Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Als er nun vermerckt / daß er diesem Ort / wegen Graff von Dampier erobert Pilgram. guter Besatzung / nicht leichtlich etwas anhaben köndte / hat er sich auff Pilgram gewendet / die Besatzung / so vom Graffen von Thurn dahin abgeordnet / vnter Wegens vberfallen / vnd theils nidergemacht / theils gefangen / vnd also darauff die Statt in seinen Gewalt gebracht / vnd besetzet. Böhmen werden für Rebellen erklärt. Baldt nach deß Graffen von Dampier Einfall in Böheim / ist ein Keyserlicher Commissarius / Kaan genandt / ankommen / der hat durch offene Patenta / im Namen der Keyserl. Majestät die Böhmische Evangelische Stände / sampt jhren Soldaten für Rebellen erklärt / auch das Schloß vnd Statt Polna eingenommen / die Bürgerschafft / so Evangelisch gewesen / auff das Reyserische machen sich den Böhmen verdächtig / daß sie die Evangelische Religion außzurotten gesinnet. Schloß erfordert / vnd sie allda durch Jesuiten zum Abfall zur Papistischen Religion bedröwlichen anmahnen lassen: sie haben aber alsbald vnerschrocken geantwortet / vnd sich erklärt / viel lieber jhr Leben / als jhre Evangelische Religion zuverlassen. Vnd dieser Proceß ist den Böhmen sehr verdächtig fürkommen / also daß sie gäntzlich darfür gehalten / jhre Widersacher vnnd die böse Rahtgeber am Keyserlichen Hoff giengen einig vnd allein damit vmb / daß sie die Stände vndertrucken / vnd die Evangelische Religion auß Böhmen außrotten wolten / hetten auch zu solchem End Jhre Majestät / Keyser Matthiam / doch vuter einem andern Schein vnd Deckmantel dahin beredet / daß er sie also mit Kriegsmacht vberzogen. Deß Graffen von Bucquoy Beginnen / nach seiner Ankunfft in Böhmen. Der Graff von Bucquoy / nachdem er in Böheim ankommen / hat erstlich das Stättlein Teutschen Broda (etwa 13. Meilen von Prag gegen den Mährischen Gräntzen abgelegen) eingenommen. Er hatte sich zwar verlauten lassen / er wolte sich mit Belägerungen der Stätte vnd anderer Oerter nicht lang auffhalten / sondern mit seinem Kriegsvolck stracks auff Prag zu rücken / vnd daselbst auff dem Laurentzenberg eine Festung oder Casteel auffbawen / vmb also darauß die Böhmen zubezwingen: Dann er war zu Wien beredt worden / als wann die Böhmische Stände keine versuchte Soldaten / sondern nur lauter vner fahren Landvolck hetten. Als er aber hernach / da er in Böheim angelangt / das Widerspiel vernommen / vnd jnnen worden / daß die Böhmen nicht allein wolversuchte vnd geübte Soldaten hetten / sondern auch mit einer starcken Armada seiner Ankunfft mit Verlangen erwarteten / hat er sich eines andern bedacht / vnd sich behutsamb in seinem Läger gehalten. Nachdem jhme auch angezeigt worden / was für grosse Grausamkeit mit morden / plündern vnd abbrennen vieler schöner Flecken vnd Dörffer von den Dampierischen / sonderlich den Heyducken an den armen vnschuldigen Vnderthanen verübet würde / hat er solches ernstlich verbotten / vnd Böhmische Stände befestigen die Statt Prag. Anfangs scharpffe Disciplin gehalten. In dessen ist den Böhmischen einer in die Hände kommen / bey deme sie den Abriß gefunden / wie auff dem Lorentzen Berg die Festung solte gebawet werden: Worauff sie solches furzukommen / auff alles gute Achtung gegeben / vnnd vmb der Statt Prag mehrer Versicherung willen hinder der Newstatt Schantzen vnnd Lauffgräben zu machen angeordnet. Böhmische Stäude suchen Hülffe vnd Intercession bey Chur Sachsen / Pfaltz / vnd den Schlesischen Fürsten vnd Ständen. Demnach nun also das Fewer mit aller Macht anfienge zu brennen / vnd die Stände den