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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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hinauff fahren / dieweil er gehört daß die Tartarn / die von dem Türcken abgefallen waren / jhm auff den Dienst warteten.

Florentinische Galleren passen den Türcken auff. Die Galleren von Florentz hatten eine zeitlang auff dem Mittelländischen Meer den Türcken fleissig auffgepasset / vnd endlich bey der Insel Tenedos 27. Türckische Schiff erobert / vnd ein statliche Beut gemacht: als aber die Tücken dessen jnnen worden / haben sie jhnen mit 15. Galleren nachgejagt / vnd jhnen die Beut wider abgenommen.

Keyserl. Gesandte wird zu Constantinopel arrestirt. Den 2. Febr. nam der Caymakan oder Obervogt zu Constantinopel den Keyserischen Gesandten / welcher daselbst residirte / in Arrest / vnd befahl jhm / ohn sein Erlaubnuß nicht auß dem Losament zu gehen. Die Vrsach war / dieweil deß Fürsten zu Siebenbürgen Gesandter geklagt hatte / daß der Keyserliche Ambassador viel falsche vnd vnwarhaffte Zeitungen von Hungarn außsprengte / die Leuth verzagt vnd kleinmütig zu machen. Als gedachter Ambassador 16. Tag im Arrest gewesen / erhielte er mit mühe von dem Caymakan / daß er frey wider außgehen möchte / doch wurd jhm ernstlich verbotten keine Vezir oder andere grosse Herren am Türckischen Hoff zu besuchen / ohn allein jhn den Caymakan.

Rebellion wider den Türcken. Es hatte sonsten der Türck in seinem eigenen Reich so viel zu schaffen / daß er mit den Ehristen in Europa in ein Krieg sich nicht einlassen dorffte: dann der Bassa Emir Facardin Sayda hatte / auß Anregung deß Persianers auffs new rebellirt / vnd ein vornehmes Ort in Syria eingenommen vnd griff darauff noch ferrner vmb sich. In dessen hat gedachter Persianer auch ein mächtiges Heer versamblet die Festung von den Türcken abgenommen. Darauff an den Pässen auff Babylon etliche Festungen bawen vnnd also den Zugang dahin verwahren lassen.

Der Georgianer Fürst / so es damals mit dem Türcken hielte / wurden auch / als er sich an das Hircanische Meer begeben / selbig Landt jhme zu vnderwerffen / von den Persianern geschlagen vnd jhm viel Volcks erlegt.

Türcken verlieren ein Königreich in Arabien. Hierauff ist das Land Yemen von den Türcken abgefallen. Dasselbe ist ein Königreich im glücklichen Arabien / am Eingang deß rohten Meers / gegen vber Morenland / da alle Schiff / die auß Indien kommen / mit Gewürtz vnnd an dern köstlichen Wahren beladen / anfahren / von welchen deß Türckischen Keysers Officirer einen grossen Zoll / der jhnen deß Jahrs viel eyntrug / empfangen. Sie haben aber solch Landt durch jhre grosse Tyranney verlohren. Dann jetziger zeit die Bassen oder Landtvögt der Türcken so geitzig / daß die armen Vnderthanen dardurch in fast Verzweiffelung gerahten / vnd nicht wissen / bey wem sie hülff sollen suchen: sintemal die Landvögte thun was sie wollen / vnd haben das Schwerdt in der Hand / sonderlich die / so etwas weit von der Porten entlegen / wie dann derselbe war / welcher vber diß Landt gesetzt gewesen. Der entsatzte sich für niemand / vnd ließ zween Begen vmbringen / die reich vnd mächtig waren / vnd die Völcker desselben Landts in Gehorsam hielten. Jhr Reichthumb war die eintzige vrsach jhres Todts. Dazu kam / daß der Bassa in selbigem Land den Kriegsleuthen jhren Sold schmälert / mit fürgeben / sie könten sich wol mit einem geringern behelffen: das vbrige steckte er in seinen Beuttel. Dieweil nun die Völcker in demselben Landt gemerckt / daß das Kriegsvolck vber diesen Handel gar schwürig worden / haben sie solcher gelegenheit in acht genommen / vnd der Türcken Joch von sich geworffen / vnd jhnen ein eygenen Herrn erwöhlet / welcher auß dem Geschlecht der alten Königen von Yemen gewesen / denen die Türcken das Landt genommen hatten. Dieselbe hatten sich mitlerweil in ein ander Landt: welches nahe darbey gelegen / vnd nur durch hohe Berg / vber welche schwerlich zukommen / vnderscheiden war / begeben. Wie nun einer von jhren Nachkommen verstanden / daß das Volck im Landt wider den Türcken rebellirt / ist er alsbald mit einer guten anzahl Arabern hinein gefallen / vnd hat die Türcken außgejagt: darauff jhn das Volck zu jhrem Herrn auffgenommen. Man hielte damals darfür / es würden die Türcken solch Landt nit leichtlich wider bekommen können / dieweil sie nicht so viel Galleren oder Schiff auff dem rohten Meer hatten / mit welchen sie ein Heer dahin bringen könten. So konden sie auch vber Landt keine Armada dahin führen / dieweil man durch grosse Eynöden dahin ziehen muß / ehe man auß der Türckey dahin kommen kan. So ist auch diß Landt nicht weit von Babylon / welche Statt dem Türcken auch vor kurtzer entzogen worden.

