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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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len Schantzen vmblagert vnnd starck beschossen worden. Welchem nach den 27. Junij zween Anfäll darauff geschehen: aber die Belägerte haben sich so tapffer gewehret / daß die Tillische mit zimlichen Verlust weichen müssen. Als nun gedachter Graff von Fürstenberg hierauff den zweyten Julij einen General Sturmb angestellet / haben sich die Belägerte zu einem Accord erbotten: so jhnen aber / weil sie sich bißhero dermassen widersetzlich erzeigt / abgeschlagen worden. Wie sie nun zum zweytenmahl auff Kriegsgebrauch zu accordiren begehrt / aber gleichfalls nichts erhalten können / haben sie dem Graffen von Fürstenberg durch einen Trompetter ein Schreiben vberschickt / Innhalts; weil man jhnen den Accord wider Kriegsgebrauch verweigerte / wolten sie als ehrliche Soldaten biß in den Todt fechten / vnnd wie Helden sterben: wer den Kopff bekomme / möchte den Bart scheren. Dessen aber vngeachtet ist der von Fürstenberg auff seinem Vorhaben geblieben / vnnd sein Volck den 5. Julij den gantzen Tag stürmen / vnnd mit gantzer Macht anfallen lassen: aber die Belägerten haben sie mit grosser Furj vnnd Tapfferkeit abgeschlagen / also daß deß Graffen Wachtmeister / 6. Capitain / 8. Fendrich / vnd etlich hundert Soldaten todt geblieben / vnnd 9. Capitain neben andern Officirern / vnnd in 500. Soldaten hart beschädiget worden. Bey so gestalten Sachen haben die Tillische gegen Abendt an die Belägerte einen Stillstandt begert / damit die Todte abgeholet vnnd begraben / auch die Verwundte curirt werden köndten: aber die Belägerten wolten nun auch nicht / sondern zeigten den Tillischen an / weil man jhnen kein Quartier begerte zu geben / müste man sich zwagen / weil die Laug warm were; dahero sie auch deß Nachts außgefallen / vnnd die Todten in den Gräben besucht vnnd außgezogen / auch was noch gelebet / vollends nidergemacht. Als nun die Tillische jhre Resolution gemercket / ist jhnen der Lust zu fernerm Stürmen vergangen / vornemlich dieweil sie auch Nachrichtung bekommen / daß die Belägerten den Kirchhoff starck verschantzt hetten / vnnd derselb ohn grossen Verlust deß Volcks nicht vberwältiget werden möchte / wann schon die Statt mit ebenmässigem Verlust solte gewonnen werden. Dahero der Graff von Fürstenberg auff ein andere Meynung gebracht worden einen Trompetter zu jhnen hineyn geschickt / vnnd einen Accord angebotten / weil sie sich wie redliche Soldaten gehalten / vnd ritterlich gefochten hetten. Die Belägerten haben sich nicht lang darauff bedacht / sondern / weil es jhnen auch an Proviandt gemangelt / vnnd sie sich keines Entsatzes zu getrösten gehabt / solch Anerbieten angenommen. Jhrer sind vier Compagnien / welche mit Sack vnnd Pack / fliegenden Fahnen / brennenden Lunten / Kugeln im Mund / abgezogen vnnd biß an Wolffenbüttel convoyiret worden. Hierauff hat die Bürgerschafft den Graffen von Fürstenberg / im Nahmen Jhrer Keyserl. Majest. wie auch jhres Lands Fürsten den gewöhnlichen Eydt geleystet / vnd die Statt mit hundert Soldaten besetzt worden.

König in Dennemarck bestellet seine Kriegs-Empter von newen. Mitlerweil ist der alte Marggraff von Durlach vnd der Graff von Thurn mit vielen Officianten beym König angelangt: worauff Jh. Majest. die Kriegs Empter von newem bestellet. Ist also der Administrator von Hall General vber die Weymarische Armee in Schlesien / vnnd der Graff von Thurn sein General Leutenant / wie auch der Marggraff von Durlach zum General Leutenant vber die Königliche Armada verordnet worden. Vmb selbige Zeit sind auch dem König in 5000. Mann Engell- vnd Schottländisch Volck zukommen.

