Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699.Studenten-Kranckheiten alle Schweißlöcher des gantzen Leibesoffen/ innerlich und eusserlich/ da gehen die warmen Dünste empor/ der kalte Trunck aber schlägt sie alsobald wieder darnieder und treibet sie in die poros o- der Schweißlöcher zurück/ da werden diese mit denen Eingeweyden verstopf- fet/ die nasse niedergeschlagene saltzige Dünste verderben/ verfaulen und ver- sauren in denen kleinen Drüßigen/ zu mahlen auf der Lungen und Leber/ da- her eine Engbrüstigkeit/ Seiten-Ste- chen und nicht selten auch die Schwind- sucht erfolget. Man ruhe vielmehr ein wenig/ oder trincke laulich nach und nach. Brantewein nach der Erhitzung ist schädlich/ und die ihn zu trincken ra- then/ müssen es entweder nicht verste- hen/ oder müssen gute Schlucker selber seyn. Wer sich aber nicht enthalten kan/ da ist das sicherste/ zumahlen im Sommer/ daß man ein Glaß voll der besten praecipitir und Kühl-Tinctur der Hertzblumen oder auch der Tausend- schönigen recht gemacht bey sich führe/ und etliche 40. biß 50. Tropffen zuvor in das
Studenten-Kranckheiten alle Schweißloͤcher des gantzen Leibesoffen/ innerlich und euſſerlich/ da gehen die warmen Duͤnſte empor/ der kalte Trunck aber ſchlaͤgt ſie alſobald wieder darnieder und treibet ſie in die poros o- der Schweißloͤcher zuruͤck/ da werden dieſe mit denen Eingeweyden verſtopf- fet/ die naſſe niedergeſchlagene ſaltzige Duͤnſte verderben/ verfaulen und ver- ſauren in denen kleinen Druͤßigen/ zu mahlen auf der Lungen und Leber/ da- her eine Engbruͤſtigkeit/ Seiten-Ste- chen und nicht ſelten auch die Schwind- ſucht erfolget. Man ruhe vielmehr ein wenig/ oder trincke laulich nach und nach. Brantewein nach der Erhitzung iſt ſchaͤdlich/ und die ihn zu trincken ra- then/ muͤſſen es entweder nicht verſte- hen/ oder muͤſſen gute Schlucker ſelber ſeyn. Wer ſich aber nicht enthalten kan/ da iſt das ſicherſte/ zumahlen im Sommer/ daß man ein Glaß voll der beſten præcipitir und Kuͤhl-Tinctur der Hertzblumen oder auch der Tauſend- ſchoͤnigen recht gemacht bey ſich fuͤhre/ und etliche 40. biß 50. Tropffen zuvor in das
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Studenten-Kranckheiten
alle Schweißloͤcher des gantzen Leibes
offen/ innerlich und euſſerlich/ da gehen
die warmen Duͤnſte empor/ der kalte
Trunck aber ſchlaͤgt ſie alſobald wieder
darnieder und treibet ſie in die poros o-
der Schweißloͤcher zuruͤck/ da werden
dieſe mit denen Eingeweyden verſtopf-
fet/ die naſſe niedergeſchlagene ſaltzige
Duͤnſte verderben/ verfaulen und ver-
ſauren in denen kleinen Druͤßigen/ zu
mahlen auf der Lungen und Leber/ da-
her eine Engbruͤſtigkeit/ Seiten-Ste-
chen und nicht ſelten auch die Schwind-
ſucht erfolget. Man ruhe vielmehr ein
wenig/ oder trincke laulich nach und
nach. Brantewein nach der Erhitzung
iſt ſchaͤdlich/ und die ihn zu trincken ra-
then/ muͤſſen es entweder nicht verſte-
hen/ oder muͤſſen gute Schlucker ſelber
ſeyn. Wer ſich aber nicht enthalten
kan/ da iſt das ſicherſte/ zumahlen im
Sommer/ daß man ein Glaß voll der
beſten præcipitir und Kuͤhl-Tinctur der
Hertzblumen oder auch der Tauſend-
ſchoͤnigen recht gemacht bey ſich fuͤhre/
und etliche 40. biß 50. Tropffen zuvor in
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Zitationshilfe: | Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abel_leibmedicus_1699/228>, abgerufen am 16.02.2025. |