vierthel Stundt lang.

Etlich wenig Personen seynd mit dem Leben darvon kommen / nämlich ein Stummer Knab / welcher in einem Garten Pfirsing abbrechen wöllen / dem hat die grosse Bewegung die Schuhe von den Füssen genommen. Darnach einer mit Namen Frantz Forno / welcher mit einem Mäurer in seinen Keller / so aufferhalb deß Fleckens in einen Felsen gemacht war / gangen / vnd Wein zum Nacht Imbiß holen wöllen: Vnd dann einer mit Namen Johann Peter Wertemann / der mit seinem Gesind Häw zusammen zu machen auff einen Berg hinauß gangen war: vnd als er seine Haußthür zuzumachen vergessen / vnd deßwegen seine Tochter zurück schickte / ist dieselbe auch mit diesem Vnglück betroffen worden.

Eingrosser Jammer war es / daß viel von den Innwohnern / welche sich in weitabgelegenen Orten lang auffgehalten / vnd allda jhr Gewerb getrieben / eben zu dieser Zeit gleich samb zu jhrem allgemeinen Vntergang wider kommen: vnd seynd vnter andern auch etliche Kauffleute / welche an diesem Ort gewohnet / vnd in der Bergomenser Meß in Italien gewesen / nicht zwar inn: sondern ausserhalb deß Fleckens / in dem sie solchem zueyleten / mit dem Berg Fall ergriffen / vnd erstecket worden.

Deß andern Tags hernach seynd von den vmbligenden Orten Leute / die Todten vnnd das verfallene Gut außzugraben dahin geordnet worden / die haben oben auff den herunter gefallenen Erdreich zwey Mägdlein / deren das eine für deß Herrn Potestats oder Schultheissen / das ander für Joh. Antonij Galisonen Töchterlein erkennet worden / doch gantz todt gefunden / da sonsten alles in die Erden geschmissen vnd bedecket gewesen. Als man angefangen hat auffzugraben / seynd die erschlagene auff mancherley weise / worüber ein jeder mit dem plötzlichen Fall vbereylet worden / gefunden: Vnter andern wurde eine Magd / welche eine Henne / so sie gerupffet / in jhren Händen / vnd ein bissen Brods im Mund stecken hatte / herauß gezogen: Viel wurden nach etlichen Monaten allererst gefunden. Vnter den Grabenden aber seynd viel von wegen deß grossen Gestancks erkrancket / vnd gestorben. Etliche schreiben / man habe einen Stein gefunden / in welchen ein Hebraische Schrifft eingehawen gewesen / die Do. Theon Huber von Lucern also verteuscht: So spricht der HERR: Ist mein Wort nicht wie ein Fewer / vnd wie ein Pickel / der Felsen zerschlägt: Fliehet hinweg von Babylon / rette ein jeder sein Leben / niemandt schweig zu jhren Sünden / dann die Straff deß HERREN wirdt wider kommen / vnd wirdt jhnen vergelten jhre Boßheit.

Ableiben Ertzhertzoges Maximiliani von Oesterreich. Den zweyten Novembr. ist Keysers Matthiae Herr Bruder / Ertzhertzog Maximilianus in Oesterreich / rc. seines Alters im sechtzigsten Jahr / nachdem er etlich wenig Tag kranck gelegen / mit Todt abgangen: welcher Todt / so wol den Evangelischen / als den Römisch Catholischen in Oesterreich vnd Böhmen nicht wenig trawrig gewesen: es hat sich auch die Keyserin / welche damals allbereits schon kranck gelegen / hefftig darüber bekümmert. Das Eingeweyde hat man zu seines Herrn Vatters Keysers Maximilian II. S. G. in S. Steffans Kirche zu Wien begraben: den Leichnam aber in einem schwartzen Kleyd / vnd weissen Mantel / darob deß Teutschen Ordens Creutz / angethan / nach Inßpruck in Tyrol geführet. Er ward geboren zu Newstatt in Oesterreich / im Jahr Christi 1588. den dreyzehenden Octobr. auff den Tag Maximiliani. Im Jahr 1585. ward er in Preussen zu Verwaltung der hohen Commenthur / vnd zum Teutschen Meister (Teutsches vnd Welscheslandes) erwöhlet.

