Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.in Ofen in das fewer geworffen / vnnd damit es desto eher zu aschen verbrennen möchte / mehr Holtz eingebrochen. Vber ein stund hernach als die Wirthin / welche zwey Hüner am spiß gebraten / kohlen auß dem Ofen schöpffen will / ziehet sie gedachtes Paradißgärtlein vnder den glüendenkohlen mit her für / welches am Gebändt / Papier vnd grünen Bendlen noch vnversehret war. Als nun solches dem Lieutenant angezeiget worden / hat er solches vmb sein Heil noch einmal daran zu versuchen / mit gewalt wider haben wollen: aber es ward also bald nach Giessen zum Hauptman geschickt / vnd nachmals von dannen vom Landgraff Philipsen nacher Butzbach abgefordet. Wunderliche Art von Insecten / so sich in Ober Vngarn vnd Siebenbürgen erzeiget In diesem Monat haben sich in ober Vngarn vnd Siebenbürgen ein grosse menge von einer vnbekanten art Insecten / in gestalt kleiner Eichhörnlein mit vier flügeln erzeiget / welche so dick geflogen / daß sie die Lufft verfinstert haben / vmb Zips vnd Leutsch den Erdboden auff ein Meylwegs bedeckt / vnd als sie sich wieder erhaben / jren flug gegen Polen genommen / so wunder seltzam zu sehen gewesen. Diese Insecten / so ein böß / fressend vnd ätzend thierlein / den Feld gewächsen sehr schädlich / sollen sehr in Egypten gefunden / vnd von den Italiänern Caballetti genennet werden / wo sie in ein Land einfallen / helt man es für ein böß Omen / darauff viel vbels erfolgen soll. Erdbidem in Italia. In dem Monat Martio ist in der Statt Argenta 12. welscher meilen von Ferrara / ein schröckliches Erdbidem entstanden / dadurch 130. häuser / die Kirchen S. Francisci, Dominici vnd Nicolai mit einem stattlichen thurn vnd 7. thor eingefallen / die vbrigen Häuser vnnd Erden hat es dermassen zerrissen / daß vber 50. Klüfften zu sehen gewesen / darauß Wasser vnd ein grosser gestanck gangen. Es sind dabey in 25. Persohnen todt geblieben vnd viel beschädiget worden. Selbiger zeit ist auß dem Gebirg Cassadora gegen Italien zu ein grosse Schneelehne herab gebrochen / vnnd ein gantzes Dorff mit inn 300. Menschen vberfallen vnd ersteckt. Den 12. May sind von den Innwohnern zu Wunderzeichen im Fürstenthumb Anhalt. Ginßleben im Fürstenthumb Anhalt von 6. biß vmb 8. vhren / nachfolgende Wunderzeichen gesehen worden: Erstlich ist auß einer wolcken ein Cornet oder Fendrich / in einem rothen Vngarischen Rock gangen / dem sind gefolget etlich ansehenliche Männer in langen rothen Vngarischen Röcken / einer dem andern die arm vmm den Halß geschlagen: Dann ein Wagen mit 2. braunen pferden: Ferners ein wagen mit 4. grawen Pferden / beyde mit rothem Gewandt vberzogen / darauffviel Volcks zu Roß vnd Fuß eylend auß den Wolcken getrungen / wie ein Bienschwarm auß einem Bienstock / alle in ordnung inn rother Vngarischer Kleydung mit Vngarischen Hüten / vnnd fornen Federn auff der Stirn. Darauff ein ansehenlicher Mann allein auff einem Apffel grawen Roß / in einem langen rothen Rock mit blossem Sebel in der rechten Hand / gleich zuhawend das Volck forgetrieben. Folgends ist ein Camel neben einem Adler garlangsam / mit nieder geschlagenem Kopff gangen. Nach einer halben viertel stund ist ein anders Herr von viel Reutern vnnd Fußvolck / neben vielen Wägen / mit grossen breiten hüten / blawen Federn / blawen Feldzeichen / blawen Hosenbändern vnd