Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

sunder gemeint sie würden deß Nachts vorm Franckenthor mit der grössesten Gewalt auß setzen / ist aber nur ein schlechter Scharmützel vorgangen.

Den 22. brachen die Keyserische auff mit jhrem Läger im Heinholtze / vnd verliessen alle Schantzen / (zwischen 3. vnnd 4. Vhren nach Mittage) vorm Knipes: Spittal: Tripseich: vnd Kieter Thor / worauff die Stralsunder alsbald die Battereyen / Schantzen vnnd Lauffgräben anfiengen zuschleiffen / in welchem Läger sie viel Beutte gefunden.

Den 23. brachten die Stralsunder Mußquetirer vnd wenig Reutter / 2. Wägen / den einen mit 6. den andern mit 4. Pferden ein / Item 3. Reutter.

Den 24. vor mittag / spatzierten etliche Mägde mit Schauffeln (dann sie jhre Frawen zu arbeiten außgesandt) ins Heinholtze / die wurden von den Keyserischen Reuttern ertapt / vnd mit weg genommen. Deß Abendts zwischen 7. vnd 8. Vhren / brachen sie vollend gäntzlich auff vorm Francken Thore / steckten aber zuvor die Lager / Häuser vnnd Mühlen in Brand.

In dem die Keyserische jhre Schantzen verliessen / hat sich ein grosses Donnern / Plitzen vnd Regen erhaben / dergleichen selbiger Orthen diß Jahr noch nicht gewesen.

Vnd dieses war also der Außgang dieser denckwürdigen Belägerung / dardurch den Keyserischen ein groß volck ruinirt worden / welches theils vmbkommen / theils verlauffen / theils erkranckt vnd gestorben. Vnnd ist nachmalen bey der Musterung befunden worden / daß die Summa deß abgangenen Volcks / an Fuß Volck auff 10800. an Reutterey aber auff 1200. sich erstrecket. Als nach gemachtem vorgemelten vergleich die Feindseligkeiten vor Stralsund wider von newem angefangen worden / haben darauff die Stralsunder / wie es darmit hergangen den Hertzogen in Pommern berichtet: Hertzogen von Friedland schreiben an Hertzogen in Pommern. welcher deßwegen an den von Friedland ein Schreiben abgehen lassen / der dann auff solches nachfolgende zimblich hitzige Antwort von sich hinwiderumb abgegeben;

Vnser freundlichen Dienst / rc. Was E. L. Vns vom 22. Jul. vberschrieben / haben wir sampt der Abschrifft der Stralsunder Schreiben empfangen / vnd nicht ohne verwunderung empfindlichen darauß vernomen / daß vns oder andern Keys. Officiren zugemessen werden will / als were den Stralsundern von newem zur defension Vrsach gegeben worden. Nun hetten wir Vns nimmermehr einbilden können / daß E. L sich zu derogleichen gedancken / wollen geschweigen / in solche Vnbedachtsamkeit wurden verleiten vnd bewegen lassen / in deme deroselben die Leichtfertigkeit der Stralsunder / auch wie falsch / betriglich vnd vnerbar sie sich in denen vorgangenen Tractaten erzeiget / mehr als gnugsam bekant / wie dann E. L. Rath vnd abgeordnete selbst der Stralsunder Meineidt vnnd Leichtfertigkeit zum öfftern gedacht / vnnd angezogen / jetzo aber solche instificiren / bescheinen / durchbringen / vnd den Keys. die Schuld deß vorgenommenen Verlaufs bey massen wollen: darauß wir nicht anders schliessen können / als daß sie auch in / vor / vnd vnter wehrender Tractation mit denselben vnter der Decken gelegen: vnnd sind wir deß so ehrlichen Gemüts / auch solche warhaffte ehrliche Cavallier in der Keys. Armee zu finden / welche jhr Wort alzeit halten / vnnd was sie versprechen / mit den Wercken manuteniren werden. So wissen E. L. daß der Abzug sich allein jhret wegen verweilet / auch so bald sie vns verschienen Tag denselben fort zu setzen durch Schreiben ersuchet / haben wir Jhr. K. M. Feld-Marschaln Herrn Hanß Georg von Arnheim befohlen damit zuverfahren / vnd von der Statt Stralsund belagerung abzulassen / Inmassen der Abzug auch schon beschehen seyn wirdt. Daß aber damit sich etliche stunden verweilet haben / werden E. L. wol ermessen / daß man die Stücke zuvor auß den Batterien gewinnen vnnd etwas zeit damit zubringen müssen / wie dann eine Belagerung vffzuheben vnd ein Armee zu moviren mehr mühe vnd Zeit erfordert / als wann man bloß einen Kutschwagen anspannen lassen vnd spatziren fahrn wolle. Dannenhero vns vnd allen Keyserl. Officirern zu viel vnnd vngütlich beschehen / auch daß vns die Schuld zugemesen werden wil / nicht vnbillig empfinden / vnd halten wir E. L. gleichwol viel ehrlicher vnnd witziger / als daß sie jhres Fürst. Worts / auch was sie sich reversiret / verbundschrifft vnd mündlich zugesaget / vergessen sollen: so sind dieselbe nicht weniger mit einem solchen Verstande begabet / daß sie wol erwegen vnd wissen werden / das in widrigem Fallwir Mittel gnug vns dessen an deroselben zu erholen.