Nach Stephani Bathorei / Königs in Polen Tod / ward er mit Sigismundo König in Schweden (ein jeder von seiner Parthey) zum König in Polen erwöhlet. Das Reich tratte er zwar an / aber weil der ander von einem mächtigern Feindt erwöhlet / auch der Groß Cantzler deß Königreichs die Sach für den Schweden triebe / ward er nach vielen / hin vnd wider ergangenen Schlachten vnd Siegen / endlich bey Perschin gefangen / vnd in Polen hinweg geführet / doch bald darauff / als zu Bethonien Friede gemacht / wider auff freyen Fuß gestellt.

Nach solchem im Jahr 1594. nam er das Regiment in Steyermarck vnd den angrentzenden Provintzien an / zerstörete der Türcken stärckeste Festung Bertein: vnd vber zwey Jahr hernach / als deß Keyserischen Kriegsheers vornembster Obrister / nam er dem Türcken Hatwan ab: bey Erlaw hielt er mit Amurathe dem dritten eine glückliche Schlacht: als aber seine Kriegsleute mehr dem Raub / als dem Sieg nachhängeten / mußte er sehen / daß diese herrliche Victorj von dem Feindt wider entzogen ward.

Deßgleichen nam er Pappa eyn / vnd bemächtigte sich der Herr von Schwartzenburg durch seinen Rath mit besonderm Kriegs List der Vestung Raab.

Im Jahr Sechszehen hundert tratt er die Regierung in Tyrol / Elsaß vnd Vnter Oesterreich an.

Er war sonsten von Natur ein gantz friedfertiger / sanfftmütiger Fürst / an Sitten vnd Gebärden dem Keyser Maximiliano / seinem Herrn Vattern / gantz ähnlich vnd gleichförmig.

vnd Schwefel vermischet / darvon gen Himmel auffsteigen.

Durch diesen Fall wurde der Fluß Meyra an seinem Lauff gehindert / daß er bey zwo Stunden stehen bliebe / vnd einen Teich machte einer halben Welschen Weil lang / deßwegen die Clevenser nicht in geringer Forcht stunden / doch brach das Gewässer endlich mit Gewalt durch / vnd bekame wider seinen Gang / aber es bliebe ein See vngefehr einer vierthel Stundt lang.

Etlich wenig Personen seynd mit dem Leben darvon kommen / nämlich ein Stummer Knab / welcher in einem Garten Pfirsing abbrechen wöllen / dem hat die grosse Bewegung die Schuhe von den Füssen genommen. Darnach einer mit Namen Frantz Forno / welcher mit einem Mäurer in seinen Keller / so aufferhalb deß Fleckens in einen Felsen gemacht war / gangen / vnd Wein zum Nacht Imbiß holen wöllen: Vnd dann einer mit Namen Johann Peter Wertemann / der mit seinem Gesind Häw zusammen zu machen auff einen Berg hinauß gangen war: vnd als er seine Haußthür zuzumachen vergessen / vnd deßwegen seine Tochter zurück schickte / ist dieselbe auch mit diesem Vnglück betroffen worden.

Eingrosser Jammer war es / daß viel von den Innwohnern / welche sich in weitabgelegenen Orten lang auffgehalten / vnd allda jhr Gewerb getrieben / eben zu dieser Zeit gleich samb zu jhrem allgemeinen Vntergang wider kommen: vnd seynd vnter andern auch etliche Kauffleute / welche an diesem Ort gewohnet / vnd in der Bergomenser Meß in Italien gewesen / nicht zwar inn: sondern ausserhalb deß Fleckens / in dem sie solchem zueyleten / mit dem Berg Fall ergriffen / vnd erstecket worden.