grossen Jammer / darinn allbereit das Königreich steckte / vor Augen sahen / haben sie sich zwar den Keyserischen / so gut sie geköndt / widersetzt / vnd etliche vnterschiedliche Scharmützel mit jhnen gethan: vnter dessen aber Chur Sachsen / dem Pfaltzgraffen vnd den Schlesischen Fürsten vnd Ständen diesen Einfall zuwissen gethan / deren Intercession vnd Hülffe zu jhrer Defension nochmaln angeruffen / wie auch König Ferdinandum / vnd Ertzhertzogen Maximilian vmb jhre Fürbitt ersucht / vnd dann Jhre Majestät den Keyser selbsten vmb Böhmen ersuchen den Keyser vmb Stillstandt der Waffen / vnd Fortsetzung der gütlichen Tractation. Stillstandt vnd fortsetzung einer gütlichen Tractation durch Schreiben gebeten / nachfolgenden Innhalts: Es würden die jenigen Wort (wegen besorgenden Einfalls deß gemeinen Pöfels in die Clöster / etc.) durch welche er were erzörnet worden / anderst als sie gemeynet / außgelegt: käme jhnen gar beschwerlich für / daß der Graff Dampier in Böheim eingefallen / vnd demselben Iohan-Eusebius Kainus mit etlich Tausendt Mann / vnd Keyserlichen Patenten gefolget seye: da sie doch seine getrewe Vnderthanen seyen vnd verbleiben wolten. Begehrten nichts mehr als den Frieden: derohalben solte er solchen Feindlichen Vberzug einstellen / auch solche Patenten wider sie vnd jhre Soldaten abschaffen: dem gütlichen Vertrag einen Fortgang machen: dann sie jhme / wo sie nur der Religion / vnd deren darzu gehörigen Privilegien versichert seyn köndten / allen Gehorsam erzeigen wolten. Keyser Matthias erbeut sich der Böheimischen Auff dieses Schreiben hat der Keyser den Böheimischen Ständen / den 6. Septembris / eine Antwort vberschicket / dieses nachgesetzten Innhalts: Weil alle seine Trewhertzige Abmahnungen Begehren ein Genügen zuthu[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] / woferrn sie jhr Volck beurlauben würden. vergeblich abgeloffen / vnd die Stände den Anfang an den Kriegsverfassungen gemacht / dardurch seinen getrewen Vnderthanen nicht geringer Schaden zugestanden / als hette er notwendig solchem Vnheil zu wehren / Kriegsvolck in Böheim schicken müssen. Alles Vbels / so hier auß entstünde / weren sie Vrsach. Wann sie aber seine getrewe Vnderthanen seyn wolten / solten sie von jhrem Regiment abstehen / das Kriegsvolck beurlauben / sich zu Ruhe begeben / vnd seinen Edicten statt geben / so wolte er gewisse Personen ernennen / die die Sach vergleichen solten / sich auch auff Königs Ferdinandi / vnd der Churfürsten Intercession also verhalten / daß seine Güte vnd Miltigkeit der gantzen Welt bekandt würde. Er wolte auch kein Feind deß Vatterlands seyn / sondern die Stände bey jhren Privilegien erhalten / vnd die jenigen / denen Vnrecht geschehen / beschützen. Sonsten were seinem Kriegsvolck befohlen / daß sie seinen getrewen Vnderthanen kein Leydt zufügen solten. Die nun durch jhren Vngehorsamb in Vnglück kämen / hetten niemands Als er nun vermerckt / daß er diesem Ort / wegen Graff von Dampier erobert Pilgram. guter Besatzung / nicht leichtlich etwas anhaben köndte / hat er sich auff Pilgram gewendet / die Besatzung / so vom Graffen von Thurn dahin abgeordnet / vnter Wegens vberfallen / vnd theils nidergemacht / theils gefangen / vnd also darauff die Statt in seinen Gewalt gebracht / vnd besetzet. Böhmen werden für Rebellen erklärt. Baldt nach deß Graffen von Dampier Einfall in Böheim / ist ein Keyserlicher Commissarius / Kaan genandt / ankommen / der hat durch offene Patenta / im Namen der Keyserl. Majestät die Böhmische Evangelische Stände / sampt jhren Soldaten für Rebellen