Dänische thun Schaden in Lüneburgischen Land. Bald darauff sind die Dänische etlich tausend starck mit Schiffen vber die Elbe gesetzet einen Einfall ins Lünebürgische Landt gethan / vnnd vmb die Statt Lüneburg zehen Dörffer / wie auch das alte Stättlein Bardewick fast gar abgebrannt; sindt auch gar biß an die Landwehr besagter Statt Lüneburg kommen / vnnd daselbst das Vieh weggetrieben / so der Orten groß Wehklagen vervrsachet / vnd viel arme Leuth gemacht. Die Keyserische vnnd Tillische brachen in dessen je länger je weiter in Nider Sachsen eyn. Der König hatte zum Tollspicker eine Schantz / vnnd gegen vber auff der andern Seiten / zum Paw genannt / ein andere auffgeworffen: ingleichem hatte er auff der Lübischen Strassen einen Paß bey Luttershausen / anderthalb Meil von Hamburg starck besetzt / deß Tilly Progreß dardurch zu verwahren: aber es war ein schlechter Nachtruck darbey. Dann als der General Tilly für der letzten etwas Ernst brauchen wollen / hat die Dänische Besatzung / welche dreyhundert vnnd fünfftzig Mann starck gewesen / also bald zu accordiren begehrt; deßwegen er sie mit Sack vnnd Pack abziehen lassen: vnd als er weiter fortgeruckt / haben die Dänische noch eine Schantz bey Artenburg verlassen / daß aiso die Tillische gegen Boutzenburg vber die Königliche Schantz an der Schiffbrücken / disseit der Elbe vmbher besetzt haben.

Zu Havelberg haben sich bißhero die Dänische vnd Tillische vnd diese zwar in der Statt / jene aber auff dem Thumb je mehr vnd mehr gegen einander gestärcket / vnnd mit Schiesen vnd Scharmutzieren beyderseits jhr Beste gethan. Sonderlich haben die Tillische sich hefftig bemühet / vber die Havel / vnd also den Nänischen beyzukommen Dänische machen dem Tillyplatz. / aber solches bißhero nicht ins Werck richten können. Jedoch ist es jhnen endlich gelungen / vnd haben sie den 7. Augusti zwischen Havelberg vnd Ratenaw einen Ort vnd Gelegenheit ersehen / da man am füglichsten vber die Havel kommen möchte.

Tillische setzen vber die Havel. Darauff hat Hertzog Georg von Lüneburg / so deß Orths das Commando vber die Tillische hatte / vngesaumbt etliche kleine Schiff / die man an einander hencken / vnnd mit Brettern vberlegen können / verfertigen lassen / vnnd sich mit etlich hundert Mannen / neben etlich vornehmen Obristen vnnd Kriegs Räthen dahin bege-

