Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.auff die Schantze auff St. Georgen Kirchhoff vorm Knipes Thor / vnd anderthalb stunde hernach auff die Schantze vorm Trancken Thor / war der Streit so hefftig / daß die Stralsundischen beyde Schantzen verlohren / dann es war zu wenig Volck / vnd man vermuthete es nicht / aber es reterirten sich die Stralsundischen / vnd setzten wider an / trieben den Feind wider auß beyden Schantzen / schlugen viel todt vnd bekamen gute Beute. Es fieng aber der Feind an zu schantzen / an beyden gemelten Orten / worzu jhme dann son derlich dieneten etliche Häuser vorm Francken-Thor / so noch stünden / dann die in der Stadt zu wenig Volck hätten / auß zu fallen. Den 17. Dito / schantzete sich der Feind jmmer fort an beyden Orten / brauchte auch ein Stratagema vorm Triepseichschen Thore / also / er versteckte etliche Mußquetierer in Graben / vnd ließ ein rothen vberzogen Wagen führen / darin lagen auch Mußquetierer / vnd da sie so nahe kommen / daß sie vnsere Soldaten sehen können / werffen sie den Wagen vmb / reiten mit den Pferden / vnd etlich Reutter Convoyen davon / in meinung / die Stralsundische Soldaten solten die Beute abholen / aber sie merckten die saure Pflaumen / wie Reinecke. Selbiges Tages fiengen sie an mit Kuglen (zu 21. in 23. Pfunden) auß halben Carthaunen in die Statt zu spielen. Damals zogen die Lübeck / Hamburger vnd Rostocker Gesandten (weil sie merckten / daß bey so gestalten Sachen für dißmal wenig würde zu verrichten seyn) wider weg / vnd wurd der Gesandten Pferd / welches ein Trommeter ritte / vor jhnen erschossen / vnd kam ein Kön. Schwedischer Gesandter an. Den 18. wurde beyderseits starck auß groben Stücken auff einander geschossen / deß Nachts fielen die Keyserische wider auff die Schantze auff S. Georg Kirchhofe an / zogen aber vnverrichter dingen wider ab. Den 19. fieng der Feind an zu schiessen von den Teiche vnd Oberreiche / auff die Stralsundische Schiff / so vmb den Dähnholm lagen. Den 20. May / schoß der Feind auß halben Carthaunen von der Schantz am Wasser / bey der niedern Mühle vorm Knipes Thore. Den 21. schoß der Feind starck auff das Francken Thor vor H. Geists Kirche / daß in 16. schüsse durch die Kirche gegangen / deß Nachts vmb 11. vhr / stürmete der Feind / vnd eroberte die Schantze auff S. Georg Kirchhofe mit 3. Stücken / vnd einer halben Tonnen Pulver / dann dz Stralsundisch Volck die Schiltwacht schläffering bestelt / weiln sie 8. Tag vnd Nacht auffwarten müssen. Den 22. May reisete der Königl. Schwedische Gesandte wider fort / es hat ein E. E. Rath jhne lange auffgehalten / vnd die nachbarliche angebottene hülffe nit annehmen wollen / biß da sie gesehen / daß der von Arnheim / der Ansee Städte Gesandten auffgehalten / daß keine Hülffe von den Städten konte gesandt werden / er sich aber gestärcket / vnd jhnen hefftig zugesetzt / haben sie auß dringender Noth / weiln sie allein zu schwach / Hülffe zu grossem Danck angenommen. Den 23. fieng der Feind deß Nachts wider an zu stürmen / (wozu jhme dann der newe Mond viel dienete) an 3. Orten / nemlich fürm Francken / Knipes vnd Spittalschen Thor / bekame auch die grosse Schantze vorm Francken Thor ein / wurde aber auß der kleinen mit schiessen vnd steinwerffen wider auß getrieben / vnd verlohr vol Volck / auch bekamen die Stralsundischen in der grossen Schantz fünffzehen Sturmleitern / viel Mußqueten / Spaden / Steinbicken vnd andere gute Beuten / wiewol das Volck alles matt gewesen / vnd der Feind so hefftig