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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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groß Hertzogthumb Finland / wie dann auch wider die örther in Liffland / welche der Schwedischen gewalt anjetzo vnterworffen / noch auch andere Provintzen / Schlösser / Stätte / Meerhäfen vnd Vnterthanen / weder zu Land noch zu wasser vornehmen / vnd da etwan einige kriegs praeparation anders woher wider dz Königr. Schweden angestellet werden solte / solte dieselbe in wehrendem stillstand ebener massen verbotten sein.

4. Die Commission wegen handlung von einem beständigen Frieden / oder prolongierung deß stillstands / solte wiederum ernewret / vnnd da von den Commissarien vor dem gesetzten letzten Tag Martij A. 1625. ein vertrag gemacht würde / solte alsbald vnd ohne erwartung deß Termins / wz beschlossen / erfolgen / ins werck gerichtet werden.

5. Allen deß Königreichs Schweden vnterthanen / weß Stands oder würden sie seyen / solte aller handel vnd wandel in Polen / Lieffland / Churland vnd Littawen / zu wasser vnd Land frey sein / vnd solte jnen kein gewalt / vnbilligkeit oder schaden zugefüget werden.

6. Alle beschädigüg / in jurien vnd beleidigung / so sich bey wärendem Stillstand zutragen möchten / solte ein Theyl dem andern nit rechen / sondern die Iustitia darüber von den Amptleuthen vnnd der Obrigkeit rechtmässig ersucht werden / mit ernster Bestraffung deren / so den mit öffentlich gegebener Trew bekräfftigen Frieden gebrochen.

7. Solten die Gefangenen / welche noch in Hafftung wären / beyderseits ohn einige dilation vnd rantzion loß gelassen werden.

8. Dieser Stillstandt solte dem Rechten / so der König in Polen zu dem Königreich Schweden vnd Großhertzogthumb Finland hätte / vnabbrüchig seyn.

Türcken werden von den Tartarn geschlagen. Immittels ist zwischen den Türcken vnd Tartarn ein grosse Streitigkeit entstanden. Es regierte dieser zeit zu Caspa / welches die Hauptstadt ist in Tartarien / Mehemet Girai / dessen Bruder an deß Königs in Persien Hof aufferzogen worden / auch daselbst in grossem ansehen war. Dieser / als er bey den Ständen deß Ottomanischen Reichs / als wann er nicht getrew vnnd schädliche Anschläg ob händen hätte / angebracht worden / ist alsbald ein Decret erfolgt / daß dem Mehemet die Regirung abgenommen / vnd dem ienigen / welcher gedachtes anbringen gethan / vbergeben werden solte. Darauff alsobald Anordnung gemacht wurde / daß der Türckische Feldobriste mit einer starcken Armada den alten außtreiben / vnd den newen König einsetzensolte. Aber desselben Bruder / so ein hertzhaffter Fürst war / machte jhm einen muth / vnd richtete so viel auß / daß er ein grosses Heer zu sammen brachte / doch in solcher stille / daß der Vezier oder Türckische Feldobriste keine Wissens chafft davon haben kundte. Als nun selbiger mitseiner Armada auff vielen Schiffen bey Caspa ankame vnd sein Volck außsatzte / brach der der Mehemet mit seinem Bruder vnversehens herfür / vnd grieff die Türcken mit solchem Ernst an / daß sie beynahe alle / sambt gedachtem Vezier / erschlagen wurden / der newe König kam mit genawer Mühe darvon. Wie nun dieses also abgelauffen / rüstete sich der Mehemet auffs beste auß / vnd fieng an nicht allein auff der Persier / sondern auch auff der Cossacken Hülff zu gedencken / in willens / sich in offenen Krieg mit den Türcken einzulassen. Als dieses den Türckischen Räthen angemeldet wurde / geriethen sie darüber in solche Forcht / daß sie dem Suldan riethen / er solte jhm keines wegs den Mehemet zu einem Feind machen / sondern viel mehr sich mit jhme vnd seinem Brüder / auff was weise es geschehen möchte / versöhnen. Disem Rath nun hat der Sultan folg geleistet / vnnd zu dem Ende alles / was vorgenommtn / eingestellet / vnd sonderlich dz wieder den Girai gemachte Decret abgethan / den newen König ins Gefängnuß werffen lassen / vnd jenen einen Säbel vn Purpur oder gülden gewand / zum zeichen der confirmation seiner regierung zugeschickt. Dises ist zwar dem Girai sehr angenem gewesen / hat aber doch bey diesem handel den Türcken noch nicht recht trawen wollen / sondern noch wie vor die Cossaggen in seiner gunst behalten / der meinung sie / da es von nöthen / wieder der Türcken beginnen zu brauchen. Die Tartarische König sind sonsten dem Türckischen Keyser gar nicht vnderworffen / sondern dienen jhm allein im Krieg vmb Sold / oder auß hoffnung einen raub zu erlangen.