dicken weissen Krägen gefolget. In mitten dieses Heers hat sich ein Mann erzeiget / in der rechten Hand ein helles rothes Creutz inn eines Mannes läng haltend / davor einer mit auffgehabenen Händen betend gestanden. Diese beyde mit dem Creutz sind von dem folgenden Kriegsvolck plötzlich vndertruckt worden. Diß gantze Heer / wie nach einander gemeldet / ist in der Ordnung von Alßleben nach Hirschleben zu gezogen / so nahend / dz man es gleichsam mit einem Bogenschuß hette erreichen können / vnd hat sich von dem Orth nach Sanderßleben gewendet / sich zimlich hoch inn die lufft erhaben / mit rothen Wolcken zusammen gezogen / vnnd dermassen sich vberworffen / daß man deutlich Mann vber Mann / vnnd Roß vber Roß springen sehen können / biß es entlich mit grossen schrecken vnnd zittern deß zusehenden Landvolcks verschwunden. Darauff sind auff den H. Pfingstag / in obgedachter Refier in der Lufft 2. Pferd / darauff zwen gantze fewrige Männer gesessen / der eine mit der rechten Hand ein ledig Pferd an einem zügel neben sich führend / gesehen worden. Wunder in Böhmen vnd Schlesien. Den 26. Decembris vor Mittag zwischen 10. vnnd 11. Vhren hat man in Böhmen gesehen / daß sich die Sonn inn vnderschiedenliche Farben verwandelt / endlich sind auß derselben fewrige Kugeln / vnnd theils wider gegen derselben gefahren / wie ein dampff in der lufft vergangen / vnnd scheinbarlich wie Racketen sich herab gelassen. Noch mit einer schröcklichen Geschicht / darauß Vnbarmhertzigkeit der Geitzhälß. der Geitzhäls vnnd Korn Juden vnbarmhertzigkeit gegen jhren neben Menschen zu sehen / wollen wir dieses Jahr beschliessen. Zu Nordhausen kame ein armer Mann zu einem Reichen / dem er sonsten vmbs Taglohn gearbeitet / klagte jhm seine Noth / wie er wegen der thewrung inn grossem mangel steckete / vnd bat jhn / daß er ihm mit einem scheffel Korn außhelffen wolte. Der Reich aber schlegt jhm ab / jener bittet ferner vmm einen oder zwen Laib Brodt / das versaget er jhm auch / verlaugnet darzu er habe weder Getreydt noch Brodt im Hauß zum vorrath: Darüber der Arme betrübt nach hauß zu seinen hungerigen Weib vnd Kindern gangen. Als nun hierauff der Reich zu Nacht essen wollen / vnd ein Brott auffschnitte / hat sich innwendig Blut sehen lassen / wie auch dergleichen geschehen mit dem zweiten / dritten / vierdten vnnd mehren / so er auff geschnitten. Darüber er hefftig erschrocken / vnnd daß er sich so hart gegen dem Taglöhner erzeiget / berewet / auch alsbald die auffgeschnittene Laib demselben zu geschickt / da ist das Blut verschwunden / vnd nicht mehr vermercket worden. in Ofen in das fewer geworffen / vnnd damit es desto eher zu aschen verbrennen möchte / mehr Holtz eingebrochen. Vber ein stund hernach als die Wirthin / welche zwey Hüner am spiß gebraten / kohlen auß dem Ofen schöpffen will / ziehet sie gedachtes Paradißgärtlein vnder den glüendenkohlen mit her für / welches am Gebändt / Papier vnd grünen Bendlen noch vnversehret war. Als nun solches dem Lieutenant angezeiget worden / hat er solches vmb sein Heil noch einmal daran zu versuchen / mit gewalt wider habẽ wollen: aber es ward also bald nach Giessen zum Hauptman geschickt / vnd nachmals von dannen vom Landgraff Philipsen nacher Butzbach abgefordet. Wunderliche Art von Insectẽ / so sich in Ober Vngarn vñ Siebenbürgen erzeiget In diesem Monat haben