an gesetzt. Es sind biß dahin noch nit 30. Mann in der gantzen Belägerung von denen in der Stadt vmbkommen / aber viel von den Keyserischen. Es sind von etlich hundert schüssen auß groben Stücken mehr nicht als ein Bürger vnd ein Soldat getroffen worden / so sind die eingeworffene Fewerkugeln auch ohne Effect abgelauffen. Den 25. May / kamen 3. Compag. Schotten / vnd 1. Compag. Teutsche an. Deß Nachts hatte der Feind wider ein newen Lauffgraben von St. Georgen Kirchhofe / nach dem Spittalschen Thor auffgeworffen. Den 26. May wurdelärmen vnter der Predigt gemacht / daß alles Volck auß den Kirchen lieff / auch schoß der Feindt nach mittag starck auß Stücken / vnnd wurden 6. Personen in einer Schlupen bey der Semlawer Brücken troffen / wurde auch ein Hamburger Kauffmans Diener vnd ein Studiosus gefangen / so schreiben an den von Arnheim bringen wollen. Den 27. wurde ein Keys. Reutter vorm Tripseichschen Thor gefangen vnd eingebracht / deß Nachts setzte der Feind drey mal an vorm Kniepes Thor / wurde aber allzeit wider zurück geschlagen / vnd von jhme ein Reuter gefangen / er hat auch einen Anschlag auffs Spittalische Thor / aber es ist jhm mißlungen. Den 28. begehrte der Feind / man solte den Succurs / oder dz frembde Volck wider abschaffen. Den 29. kamen noch 4. Compag. Schotten an / Es begehrte der Feind 3. Tag stillstand / wurde aber abgeschlagen. Den 31. May schoß der Feind starck auff das Spittalische Thor. Den auff die Schantze auff St. Georgen Kirchhoff vorm Knipes Thor / vnd anderthalb stunde hernach auff die Schantze vorm Trancken Thor / war der Streit so hefftig / daß die Stralsundischen beyde Schantzen verlohren / dann es war zu wenig Volck / vnd man vermuthete es nicht / aber es reterirten sich die Stralsundischen / vnd setzten wider an / trieben den Feind wider auß beyden Schantzen / schlugen viel todt vnd bekamen gute Beute. Es fieng aber der Feind an zu schantzen / an beyden gemelten Orten / worzu jhme dann son derlich dieneten etliche Häuser vorm Francken-Thor / so noch stünden / dann die in der Stadt zu wenig Volck hätten / auß zu fallen. Den 17. Dito / schantzete sich der Feind jmmer fort an beyden Ortẽ / brauchte auch ein Stratagema vorm Triepseichschen Thore / also / er versteckte etliche Mußquetierer in Graben / vnd ließ ein rothen vberzogen Wagen führen / darin lagen auch Mußquetierer / vnd da sie so nahe kommen / daß sie vnsere Soldaten sehen können / werffen sie den Wagen vmb / reiten mit den Pferden / vnd etlich Reutter Convoyen davon / in meinung / die Stralsundische Soldaten solten die Beute abholen / aber sie merckten die saure Pflaumen / wie Reinecke. Selbiges Tages fiengen sie an mit Kuglen (zu 21. in 23. Pfunden) auß halben Carthaunen in die Statt zu spielen. Damals zogen die Lübeck / Hamburger vnd Rostocker Gesandten (weil sie merckten / daß bey so gestalten Sachen für dißmal wenig würde zu verrichten seyn) wider weg / vnd wurd der Gesandten Pferd / welches ein Trommeter ritte / vor jhnen erschossen / vnd kam ein Kön. Schwedischer Gesandter an. Den 18. wurde beyderseits starck auß groben Stücken auff einander geschossen / deß Nachts fielen die Keyserische wider auff die Schantze auff S. Georg Kirchhofe an / zogen aber vnverrichter dingen wider ab. Den 19. fieng der Feind an zu schiessen von dẽ Teiche vnd Oberreiche / auff die Stralsundische Schiff / so vmb den Dähnholm lagen. Den 20. May / schoß der Feind auß halbẽ Carthaunen von der Schantz am Wasser / bey der niedern Mühle vorm Knipes Thore. Den 21. schoß