Wider der Cossacken einfall hat damals der Türckische Keyser eine Schiff Armada außrüsten auch etliche Vestungen vnd schantzen auffbawen lassen.

Was die Polnische Cossaggen in Teutschland / Tyranney von den Cossaggen vervbet. seit der zeit an da sie darein gebracht worden / für grewliche wütterey vnnd vnerhörte tyranney getrieben vnd hin vnd wieder verübet / kan nicht genugsam beschrieben werden. Vnter andern jren Barbarischen vnthaten / haben die jenige / so bißhero in J. K. M diensten in Mähren gelegen / selbig Land jämmerlich verderbt vnd darin viel vnschuldig Christen Blut vergossen / nach Neustätl in Vngarn nichtweit von Trenschin gestreifft / vnd erstlich das Vieh daselbst von der Weyd getrieben / welches jhnen aber von den Vngarn wieder abgenommen / vnd etliche daruber erschossen vnd gefangen worden. Als nun die Newstättler mit dem Vieh wider zu rück gezogen / vnnd biß vnder das Thor kommen / haben die Cossagen sich schnell wider gewendet / in grosser Fury dem thor zu gerennet / vnd desselben wie auch deß Marckts sichbemächtigt / alles geplündert / was sie angetroffen / nieder gehawt: viel Volck hat sich in die Kirchen salvirt: zu denen die Cossaggen gleichfals eingetrungen / in 500. derselben massacrirt / Frawen vnd Jungfrawen geschändet vnd alles verwüstet. Diß factum weil es nach getroffenem Frieden verübet worden / haben die Vngarn sehr hoch empfunden.

Absterben Hertzog Wilhelms in Bayern. Zu anfang deß Febr. ist der alte Hertzog Wilhelm in Bayrn / in einem Cartheuser Kloster / in welchen Orden er sich auß andacht begeben / inn einem hohen Alter tods verblichen.

groß Hertzogthumb Finland / wie dann auch wider die örther in Liffland / welche der Schwedischẽ gewalt anjetzo vnterworffen / noch auch andere Provintzen / Schlösser / Stätte / Meerhäfen vnd Vnterthanen / weder zu Land noch zu wasser vornehmen / vnd da etwan einige kriegs praeparation anders woher wider dz Königr. Schwedẽ angestellet werden solte / solte dieselbe in wehrendem stillstand ebener massen verbotten sein.

4. Die Commission wegen handlung von einem beständigen Frieden / oder prolõgierung deß stillstands / solte wiederum ernewret / vnnd da von den Commissarien vor dem gesetzten letzten Tag Martij A. 1625. ein vertrag gemacht würde / solte alsbald vnd ohne erwartung deß Termins / wz beschlossen / erfolgẽ / ins werck gerichtet werdẽ.

5. Allen deß Königreichs Schweden vnterthanen / weß Stands oder würden sie seyen / solte aller handel vnd wandel in Polen / Lieffland / Churland vnd Littawen / zu wasser vnd Land frey sein / vnd solte jnen kein gewalt / vnbilligkeit oder schaden zugefüget werden.