erklärt / auch das Schloß vnd Statt Polna eingenommen / die Bürgerschafft / so Evangelisch gewesen / auff das Reyserische machen sich den Böhmen verdächtig / daß sie die Evangelische Religion außzurotten gesinnet. Schloß erfordert / vnd sie allda durch Jesuiten zum Abfall zur Papistischen Religion bedröwlichen anmahnen lassen: sie haben aber alsbald vnerschrocken geantwortet / vnd sich erklärt / viel lieber jhr Leben / als jhre Evangelische Religion zuverlassen. Vnd dieser Proceß ist den Böhmen sehr verdächtig fürkommen / also daß sie gäntzlich darfür gehalten / jhre Widersacher vnnd die böse Rahtgeber am Keyserlichen Hoff giengen einig vnd allein damit vmb / daß sie die Stände vndertrucken / vnd die Evangelische Religion auß Böhmen außrotten wolten / hetten auch zu solchem End Jhre Majestät / Keyser Matthiam / doch vuter einem andern Schein vnd Deckmantel dahin beredet / daß er sie also mit Kriegsmacht vberzogen. Deß Graffen von Bucquoy Beginnen / nach seiner Ankunfft in Böhmen. Der Graff von Bucquoy / nachdem er in Böheim ankommen / hat erstlich das Stättlein Teutschen Broda (etwa 13. Meilen von Prag gegen den Mährischen Gräntzen abgelegen) eingenommen. Er hatte sich zwar verlauten lassen / er wolte sich mit Belägerungen der Stätte vnd anderer Oerter nicht lang auffhalten / sondern mit seinem Kriegsvolck stracks auff Prag zu rücken / vnd daselbst auff dem Laurentzenberg eine Festung oder Casteel auffbawen / vmb also darauß die Böhmen zubezwingen: Dann er war zu Wien beredt worden / als wann die Böhmische Stände keine versuchte Soldaten / sondern nur lauter vner fahren Landvolck hetten. Als er aber hernach / da er in Böheim angelangt / das Widerspiel vernommen / vnd jnnen worden / daß die Böhmen nicht allein wolversuchte vnd geübte Soldaten hetten / sondern auch mit einer starcken Armada seiner Ankunfft mit Verlangen erwarteten / hat er sich eines andern bedacht / vnd sich behutsamb in seinem Läger gehalten. Nachdem jhme auch angezeigt worden / was für grosse Grausamkeit mit mordẽ / plündern vnd abbrennen vieler schöner Flecken vnd Dörffer von den Dampierischen / sonderlich den Heyduckẽ an den armen vnschuldigen Vnderthanen verübet würde / hat er solches ernstlich verbotten / vnd Böhmische Stände befestigen die Statt Prag. Anfangs scharpffe Disciplin gehalten. In dessen ist den Böhmischẽ einer in die Hände kommen / bey deme sie den Abriß gefunden / wie auff dem Lorentzen Berg die Festung solte gebawet werden: Worauff sie solches furzukommen / auff alles gute Achtung gegeben / vnnd vmb der Statt Prag mehrer Versicherung willen hinder der Newstatt Schantzen vnnd Lauffgräben zu machen angeordnet. Böhmische Stäude suchen Hülffe vnd Intercession bey Chur Sachsen / Pfaltz / vnd den Schlesischẽ Fürstẽ vnd Ständen. Demnach nun also das Fewer mit aller Macht anfienge zu brennen / vnd die Stände den grossen Jammer / darinn allbereit das Königreich steckte / vor Augen sahen / haben sie sich zwar den Keyserischen / so gut sie geköndt / widersetzt / vnd etliche vnterschiedliche Scharmützel mit jhnen gethan: vnter dessen aber Chur Sachsen / dem Pfaltzgraffen vnd den Schlesischen Fürsten vnd Ständen diesen Einfall zuwissen gethan / deren Intercession vnd Hülffe zu jhrer Defension nochmaln angeruffen / wie auch König Ferdinandum / vnd Ertzhertzogen Maximilian vmb jhre Fürbitt ersucht / vnd dann Jhre Majestät den Keyser selbsten vmb Böhmen ersuchen den Keyser vmb Stillstandt der Waffen / vnd Fortsetzung der gütlichen Tractation. Stillstandt vnd fortsetzung einer gütlichen Tractation durch Schreiben gebeten / nachfolgenden Innhalts: Es würden die jenigen Wort (wegen besorgenden Einfalls deß gemeinen Pöfels in die Clöster / etc.) durch welche er were erzörnet worden / anderst als sie gemeynet / außgelegt: käme jhnen gar beschwerlich für / daß der Graff Dampier in Böheim eingefallen / vnd demselben Iohan-Eusebius Kainus mit etlich Tausendt Mann / vnd Keyserlichen Patenten gefolget seye: da sie doch seine getrewe Vnderthanen seyen vnd verbleiben wolten. Begehrten nichts mehr als den Frieden: derohalben solte er solchen Feindlichen Vberzug einstellen / auch solche Patenten wider sie vnd jhre Soldaten abschaffen: dem gütlichen Vertrag einen Fortgang machen: dann sie jhme / wo sie nur der Religion / vnd deren darzu gehörigen Privilegien versichert seyn köndten / allen Gehorsam erzeigen wolten. Keyser Matthias erbeut sich der Böheimischen Auff dieses Schreiben hat der Keyser den Böheimischen Ständen / den 6. Septembris / eine Antwort vberschicket / dieses nachgesetzten Innhalts: Weil alle seine Trewhertzige Abmahnungen Begehren ein Genügẽ zuthu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] / woferrn sie jhr Volck beurlauben würden. vergeblich abgeloffen / vnd die Stände den Anfang an den Kriegsverfassungen gemacht / dardurch seinen getrewen Vnderthanen nicht geringer Schaden zugestanden / als hette er notwendig solchem Vnheil zu wehren / Kriegsvolck in Böheim schicken müssen. Alles Vbels / so hier auß entstünde / weren sie Vrsach. Wann sie aber seine getrewe Vnderthanen seyn wolten / solten sie von jhrem Regiment abstehen / das Kriegsvolck beurlauben / sich zu Ruhe begeben / vnd seinen Edicten statt geben / so wolte er gewisse Personen ernennen / die die Sach vergleichen solten / sich auch auff Königs Ferdinandi / vnd der Churfürsten Intercession also verhalten / daß seine Güte vnd Miltigkeit der gantzen Welt bekandt würde. Er wolte auch kein Feind deß Vatterlands seyn / sondern die Stände bey jhren Privilegien erhalten / vnd die jenigen / denen Vnrecht geschehen / beschützen. Sonsten were seinem Kriegsvolck befohlen / daß sie seinen getrewen Vnderthanen kein Leydt zufügen solten. 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Vnd dieser Proceß ist den Böhmen sehr verdächtig fürkommen / also daß sie gäntzlich darfür gehalten / jhre Widersacher vnnd die böse Rahtgeber am Keyserlichen Hoff giengen einig vnd allein damit vmb / daß sie die Stände vndertrucken / vnd die Evangelische Religion auß Böhmen außrotten wolten / hetten auch zu solchem End Jhre Majestät / Keyser Matthiam / doch vuter einem andern Schein vnd Deckmantel dahin beredet / daß er sie also mit Kriegsmacht vberzogen.</p> <p><note place="left">Deß Graffen von Bucquoy Beginnen / nach seiner Ankunfft in Böhmen.</note> Der Graff von Bucquoy / nachdem er in Böheim ankommen / hat erstlich das Stättlein Teutschen Broda (etwa 13. Meilen von Prag gegen den Mährischen Gräntzen abgelegen) eingenommen. Er hatte sich zwar verlauten lassen / er wolte sich mit Belägerungen der Stätte vnd anderer Oerter nicht lang auffhalten / sondern mit seinem Kriegsvolck stracks auff Prag zu rücken / vnd daselbst auff dem Laurentzenberg eine Festung oder Casteel auffbawen / vmb also darauß die Böhmen zubezwingen: Dann er war zu Wien beredt worden / als wann die Böhmische Stände keine versuchte Soldaten / sondern nur lauter vner fahren Landvolck hetten. Als er aber hernach / da er in Böheim angelangt / das Widerspiel vernommen / vnd jnnen worden / daß die Böhmen nicht allein wolversuchte vnd geübte Soldaten hetten / sondern auch mit einer starcken Armada seiner Ankunfft mit Verlangen erwarteten / hat er sich eines andern bedacht / vnd sich behutsamb in seinem Läger gehalten.