der Feind starck auff das Francken Thor vor H. Geists Kirche / daß in 16. schüsse durch die Kirche gegangen / deß Nachts vmb 11. vhr / stürmete der Feind / vnd eroberte die Schantze auff S. Georg Kirchhofe mit 3. Stücken / vnd einer halben Toñen Pulver / dann dz Stralsundisch Volck die Schiltwacht schläffering bestelt / weiln sie 8. Tag vnd Nacht auffwarten müssen. Den 22. May reisete der Königl. Schwedische Gesandte wider fort / es hat ein E. E. Rath jhne lange auffgehalten / vnd die nachbarliche angebottene hülffe nit annehmen wollẽ / biß da sie gesehen / daß der von Arnheim / der Ansee Städte Gesandten auffgehalten / daß keine Hülffe von den Städten konte gesandt werden / er sich aber gestärcket / vñ jhnen hefftig zugesetzt / haben sie auß dringender Noth / weiln sie allein zu schwach / Hülffe zu grossem Danck angenommen. Den 23. fieng der Feind deß Nachts wider an zu stürmen / (wozu jhme dann der newe Mond viel dienete) an 3. Orten / nemlich fürm Francken / Knipes vnd Spittalschen Thor / bekame auch die grosse Schantze vorm Francken Thor ein / wurde aber auß der kleinen mit schiessen vnd steinwerffen wider auß getrieben / vnd verlohr vol Volck / auch bekamen die Stralsundischẽ in der grossen Schantz fünffzehen Sturmleitern / viel Mußqueten / Spaden / Steinbicken vnd andere gute Beuten / wiewol das Volck alles matt gewesen / vnd der Feind so hefftig an gesetzt. Es sind biß dahin noch nit 30. Mann in der gantzen Belägerung von denen in der Stadt vmbkommen / aber viel von den Keyserischen. Es sind von etlich hundert schüssen auß groben Stücken mehr nicht als ein Bürger vñ ein Soldat getroffen worden / so sind die eingeworffene Fewerkugeln auch ohne Effect abgelauffen. Den 25. May / kamen 3. Compag. Schotten / vnd 1. Compag. Teutsche an. Deß Nachts hatte der Feind wider ein newen Lauffgraben von St. Georgen Kirchhofe / nach dem Spittalschen Thor auffgeworffen. Den 26. May wurdelärmen vnter der Predigt gemacht / daß alles Volck auß den Kirchen lieff / auch schoß der Feindt nach mittag starck auß Stücken / vnnd wurden 6. Personen in einer Schlupen bey der Semlawer Brücken troffen / wurde auch ein Hamburger Kauffmans Diener vnd ein Studiosus gefangen / so schreiben an den von Arnheim bringen wollen. Den 27. wurde ein Keys. Reutter vorm Tripseichschen Thor gefangen vnd eingebracht / deß Nachts setzte der Feind drey mal an vorm Kniepes Thor / wurde aber allzeit wider zurück geschlagen / vnd von jhme ein Reuter gefangen / er hat auch einen Anschlag auffs Spittalische Thor / aber es ist jhm mißlungen. Den 28. begehrte der Feind / man solte den Succurs / oder dz frembde Volck wider abschaffẽ. Den 29. kamen noch 4. Compag. Schotten an / Es begehrte der Feind 3. Tag stillstand / wurde aber abgeschlagen. Den 31. May schoß der Feind starck auff das Spittalische Thor. 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Dito / schantzete sich der Feind jmmer fort an beyden Ortẽ / brauchte auch ein Stratagema vorm Triepseichschen Thore / also / er versteckte etliche Mußquetierer in Graben / vnd ließ ein rothen vberzogen Wagen führen / darin lagen auch Mußquetierer / vnd da sie so nahe kommen / daß sie vnsere Soldaten sehen können / werffen sie den Wagen vmb / reiten mit den Pferden / vnd etlich Reutter Convoyen davon / in meinung / die Stralsundische Soldaten solten die Beute abholen / aber sie merckten die saure Pflaumen / wie Reinecke. Selbiges Tages fiengen sie an mit Kuglen (zu 21. in 23. Pfunden) auß halben Carthaunen in die Statt zu spielen. Damals zogen die Lübeck / Hamburger vnd Rostocker Gesandten (weil sie merckten / daß bey so gestalten Sachen für dißmal wenig würde zu verrichten seyn) wider weg / vnd wurd der Gesandten Pferd / welches ein Trommeter ritte / vor jhnen erschossen / vnd kam ein Kön. Schwedischer Gesandter an.