Türcken ziehen wider den König in Persien zu Feld. An selbiger Statt haben zwar die Türcken im vergangenen Jahr wider versucht / aben mit Hohn vnd Schaden wider abziehen müssen. Dahero Sultan sich entschlossen / sein eusserste Macht anzuwenden / Babylon wider zuerobern / zu welchem end er dann dem Challil Bassa als Obristen Vezier Befehl geben / ein starcke Armada auffzubringen / vnd so viel müglich ehist auff den Zug sich zubegeben / welches derselbe auch fleissig ins Werck gesetzt. Vnter deß hatte der Persianer einen Gesandten / zwar vnder dem Schein als wolte er Frieden machen / aber in der That / daß er den Zustand deß Türckischen Reichs erforschen möchte / nach Constantinopel abgefertigt / welcher den Challil auff dem Zug angetroffen / von welchem er wider zurück gewiesen / doch jhme endlich fortzuziehen erlaubt worden. Der hat zwar bey dem Sultan selbst kein Audientz erwerben können / sondern zu Scutari bleiben müssen / da jhme angezeigt worden / es sey seiner Werbung wegen an gemelten Challil Verzier bescheid abgangen / bey dem er sich erkündigen möchte. Schiene also daß die Türcken / wie sie allzeit zu thun pflegen sich nach der Gelegenheit richten wollen.

Obrister Vezier von den Rebellen geschlagen. Der Obrist Vezier zog inmittels mit seinem Kriegsheer gegen Bahylon fort: aber es ist jhm vbel gangen / vnd hat er damit nichts außgerichtet. Er rückte erstlich in der Georgianer vnd Kurdier Landt / welche wie man sagt / von den alten

hinauff fahren / dieweil er gehört daß die Tartarn / die von dem Türcken abgefallen waren / jhm auff den Dienst warteten.

Florentinische Galleren passen den Türcken auff. Die Galleren von Florentz hatten eine zeitlang auff dem Mittelländischen Meer den Türcken fleissig auffgepasset / vnd endlich bey der Insel Tenedos 27. Türckische Schiff erobert / vnd ein statliche Beut gemacht: als aber die Tücken dessen jnnen worden / haben sie jhnen mit 15. Galleren nachgejagt / vnd jhnen die Beut wider abgenommen.

Keyserl. Gesandte wird zu Constantinopel arrestirt. Den 2. Febr. nam der Caymakan oder Obervogt zu Constantinopel den Keyserischen Gesandten / welcher daselbst residirte / in Arrest / vnd befahl jhm / ohn sein Erlaubnuß nicht auß dem Losament zu gehen. Die Vrsach war / dieweil deß Fürsten zu Siebenbürgen Gesandter geklagt hatte / daß der Keyserliche Ambassador viel falsche vnd vnwarhaffte Zeitungen von Hungarn außsprengte / die Leuth verzagt vnd kleinmütig zu machen. Als gedachter Ambassador 16. Tag im Arrest gewesen / erhielte er mit mühe von dem Caymakan / daß er frey wider außgehen möchte / doch wurd jhm ernstlich verbotten keine Vezir oder andere grosse Herren am Türckischen Hoff zu besuchen / ohn allein jhn den Caymakan.