Vnd haben wir E. L. Memorial gemelten Herr Feld-Marschaln eingehändiget / vnnd selben zugleich erinnert / deroselben in allen dem / so nur thunlich vnd müglich seyn wird / zu gratificiren. Solches alles haben / rc. Geben zu Güstro den 4. Aug. 1628.

Belägerung der Statt Stade. In dem die Keyseriche mit der Statt Stralsund zu thun hatten / hatte sich in dessen der General Tilly an Stade vnfern von Hamburg gemacht / darinnen der Englische Obriste / Charles Morgan mit 44. Compagnien Volcks gelegen. Solche Statt hat gemelter Tilli mit Macht belägert / vnd derselben alle Päß vnd Zufuhr gesperret / daß nichts ein noch außkommmen. Dargegen haben die in der Statt sich tapffer vnnd mannlich gewehret / vnderschiedliche Außfäll gethan / vnnd stetigs mit den Keyserischen scharmütziret. Vnd weil die Belärgte sich auff den Dänischen Entsatz verliessen / in dessen Hoffnung sich sehr muthig erzeigten / vnd zu keiner Tractation verstehen wolten / ließ Tilly / solchem zu begegnen / allerley nothwendige Vorsehung thun / schlug ein Brück vber die Schringe / vnnd brauchte mit schiessen vnnd Fewer einwerffen ein grossen Ernst. Demnach auch vnderschiedliche Schreiben intercipirt worden / in welchen der König in Dennemarck die Belägerten ermahnet / sich auffs eusserste zu halten / mit gewissem versprechen sie zu entsetzen / zu welchem End er seyn Volck mit kleinen Häuffen vnd in geheimb zusamen kommen ließ / als hat Tilly etliche Compagnien auß dem Stifft Oßnabrück / dem Braunschweiger Land / Graffschafften Schaumburg vnd Ravensperg eilends

sunder gemeint sie würden deß Nachts vorm Franckenthor mit der grössesten Gewalt auß setzen / ist aber nur ein schlechter Scharmützel vorgangen.

Den 22. brachen die Keyserische auff mit jhrem Läger im Heinholtze / vñ verliessẽ alle Schantzen / (zwischen 3. vnnd 4. Vhren nach Mittage) vorm Knipes: Spittal: Tripseich: vñ Kieter Thor / worauff die Stralsunder alsbald die Battereyen / Schantzen vnnd Lauffgräben anfiengen zuschleiffen / in welchem Läger sie viel Beutte gefunden.

Den 23. brachten die Stralsunder Mußquetirer vnd wenig Reutter / 2. Wägen / den einen mit 6. den andern mit 4. Pferden ein / Item 3. Reutter.

Den 24. vor mittag / spatzierten etliche Mägde mit Schauffeln (dann sie jhre Frawen zu arbeiten außgesandt) ins Heinholtze / die wurden von den Keyserischen Reuttern ertapt / vñ mit weg genommen. Deß Abendts zwischen 7. vnd 8. Vhren / brachen sie vollend gäntzlich auff vorm Francken Thore / steckten aber zuvor die Lager / Häuser vnnd Mühlen in Brand.