Deß andern Tags hernach seynd von den vmbligenden Orten Leute / die Todten vnnd das verfallene Gut außzugraben dahin geordnet worden / die haben oben auff den herunter gefallenen Erdreich zwey Mägdlein / deren das eine für deß Herrn Potestats oder Schultheissen / das ander für Joh. Antonij Galisonen Töchterlein erkennet worden / doch gantz todt gefunden / da sonsten alles in die Erden geschmissen vnd bedecket gewesen. Als man angefangen hat auffzugraben / seynd die erschlagene auff mancherley weise / worüber ein jeder mit dem plötzlichen Fall vbereylet worden / gefunden: Vnter andern wurde eine Magd / welche eine Henne / so sie gerupffet / in jhren Händen / vnd ein bissen Brods im Mund stecken hatte / herauß gezogen: Viel wurden nach etlichen Monaten allererst gefunden. Vnter den Grabenden aber seynd viel von wegen deß grossen Gestancks erkrancket / vnd gestorben. Etliche schreiben / man habe einen Stein gefunden / in welchen ein Hebraische Schrifft eingehawen gewesen / die Do. Theon Huber von Lucern also verteuscht: So spricht der HERR: Ist mein Wort nicht wie ein Fewer / vnd wie ein Pickel / der Felsen zerschlägt: Fliehet hinweg von Babylon / rette ein jeder sein Leben / niemandt schweig zu jhren Sünden / dann die Straff deß HERREN wirdt wider kommen / vnd wirdt jhnen vergelten jhre Boßheit.

Ableiben Ertzhertzoges Maximiliani von Oesterreich. Den zweyten Novembr. ist Keysers Matthiae Herr Bruder / Ertzhertzog Maximilianus in Oesterreich / rc. seines Alters im sechtzigstẽ Jahr / nachdem er etlich wenig Tag kranck gelegen / mit Todt abgangen: welcher Todt / so wol den Evangelischẽ / als den Römisch Catholischen in Oesterreich vnd Böhmen nicht wenig trawrig gewesen: es hat sich auch die Keyserin / welche damals allbereits schon kranck gelegen / hefftig darüber bekümmert. Das Eingeweyde hat man zu seines Herrn Vatters Keysers Maximilian II. S. G. in S. Steffans Kirche zu Wien begraben: den Leichnam aber in einem schwartzen Kleyd / vnd weissen Mantel / darob deß Teutschen Ordens Creutz / angethan / nach Inßpruck in Tyrol geführet. Er ward geboren zu Newstatt in Oesterreich / im Jahr Christi 1588. den dreyzehenden Octobr. auff den Tag Maximiliani. Im Jahr 1585. ward er in Preussen zu Verwaltung der hohen Commenthur / vnd zum Teutschen Meister (Teutsches vnd Welscheslandes) erwöhlet.

Nach Stephani Bathorei / Königs in Polen Tod / ward er mit Sigismundo König in Schweden (ein jeder von seiner Parthey) zum König in Polen erwöhlet. Das Reich tratte er zwar an / aber weil der ander von einem mächtigern Feindt erwöhlet / auch der Groß Cantzler deß Königreichs die Sach für den Schweden triebe / ward er nach vielen / hin vnd wider ergangenen Schlachten vnd Siegen / endlich bey Perschin gefangen / vnd in Polen hinweg geführet / doch bald darauff / als zu Bethonien Friede gemacht / wider auff freyen Fuß gestellt.

Nach solchem im Jahr 1594. nam er das Regiment in Steyermarck vnd den angrentzenden Provintzien an / zerstörete der Türcken stärckeste Festung Bertein: vnd vber zwey Jahr hernach / als deß Keyserischen Kriegsheers vornembster Obrister / nam er dem Türcken Hatwan ab: bey Erlaw hielt er mit Amurathe dem dritten eine glückliche Schlacht: als aber seine Kriegsleute mehr dem Raub / als dem Sieg nachhängeten / mußte er sehen / daß diese herrliche Victorj von dem Feindt wider entzogen ward.

Deßgleichen nam er Pappa eyn / vnd bemächtigte sich der Herr von Schwartzenburg durch seinen Rath mit besonderm Kriegs List der Vestung Raab.

Im Jahr Sechszehen hundert tratt er die Regierung in Tyrol / Elsaß vnd Vnter Oesterreich an.