Rebellion wider den Türcken. Es hatte sonsten der Türck in seinem eigenen Reich so viel zu schaffen / daß er mit den Ehristen in Europa in ein Krieg sich nicht einlassen dorffte: dann der Bassa Emir Facardin Sayda hatte / auß Anregung deß Persianers auffs new rebellirt / vnd ein vornehmes Ort in Syria eingenommen vnd griff darauff noch ferrner vmb sich. In dessen hat gedachter Persianer auch ein mächtiges Heer versamblet die Festung von den Türcken abgenommen. Darauff an den Pässen auff Babylon etliche Festungen bawen vnnd also den Zugang dahin verwahren lassen.

Der Georgianer Fürst / so es damals mit dem Türcken hielte / wurden auch / als er sich an das Hircanische Meer begeben / selbig Landt jhme zu vnderwerffen / von den Persianern geschlagen vnd jhm viel Volcks erlegt.

Türcken verlieren ein Königreich in Arabien. Hierauff ist das Land Yemen von den Türcken abgefallen. Dasselbe ist ein Königreich im glücklichen Arabien / am Eingang deß rohten Meers / gegen vber Morenland / da alle Schiff / die auß Indien kommen / mit Gewürtz vnnd an dern köstlichen Wahren beladen / anfahren / von welchen deß Türckischen Keysers Officirer einen grossen Zoll / der jhnen deß Jahrs viel eyntrug / empfangen. Sie haben aber solch Landt durch jhre grosse Tyranney verlohren. Dann jetziger zeit die Bassen oder Landtvögt der Türcken so geitzig / daß die armen Vnderthanen dardurch in fast Verzweiffelung gerahten / vnd nicht wissen / bey wem sie hülff sollen suchen: sintemal die Landvögte thun was sie wollen / vnd haben das Schwerdt in der Hand / sonderlich die / so etwas weit von der Porten entlegen / wie dann derselbe war / welcher vber diß Landt gesetzt gewesen. Der entsatzte sich für niemand / vnd ließ zween Begen vmbringen / die reich vnd mächtig waren / vnd die Völcker desselben Landts in Gehorsam hielten. Jhr Reichthumb war die eintzige vrsach jhres Todts. Dazu kam / daß der Bassa in selbigem Land den Kriegsleuthen jhren Sold schmälert / mit fürgeben / sie könten sich wol mit einem geringern behelffen: das vbrige steckte er in seinen Beuttel. Dieweil nun die Völcker in demselben Landt gemerckt / daß das Kriegsvolck vber diesen Handel gar schwürig worden / haben sie solcher gelegenheit in acht genommen / vnd der Türcken Joch von sich geworffen / vnd jhnen ein eygenen Herrn erwöhlet / welcher auß dem Geschlecht der alten Königen von Yemen gewesen / denen die Türcken das Landt genommen hatten. Dieselbe hatten sich mitlerweil in ein ander Landt: welches nahe darbey gelegen / vnd nur durch hohe Berg / vber welche schwerlich zukommen / vnderscheiden war / begeben. Wie nun einer von jhren Nachkommen verstanden / daß das Volck im Landt wider den Türcken rebellirt / ist er alsbald mit einer guten anzahl Arabern hinein gefallen / vnd hat die Türcken außgejagt: darauff jhn das Volck zu jhrem Herrn auffgenommen. Man hielte damals darfür / es würden die Türcken solch Landt nit leichtlich wider bekommen können / dieweil sie nicht so viel Galleren oder Schiff auff dem rohten Meer hatten / mit welchen sie ein Heer dahin bringen könten. So konden sie auch vber Landt keine Armada dahin führen / dieweil man durch grosse Eynöden dahin ziehen muß / ehe man auß der Türckey dahin kommen kan. So ist auch diß Landt nicht weit von Babylon / welche Statt dem Türcken auch vor kurtzer entzogen worden.