In dem die Keyserische jhre Schantzen verliessen / hat sich ein grosses Donnern / Plitzen vnd Regen erhaben / dergleichen selbiger Orthen diß Jahr noch nicht gewesen.

Vnd dieses war also der Außgãg dieser denckwürdigen Belägerung / dardurch den Keyserischen ein groß volck ruinirt worden / welches theils vmbkommen / theils verlauffen / theils erkranckt vnd gestorben. Vnnd ist nachmalen bey der Musterung befunden worden / daß die Summa deß abgangenen Volcks / an Fuß Volck auff 10800. an Reutterey aber auff 1200. sich erstrecket. Als nach gemachtem vorgemelten vergleich die Feindseligkeiten vor Stralsund wider von newem angefangen worden / habẽ darauff die Stralsunder / wie es darmit hergangen den Hertzogen in Pommern berichtet: Hertzogen von Friedland schreiben an Hertzogen in Pommern. welcher deßwegen an den von Friedland ein Schreiben abgehen lassen / der dann auff solches nachfolgende zimblich hitzige Antwort von sich hinwiderumb abgegeben;

Vnser freundlichen Dienst / rc. Was E. L. Vns vom 22. Jul. vberschrieben / haben wir sampt der Abschrifft der Stralsunder Schreiben empfangẽ / vnd nicht ohne verwunderung empfindlichen darauß vernomen / daß vns oder andern Keys. Officiren zugemessen werden will / als were den Stralsundern von newem zur defension Vrsach gegeben worden. Nun hetten wir Vns nimmermehr einbilden können / daß E. L sich zu derogleichen gedancken / wollen geschweigen / in solche Vnbedachtsamkeit wurden verleiten vnd bewegen lassen / in deme deroselben die Leichtfertigkeit der Stralsunder / auch wie falsch / betriglich vnd vnerbar sie sich in denen vorgangenen Tractaten erzeiget / mehr als gnugsam bekant / wie dañ E. L. Rath vnd abgeordnete selbst der Stralsunder Meineidt vnnd Leichtfertigkeit zum öfftern gedacht / vnnd angezogen / jetzo aber solche instificiren / bescheinen / durchbringen / vnd den Keys. die Schuld deß vorgenommenen Verlaufs bey massen wollen: darauß wir nicht anders schliessen können / als daß sie auch in / vor / vnd vnter wehrender Tractation mit denselben vnter der Decken gelegen: vnnd sind wir deß so ehrlichen Gemüts / auch solche warhaffte ehrliche Cavallier in der Keys. Armee zu finden / welche jhr Wort alzeit halten / vnnd was sie versprechen / mit den Wercken manuteniren werdẽ. So wissen E. L. daß der Abzug sich allein jhret wegen verweilet / auch so bald sie vns verschienen Tag denselben fort zu setzen durch Schreiben ersuchet / haben wir Jhr. K. M. Feld-Marschaln Herrn Hanß Georg von Arnheim befohlen damit zuverfahren / vnd von der Statt Stralsund belagerung abzulassen / Inmassen der Abzug auch schõ beschehen seyn wirdt. Daß aber damit sich etliche stunden verweilet haben / werden E. L. wol ermessen / daß man die Stücke zuvor auß den Batterien gewinnen vnnd etwas zeit damit zubringen müssen / wie dann eine Belagerung vffzuheben vñ ein Armee zu moviren mehr mühe vnd Zeit erfordert / als wann man bloß einen Kutschwagen anspannen lassen vnd spatziren fahrn wolle. Dannenhero vns vnd allen Keyserl. Officirern zu viel vnnd vngütlich beschehen / auch daß vns die Schuld zugemesen werden wil / nicht vnbillig empfinden / vnd halten wir E. L. gleichwol viel ehrlicher vnnd witziger / als daß sie jhres Fürst. Worts / auch was sie sich reversiret / verbundschrifft vnd mündlich zugesaget / vergessen sollen: so sind dieselbe nicht weniger mit einem solchen Verstande begabet / daß sie wol erwegen vnd wissen werden / das in widrigem Fallwir Mittel gnug vns dessen an deroselben zu erholen.

Vnd haben wir E. L. Memorial gemelten Herr Feld-Marschaln eingehändiget / vnnd selben zugleich erinnert / deroselben in allẽ dem / so nur thunlich vñ müglich seyn wird / zu gratificiren. Solches alles haben / rc. Geben zu Güstro den 4. Aug. 1628.