</p> <p>Den 18. wurde beyderseits starck auß groben Stücken auff einander geschossen / deß Nachts fielen die Keyserische wider auff die Schantze auff S. Georg Kirchhofe an / zogen aber vnverrichter dingen wider ab.</p> <p>Den 19. fieng der Feind an zu schiessen von dẽ Teiche vnd Oberreiche / auff die Stralsundische Schiff / so vmb den Dähnholm lagen.</p> <p>Den 20. May / schoß der Feind auß halbẽ Carthaunen von der Schantz am Wasser / bey der niedern Mühle vorm Knipes Thore.</p> <p>Den 21. schoß der Feind starck auff das Francken Thor vor H. Geists Kirche / daß in 16. schüsse durch die Kirche gegangen / deß Nachts vmb 11. vhr / stürmete der Feind / vnd eroberte die Schantze auff S. Georg Kirchhofe mit 3. Stücken / vnd einer halben Toñen Pulver / dann dz Stralsundisch Volck die Schiltwacht schläffering bestelt / weiln sie 8. Tag vnd Nacht auffwarten müssen.</p> <p>Den 22. May reisete der Königl. Schwedische Gesandte wider fort / es hat ein E. E. Rath jhne lange auffgehalten / vnd die nachbarliche angebottene hülffe nit annehmen wollẽ / biß da sie gesehen / daß der von Arnheim / der Ansee Städte Gesandten auffgehalten / daß keine Hülffe von den Städten konte gesandt werden / er sich aber gestärcket / vñ jhnen hefftig zugesetzt / haben sie auß dringender Noth / weiln sie allein zu schwach / Hülffe zu grossem Danck angenommen.</p> <p>Den 23. fieng der Feind deß Nachts wider an zu stürmen / (wozu jhme dann der newe Mond viel dienete) an 3. Orten / nemlich fürm Francken / Knipes vnd Spittalschen Thor / bekame auch die grosse Schantze vorm Francken Thor ein / wurde aber auß der kleinen mit schiessen vnd steinwerffen wider auß getrieben / vnd verlohr vol Volck / auch bekamen die Stralsundischẽ in der grossen Schantz fünffzehen Sturmleitern / viel Mußqueten / Spaden / Steinbicken vnd andere gute Beuten / wiewol das Volck alles matt gewesen / vnd der Feind so hefftig an gesetzt. Es sind biß dahin noch nit 30. Mann in der gantzen Belägerung von denen in der Stadt vmbkommen / aber viel von den Keyserischen. Es sind von etlich hundert schüssen auß groben Stücken mehr nicht als ein Bürger vñ ein Soldat getroffen worden / so sind die eingeworffene Fewerkugeln auch ohne Effect abgelauffen.</p> <p>Den 25. May / kamen 3. Compag. Schotten / vnd 1. Compag. Teutsche an. Deß Nachts hatte der Feind wider ein newen Lauffgraben von St. Georgen Kirchhofe / nach dem Spittalschen Thor auffgeworffen.</p> <p>Den 26. May wurdelärmen vnter der Predigt gemacht / daß alles Volck auß den Kirchen lieff / auch schoß der Feindt nach mittag starck auß Stücken / vnnd wurden 6. Personen in einer Schlupen bey der Semlawer Brücken troffen / wurde auch ein Hamburger Kauffmans Diener vnd ein Studiosus gefangen / so schreiben an den von Arnheim bringen wollen.</p> <p>Den 27. wurde ein Keys. Reutter vorm Tripseichschen Thor gefangen vnd eingebracht / deß Nachts setzte der Feind drey mal an vorm Kniepes Thor / wurde aber allzeit wider zurück geschlagen / vnd von jhme ein Reuter gefangen / er hat auch einen Anschlag auffs Spittalische Thor / aber es ist jhm mißlungen.</p> <p>Den 28. begehrte der Feind / man solte den Succurs / oder dz frembde Volck wider abschaffẽ.