len Schantzen vmblagert vnnd starck beschossen worden. Welchem nach den 27. Junij zween Anfäll darauff geschehen: aber die Belägerte haben sich so tapffer gewehret / daß die Tillische mit zimlichen Verlust weichen müssen. Als nun gedachter Graff von Fürstenberg hierauff den zweyten Julij einen General Sturmb angestellet / haben sich die Belägerte zu einem Accord erbotten: so jhnen aber / weil sie sich bißhero dermassen widersetzlich erzeigt / abgeschlagen worden. Wie sie nun zum zweytenmahl auff Kriegsgebrauch zu accordiren begehrt / aber gleichfalls nichts erhalten können / haben sie dem Graffen von Fürstenberg durch einen Trompetter ein Schreiben vberschickt / Innhalts; weil man jhnen den Accord wider Kriegsgebrauch verweigerte / wolten sie als ehrliche Soldaten biß in den Todt fechten / vnnd wie Helden sterben: wer den Kopff bekomme / möchte den Bart scheren. Dessen aber vngeachtet ist der von Fürstenberg auff seinem Vorhaben geblieben / vnnd sein Volck den 5. Julij den gantzen Tag stürmen / vnnd mit gantzer Macht anfallen lassen: aber die Belägerten haben sie mit grosser Furj vnnd Tapfferkeit abgeschlagen / also daß deß Graffen Wachtmeister / 6. Capitain / 8. Fendrich / vnd etlich hundert Soldaten todt geblieben / vnnd 9. Capitain neben andern Officirern / vnnd in 500. Soldaten hart beschädiget worden. Bey so gestalten Sachen haben die Tillische gegen Abendt an die Belägerte einen Stillstandt begert / damit die Todte abgeholet vnnd begraben / auch die Verwundte curirt werden köndten: aber die Belägerten wolten nun auch nicht / sondern zeigten den Tillischen an / weil man jhnen kein Quartier begerte zu geben / müste man sich zwagen / weil die Laug warm were; dahero sie auch deß Nachts außgefallen / vnnd die Todten in den Gräben besucht vnnd außgezogen / auch was noch gelebet / vollends nidergemacht. Als nun die Tillische jhre Resolution gemercket / ist jhnen der Lust zu fernerm Stürmen vergangen / vornemlich dieweil sie auch Nachrichtung bekommen / daß die Belägerten den Kirchhoff starck verschantzt hetten / vnnd derselb ohn grossen Verlust deß Volcks nicht vberwältiget werden möchte / wann schon die Statt mit ebenmässigem Verlust solte gewonnen werden. Dahero der Graff von Fürstenberg auff ein andere Meynung gebracht worden einen Trompetter zu jhnen hineyn geschickt / vnnd einen Accord angebottẽ / weil sie sich wie redliche Soldaten gehalten / vnd ritterlich gefochten hetten. Die Belägerten haben sich nicht lang darauff bedacht / sondern / weil es jhnen auch an Proviandt gemangelt / vnnd sie sich keines Entsatzes zu getrösten gehabt / solch Anerbieten angenommen. Jhrer sind vier Compagnien / welche mit Sack vnnd Pack / fliegenden Fahnen / brennenden Lunten / Kugeln im Mund / abgezogen vnnd biß an Wolffenbüttel convoyiret worden. Hierauff hat die Bürgerschafft den Graffen von Fürstenberg / im Nahmen Jhrer Keyserl. Majest. wie auch jhres Lands Fürsten den gewöhnlichen Eydt geleystet / vnd die Statt mit hundert Soldaten besetzt worden.

König in Dennemarck bestellet seine Kriegs-Empter von newen. Mitlerweil ist der alte Marggraff von Durlach vnd der Graff von Thurn mit vielen Officianten beym König angelangt: worauff Jh. Majest. die Kriegs Empter von newem bestellet. Ist also der Administrator von Hall General vber die Weymarische Armee in Schlesien / vnnd der Graff von Thurn sein General Leutenant / wie auch der Marggraff von Durlach zum General Leutenant vber die Königliche Armada verordnet worden. Vmb selbige Zeit sind auch dem König in 5000. Mann Engell- vnd Schottländisch Volck zukommen.

Dänische thun Schaden in Lüneburgischẽ Land. Bald darauff sind die Dänische etlich tausend starck mit Schiffen vber die Elbe gesetzet einen Einfall ins Lünebürgische Landt gethan / vnnd vmb die Statt Lüneburg zehen Dörffer / wie auch das alte Stättlein Bardewick fast gar abgebrannt; sindt auch gar biß an die Landwehr besagter Statt Lüneburg kommen / vnnd daselbst das Vieh weggetrieben / so der Orten groß Wehklagen vervrsachet / vnd viel arme Leuth gemacht. Die Keyserische vnnd Tillische brachen in dessen je länger je weiter in Nider Sachsen eyn. Der König hatte zum Tollspicker eine Schantz / vnnd gegen vber auff der andern Seiten / zum Paw genannt / ein andere auffgeworffen: ingleichem hatte er auff der Lübischen Strassen einen Paß bey Luttershausen / anderthalb Meil von Hamburg starck besetzt / deß Tilly Progreß dardurch zu verwahren: aber es war ein schlechter Nachtruck darbey. Dann als der General Tilly für der letzten etwas Ernst brauchen wollen / hat die Dänische Besatzung / welche dreyhundert vnnd fünfftzig Mann starck gewesen / also bald zu accordiren begehrt; deßwegen er sie mit Sack vnnd Pack abziehen lassen: vnd als er weiter fortgeruckt / haben die Dänische noch eine Schantz bey Artenburg verlassen / daß aiso die Tillische gegen Boutzenburg vber die Königliche Schantz an der Schiffbrücken / disseit der Elbe vmbher besetzt haben.