</p> <p>Nachdem jhme auch angezeigt worden / was für grosse Grausamkeit mit mordẽ / plündern vnd abbrennen vieler schöner Flecken vnd Dörffer von den Dampierischen / sonderlich den Heyduckẽ an den armen vnschuldigen Vnderthanen verübet würde / hat er solches ernstlich verbotten / vnd <note place="left">Böhmische Stände befestigen die Statt Prag.</note> Anfangs scharpffe Disciplin gehalten.</p> <p>In dessen ist den Böhmischẽ einer in die Hände kommen / bey deme sie den Abriß gefunden / wie auff dem Lorentzen Berg die Festung solte gebawet werden: Worauff sie solches furzukommen / auff alles gute Achtung gegeben / vnnd vmb der Statt Prag mehrer Versicherung willen hinder der Newstatt Schantzen vnnd Lauffgräben zu machen angeordnet.</p> <p><note place="right">Böhmische Stäude suchen Hülffe vnd Intercession bey Chur Sachsen / Pfaltz / vnd den Schlesischẽ Fürstẽ vnd Ständen.</note> Demnach nun also das Fewer mit aller Macht anfienge zu brennen / vnd die Stände den grossen Jammer / darinn allbereit das Königreich steckte / vor Augen sahen / haben sie sich zwar den Keyserischen / so gut sie geköndt / widersetzt / vnd etliche vnterschiedliche Scharmützel mit jhnen gethan: vnter dessen aber Chur Sachsen / dem Pfaltzgraffen vnd den Schlesischen Fürsten vnd Ständen diesen Einfall zuwissen gethan / deren Intercession vnd Hülffe zu jhrer Defension nochmaln angeruffen / wie auch König Ferdinandum / vnd Ertzhertzogen Maximilian vmb jhre Fürbitt ersucht / vnd dann Jhre Majestät den Keyser selbsten vmb <note place="right">Böhmen ersuchen den Keyser vmb Stillstandt der Waffen / vnd Fortsetzung der gütlichen Tractation.</note> Stillstandt vnd fortsetzung einer gütlichen Tractation durch Schreiben gebeten / nachfolgenden Innhalts: Es würden die jenigen Wort (wegen besorgenden Einfalls deß gemeinen Pöfels in die Clöster / etc.) durch welche er were erzörnet worden / anderst als sie gemeynet / außgelegt: käme jhnen gar beschwerlich für / daß der Graff Dampier in Böheim eingefallen / vnd demselben Iohan-Eusebius Kainus mit etlich Tausendt Mann / vnd Keyserlichen Patenten gefolget seye: da sie doch seine getrewe Vnderthanen seyen vnd verbleiben wolten. Begehrten nichts mehr als den Frieden: derohalben solte er solchen Feindlichen Vberzug einstellen / auch solche Patenten wider sie vnd jhre Soldaten abschaffen: dem gütlichen Vertrag einen Fortgang machen: dann sie jhme / wo sie nur der Religion / vnd deren darzu gehörigen Privilegien versichert seyn köndten / allen Gehorsam erzeigen wolten.</p> <p><note place="right">Keyser Matthias erbeut sich der Böheimischen</note> Auff dieses Schreiben hat der Keyser den Böheimischen Ständen / den 6. 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Er wolte auch kein Feind deß Vatterlands seyn / sondern die Stände bey jhren Privilegien erhalten / vnd die jenigen / denen Vnrecht geschehen / beschützen. Sonsten were seinem Kriegsvolck befohlen / daß sie seinen getrewen Vnderthanen kein Leydt zufügen solten. Die nun durch jhren Vngehorsamb in Vnglück kämen / hetten niemands </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0107]
Als er nun vermerckt / daß er diesem Ort / wegen guter Besatzung / nicht leichtlich etwas anhaben köndte / hat er sich auff Pilgram gewendet / die Besatzung / so vom Graffen von Thurn dahin abgeordnet / vnter Wegens vberfallen / vnd theils nidergemacht / theils gefangen / vnd also darauff die Statt in seinen Gewalt gebracht / vnd besetzet.