</p> <p>Den 29. kamen noch 4. Compag. Schotten an / Es begehrte der Feind 3. Tag stillstand / wurde aber abgeschlagen.</p> <p>Den 31. May schoß der Feind starck auff das Spittalische Thor.</p> <p>Den <formula notation="TeX">\frac{i}{II}</formula>. Junij haben die Keys. einen Bawren durch Gelt beredet / sich in die Stadt zu begeben / vnd selbige an vnderschiedlichen Orten anzuzünden. Als aber der Bawer hinein kom̃en / hat er solches offenbaret / darauff der Obriste Hulcky an vnderschiedlichen Orten Pech Tonnen anzünden lassen / das Volck hierzwischen heimblich auff die Wäll vnd Brustwehren gestellet / vnnd ein Geschrey / als ob Fewersbrunst in der Stadt auffgangen were / erschallen lassen. Als nun die Keyserischen solches vernommen / haben sie gemeinet jhr Anschlag gienge fort / vnd sind alsobald auff die Stadt zugeruckt / so nahe daß sie einander mit langen Spiesen reichen mögen. In dem haben sich die auff den Wällen herfür gethan / das grobe Geschütz vnder die Keyserischen loß gebrandt / welches grossen schaden gethan.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1215/1362]
auff die Schantze auff St. Georgen Kirchhoff vorm Knipes Thor / vnd anderthalb stunde hernach auff die Schantze vorm Trancken Thor / war der Streit so hefftig / daß die Stralsundischen beyde Schantzen verlohren / dann es war zu wenig Volck / vnd man vermuthete es nicht / aber es reterirten sich die Stralsundischen / vnd setzten wider an / trieben den Feind wider auß beyden Schantzen / schlugen viel todt vnd bekamen gute Beute. Es fieng aber der Feind an zu schantzen / an beyden gemelten Orten / worzu jhme dann son derlich dieneten etliche Häuser vorm Francken-Thor / so noch stünden / dann die in der Stadt zu wenig Volck hätten / auß zu fallen.
Den 17. Dito / schantzete sich der Feind jmmer fort an beyden Ortẽ / brauchte auch ein Stratagema vorm Triepseichschen Thore / also / er versteckte etliche Mußquetierer in Graben / vnd ließ ein rothen vberzogen Wagen führen / darin lagen auch Mußquetierer / vnd da sie so nahe kommen / daß sie vnsere Soldaten sehen können / werffen sie den Wagen vmb / reiten mit den Pferden / vnd etlich Reutter Convoyen davon / in meinung / die Stralsundische Soldaten solten die Beute abholen / aber sie merckten die saure Pflaumen / wie Reinecke. Selbiges Tages fiengen sie an mit Kuglen (zu 21. in 23. Pfunden) auß halben Carthaunen in die Statt zu spielen. Damals zogen die Lübeck / Hamburger vnd Rostocker Gesandten (weil sie merckten / daß bey so gestalten Sachen für dißmal wenig würde zu verrichten seyn) wider weg / vnd wurd der Gesandten Pferd / welches ein Trommeter ritte / vor jhnen erschossen / vnd kam ein Kön. Schwedischer Gesandter an.
Den 18. wurde beyderseits starck auß groben Stücken auff einander geschossen / deß Nachts fielen die Keyserische wider auff die Schantze auff S. Georg Kirchhofe an / zogen aber vnverrichter dingen wider ab.
Den 19. fieng der Feind an zu schiessen von dẽ Teiche vnd Oberreiche / auff die Stralsundische Schiff / so vmb den Dähnholm lagen.
Den 20. May / schoß der Feind auß halbẽ Carthaunen von der Schantz am Wasser / bey der niedern Mühle vorm Knipes Thore.
Den 21. schoß der Feind starck auff das Francken Thor vor H. Geists Kirche / daß in 16. schüsse durch die Kirche gegangen / deß Nachts vmb 11. vhr / stürmete der Feind / vnd eroberte die Schantze auff S. Georg Kirchhofe mit 3. Stücken / vnd einer halben Toñen Pulver / dann dz Stralsundisch Volck die Schiltwacht schläffering bestelt / weiln sie 8. Tag vnd Nacht auffwarten müssen.