sich in ober Vngarn vnd Siebenbürgen ein grosse menge von einer vnbekanten art Insecten / in gestalt kleiner Eichhörnlein mit vier flügeln erzeiget / welche so dick geflogen / daß sie die Lufft verfinstert haben / vmb Zips vnd Leutsch den Erdboden auff ein Meylwegs bedeckt / vnd als sie sich wieder erhaben / jren flug gegen Polen genommen / so wunder seltzam zu sehen gewesen. Diese Insecten / so ein böß / fressend vnd ätzend thierlein / den Feld gewächsen sehr schädlich / sollen sehr in Egypten gefunden / vnd von den Italiänern Caballetti geneñet werden / wo sie in ein Land einfallen / helt man es für ein böß Omen / darauff viel vbels erfolgen soll. Erdbidem in Italia. In dem Monat Martio ist in der Statt Argenta 12. welscher meilẽ von Ferrara / ein schröckliches Erdbidem entstanden / dadurch 130. häuser / die Kirchen S. Francisci, Dominici vnd Nicolai mit einem stattlichen thurn vnd 7. thor eingefallen / die vbrigen Häuser vnnd Erden hat es dermassen zerrissen / daß vber 50. Klüfften zu sehen gewesen / darauß Wasser vnd ein grosser gestanck gangen. Es sind dabey in 25. Persohnen todt geblieben vnd viel beschädiget worden. Selbiger zeit ist auß dem Gebirg Cassadora gegen Italien zu ein grosse Schneelehne herab gebrochen / vnnd ein gantzes Dorff mit inn 300. Menschen vberfallen vnd ersteckt. Den 12. May sind von den Innwohnern zu Wunderzeichen im Fürstenthumb Anhalt. Ginßleben im Fürstenthumb Anhalt von 6. biß vmb 8. vhren / nachfolgende Wunderzeichen gesehen worden: Erstlich ist auß einer wolcken ein Cornet oder Fendrich / in einem rothen Vngarischen Rock gangen / dem sind gefolget etlich ansehenliche Männer in langen rothen Vngarischen Röckẽ / einer dem andern die arm vm̃ den Halß geschlagen: Dann ein Wagen mit 2. braunen pferden: Ferners ein wagen mit 4. grawen Pferden / beyde mit rothem Gewandt vberzogen / darauffviel Volcks zu Roß vnd Fuß eylend auß den Wolcken getrungen / wie ein Bienschwarm auß einem Bienstock / alle in ordnung inn rother Vngarischer Kleydung mit Vngarischen Hüten / vnnd fornen Federn auff der Stirn. Darauff ein ansehenlicher Mann allein auff einem Apffel grawen Roß / in einem langẽ rothen Rock mit blossem Sebel in der rechten Hand / gleich zuhawend das Volck forgetrieben. Folgends ist ein Camel neben einem Adler garlangsam / mit nieder geschlagenem Kopff gangen. Nach einer halben viertel stund ist ein anders Herr von viel Reutern vnnd Fußvolck / neben vielen Wägen / mit grossen breiten hüten / blawen Federn / blawẽ Feldzeichen / blawen Hosenbändern vnd dicken weissen Krägen gefolget. In mitten dieses Heers hat sich ein Mann erzeiget / in der rechten Hand ein helles rothes Creutz inn eines Mannes läng haltend / davor einer mit auffgehabenen Händen betend gestanden. Diese beyde mit dem Creutz sind von dem folgenden Kriegsvolck plötzlich vndertruckt worden. Diß gantze Heer / wie nach einander gemeldet / ist in der Ordnung von Alßleben nach Hirschleben zu gezogen / so nahend / dz man es gleichsam mit einem Bogenschuß hette erreichen können / vnd hat sich von dem Orth nach Sanderßlebẽ gewendet / sich zimlich hoch inn die lufft erhaben / mit rothen Wolcken zusammen gezogen / vnnd dermassen sich vberworffen / daß man deutlich Mann vber Mann / vnnd Roß vber Roß springen sehen können / biß es entlich mit grossẽ schrecken vnnd zittern deß zusehenden Landvolcks