Belägerũg der Statt Stade. In dem die Keyseriche mit der Statt Stralsund zu thun hatten / hatte sich in dessen der General Tilly an Stade vnfern von Hamburg gemacht / darinnen der Englische Obriste / Charles Morgan mit 44. Compagnien Volcks gelegen. Solche Statt hat gemelter Tilli mit Macht belägert / vnd derselben alle Päß vnd Zufuhr gesperret / daß nichts ein noch außkomm̃en. Dargegen haben die in der Statt sich tapffer vnnd mannlich gewehret / vnderschiedliche Außfäll gethan / vnnd stetigs mit den Keyserischen scharmütziret. Vnd weil die Belärgte sich auff den Dänischen Entsatz verliessen / in dessen Hoffnung sich sehr muthig erzeigten / vnd zu keiner Tractation verstehen wolten / ließ Tilly / solchem zu begegnen / allerley nothwendige Vorsehung thun / schlug ein Brück vber die Schringe / vnnd brauchte mit schiessen vnnd Fewer einwerffen ein grossen Ernst. Demnach auch vnderschiedliche Schreiben intercipirt worden / in welchen der König in Dennemarck die Belägerten ermahnet / sich auffs eusserste zu halten / mit gewissem versprechen sie zu entsetzen / zu welchem End er seyn Volck mit kleinen Häuffen vnd in geheimb zusamen kommen ließ / als hat Tilly etliche Compagnien auß dem Stifft Oßnabrück / dem Braunschweiger Land / Graffschafften Schaumburg vnd Ravensperg eilends