6. Alle beschädigüg / in juriẽ vñ beleidigũg / so sich bey wärendem Stillstand zutragen möchten / solte ein Theyl dem andern nit rechen / sondern die Iustitia darüber von den Amptleuthen vnnd der Obrigkeit rechtmässig ersucht werden / mit ernster Bestraffung deren / so den mit öffentlich gegebener Trew bekräfftigen Frieden gebrochen.

7. Solten die Gefangenen / welche noch in Hafftung wären / beyderseits ohn einige dilation vnd rantzion loß gelassen werden.

8. Dieser Stillstandt solte dem Rechten / so der König in Polen zu dem Königreich Schweden vnd Großhertzogthumb Finland hätte / vnabbrüchig seyn.

Türcken werden von den Tartarn geschlagen. Immittels ist zwischen den Türcken vnd Tartarn ein grosse Streitigkeit entstanden. Es regierte dieser zeit zu Caspa / welches die Hauptstadt ist in Tartarien / Mehemet Girai / dessen Bruder an deß Königs in Persien Hof aufferzogen worden / auch daselbst in grossem ansehen war. Dieser / als er bey den Ständen deß Ottomanischen Reichs / als wann er nicht getrew vnnd schädliche Anschläg ob händen hätte / angebracht worden / ist alsbald ein Decret erfolgt / daß dem Mehemet die Regirung abgenommen / vnd dem ienigen / welcher gedachtes anbringen gethan / vbergeben werden solte. Darauff alsobald Anordnung gemacht wurde / daß der Türckische Feldobriste mit einer starcken Armada den alten außtreiben / vnd den newen König einsetzensolte. Aber desselben Bruder / so ein hertzhaffter Fürst war / machte jhm einen muth / vnd richtete so viel auß / daß er ein grosses Heer zu sammen brachte / doch in solcher stille / daß der Vezier oder Türckische Feldobriste keine Wissens chafft davon haben kundte. Als nun selbiger mitseiner Armada auff vielen Schiffen bey Caspa ankame vnd sein Volck außsatzte / brach der der Mehemet mit seinem Bruder vnversehens herfür / vnd grieff die Türcken mit solchem Ernst an / daß sie beynahe alle / sambt gedachtem Vezier / erschlagen wurden / der newe König kam mit genawer Mühe darvon. Wie nun dieses also abgelauffen / rüstete sich der Mehemet auffs beste auß / vnd fieng an nicht allein auff der Persier / sondern auch auff der Cossacken Hülff zu gedencken / in willens / sich in offenen Krieg mit den Türcken einzulassen. Als dieses den Türckischen Räthen angemeldet wurde / geriethen sie darüber in solche Forcht / daß sie dem Suldan riethen / er solte jhm keines wegs den Mehemet zu einem Feind machen / sondern viel mehr sich mit jhme vnd seinem Brüder / auff was weise es geschehen möchte / versöhnen. Disem Rath nun hat der Sultan folg geleistet / vnnd zu dem Ende alles / was vorgenommtn / eingestellet / vñ sonderlich dz wieder den Girai gemachte Decret abgethan / den newen König ins Gefängnuß werffen lassen / vnd jenẽ einen Säbel vn Purpur oder gülden gewand / zum zeichen der confirmation seiner regierung zugeschickt. Dises ist zwar dem Girai sehr angenem gewesen / hat aber doch bey diesem handel den Türcken noch nicht recht trawen wollen / sondern noch wie vor die Cossaggen in seiner gunst behalten / der meinung sie / da es von nöthen / wieder der Türcken beginnen zu brauchen. Die Tartarische König sind sonsten dem Türckischen Keyser gar nicht vnderworffen / sondern dienen jhm allein im Krieg vmb Sold / oder auß hoffnung einen raub zu erlangen.

Wider der Cossacken einfall hat damals der Türckische Keyser eine Schiff Armada außrüsten auch etliche Vestungen vnd schantzen auffbawen lassen.