Zu Havelberg haben sich bißhero die Dänische vnd Tillische vnd diese zwar in der Statt / jene aber auff dem Thumb je mehr vnd mehr gegen einander gestärcket / vnnd mit Schiesen vnd Scharmutzieren beyderseits jhr Beste gethan. Sonderlich haben die Tillische sich hefftig bemühet / vber die Havel / vnd also den Nänischen beyzukommen Dänische machen dem Tillyplatz. / aber solches bißhero nicht ins Werck richten können. Jedoch ist es jhnen endlich gelungen / vnd haben sie den 7. Augusti zwischen Havelberg vnd Ratenaw einen Ort vnd Gelegenheit ersehen / da man am füglichsten vber die Havel kommen möchte.

Tillische setzen vber die Havel. Darauff hat Hertzog Georg von Lüneburg / so deß Orths das Commando vber die Tillische hatte / vngesaumbt etliche kleine Schiff / die man an einander hencken / vnnd mit Brettern vberlegen können / verfertigen lassen / vnnd sich mit etlich hundert Mannen / neben etlich vornehmen Obristen vnnd Kriegs Räthen dahin bege-

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          <p>Zu Havelberg haben sich bißhero die Dänische vnd Tillische vnd diese zwar in der                      Statt / jene aber auff dem Thumb je mehr vnd mehr gegen einander gestärcket /                      vnnd mit Schiesen vnd Scharmutzieren beyderseits jhr Beste gethan. Sonderlich                      haben die Tillische sich hefftig bemühet / vber die Havel / vnd also den                      Nänischen beyzukommen <note place="right">Dänische machen dem                      Tillyplatz.</note> / aber solches bißhero nicht ins Werck richten können. Jedoch                      ist es jhnen endlich gelungen / vnd haben sie den 7. Augusti zwischen Havelberg                      vnd Ratenaw einen Ort vnd Gelegenheit ersehen / da man am füglichsten vber die                      Havel kommen möchte.</p>
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[1096/1235] len Schantzen vmblagert vnnd starck beschossen worden. Welchem nach den 27. Junij zween Anfäll darauff geschehen: aber die Belägerte haben sich so tapffer gewehret / daß die Tillische mit zimlichen Verlust weichen müssen. Als nun gedachter Graff von Fürstenberg hierauff den zweyten Julij einen General Sturmb angestellet / haben sich die Belägerte zu einem Accord erbotten: so jhnen aber / weil sie sich bißhero dermassen widersetzlich erzeigt / abgeschlagen worden. Wie sie nun zum zweytenmahl auff Kriegsgebrauch zu accordiren begehrt / aber gleichfalls nichts erhalten können / haben sie dem Graffen von Fürstenberg durch einen Trompetter ein Schreiben vberschickt / Innhalts; weil man jhnen den Accord wider Kriegsgebrauch verweigerte / wolten sie als ehrliche Soldaten biß in den Todt fechten / vnnd wie Helden sterben: wer den Kopff bekomme / möchte den Bart scheren. Dessen aber vngeachtet ist der von Fürstenberg auff seinem Vorhaben geblieben / vnnd sein Volck den 5. Julij den gantzen Tag stürmen / vnnd mit gantzer Macht anfallen lassen: aber die Belägerten haben sie mit grosser Furj vnnd Tapfferkeit abgeschlagen / also daß deß Graffen Wachtmeister / 6. Capitain / 8. Fendrich / vnd etlich hundert Soldaten todt geblieben / vnnd 9. Capitain neben andern Officirern / vnnd in 500. Soldaten hart beschädiget worden. Bey so gestalten Sachen haben die Tillische gegen Abendt an die Belägerte einen Stillstandt begert / damit die Todte abgeholet vnnd begraben / auch die Verwundte curirt werden köndten: aber die Belägerten wolten nun auch nicht / sondern zeigten den Tillischen an / weil man jhnen kein Quartier begerte zu geben / müste man sich zwagen / weil die Laug warm were; dahero sie auch deß Nachts außgefallen / vnnd die Todten in den Gräben besucht vnnd außgezogen / auch was noch gelebet / vollends nidergemacht. Als nun die Tillische jhre Resolution gemercket / ist jhnen der Lust zu fernerm Stürmen vergangen / vornemlich dieweil sie auch Nachrichtung bekommen / daß die Belägerten den Kirchhoff starck verschantzt hetten / vnnd derselb ohn grossen Verlust deß Volcks