Türcken ziehen wider den König in Persien zu Feld. An selbiger Statt haben zwar die Türcken im vergangenen Jahr wider versucht / aben mit Hohn vnd Schaden wider abziehen müssen. Dahero Sultan sich entschlossen / sein eusserste Macht anzuwenden / Babylon wider zuerobern / zu welchem end er dann dem Challil Bassa als Obristen Vezier Befehl geben / ein starcke Armada auffzubringen / vnd so viel müglich ehist auff den Zug sich zubegeben / welches derselbe auch fleissig ins Werck gesetzt. Vnter deß hatte der Persianer einen Gesandten / zwar vnder dem Schein als wolte er Frieden machen / aber in der That / daß er den Zustand deß Türckischen Reichs erforschen möchte / nach Constantinopel abgefertigt / welcher den Challil auff dem Zug angetroffen / von welchem er wider zurück gewiesen / doch jhme endlich fortzuziehen erlaubt worden. Der hat zwar bey dem Sultan selbst kein Audientz erwerben können / sondern zu Scutari bleiben müssen / da jhme angezeigt worden / es sey seiner Werbung wegen an gemelten Challil Verzier bescheid abgangen / bey dem er sich erkündigen möchte. Schiene also daß die Türcken / wie sie allzeit zu thun pflegen sich nach der Gelegenheit richten wollen.

Obrister Vezier von den Rebellen geschlagen. Der Obrist Vezier zog inmittels mit seinem Kriegsheer gegen Bahylon fort: aber es ist jhm vbel gangen / vnd hat er damit nichts außgerichtet. Er rückte erstlich in der Georgianer vnd Kurdier Landt / welche wie man sagt / von den alten