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f1367" n="1220"/>
sunder gemeint sie würden deß Nachts vorm Franckenthor mit der                      grössesten Gewalt auß setzen / ist aber nur ein schlechter Scharmützel                      vorgangen.</p>
          <p>Den 22. brachen die Keyserische auff mit jhrem Läger im Heinholtze / vn&#x0303; verliesse&#x0303; alle Schantzen / (zwischen 3. vnnd 4. Vhren nach                      Mittage) vorm Knipes: Spittal: Tripseich: vn&#x0303; Kieter Thor /                      worauff die Stralsunder alsbald die Battereyen / Schantzen vnnd Lauffgräben                      anfiengen zuschleiffen / in welchem Läger sie viel Beutte gefunden.</p>
          <p>Den 23. brachten die Stralsunder Mußquetirer vnd wenig Reutter / 2. Wägen / den                      einen mit 6. den andern mit 4. Pferden ein / Item 3. Reutter.</p>
          <p>Den 24. vor mittag / spatzierten etliche Mägde mit Schauffeln (dann sie jhre                      Frawen zu arbeiten außgesandt) ins Heinholtze / die wurden von den Keyserischen                      Reuttern ertapt / vn&#x0303; mit weg genommen. Deß Abendts zwischen 7.                      vnd 8. Vhren / brachen sie vollend gäntzlich auff vorm Francken Thore / steckten                      aber zuvor die Lager / Häuser vnnd Mühlen in Brand.</p>
          <p>In dem die Keyserische jhre Schantzen verliessen / hat sich ein grosses Donnern /                      Plitzen vnd Regen erhaben / dergleichen selbiger Orthen diß Jahr noch nicht                      gewesen.</p>
          <p>Vnd dieses war also der Außga&#x0303;g dieser denckwürdigen Belägerung /                      dardurch den Keyserischen ein groß volck ruinirt worden / welches theils                      vmbkommen / theils verlauffen / theils erkranckt vnd gestorben. Vnnd ist                      nachmalen bey der Musterung befunden worden / daß die Summa deß abgangenen                      Volcks / an Fuß Volck auff 10800. an Reutterey aber auff 1200. sich erstrecket.                      Als nach gemachtem vorgemelten vergleich die Feindseligkeiten vor Stralsund                      wider von newem angefangen worden / habe&#x0303; darauff die Stralsunder / wie es darmit                      hergangen den Hertzogen in Pommern berichtet: <note place="left">Hertzogen von Friedland schreiben an Hertzogen in Pommern.</note> welcher                      deßwegen an den von Friedland ein Schreiben abgehen lassen / der dann auff                      solches nachfolgende zimblich hitzige Antwort von sich hinwiderumb abgegeben;</p>
          <p>Vnser freundlichen Dienst / rc. Was E. L. Vns vom 22. Jul. vberschrieben / haben                      wir sampt der Abschrifft der Stralsunder Schreiben empfange&#x0303; / vnd                      nicht ohne verwunderung empfindlichen darauß vernomen / daß vns oder andern                      Keys. Officiren zugemessen werden will / als were den Stralsundern von newem zur                      defension Vrsach gegeben worden. Nun hetten wir Vns nimmermehr einbilden können                      / daß E. L sich zu derogleichen gedancken / wollen geschweigen / in solche                      Vnbedachtsamkeit wurden verleiten vnd bewegen lassen / in deme deroselben die                      Leichtfertigkeit der Stralsunder / auch wie falsch / betriglich vnd vnerbar sie                      sich in denen vorgangenen Tractaten erzeiget / mehr als gnugsam bekant / wie                          dan&#x0303; E. L. Rath vnd abgeordnete selbst der Stralsunder                      Meineidt vnnd Leichtfertigkeit zum öfftern gedacht / vnnd angezogen / jetzo aber                      solche instificiren / bescheinen / durchbringen / vnd den Keys. die Schuld deß                      vorgenommenen Verlaufs bey massen wollen: darauß wir nicht anders schliessen                      können / als daß sie auch in / vor / vnd vnter wehrender Tractation mit                      denselben vnter der Decken gelegen: vnnd sind wir deß so ehrlichen Gemüts / auch                      solche warhaffte ehrliche Cavallier in der Keys. Armee zu finden / welche jhr                      Wort alzeit halten / vnnd was sie versprechen / mit den Wercken manuteniren                          werde&#x0303;. So wissen E. L. daß der Abzug sich allein jhret wegen                      verweilet / auch so bald sie vns verschienen Tag denselben fort zu setzen durch                      Schreiben ersuchet / haben wir Jhr. K. M. Feld-Marschaln Herrn Hanß Georg von                      Arnheim befohlen damit zuverfahren / vnd von der Statt Stralsund belagerung                      abzulassen / Inmassen der Abzug auch scho&#x0303; beschehen seyn wirdt.                      