Er war sonsten von Natur ein gantz friedfertiger / sanfftmütiger Fürst / an Sitten vnd Gebärden dem Keyser Maximiliano / seinem Herrn Vattern / gantz ähnlich vnd gleichförmig.

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          <p><note place="right">Ableiben Ertzhertzoges Maximiliani von                      Oesterreich.</note> Den zweyten Novembr. ist Keysers Matthiae Herr Bruder /                      Ertzhertzog Maximilianus in Oesterreich / rc. seines Alters im sechtzigste&#x0303; Jahr                      / nachdem er etlich wenig Tag kranck gelegen / mit Todt abgangen: welcher Todt /                      so wol den Evangelische&#x0303; / als den Römisch Catholischen in Oesterreich vnd Böhmen                      nicht wenig trawrig gewesen: es hat sich auch die Keyserin / welche damals                      allbereits schon kranck gelegen / hefftig darüber bekümmert. Das Eingeweyde hat                      man zu seines Herrn Vatters Keysers Maximilian II. S. G. in S. Steffans Kirche                      zu Wien begraben: den Leichnam aber in einem schwartzen Kleyd / vnd weissen                      Mantel / darob deß Teutschen Ordens Creutz / angethan / nach Inßpruck in Tyrol                      geführet. Er ward geboren zu Newstatt in Oesterreich / im Jahr Christi 1588. den                      dreyzehenden Octobr. auff den Tag Maximiliani. Im Jahr 1585. ward er in Preussen                      zu Verwaltung der hohen Commenthur / vnd zum Teutschen Meister (Teutsches vnd                      Welscheslandes) erwöhlet.</p>
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[115/0162] vnd Schwefel vermischet / darvon gen Himmel auffsteigen. Durch diesen Fall wurde der Fluß Meyra an seinem Lauff gehindert / daß er bey zwo Stunden stehen bliebe / vnd einen Teich machte einer halben Welschen Weil lang / deßwegen die Clevenser nicht in geringer Forcht stunden / doch brach das Gewässer endlich mit Gewalt durch / vnd bekame wider seinen Gang / aber es bliebe ein See vngefehr einer vierthel Stundt lang. Etlich wenig Personen seynd mit dem Leben darvon kommen / nämlich ein Stummer Knab / welcher in einem Garten Pfirsing abbrechen wöllen / dem hat die grosse Bewegung die Schuhe von den Füssen genommen. Darnach einer mit Namen Frantz Forno / welcher mit einem Mäurer in seinen Keller / so aufferhalb deß Fleckens in einen Felsen gemacht war / gangen / vnd Wein zum Nacht Imbiß holen wöllen: Vnd dann einer mit Namen Johann Peter Wertemann / der mit seinem Gesind Häw zusammen zu machen auff einen Berg hinauß gangen war: vnd als er seine Haußthür zuzumachen vergessen / vnd deßwegen seine Tochter zurück schickte / ist dieselbe auch mit diesem Vnglück betroffen worden. Eingrosser Jammer war es / daß viel von den Innwohnern / welche sich in weitabgelegenen Orten lang auffgehalten / vnd allda jhr Gewerb getrieben / eben zu dieser Zeit gleich samb zu jhrem allgemeinen Vntergang wider kommen: vnd seynd vnter andern auch etliche Kauffleute / welche an diesem Ort gewohnet / vnd in der Bergomenser Meß in Italien gewesen / nicht zwar inn: sondern ausserhalb deß Fleckens / in dem sie solchem zueyleten / mit dem Berg Fall ergriffen / vnd erstecket worden. Deß andern Tags hernach seynd von den vmbligenden Orten Leute / die Todten vnnd das verfallene Gut außzugraben dahin geordnet worden / die haben oben auff den herunter gefallenen Erdreich zwey Mägdlein / deren das eine für deß Herrn Potestats oder Schultheissen / das ander für Joh. Antonij Galisonen Töchterlein erkennet worden / doch gantz