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          <p><note place="left">Florentinische Galleren passen den Türcken auff.</note>                      Die Galleren von Florentz hatten eine zeitlang auff dem Mittelländischen Meer                      den Türcken fleissig auffgepasset / vnd endlich bey der Insel Tenedos 27.                      Türckische Schiff erobert / vnd ein statliche Beut gemacht: als aber die Tücken                      dessen jnnen worden / haben sie jhnen mit 15. Galleren nachgejagt / vnd jhnen                      die Beut wider abgenommen.</p>
          <p><note place="left">Keyserl. Gesandte wird zu Constantinopel                      arrestirt.</note> Den 2. Febr. nam der Caymakan oder Obervogt zu Constantinopel                      den Keyserischen Gesandten / welcher daselbst residirte / in Arrest / vnd befahl                      jhm / ohn sein Erlaubnuß nicht auß dem Losament zu gehen. Die Vrsach war /                      dieweil deß Fürsten zu Siebenbürgen Gesandter geklagt hatte / daß der                      Keyserliche Ambassador viel falsche vnd vnwarhaffte Zeitungen von Hungarn                      außsprengte / die Leuth verzagt vnd kleinmütig zu machen. Als gedachter                      Ambassador 16. Tag im Arrest gewesen / erhielte er mit mühe von dem Caymakan /                      daß er frey wider außgehen möchte / doch wurd jhm ernstlich verbotten keine                      Vezir oder andere grosse Herren am Türckischen Hoff zu besuchen / ohn allein jhn                      den Caymakan.</p>
          <p><note place="left">Rebellion wider den Türcken.</note> Es hatte sonsten                      der Türck in seinem eigenen Reich so viel zu schaffen / daß er mit den Ehristen                      in Europa in ein Krieg sich nicht einlassen dorffte: dann der Bassa Emir                      Facardin Sayda hatte / auß Anregung deß Persianers auffs new rebellirt / vnd ein                      vornehmes Ort in Syria eingenommen vnd griff darauff noch ferrner vmb sich. In                      dessen hat gedachter Persianer auch ein mächtiges Heer versamblet die Festung                      von den Türcken abgenommen. Darauff an den Pässen auff Babylon etliche Festungen                      bawen vnnd also den Zugang dahin verwahren lassen.</p>
          <p>Der Georgianer Fürst / so es damals mit dem Türcken hielte / wurden auch / als er                      sich an das Hircanische Meer begeben / selbig Landt jhme zu vnderwerffen / von                      den Persianern geschlagen vnd jhm viel Volcks erlegt.</p>
          <p><note place="left">Türcken verlieren ein Königreich in Arabien.</note>                      Hierauff ist das Land Yemen von den Türcken abgefallen. Dasselbe ist ein                      Königreich im glücklichen Arabien / am Eingang deß rohten Meers / gegen vber                      Morenland / da alle Schiff / die auß Indien kommen / mit Gewürtz vnnd an dern                      köstlichen Wahren beladen / anfahren / von welchen deß Türckischen Keysers                      Officirer einen grossen Zoll / der jhnen deß Jahrs viel eyntrug / empfangen. Sie                      haben aber solch Landt durch jhre grosse Tyranney verlohren. Dann jetziger zeit                      die Bassen oder Landtvögt der Türcken so geitzig / daß die armen Vnderthanen                      dardurch in fast Verzweiffelung gerahten / vnd nicht wissen / bey wem sie hülff                      sollen suchen: sintemal die Landvögte thun was sie wollen / vnd haben das                      Schwerdt in der Hand / sonderlich die / so etwas weit von der Porten entlegen /                      wie dann derselbe war / welcher vber diß Landt gesetzt gewesen. Der entsatzte                      sich für niemand / vnd ließ zween Begen vmbringen / die reich vnd mächtig waren                      / vnd die Völcker desselben Landts in Gehorsam hielten. Jhr Reichthumb war die                      eintzige vrsach jhres Todts. Dazu kam / daß der Bassa in selbigem Land den                      Kriegsleuthen jhren Sold schmälert / mit fürgeben / sie könten sich wol mit                      einem geringern behelffen: das vbrige steckte er in seinen Beuttel. Dieweil nun                      die Völcker in demselben Landt gemerckt / daß das Kriegsvolck vber diesen Handel                      gar schwürig worden / haben sie solcher gelegenheit in acht genommen / vnd der                      Türcken Joch von sich geworffen / vnd jhnen ein eygenen Herrn erwöhlet / welcher                      auß dem Geschlecht der alten Königen von Yemen gewesen / denen