Daß aber damit sich etliche stunden verweilet haben / werden E. L. wol ermessen                      / daß man die Stücke zuvor auß den Batterien gewinnen vnnd etwas zeit damit                      zubringen müssen / wie dann eine Belagerung vffzuheben vn&#x0303; ein                      Armee zu moviren mehr mühe vnd Zeit erfordert / als wann man bloß einen                      Kutschwagen anspannen lassen vnd spatziren fahrn wolle. Dannenhero vns vnd allen                      Keyserl. Officirern zu viel vnnd vngütlich beschehen / auch daß vns die Schuld                      zugemesen werden wil / nicht vnbillig empfinden / vnd halten wir E. L. gleichwol                      viel ehrlicher vnnd witziger / als daß sie jhres Fürst. Worts / auch was sie                      sich reversiret / verbundschrifft vnd mündlich zugesaget / vergessen sollen: so                      sind dieselbe nicht weniger mit einem solchen Verstande begabet / daß sie wol                      erwegen vnd wissen werden / das in widrigem Fallwir Mittel gnug vns dessen an                      deroselben zu erholen.</p>
          <p>Vnd haben wir E. L. Memorial gemelten Herr Feld-Marschaln eingehändiget / vnnd                      selben zugleich erinnert / deroselben in alle&#x0303; dem / so nur                      thunlich vn&#x0303; müglich seyn wird / zu gratificiren. Solches alles                      haben / rc. Geben zu Güstro den 4. Aug. 1628.</p>
          <p><note place="right">Belägeru&#x0303;g der Statt Stade.</note> In                      dem die Keyseriche mit der Statt Stralsund zu thun hatten / hatte sich in dessen                      der General Tilly an Stade vnfern von Hamburg gemacht / darinnen der Englische                      Obriste / Charles Morgan mit 44. Compagnien Volcks gelegen. Solche Statt hat                      gemelter Tilli mit Macht belägert / vnd derselben alle Päß vnd Zufuhr gesperret                      / daß nichts ein noch außkomm&#x0303;en. Dargegen haben die in der Statt                      sich tapffer vnnd mannlich gewehret / vnderschiedliche Außfäll gethan / vnnd                      stetigs mit den Keyserischen scharmütziret. Vnd weil die Belärgte sich auff den                      Dänischen Entsatz verliessen / in dessen Hoffnung sich sehr muthig erzeigten /                      vnd zu keiner Tractation verstehen wolten / ließ Tilly / solchem zu begegnen /                      allerley nothwendige Vorsehung thun / schlug ein Brück vber die Schringe / vnnd                      brauchte mit schiessen vnnd Fewer einwerffen ein grossen Ernst. Demnach auch                      vnderschiedliche Schreiben intercipirt worden / in welchen der König in                      Dennemarck die Belägerten ermahnet / sich auffs eusserste zu halten / mit                      gewissem versprechen sie zu entsetzen / zu welchem End er seyn Volck mit kleinen                      Häuffen vnd in geheimb zusamen kommen ließ / als hat Tilly etliche Compagnien                      auß dem Stifft Oßnabrück / dem Braunschweiger Land / Graffschafften Schaumburg                      vnd Ravensperg eilends
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1220/1367] sunder gemeint sie würden deß Nachts vorm Franckenthor mit der grössesten Gewalt auß setzen / ist aber nur ein schlechter Scharmützel vorgangen. Den 22. brachen die Keyserische auff mit jhrem Läger im Heinholtze / vñ verliessẽ alle Schantzen / (zwischen 3. vnnd 4. Vhren nach Mittage) vorm Knipes: Spittal: Tripseich: vñ Kieter Thor / worauff die Stralsunder alsbald die Battereyen / Schantzen vnnd Lauffgräben anfiengen zuschleiffen / in welchem Läger sie viel Beutte gefunden. Den 23. brachten die Stralsunder Mußquetirer vnd wenig Reutter / 2. Wägen / den einen mit 6. den andern mit 4. Pferden ein / Item 3. Reutter. Den 24. vor mittag / spatzierten etliche Mägde mit Schauffeln (dann sie jhre Frawen zu arbeiten außgesandt) ins Heinholtze / die wurden von den Keyserischen Reuttern ertapt / vñ mit weg genommen. Deß Abendts zwischen 7. vnd 8. Vhren / brachen sie vollend gäntzlich auff vorm Francken Thore / steckten aber zuvor die Lager / Häuser vnnd Mühlen in Brand. In dem die Keyserische jhre Schantzen verliessen / hat sich ein grosses Donnern / Plitzen vnd Regen erhaben / dergleichen selbiger Orthen diß Jahr noch nicht gewesen. Vnd dieses war also der Außgãg dieser denckwürdigen Belägerung / dardurch den Keyserischen ein groß volck ruinirt worden / welches theils vmbkommen / theils verlauffen / theils erkranckt vnd gestorben. Vnnd ist nachmalen bey der Musterung befunden worden / daß die Summa deß