verschwunden. Darauff sind auff den H. Pfingstag / in obgedachter Refier in der Lufft 2. Pferd / darauff zwen gantze fewrige Männer gesessen / der eine mit der rechten Hand ein ledig Pferd an einem zügel neben sich führend / gesehen worden. Wunder in Böhmen vnd Schlesien. Den 26. Decembris vor Mittag zwischen 10. vnnd 11. Vhren hat man in Böhmen gesehen / daß sich die Sonn inn vnderschiedenliche Farben verwandelt / endlich sind auß derselben fewrige Kugeln / vnnd theils wider gegen derselben gefahren / wie ein dampff in der lufft vergangen / vnnd scheinbarlich wie Racketen sich herab gelassen. Noch mit einer schröcklichen Geschicht / darauß Vnbarmhertzigkeit der Geitzhälß. der Geitzhäls vnnd Korn Juden vnbarmhertzigkeit gegen jhren neben Menschen zu sehen / wollen wir dieses Jahr beschliessen. Zu Nordhausen kame ein armer Mann zu einem Reichẽ / dem er sonsten vmbs Taglohn gearbeitet / klagte jhm seine Noth / wie er wegen der thewrung inn grossem mangel steckete / vnd bat jhn / daß er ihm mit einem scheffel Korn außhelffen wolte. Der Reich aber schlegt jhm ab / jener bittet ferner vm̃ einen oder zwen Laib Brodt / das versaget er jhm auch / verlaugnet darzu er habe weder Getreydt noch Brodt im Hauß zum vorrath: Darüber der Arme betrübt nach hauß zu seinen hungerigen Weib vnd Kindern gangẽ. Als nun hierauff der Reich zu Nacht essen wollen / vnd ein Brott auffschnitte / hat sich innwendig Blut sehen lassen / wie auch dergleichen geschehen mit dem zweiten / dritten / vierdten vnnd mehren / so er auff geschnitten. Darüber er hefftig erschrocken / vnnd daß er sich so hart gegen dem Taglöhner erzeiget / berewet / auch alsbald die auffgeschnittene Laib demselben zu geschickt / da ist das Blut verschwunden / vnd nicht mehr vermercket worden. <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f1065" n="952"/> in Ofen in das fewer geworffen / vnnd damit es desto eher zu aschen verbrennen möchte / mehr Holtz eingebrochen. Vber ein stund hernach als die Wirthin / welche zwey Hüner am spiß gebraten / kohlen auß dem Ofen schöpffen will / ziehet sie gedachtes Paradißgärtlein vnder den glüendenkohlen mit her für / welches am Gebändt / Papier vnd grünen Bendlen noch vnversehret war. Als nun solches dem Lieutenant angezeiget worden / hat er solches vmb sein Heil noch einmal daran zu versuchen / mit gewalt wider habẽ wollen: aber es ward also bald nach Giessen zum Hauptman geschickt / vnd nachmals von dannen vom Landgraff Philipsen nacher Butzbach abgefordet.</p> <p><note place="left">Wunderliche Art von Insectẽ / so sich in Ober Vngarn vñ Siebenbürgen erzeiget</note> In diesem Monat haben sich in ober Vngarn vnd Siebenbürgen ein grosse menge von einer vnbekanten art Insecten / in gestalt kleiner Eichhörnlein mit vier flügeln erzeiget / welche so dick geflogen / daß sie die Lufft verfinstert haben / vmb Zips vnd Leutsch den Erdboden auff ein Meylwegs bedeckt / vnd als sie sich wieder erhaben / jren flug gegen Polen genommen / so wunder seltzam zu sehen gewesen. Diese Insecten / so ein böß / fressend vnd ätzend thierlein / den Feld gewächsen sehr schädlich / sollen sehr in Egypten gefunden / vnd von den Italiänern Caballetti geneñet werden / wo sie in ein Land einfallen / helt man es für ein böß Omen / darauff viel vbels erfolgen soll.</p> <p><note place="left">Erdbidem in Italia.