die Türcken das                      Landt genommen hatten. Dieselbe hatten sich mitlerweil in ein ander Landt:                      welches nahe darbey gelegen / vnd nur durch hohe Berg / vber welche schwerlich                      zukommen / vnderscheiden war / begeben. Wie nun einer von jhren Nachkommen                      verstanden / daß das Volck im Landt wider den Türcken rebellirt / ist er alsbald                      mit einer guten anzahl Arabern hinein gefallen / vnd hat die Türcken außgejagt:                      darauff jhn das Volck zu jhrem Herrn auffgenommen. Man hielte damals darfür / es                      würden die Türcken solch Landt nit leichtlich wider bekommen können / dieweil                      sie nicht so viel Galleren oder Schiff auff dem rohten Meer hatten / mit welchen                      sie ein Heer dahin bringen könten. So konden sie auch vber Landt keine Armada                      dahin führen / dieweil man durch grosse Eynöden dahin ziehen muß / ehe man auß                      der Türckey dahin kommen kan. So ist auch diß Landt nicht weit von Babylon /                      welche Statt dem Türcken auch vor kurtzer entzogen worden.</p>
          <p><note place="right">Türcken ziehen wider den König in Persien zu                      Feld.</note> An selbiger Statt haben zwar die Türcken im vergangenen Jahr wider                      versucht / aben mit Hohn vnd Schaden wider abziehen müssen. Dahero Sultan sich                      entschlossen / sein eusserste Macht anzuwenden / Babylon wider zuerobern / zu                      welchem end er dann dem Challil Bassa als Obristen Vezier Befehl geben / ein                      starcke Armada auffzubringen / vnd so viel müglich ehist auff den Zug sich                      zubegeben / welches derselbe auch fleissig ins Werck gesetzt. Vnter deß hatte                      der Persianer einen Gesandten / zwar vnder dem Schein als wolte er Frieden                      machen / aber in der That / daß er den Zustand deß Türckischen Reichs erforschen                      möchte / nach Constantinopel abgefertigt / welcher den Challil auff dem Zug                      angetroffen / von welchem er wider zurück gewiesen / doch jhme endlich                      fortzuziehen erlaubt worden. Der hat zwar bey dem Sultan selbst kein Audientz                      erwerben können / sondern zu Scutari bleiben müssen / da jhme angezeigt worden /                      es sey seiner Werbung wegen an gemelten Challil Verzier bescheid abgangen / bey                      dem er sich erkündigen möchte. Schiene also daß die Türcken / wie sie allzeit zu                      thun pflegen sich nach der Gelegenheit richten wollen.</p>
          <p><note place="right">Obrister Vezier von den Rebellen geschlagen.</note>                      Der Obrist Vezier zog inmittels mit seinem Kriegsheer gegen Bahylon fort: aber                      es ist jhm vbel gangen / vnd hat er damit nichts außgerichtet. Er rückte                      erstlich in der Georgianer vnd Kurdier Landt / welche wie man sagt / von den                          alten
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[1190/1337] hinauff fahren / dieweil er gehört daß die Tartarn / die von dem Türcken abgefallen waren / jhm auff den Dienst warteten. Die Galleren von Florentz hatten eine zeitlang auff dem Mittelländischen Meer den Türcken fleissig auffgepasset / vnd endlich bey der Insel Tenedos 27. Türckische Schiff erobert / vnd ein statliche Beut gemacht: als aber die Tücken dessen jnnen worden / haben sie jhnen mit 15. Galleren nachgejagt / vnd jhnen die Beut wider abgenommen. Florentinische Galleren passen den Türcken auff. Den 2. Febr. nam der Caymakan oder Obervogt zu Constantinopel den Keyserischen Gesandten / welcher daselbst residirte / in Arrest / vnd befahl jhm / ohn sein Erlaubnuß nicht auß dem Losament zu gehen. Die Vrsach war / dieweil deß Fürsten zu Siebenbürgen Gesandter geklagt hatte / daß der Keyserliche Ambassador viel falsche vnd vnwarhaffte Zeitungen von Hungarn außsprengte / die Leuth verzagt vnd kleinmütig zu machen. Als gedachter Ambassador 16. Tag im Arrest gewesen / erhielte er mit mühe von dem Caymakan / daß er frey wider außgehen möchte / doch wurd jhm ernstlich verbotten keine Vezir oder andere grosse Herren am Türckischen Hoff zu besuchen / ohn allein jhn den Caymakan. Keyserl. Gesandte wird zu Constantinopel arrestirt. Es hatte sonsten der Türck in seinem eigenen Reich so viel zu schaffen / daß er mit den Ehristen in Europa in ein Krieg sich nicht einlassen dorffte: dann der Bassa Emir Facardin Sayda hatte / auß Anregung