abgangenen Volcks / an Fuß Volck auff 10800. an Reutterey aber auff 1200. sich erstrecket. Als nach gemachtem vorgemelten vergleich die Feindseligkeiten vor Stralsund wider von newem angefangen worden / habẽ darauff die Stralsunder / wie es darmit hergangen den Hertzogen in Pommern berichtet: welcher deßwegen an den von Friedland ein Schreiben abgehen lassen / der dann auff solches nachfolgende zimblich hitzige Antwort von sich hinwiderumb abgegeben; Hertzogen von Friedland schreiben an Hertzogen in Pommern. Vnser freundlichen Dienst / rc. Was E. L. Vns vom 22. Jul. vberschrieben / haben wir sampt der Abschrifft der Stralsunder Schreiben empfangẽ / vnd nicht ohne verwunderung empfindlichen darauß vernomen / daß vns oder andern Keys. Officiren zugemessen werden will / als were den Stralsundern von newem zur defension Vrsach gegeben worden. Nun hetten wir Vns nimmermehr einbilden können / daß E. L sich zu derogleichen gedancken / wollen geschweigen / in solche Vnbedachtsamkeit wurden verleiten vnd bewegen lassen / in deme deroselben die Leichtfertigkeit der Stralsunder / auch wie falsch / betriglich vnd vnerbar sie sich in denen vorgangenen Tractaten erzeiget / mehr als gnugsam bekant / wie dañ E. L. Rath vnd abgeordnete selbst der Stralsunder Meineidt vnnd Leichtfertigkeit zum öfftern gedacht / vnnd angezogen / jetzo aber solche instificiren / bescheinen / durchbringen / vnd den Keys. die Schuld deß vorgenommenen Verlaufs bey massen wollen: darauß wir nicht anders schliessen können / als daß sie auch in / vor / vnd vnter wehrender Tractation mit denselben vnter der Decken gelegen: vnnd sind wir deß so ehrlichen Gemüts / auch solche warhaffte ehrliche Cavallier in der Keys. Armee zu finden / welche jhr Wort alzeit halten / vnnd was sie versprechen / mit den Wercken manuteniren werdẽ. So wissen E. L. daß der Abzug sich allein jhret wegen verweilet / auch so bald sie vns verschienen Tag denselben fort zu setzen durch Schreiben ersuchet / haben wir Jhr. K. M. Feld-Marschaln Herrn Hanß Georg von Arnheim befohlen damit zuverfahren / vnd von der Statt Stralsund belagerung abzulassen / Inmassen der Abzug auch schõ beschehen seyn wirdt. Daß aber damit sich etliche stunden verweilet haben / werden E. L. wol ermessen / daß man die Stücke zuvor auß den Batterien gewinnen vnnd etwas zeit damit zubringen müssen / wie dann eine Belagerung vffzuheben vñ ein Armee zu moviren mehr mühe vnd Zeit erfordert / als wann man bloß einen Kutschwagen anspannen lassen vnd spatziren fahrn wolle. Dannenhero vns vnd allen Keyserl. Officirern zu viel vnnd vngütlich beschehen / auch daß vns die Schuld zugemesen werden wil / nicht vnbillig empfinden / vnd halten wir E. L. gleichwol viel ehrlicher vnnd witziger / als daß sie jhres Fürst. Worts / auch was sie sich reversiret / verbundschrifft vnd mündlich zugesaget / vergessen sollen: so sind dieselbe nicht weniger mit einem solchen Verstande begabet / daß sie wol erwegen vnd wissen werden / das in widrigem Fallwir Mittel gnug vns dessen an deroselben zu erholen. Vnd haben wir E. L. Memorial gemelten Herr Feld-Marschaln eingehändiget / vnnd selben zugleich erinnert / deroselben in allẽ dem / so nur thunlich vñ müglich seyn wird / zu gratificiren. Solches alles haben / rc. Geben zu Güstro den 4. Aug. 1628. In dem die Keyseriche mit der Statt Stralsund zu thun hatten / hatte sich in dessen der General Tilly an Stade vnfern von Hamburg gemacht / darinnen der Englische Obriste / Charles Morgan mit 44. Compagnien Volcks gelegen. Solche Statt hat gemelter Tilli mit Macht belägert / vnd derselben alle Päß vnd Zufuhr gesperret / daß nichts ein noch außkomm̃en. Dargegen haben die in der Statt sich tapffer vnnd mannlich gewehret / vnderschiedliche Außfäll gethan / vnnd stetigs mit den Keyserischen scharmütziret. Vnd weil die Belärgte sich auff den Dänischen Entsatz verliessen / in dessen Hoffnung sich sehr muthig erzeigten / vnd zu keiner Tractation verstehen wolten / ließ Tilly / solchem zu begegnen / allerley nothwendige Vorsehung thun / schlug ein Brück vber die Schringe / vnnd brauchte mit schiessen vnnd Fewer einwerffen ein grossen Ernst. Demnach auch vnderschiedliche Schreiben intercipirt worden / in welchen der König in Dennemarck die Belägerten ermahnet / sich auffs eusserste zu halten / mit gewissem versprechen sie zu entsetzen / zu welchem End er seyn Volck mit kleinen Häuffen vnd in geheimb zusamen kommen ließ / als hat Tilly etliche Compagnien auß dem Stifft Oßnabrück / dem Braunschweiger Land / Graffschafften Schaumburg vnd Ravensperg eilends Belägerũg der Statt Stade.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1367
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1367>, abgerufen am 23.11.2024.