</note> In dem Monat Martio ist in der Statt Argenta 12. welscher meilẽ von Ferrara / ein schröckliches Erdbidem entstanden / dadurch 130. häuser / die Kirchen S. Francisci, Dominici vnd Nicolai mit einem stattlichen thurn vnd 7. thor eingefallen / die vbrigen Häuser vnnd Erden hat es dermassen zerrissen / daß vber 50. Klüfften zu sehen gewesen / darauß Wasser vnd ein grosser gestanck gangen. Es sind dabey in 25. Persohnen todt geblieben vnd viel beschädiget worden.</p> <p>Selbiger zeit ist auß dem Gebirg Cassadora gegen Italien zu ein grosse Schneelehne herab gebrochen / vnnd ein gantzes Dorff mit inn 300. Menschen vberfallen vnd ersteckt.</p> <p>Den 12. May sind von den Innwohnern zu <note place="left">Wunderzeichen im Fürstenthumb Anhalt.</note> Ginßleben im Fürstenthumb Anhalt von 6. biß vmb 8. vhren / nachfolgende Wunderzeichen gesehen worden:</p> <p>Erstlich ist auß einer wolcken ein Cornet oder Fendrich / in einem rothen Vngarischen Rock gangen / dem sind gefolget etlich ansehenliche Männer in langen rothen Vngarischen Röckẽ / einer dem andern die arm vm̃ den Halß geschlagen: Dann ein Wagen mit 2. braunen pferden: Ferners ein wagen mit 4. grawen Pferden / beyde mit rothem Gewandt vberzogen / darauffviel Volcks zu Roß vnd Fuß eylend auß den Wolcken getrungen / wie ein Bienschwarm auß einem Bienstock / alle in ordnung inn rother Vngarischer Kleydung mit Vngarischen Hüten / vnnd fornen Federn auff der Stirn. Darauff ein ansehenlicher Mann allein auff einem Apffel grawen Roß / in einem langẽ rothen Rock mit blossem Sebel in der rechten Hand / gleich zuhawend das Volck forgetrieben. Folgends ist ein Camel neben einem Adler garlangsam / mit nieder geschlagenem Kopff gangen. Nach einer halben viertel stund ist ein anders Herr von viel Reutern vnnd Fußvolck / neben vielen Wägen / mit grossen breiten hüten / blawen Federn / blawẽ Feldzeichen / blawen Hosenbändern vnd dicken weissen Krägen gefolget. In mitten dieses Heers hat sich ein Mann erzeiget / in der rechten Hand ein helles rothes Creutz inn eines Mannes läng haltend / davor einer mit auffgehabenen Händen betend gestanden. Diese beyde mit dem Creutz sind von dem folgenden Kriegsvolck plötzlich vndertruckt worden.</p> <p>Diß gantze Heer / wie nach einander gemeldet / ist in der Ordnung von Alßleben nach Hirschleben zu gezogen / so nahend / dz man es gleichsam mit einem Bogenschuß hette erreichen können / vnd hat sich von dem Orth nach Sanderßlebẽ gewendet / sich zimlich hoch inn die lufft erhaben / mit rothen Wolcken zusammen gezogen / vnnd dermassen sich vberworffen / daß man deutlich Mann vber Mann / vnnd Roß vber Roß springen sehen können / biß es entlich mit grossẽ schrecken vnnd zittern deß zusehenden Landvolcks verschwunden.</p> <p>Darauff sind auff den H. Pfingstag / in obgedachter Refier in der Lufft 2. Pferd / darauff zwen gantze fewrige Männer gesessen / der eine mit der rechten Hand ein ledig Pferd an einem zügel neben sich führend / gesehen worden.</p> <p><note place="right">Wunder in Böhmen vnd Schlesien.</note> Den 26. Decembris vor Mittag zwischen 10. vnnd 11. Vhren hat man in Böhmen gesehen / daß sich die Sonn inn vnderschiedenliche Farben verwandelt / endlich sind auß derselben fewrige Kugeln / vnnd theils wider gegen derselben gefahren / wie ein dampff in der lufft vergangen / vnnd scheinbarlich wie Racketen sich herab gelassen.