deß Persianers auffs new rebellirt / vnd ein vornehmes Ort in Syria eingenommen vnd griff darauff noch ferrner vmb sich. In dessen hat gedachter Persianer auch ein mächtiges Heer versamblet die Festung von den Türcken abgenommen. Darauff an den Pässen auff Babylon etliche Festungen bawen vnnd also den Zugang dahin verwahren lassen. Rebellion wider den Türcken. Der Georgianer Fürst / so es damals mit dem Türcken hielte / wurden auch / als er sich an das Hircanische Meer begeben / selbig Landt jhme zu vnderwerffen / von den Persianern geschlagen vnd jhm viel Volcks erlegt. Hierauff ist das Land Yemen von den Türcken abgefallen. Dasselbe ist ein Königreich im glücklichen Arabien / am Eingang deß rohten Meers / gegen vber Morenland / da alle Schiff / die auß Indien kommen / mit Gewürtz vnnd an dern köstlichen Wahren beladen / anfahren / von welchen deß Türckischen Keysers Officirer einen grossen Zoll / der jhnen deß Jahrs viel eyntrug / empfangen. Sie haben aber solch Landt durch jhre grosse Tyranney verlohren. Dann jetziger zeit die Bassen oder Landtvögt der Türcken so geitzig / daß die armen Vnderthanen dardurch in fast Verzweiffelung gerahten / vnd nicht wissen / bey wem sie hülff sollen suchen: sintemal die Landvögte thun was sie wollen / vnd haben das Schwerdt in der Hand / sonderlich die / so etwas weit von der Porten entlegen / wie dann derselbe war / welcher vber diß Landt gesetzt gewesen. Der entsatzte sich für niemand / vnd ließ zween Begen vmbringen / die reich vnd mächtig waren / vnd die Völcker desselben Landts in Gehorsam hielten. Jhr Reichthumb war die eintzige vrsach jhres Todts. Dazu kam / daß der Bassa in selbigem Land den Kriegsleuthen jhren Sold schmälert / mit fürgeben / sie könten sich wol mit einem geringern behelffen: das vbrige steckte er in seinen Beuttel. Dieweil nun die Völcker in demselben Landt gemerckt / daß das Kriegsvolck vber diesen Handel gar schwürig worden / haben sie solcher gelegenheit in acht genommen / vnd der Türcken Joch von sich geworffen / vnd jhnen ein eygenen Herrn erwöhlet / welcher auß dem Geschlecht der alten Königen von Yemen gewesen / denen die Türcken das Landt genommen hatten. Dieselbe hatten sich mitlerweil in ein ander Landt: welches nahe darbey gelegen / vnd nur durch hohe Berg / vber welche schwerlich zukommen / vnderscheiden war / begeben. Wie nun einer von jhren Nachkommen verstanden / daß das Volck im Landt wider den Türcken rebellirt / ist er alsbald mit einer guten anzahl Arabern hinein gefallen / vnd hat die Türcken außgejagt: darauff jhn das Volck zu jhrem Herrn auffgenommen. Man hielte damals darfür / es würden die Türcken solch Landt nit leichtlich wider bekommen können / dieweil sie nicht so viel Galleren oder Schiff auff dem rohten Meer hatten / mit welchen sie ein Heer dahin bringen könten. So konden sie auch vber Landt keine Armada dahin führen / dieweil man durch grosse Eynöden dahin ziehen muß / ehe man auß der Türckey dahin kommen kan. So ist auch diß Landt nicht weit von Babylon / welche Statt dem Türcken auch vor kurtzer entzogen worden. Türcken verlieren ein Königreich in Arabien. An selbiger Statt haben zwar die Türcken im vergangenen Jahr wider versucht / aben mit Hohn vnd Schaden wider abziehen müssen. Dahero Sultan sich entschlossen / sein eusserste Macht anzuwenden / Babylon wider zuerobern / zu welchem end er dann dem Challil Bassa als Obristen Vezier Befehl geben / ein starcke Armada auffzubringen / vnd so viel müglich ehist auff den Zug sich zubegeben / welches derselbe auch fleissig ins Werck gesetzt. Vnter deß hatte der Persianer einen Gesandten / zwar vnder dem Schein als wolte er Frieden machen / aber in der That / daß er den Zustand deß Türckischen Reichs erforschen möchte / nach Constantinopel abgefertigt / welcher den Challil auff dem Zug angetroffen / von welchem er wider zurück gewiesen / doch jhme endlich fortzuziehen erlaubt worden. Der hat zwar bey dem Sultan selbst kein Audientz erwerben können / sondern zu Scutari bleiben müssen / da jhme angezeigt worden / es sey seiner Werbung wegen an gemelten Challil Verzier bescheid abgangen / bey dem er sich erkündigen möchte. Schiene also daß die Türcken / wie sie allzeit zu thun pflegen sich nach der Gelegenheit richten wollen. Türcken ziehen wider den König in Persien zu Feld. Der Obrist Vezier zog inmittels mit seinem Kriegsheer gegen Bahylon fort: aber es ist jhm vbel gangen / vnd hat er damit nichts außgerichtet. Er rückte erstlich in der Georgianer vnd Kurdier Landt / welche wie man sagt / von den alten Obrister Vezier von den Rebellen geschlagen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1337>, abgerufen am 16.06.2024.