Was die Polnische Cossaggẽ in Teutschland / Tyranney von den Cossaggen vervbet. seit der zeit an da sie darein gebracht worden / für grewliche wütterey vnnd vnerhörte tyranney getrieben vnd hin vnd wieder verübet / kan nicht genugsam beschrieben werden. Vnter andern jren Barbarischen vnthaten / haben die jenige / so bißhero in J. K. M diensten in Mähren gelegen / selbig Land jämmerlich verderbt vnd darin viel vnschuldig Christẽ Blut vergossen / nach Neustätl in Vngarn nichtweit von Trenschin gestreifft / vnd erstlich das Vieh daselbst von der Weyd getrieben / welches jhnen aber von den Vngarn wieder abgenom̃en / vnd etliche daruber erschossẽ vnd gefangen worden. Als nun die Newstättler mit dem Vieh wider zu rück gezogen / vnnd biß vnder das Thor kommen / haben die Cossagẽ sich schnell wider gewendet / in grosser Fury dem thor zu gerennet / vnd desselben wie auch deß Marckts sichbemächtigt / alles geplündert / was sie angetroffen / nieder gehawt: viel Volck hat sich in die Kirchen salvirt: zu denen die Cossaggen gleichfals eingetrungen / in 500. derselben massacrirt / Frawen vnd Jungfrawen geschändet vnd alles verwüstet. Diß factum weil es nach getroffenem Frieden verübet worden / haben die Vngarn sehr hoch empfunden.

Absterben Hertzog Wilhelms in Bayern. Zu anfãg deß Febr. ist der alte Hertzog Wilhelm in Bayrn / in einem Cartheuser Kloster / in welchen Orden er sich auß andacht begeben / inn einem hohen Alter tods verblichen.