</p> <p>Noch mit einer schröcklichen Geschicht / darauß <note place="right">Vnbarmhertzigkeit der Geitzhälß.</note> der Geitzhäls vnnd Korn Juden vnbarmhertzigkeit gegen jhren neben Menschen zu sehen / wollen wir dieses Jahr beschliessen. Zu Nordhausen kame ein armer Mann zu einem Reichẽ / dem er sonsten vmbs Taglohn gearbeitet / klagte jhm seine Noth / wie er wegen der thewrung inn grossem mangel steckete / vnd bat jhn / daß er ihm mit einem scheffel Korn außhelffen wolte. Der Reich aber schlegt jhm ab / jener bittet ferner vm̃ einen oder zwen Laib Brodt / das versaget er jhm auch / verlaugnet darzu er habe weder Getreydt noch Brodt im Hauß zum vorrath: Darüber der Arme betrübt nach hauß zu seinen hungerigen Weib vnd Kindern gangẽ. Als nun hierauff der Reich zu Nacht essen wollen / vnd ein Brott auffschnitte / hat sich innwendig Blut sehen lassen / wie auch dergleichen geschehen mit dem zweiten / dritten / vierdten vnnd mehren / so er auff geschnitten. Darüber er hefftig erschrocken / vnnd daß er sich so hart gegen dem Taglöhner erzeiget / berewet / auch alsbald die auffgeschnittene Laib demselben zu geschickt / da ist das Blut verschwunden / vnd nicht mehr vermercket worden.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [952/1065]
in Ofen in das fewer geworffen / vnnd damit es desto eher zu aschen verbrennen möchte / mehr Holtz eingebrochen. Vber ein stund hernach als die Wirthin / welche zwey Hüner am spiß gebraten / kohlen auß dem Ofen schöpffen will / ziehet sie gedachtes Paradißgärtlein vnder den glüendenkohlen mit her für / welches am Gebändt / Papier vnd grünen Bendlen noch vnversehret war. Als nun solches dem Lieutenant angezeiget worden / hat er solches vmb sein Heil noch einmal daran zu versuchen / mit gewalt wider habẽ wollen: aber es ward also bald nach Giessen zum Hauptman geschickt / vnd nachmals von dannen vom Landgraff Philipsen nacher Butzbach abgefordet.
In diesem Monat haben sich in ober Vngarn vnd Siebenbürgen ein grosse menge von einer vnbekanten art Insecten / in gestalt kleiner Eichhörnlein mit vier flügeln erzeiget / welche so dick geflogen / daß sie die Lufft verfinstert haben / vmb Zips vnd Leutsch den Erdboden auff ein Meylwegs bedeckt / vnd als sie sich wieder erhaben / jren flug gegen Polen genommen / so wunder seltzam zu sehen gewesen. Diese Insecten / so ein böß / fressend vnd ätzend thierlein / den Feld gewächsen sehr schädlich / sollen sehr in Egypten gefunden / vnd von den Italiänern Caballetti geneñet werden / wo sie in ein Land einfallen / helt man es für ein böß Omen / darauff viel vbels erfolgen soll.
Wunderliche Art von Insectẽ / so sich in Ober Vngarn vñ Siebenbürgen erzeiget In dem Monat Martio ist in der Statt Argenta 12. welscher meilẽ von Ferrara / ein schröckliches Erdbidem entstanden / dadurch 130. häuser / die Kirchen S. Francisci, Dominici vnd Nicolai mit einem stattlichen thurn vnd 7. thor eingefallen / die vbrigen Häuser vnnd Erden hat es dermassen zerrissen / daß vber 50. Klüfften zu sehen gewesen / darauß Wasser vnd ein grosser gestanck gangen. Es sind dabey in 25. Persohnen todt geblieben vnd viel beschädiget worden.
Erdbidem in Italia. Selbiger zeit ist auß dem Gebirg Cassadora gegen Italien zu ein grosse Schneelehne herab gebrochen / vnnd ein gantzes Dorff mit inn 300. Menschen vberfallen vnd ersteckt.