nicht vberwältiget werden möchte / wann schon die Statt mit ebenmässigem Verlust solte gewonnen werden. Dahero der Graff von Fürstenberg auff ein andere Meynung gebracht worden einen Trompetter zu jhnen hineyn geschickt / vnnd einen Accord angebottẽ / weil sie sich wie redliche Soldaten gehalten / vnd ritterlich gefochten hetten. Die Belägerten haben sich nicht lang darauff bedacht / sondern / weil es jhnen auch an Proviandt gemangelt / vnnd sie sich keines Entsatzes zu getrösten gehabt / solch Anerbieten angenommen. Jhrer sind vier Compagnien / welche mit Sack vnnd Pack / fliegenden Fahnen / brennenden Lunten / Kugeln im Mund / abgezogen vnnd biß an Wolffenbüttel convoyiret worden. Hierauff hat die Bürgerschafft den Graffen von Fürstenberg / im Nahmen Jhrer Keyserl. Majest. wie auch jhres Lands Fürsten den gewöhnlichen Eydt geleystet / vnd die Statt mit hundert Soldaten besetzt worden. Mitlerweil ist der alte Marggraff von Durlach vnd der Graff von Thurn mit vielen Officianten beym König angelangt: worauff Jh. Majest. die Kriegs Empter von newem bestellet. Ist also der Administrator von Hall General vber die Weymarische Armee in Schlesien / vnnd der Graff von Thurn sein General Leutenant / wie auch der Marggraff von Durlach zum General Leutenant vber die Königliche Armada verordnet worden. Vmb selbige Zeit sind auch dem König in 5000. Mann Engell- vnd Schottländisch Volck zukommen. König in Dennemarck bestellet seine Kriegs-Empter von newen. Bald darauff sind die Dänische etlich tausend starck mit Schiffen vber die Elbe gesetzet einen Einfall ins Lünebürgische Landt gethan / vnnd vmb die Statt Lüneburg zehen Dörffer / wie auch das alte Stättlein Bardewick fast gar abgebrannt; sindt auch gar biß an die Landwehr besagter Statt Lüneburg kommen / vnnd daselbst das Vieh weggetrieben / so der Orten groß Wehklagen vervrsachet / vnd viel arme Leuth gemacht. Die Keyserische vnnd Tillische brachen in dessen je länger je weiter in Nider Sachsen eyn. Der König hatte zum Tollspicker eine Schantz / vnnd gegen vber auff der andern Seiten / zum Paw genannt / ein andere auffgeworffen: ingleichem hatte er auff der Lübischen Strassen einen Paß bey Luttershausen / anderthalb Meil von Hamburg starck besetzt / deß Tilly Progreß dardurch zu verwahren: aber es war ein schlechter Nachtruck darbey. Dann als der General Tilly für der letzten etwas Ernst brauchen wollen / hat die Dänische Besatzung / welche dreyhundert vnnd fünfftzig Mann starck gewesen / also bald zu accordiren begehrt; deßwegen er sie mit Sack vnnd Pack abziehen lassen: vnd als er weiter fortgeruckt / haben die Dänische noch eine Schantz bey Artenburg verlassen / daß aiso die Tillische gegen Boutzenburg vber die Königliche Schantz an der Schiffbrücken / disseit der Elbe vmbher besetzt haben. Dänische thun Schaden in Lüneburgischẽ Land. Zu Havelberg haben sich bißhero die Dänische vnd Tillische vnd diese zwar in der Statt / jene aber auff dem Thumb je mehr vnd mehr gegen einander gestärcket / vnnd mit Schiesen vnd Scharmutzieren beyderseits jhr Beste gethan. Sonderlich haben die Tillische sich hefftig bemühet / vber die Havel / vnd also den Nänischen beyzukommen / aber solches bißhero nicht ins Werck richten können. Jedoch ist es jhnen endlich gelungen / vnd haben sie den 7. Augusti zwischen Havelberg vnd Ratenaw einen Ort vnd Gelegenheit ersehen / da man am füglichsten vber die Havel kommen möchte. Dänische machen dem Tillyplatz. Darauff hat Hertzog Georg von Lüneburg / so deß Orths das Commando vber die Tillische hatte / vngesaumbt etliche kleine Schiff / die man an einander hencken / vnnd mit Brettern vberlegen können / verfertigen lassen / vnnd sich mit etlich hundert Mannen / neben etlich vornehmen Obristen vnnd Kriegs Räthen dahin bege- Tillische setzen vber die Havel.

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  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1096. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1235>, abgerufen am 28.06.2024.