Graff von Dampier erobert Pilgram. Baldt nach deß Graffen von Dampier Einfall in Böheim / ist ein Keyserlicher Commissarius / Kaan genandt / ankommen / der hat durch offene Patenta / im Namen der Keyserl. Majestät die Böhmische Evangelische Stände / sampt jhren Soldaten für Rebellen erklärt / auch das Schloß vnd Statt Polna eingenommen / die Bürgerschafft / so Evangelisch gewesen / auff das Schloß erfordert / vnd sie allda durch Jesuiten zum Abfall zur Papistischen Religion bedröwlichen anmahnen lassen: sie haben aber alsbald vnerschrocken geantwortet / vnd sich erklärt / viel lieber jhr Leben / als jhre Evangelische Religion zuverlassen. Vnd dieser Proceß ist den Böhmen sehr verdächtig fürkommen / also daß sie gäntzlich darfür gehalten / jhre Widersacher vnnd die böse Rahtgeber am Keyserlichen Hoff giengen einig vnd allein damit vmb / daß sie die Stände vndertrucken / vnd die Evangelische Religion auß Böhmen außrotten wolten / hetten auch zu solchem End Jhre Majestät / Keyser Matthiam / doch vuter einem andern Schein vnd Deckmantel dahin beredet / daß er sie also mit Kriegsmacht vberzogen.
Böhmen werden für Rebellen erklärt.
Reyserische machen sich den Böhmen verdächtig / daß sie die Evangelische Religion außzurotten gesinnet. Der Graff von Bucquoy / nachdem er in Böheim ankommen / hat erstlich das Stättlein Teutschen Broda (etwa 13. Meilen von Prag gegen den Mährischen Gräntzen abgelegen) eingenommen. Er hatte sich zwar verlauten lassen / er wolte sich mit Belägerungen der Stätte vnd anderer Oerter nicht lang auffhalten / sondern mit seinem Kriegsvolck stracks auff Prag zu rücken / vnd daselbst auff dem Laurentzenberg eine Festung oder Casteel auffbawen / vmb also darauß die Böhmen zubezwingen: Dann er war zu Wien beredt worden / als wann die Böhmische Stände keine versuchte Soldaten / sondern nur lauter vner fahren Landvolck hetten. Als er aber hernach / da er in Böheim angelangt / das Widerspiel vernommen / vnd jnnen worden / daß die Böhmen nicht allein wolversuchte vnd geübte Soldaten hetten / sondern auch mit einer starcken Armada seiner Ankunfft mit Verlangen erwarteten / hat er sich eines andern bedacht / vnd sich behutsamb in seinem Läger gehalten.
Deß Graffen von Bucquoy Beginnen / nach seiner Ankunfft in Böhmen. Nachdem jhme auch angezeigt worden / was für grosse Grausamkeit mit mordẽ / plündern vnd abbrennen vieler schöner Flecken vnd Dörffer von den Dampierischen / sonderlich den Heyduckẽ an den armen vnschuldigen Vnderthanen verübet würde / hat er solches ernstlich verbotten / vnd Anfangs scharpffe Disciplin gehalten.