Den 22. May reisete der Königl. Schwedische Gesandte wider fort / es hat ein E. E. Rath jhne lange auffgehalten / vnd die nachbarliche angebottene hülffe nit annehmen wollẽ / biß da sie gesehen / daß der von Arnheim / der Ansee Städte Gesandten auffgehalten / daß keine Hülffe von den Städten konte gesandt werden / er sich aber gestärcket / vñ jhnen hefftig zugesetzt / haben sie auß dringender Noth / weiln sie allein zu schwach / Hülffe zu grossem Danck angenommen.
Den 23. fieng der Feind deß Nachts wider an zu stürmen / (wozu jhme dann der newe Mond viel dienete) an 3. Orten / nemlich fürm Francken / Knipes vnd Spittalschen Thor / bekame auch die grosse Schantze vorm Francken Thor ein / wurde aber auß der kleinen mit schiessen vnd steinwerffen wider auß getrieben / vnd verlohr vol Volck / auch bekamen die Stralsundischẽ in der grossen Schantz fünffzehen Sturmleitern / viel Mußqueten / Spaden / Steinbicken vnd andere gute Beuten / wiewol das Volck alles matt gewesen / vnd der Feind so hefftig an gesetzt. Es sind biß dahin noch nit 30. Mann in der gantzen Belägerung von denen in der Stadt vmbkommen / aber viel von den Keyserischen. Es sind von etlich hundert schüssen auß groben Stücken mehr nicht als ein Bürger vñ ein Soldat getroffen worden / so sind die eingeworffene Fewerkugeln auch ohne Effect abgelauffen.
Den 25. May / kamen 3. Compag. Schotten / vnd 1. Compag. Teutsche an. Deß Nachts hatte der Feind wider ein newen Lauffgraben von St. Georgen Kirchhofe / nach dem Spittalschen Thor auffgeworffen.
Den 26. May wurdelärmen vnter der Predigt gemacht / daß alles Volck auß den Kirchen lieff / auch schoß der Feindt nach mittag starck auß Stücken / vnnd wurden 6. Personen in einer Schlupen bey der Semlawer Brücken troffen / wurde auch ein Hamburger Kauffmans Diener vnd ein Studiosus gefangen / so schreiben an den von Arnheim bringen wollen.
Den 27. wurde ein Keys. Reutter vorm Tripseichschen Thor gefangen vnd eingebracht / deß Nachts setzte der Feind drey mal an vorm Kniepes Thor / wurde aber allzeit wider zurück geschlagen / vnd von jhme ein Reuter gefangen / er hat auch einen Anschlag auffs Spittalische Thor / aber es ist jhm mißlungen.
Den 28. begehrte der Feind / man solte den Succurs / oder dz frembde Volck wider abschaffẽ.
Den 29. kamen noch 4. Compag. Schotten an / Es begehrte der Feind 3. Tag stillstand / wurde aber abgeschlagen.
Den 31. May schoß der Feind starck auff das Spittalische Thor.
Den [FORMEL]. Junij haben die Keys. einen Bawren durch Gelt beredet / sich in die Stadt zu begeben / vnd selbige an vnderschiedlichen Orten anzuzünden. Als aber der Bawer hinein kom̃en / hat er solches offenbaret / darauff der Obriste Hulcky an vnderschiedlichen Orten Pech Tonnen anzünden lassen / das Volck hierzwischen heimblich auff die Wäll vnd Brustwehren gestellet / vnnd ein Geschrey / als ob Fewersbrunst in der Stadt auffgangen were / erschallen lassen. Als nun die Keyserischen solches vernommen / haben sie gemeinet jhr Anschlag gienge fort / vnd sind alsobald auff die Stadt zugeruckt / so nahe daß sie einander mit langen Spiesen reichen mögen. In dem haben sich die auff den Wällen herfür gethan / das grobe Geschütz vnder die Keyserischen loß gebrandt / welches grossen schaden gethan.
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1362>, abgerufen am 28.07.2024. |