Den 12. May sind von den Innwohnern zu Ginßleben im Fürstenthumb Anhalt von 6. biß vmb 8. vhren / nachfolgende Wunderzeichen gesehen worden:
Wunderzeichen im Fürstenthumb Anhalt. Erstlich ist auß einer wolcken ein Cornet oder Fendrich / in einem rothen Vngarischen Rock gangen / dem sind gefolget etlich ansehenliche Männer in langen rothen Vngarischen Röckẽ / einer dem andern die arm vm̃ den Halß geschlagen: Dann ein Wagen mit 2. braunen pferden: Ferners ein wagen mit 4. grawen Pferden / beyde mit rothem Gewandt vberzogen / darauffviel Volcks zu Roß vnd Fuß eylend auß den Wolcken getrungen / wie ein Bienschwarm auß einem Bienstock / alle in ordnung inn rother Vngarischer Kleydung mit Vngarischen Hüten / vnnd fornen Federn auff der Stirn. Darauff ein ansehenlicher Mann allein auff einem Apffel grawen Roß / in einem langẽ rothen Rock mit blossem Sebel in der rechten Hand / gleich zuhawend das Volck forgetrieben. Folgends ist ein Camel neben einem Adler garlangsam / mit nieder geschlagenem Kopff gangen. Nach einer halben viertel stund ist ein anders Herr von viel Reutern vnnd Fußvolck / neben vielen Wägen / mit grossen breiten hüten / blawen Federn / blawẽ Feldzeichen / blawen Hosenbändern vnd dicken weissen Krägen gefolget. In mitten dieses Heers hat sich ein Mann erzeiget / in der rechten Hand ein helles rothes Creutz inn eines Mannes läng haltend / davor einer mit auffgehabenen Händen betend gestanden. Diese beyde mit dem Creutz sind von dem folgenden Kriegsvolck plötzlich vndertruckt worden.
Diß gantze Heer / wie nach einander gemeldet / ist in der Ordnung von Alßleben nach Hirschleben zu gezogen / so nahend / dz man es gleichsam mit einem Bogenschuß hette erreichen können / vnd hat sich von dem Orth nach Sanderßlebẽ gewendet / sich zimlich hoch inn die lufft erhaben / mit rothen Wolcken zusammen gezogen / vnnd dermassen sich vberworffen / daß man deutlich Mann vber Mann / vnnd Roß vber Roß springen sehen können / biß es entlich mit grossẽ schrecken vnnd zittern deß zusehenden Landvolcks verschwunden.
Darauff sind auff den H. Pfingstag / in obgedachter Refier in der Lufft 2. Pferd / darauff zwen gantze fewrige Männer gesessen / der eine mit der rechten Hand ein ledig Pferd an einem zügel neben sich führend / gesehen worden.
Den 26. Decembris vor Mittag zwischen 10. vnnd 11. Vhren hat man in Böhmen gesehen / daß sich die Sonn inn vnderschiedenliche Farben verwandelt / endlich sind auß derselben fewrige Kugeln / vnnd theils wider gegen derselben gefahren / wie ein dampff in der lufft vergangen / vnnd scheinbarlich wie Racketen sich herab gelassen.
Wunder in Böhmen vnd Schlesien. Noch mit einer schröcklichen Geschicht / darauß der Geitzhäls vnnd Korn Juden vnbarmhertzigkeit gegen jhren neben Menschen zu sehen / wollen wir dieses Jahr beschliessen. Zu Nordhausen kame ein armer Mann zu einem Reichẽ / dem er sonsten vmbs Taglohn gearbeitet / klagte jhm seine Noth / wie er wegen der thewrung inn grossem mangel steckete / vnd bat jhn / daß er ihm mit einem scheffel Korn außhelffen wolte. Der Reich aber schlegt jhm ab / jener bittet ferner vm̃ einen oder zwen Laib Brodt / das versaget er jhm auch / verlaugnet darzu er habe weder Getreydt noch Brodt im Hauß zum vorrath: Darüber der Arme betrübt nach hauß zu seinen hungerigen Weib vnd Kindern gangẽ. Als nun hierauff der Reich zu Nacht essen wollen / vnd ein Brott auffschnitte / hat sich innwendig Blut sehen lassen / wie auch dergleichen geschehen mit dem zweiten / dritten / vierdten vnnd mehren / so er auff geschnitten. Darüber er hefftig erschrocken / vnnd daß er sich so hart gegen dem Taglöhner erzeiget / berewet / auch alsbald die auffgeschnittene Laib demselben zu geschickt / da ist das Blut verschwunden / vnd nicht mehr vermercket worden.
Vnbarmhertzigkeit der Geitzhälß.
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