Böhmische Stände befestigen die Statt Prag. In dessen ist den Böhmischẽ einer in die Hände kommen / bey deme sie den Abriß gefunden / wie auff dem Lorentzen Berg die Festung solte gebawet werden: Worauff sie solches furzukommen / auff alles gute Achtung gegeben / vnnd vmb der Statt Prag mehrer Versicherung willen hinder der Newstatt Schantzen vnnd Lauffgräben zu machen angeordnet.
Demnach nun also das Fewer mit aller Macht anfienge zu brennen / vnd die Stände den grossen Jammer / darinn allbereit das Königreich steckte / vor Augen sahen / haben sie sich zwar den Keyserischen / so gut sie geköndt / widersetzt / vnd etliche vnterschiedliche Scharmützel mit jhnen gethan: vnter dessen aber Chur Sachsen / dem Pfaltzgraffen vnd den Schlesischen Fürsten vnd Ständen diesen Einfall zuwissen gethan / deren Intercession vnd Hülffe zu jhrer Defension nochmaln angeruffen / wie auch König Ferdinandum / vnd Ertzhertzogen Maximilian vmb jhre Fürbitt ersucht / vnd dann Jhre Majestät den Keyser selbsten vmb Stillstandt vnd fortsetzung einer gütlichen Tractation durch Schreiben gebeten / nachfolgenden Innhalts: Es würden die jenigen Wort (wegen besorgenden Einfalls deß gemeinen Pöfels in die Clöster / etc.) durch welche er were erzörnet worden / anderst als sie gemeynet / außgelegt: käme jhnen gar beschwerlich für / daß der Graff Dampier in Böheim eingefallen / vnd demselben Iohan-Eusebius Kainus mit etlich Tausendt Mann / vnd Keyserlichen Patenten gefolget seye: da sie doch seine getrewe Vnderthanen seyen vnd verbleiben wolten. Begehrten nichts mehr als den Frieden: derohalben solte er solchen Feindlichen Vberzug einstellen / auch solche Patenten wider sie vnd jhre Soldaten abschaffen: dem gütlichen Vertrag einen Fortgang machen: dann sie jhme / wo sie nur der Religion / vnd deren darzu gehörigen Privilegien versichert seyn köndten / allen Gehorsam erzeigen wolten.
Böhmische Stäude suchen Hülffe vnd Intercession bey Chur Sachsen / Pfaltz / vnd den Schlesischẽ Fürstẽ vnd Ständen.
Böhmen ersuchen den Keyser vmb Stillstandt der Waffen / vnd Fortsetzung der gütlichen Tractation. Auff dieses Schreiben hat der Keyser den Böheimischen Ständen / den 6. Septembris / eine Antwort vberschicket / dieses nachgesetzten Innhalts: Weil alle seine Trewhertzige Abmahnungen vergeblich abgeloffen / vnd die Stände den Anfang an den Kriegsverfassungen gemacht / dardurch seinen getrewen Vnderthanen nicht geringer Schaden zugestanden / als hette er notwendig solchem Vnheil zu wehren / Kriegsvolck in Böheim schicken müssen. Alles Vbels / so hier auß entstünde / weren sie Vrsach. Wann sie aber seine getrewe Vnderthanen seyn wolten / solten sie von jhrem Regiment abstehen / das Kriegsvolck beurlauben / sich zu Ruhe begeben / vnd seinen Edicten statt geben / so wolte er gewisse Personen ernennen / die die Sach vergleichen solten / sich auch auff Königs Ferdinandi / vnd der Churfürsten Intercession also verhalten / daß seine Güte vnd Miltigkeit der gantzen Welt bekandt würde. Er wolte auch kein Feind deß Vatterlands seyn / sondern die Stände bey jhren Privilegien erhalten / vnd die jenigen / denen Vnrecht geschehen / beschützen. Sonsten were seinem Kriegsvolck befohlen / daß sie seinen getrewen Vnderthanen kein Leydt zufügen solten. Die nun durch jhren Vngehorsamb in Vnglück kämen / hetten niemands
Keyser Matthias erbeut sich der Böheimischen
Begehren ein Genügẽ zuthu_ / woferrn sie jhr Volck beurlauben würden.
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