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          <p><note place="left">Türcken werden von den Tartarn geschlagen.</note>                      Immittels ist zwischen den Türcken vnd Tartarn ein grosse Streitigkeit                      entstanden. Es regierte dieser zeit zu Caspa / welches die Hauptstadt ist in                      Tartarien / Mehemet Girai / dessen Bruder an deß Königs in Persien Hof                      aufferzogen worden / auch daselbst in grossem ansehen war. Dieser / als er bey                      den Ständen deß Ottomanischen Reichs / als wann er nicht getrew vnnd schädliche                      Anschläg ob händen hätte / angebracht worden / ist alsbald ein Decret erfolgt /                      daß dem Mehemet die Regirung abgenommen / vnd dem ienigen / welcher gedachtes                      anbringen gethan / vbergeben werden solte. Darauff alsobald Anordnung gemacht                      wurde / daß der Türckische Feldobriste mit einer starcken Armada den alten                      außtreiben / vnd den newen König einsetzensolte. Aber desselben Bruder / so ein                      hertzhaffter Fürst war / machte jhm einen muth / vnd richtete so viel auß / daß                      er ein grosses Heer zu sammen brachte / doch in solcher stille / daß der Vezier                      oder Türckische Feldobriste keine Wissens chafft davon haben kundte. Als nun                      selbiger mitseiner Armada auff vielen Schiffen bey Caspa ankame vnd sein Volck                      außsatzte / brach der der Mehemet mit seinem Bruder vnversehens herfür / vnd                      grieff die Türcken mit solchem Ernst an / daß sie beynahe alle / sambt gedachtem                      Vezier / erschlagen wurden / der newe König kam mit genawer Mühe darvon. Wie nun                      dieses also abgelauffen / rüstete sich der Mehemet auffs beste auß / vnd fieng                      an nicht allein auff der Persier / sondern auch auff der Cossacken Hülff zu                      gedencken / in willens / sich in offenen Krieg mit den Türcken einzulassen. Als                      dieses den Türckischen Räthen angemeldet wurde / geriethen sie darüber in solche                      Forcht / daß sie dem Suldan riethen / er solte jhm keines wegs den Mehemet zu                      einem Feind machen / sondern viel mehr sich mit jhme vnd seinem Brüder / auff                      was weise es geschehen möchte / versöhnen. Disem Rath nun hat der Sultan folg                      geleistet / vnnd zu dem Ende alles / was vorgenommtn / eingestellet / vn&#x0303; sonderlich dz wieder den Girai gemachte Decret abgethan / den                      newen König ins Gefängnuß werffen lassen / vnd jene&#x0303; einen Säbel vn Purpur oder                      gülden gewand / zum zeichen der confirmation seiner regierung zugeschickt. Dises                      ist zwar dem Girai sehr angenem gewesen / hat aber doch bey diesem handel den                      Türcken noch nicht recht trawen wollen / sondern noch wie vor die Cossaggen in                      seiner gunst behalten / der meinung sie / da es von nöthen / wieder der Türcken                      beginnen zu brauchen. Die Tartarische König sind sonsten dem Türckischen Keyser                      gar nicht vnderworffen / sondern dienen jhm allein im Krieg vmb Sold / oder auß                      hoffnung einen raub zu erlangen.</p>
          <p>Wider der Cossacken einfall hat damals der Türckische Keyser eine Schiff Armada                      außrüsten auch etliche Vestungen vnd schantzen auffbawen lassen.</p>
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[950/1063] groß Hertzogthumb Finland / wie dann auch wider die örther in Liffland / welche der Schwedischẽ gewalt anjetzo vnterworffen / noch auch andere Provintzen / Schlösser / Stätte / Meerhäfen vnd Vnterthanen / weder zu Land noch zu wasser vornehmen / vnd da etwan einige kriegs praeparation anders woher wider dz Königr. Schwedẽ angestellet werden solte / solte dieselbe in wehrendem stillstand ebener massen verbotten sein. 4. Die Commission wegen handlung von einem beständigen Frieden / oder prolõgierung deß stillstands / solte wiederum ernewret / vnnd da von den Commissarien vor dem gesetzten letzten Tag Martij A. 1625. ein vertrag gemacht würde / solte alsbald vnd ohne erwartung deß Termins / wz beschlossen / erfolgẽ / ins werck gerichtet werdẽ. 5. Allen deß Königreichs Schweden vnterthanen / weß Stands oder würden sie seyen / solte aller handel vnd wandel in Polen / Lieffland / Churland vnd Littawen / zu wasser vnd Land frey sein / vnd solte jnen kein gewalt / vnbilligkeit oder schaden zugefüget werden. 