todt gefunden / da sonsten alles in die Erden geschmissen vnd bedecket gewesen. Als man angefangen hat auffzugraben / seynd die erschlagene auff mancherley weise / worüber ein jeder mit dem plötzlichen Fall vbereylet worden / gefunden: Vnter andern wurde eine Magd / welche eine Henne / so sie gerupffet / in jhren Händen / vnd ein bissen Brods im Mund stecken hatte / herauß gezogen: Viel wurden nach etlichen Monaten allererst gefunden. Vnter den Grabenden aber seynd viel von wegen deß grossen Gestancks erkrancket / vnd gestorben. Etliche schreiben / man habe einen Stein gefunden / in welchen ein Hebraische Schrifft eingehawen gewesen / die Do. Theon Huber von Lucern also verteuscht: So spricht der HERR: Ist mein Wort nicht wie ein Fewer / vnd wie ein Pickel / der Felsen zerschlägt: Fliehet hinweg von Babylon / rette ein jeder sein Leben / niemandt schweig zu jhren Sünden / dann die Straff deß HERREN wirdt wider kommen / vnd wirdt jhnen vergelten jhre Boßheit. Den zweyten Novembr. ist Keysers Matthiae Herr Bruder / Ertzhertzog Maximilianus in Oesterreich / rc. seines Alters im sechtzigstẽ Jahr / nachdem er etlich wenig Tag kranck gelegen / mit Todt abgangen: welcher Todt / so wol den Evangelischẽ / als den Römisch Catholischen in Oesterreich vnd Böhmen nicht wenig trawrig gewesen: es hat sich auch die Keyserin / welche damals allbereits schon kranck gelegen / hefftig darüber bekümmert. Das Eingeweyde hat man zu seines Herrn Vatters Keysers Maximilian II. S. G. in S. Steffans Kirche zu Wien begraben: den Leichnam aber in einem schwartzen Kleyd / vnd weissen Mantel / darob deß Teutschen Ordens Creutz / angethan / nach Inßpruck in Tyrol geführet. Er ward geboren zu Newstatt in Oesterreich / im Jahr Christi 1588. den dreyzehenden Octobr. auff den Tag Maximiliani. Im Jahr 1585. ward er in Preussen zu Verwaltung der hohen Commenthur / vnd zum Teutschen Meister (Teutsches vnd Welscheslandes) erwöhlet. Ableiben Ertzhertzoges Maximiliani von Oesterreich. Nach Stephani Bathorei / Königs in Polen Tod / ward er mit Sigismundo König in Schweden (ein jeder von seiner Parthey) zum König in Polen erwöhlet. Das Reich tratte er zwar an / aber weil der ander von einem mächtigern Feindt erwöhlet / auch der Groß Cantzler deß Königreichs die Sach für den Schweden triebe / ward er nach vielen / hin vnd wider ergangenen Schlachten vnd Siegen / endlich bey Perschin gefangen / vnd in Polen hinweg geführet / doch bald darauff / als zu Bethonien Friede gemacht / wider auff freyen Fuß gestellt. Nach solchem im Jahr 1594. nam er das Regiment in Steyermarck vnd den angrentzenden Provintzien an / zerstörete der Türcken stärckeste Festung Bertein: vnd vber zwey Jahr hernach / als deß Keyserischen Kriegsheers vornembster Obrister / nam er dem Türcken Hatwan ab: bey Erlaw hielt er mit Amurathe dem dritten eine glückliche Schlacht: als aber seine Kriegsleute mehr dem Raub / als dem Sieg nachhängeten / mußte er sehen / daß diese herrliche Victorj von dem Feindt wider entzogen ward. Deßgleichen nam er Pappa eyn / vnd bemächtigte sich der Herr von Schwartzenburg durch seinen Rath mit besonderm Kriegs List der Vestung Raab. Im Jahr Sechszehen hundert tratt er die Regierung in Tyrol / Elsaß vnd Vnter Oesterreich an. Er war sonsten von Natur ein gantz friedfertiger / sanfftmütiger Fürst / an Sitten vnd Gebärden dem Keyser Maximiliano / seinem Herrn Vattern / gantz ähnlich vnd gleichförmig.

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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/162>, abgerufen am 23.11.2024.