6. Alle beschädigüg / in juriẽ vñ beleidigũg / so sich bey wärendem Stillstand zutragen möchten / solte ein Theyl dem andern nit rechen / sondern die Iustitia darüber von den Amptleuthen vnnd der Obrigkeit rechtmässig ersucht werden / mit ernster Bestraffung deren / so den mit öffentlich gegebener Trew bekräfftigen Frieden gebrochen. 7. Solten die Gefangenen / welche noch in Hafftung wären / beyderseits ohn einige dilation vnd rantzion loß gelassen werden. 8. Dieser Stillstandt solte dem Rechten / so der König in Polen zu dem Königreich Schweden vnd Großhertzogthumb Finland hätte / vnabbrüchig seyn. Immittels ist zwischen den Türcken vnd Tartarn ein grosse Streitigkeit entstanden. Es regierte dieser zeit zu Caspa / welches die Hauptstadt ist in Tartarien / Mehemet Girai / dessen Bruder an deß Königs in Persien Hof aufferzogen worden / auch daselbst in grossem ansehen war. Dieser / als er bey den Ständen deß Ottomanischen Reichs / als wann er nicht getrew vnnd schädliche Anschläg ob händen hätte / angebracht worden / ist alsbald ein Decret erfolgt / daß dem Mehemet die Regirung abgenommen / vnd dem ienigen / welcher gedachtes anbringen gethan / vbergeben werden solte. Darauff alsobald Anordnung gemacht wurde / daß der Türckische Feldobriste mit einer starcken Armada den alten außtreiben / vnd den newen König einsetzensolte. Aber desselben Bruder / so ein hertzhaffter Fürst war / machte jhm einen muth / vnd richtete so viel auß / daß er ein grosses Heer zu sammen brachte / doch in solcher stille / daß der Vezier oder Türckische Feldobriste keine Wissens chafft davon haben kundte. Als nun selbiger mitseiner Armada auff vielen Schiffen bey Caspa ankame vnd sein Volck außsatzte / brach der der Mehemet mit seinem Bruder vnversehens herfür / vnd grieff die Türcken mit solchem Ernst an / daß sie beynahe alle / sambt gedachtem Vezier / erschlagen wurden / der newe König kam mit genawer Mühe darvon. Wie nun dieses also abgelauffen / rüstete sich der Mehemet auffs beste auß / vnd fieng an nicht allein auff der Persier / sondern auch auff der Cossacken Hülff zu gedencken / in willens / sich in offenen Krieg mit den Türcken einzulassen. Als dieses den Türckischen Räthen angemeldet wurde / geriethen sie darüber in solche Forcht / daß sie dem Suldan riethen / er solte jhm keines wegs den Mehemet zu einem Feind machen / sondern viel mehr sich mit jhme vnd seinem Brüder / auff was weise es geschehen möchte / versöhnen. Disem Rath nun hat der Sultan folg geleistet / vnnd zu dem Ende alles / was vorgenommtn / eingestellet / vñ sonderlich dz wieder den Girai gemachte Decret abgethan / den newen König ins Gefängnuß werffen lassen / vnd jenẽ einen Säbel vn Purpur oder gülden gewand / zum zeichen der confirmation seiner regierung zugeschickt. Dises ist zwar dem Girai sehr angenem gewesen / hat aber doch bey diesem handel den Türcken noch nicht recht trawen wollen / sondern noch wie vor die Cossaggen in seiner gunst behalten / der meinung sie / da es von nöthen / wieder der Türcken beginnen zu brauchen. Die Tartarische König sind sonsten dem Türckischen Keyser gar nicht vnderworffen / sondern dienen jhm allein im Krieg vmb Sold / oder auß hoffnung einen raub zu erlangen. Türcken werden von den Tartarn geschlagen. Wider der Cossacken einfall hat damals der Türckische Keyser eine Schiff Armada außrüsten auch etliche Vestungen vnd schantzen auffbawen lassen. Was die Polnische Cossaggẽ in Teutschland / seit der zeit an da sie darein gebracht worden / für grewliche wütterey vnnd vnerhörte tyranney getrieben vnd hin vnd wieder verübet / kan nicht genugsam beschrieben werden. Vnter andern jren Barbarischen vnthaten / haben die jenige / so bißhero in J. K. M diensten in Mähren gelegen / selbig Land jämmerlich verderbt vnd darin viel vnschuldig Christẽ Blut vergossen / nach Neustätl in Vngarn nichtweit von Trenschin gestreifft / vnd erstlich das Vieh daselbst von der Weyd getrieben / welches jhnen aber von den Vngarn wieder abgenom̃en / vnd etliche daruber erschossẽ vnd gefangen worden. Als nun die Newstättler mit dem Vieh wider zu rück gezogen / vnnd biß vnder das Thor kommen / haben die Cossagẽ sich schnell wider gewendet / in grosser Fury dem thor zu gerennet / vnd desselben wie auch deß Marckts sichbemächtigt / alles geplündert / was sie angetroffen / nieder gehawt: viel Volck hat sich in die Kirchen salvirt: zu denen die Cossaggen gleichfals eingetrungen / in 500. derselben massacrirt / Frawen vnd Jungfrawen geschändet vnd alles verwüstet. Diß factum weil es nach getroffenem Frieden verübet worden / haben die Vngarn sehr hoch empfunden. Tyranney von den Cossaggen vervbet. Zu anfãg deß Febr. ist der alte Hertzog Wilhelm in Bayrn / in einem Cartheuser Kloster / in welchen Orden er sich auß andacht begeben / inn einem hohen Alter tods verblichen. Absterben Hertzog Wilhelms in Bayern.

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 950. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1063>, abgerufen am 23.11.2024.