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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.

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und der Ueberfluß, die da sich erzeugten; auch die sinnreiche
Erleuchtung war so weise vertheilt, daß ich mich ganz sicher
fühlte. Es blieb mir nichts zu erinnern, ich mußte meine
Diener loben.

Es dunkelte der Abend. Die Gäste erschienen und wurden
mir vorgestellt. Es ward die Majestät nicht mehr berührt;
aber ich hieß in tiefer Ehrfurcht und Demuth: Herr Graf.
Was sollt' ich thun? Ich ließ mir den Grafen gefallen, und
blieb von Stund' an der Graf Peter. Mitten im festlichen
Gewühle begehrte meine Seele nur nach der Einen. Spät
erschien sie, sie, die die Krone war und trug. Sie folgte sitt-
sam ihren Eltern, und schien nicht zu wissen, daß sie die
Schönste sei. Es wurden mir der Herr Forstmeister, seine
Frau und seine Tochter vorgestellt. Ich wußte den Alten viel
Angenehmes und Verbindliches zu sagen; vor der Tochter
stand ich wie ein ausgescholtener Knabe da, und vermochte
kein Wort hervor zu lallen. Ich bat sie endlich stammelnd,
dies Fest zu würdigen, das Amt, dessen Zeichen sie schmückte,
darin zu verwalten. Sie bat verschämt mit einem rührenden
Blick um Schonung; aber verschämter vor ihr, als sie selbst,
brachte ich ihr als erster Unterthan meine Huldigung in tiefer
Ehrfurcht, und der Wink des Grafen ward allen Gästen ein
Gebot, dem nachzuleben Jeder sich beeiferte. Majestät, Un-
schuld und Grazie beherrschten, mit der Schönheit im Bunde,
ein frohes Fest. Die glücklichen Eltern Mina's glaubten
ihnen nur zu Ehren ihr Kind erhöht; ich selber war in einem
unbeschreiblichen Rausch. Ich ließ Alles, was ich noch von
den Juwelen hatte, die ich damals, um beschwerliches Gold
los zu werden, gekauft, alle Perlen, alles Edelgestein in zwei
verdeckte Schüsseln legen und bei Tische, unter dem Namen
der Königin, ihren Gespielinnen und allen Damen herumrei-
chen; Gold ward indessen ununterbrochen über die gezogenen
Schranken unter das jubelnde Volk geworfen.

und der Ueberfluß, die da ſich erzeugten; auch die ſinnreiche
Erleuchtung war ſo weiſe vertheilt, daß ich mich ganz ſicher
fühlte. Es blieb mir nichts zu erinnern, ich mußte meine
Diener loben.

Es dunkelte der Abend. Die Gäſte erſchienen und wurden
mir vorgeſtellt. Es ward die Majeſtät nicht mehr berührt;
aber ich hieß in tiefer Ehrfurcht und Demuth: Herr Graf.
Was ſollt’ ich thun? Ich ließ mir den Grafen gefallen, und
blieb von Stund’ an der Graf Peter. Mitten im feſtlichen
Gewühle begehrte meine Seele nur nach der Einen. Spät
erſchien ſie, ſie, die die Krone war und trug. Sie folgte ſitt-
ſam ihren Eltern, und ſchien nicht zu wiſſen, daß ſie die
Schönſte ſei. Es wurden mir der Herr Forſtmeiſter, ſeine
Frau und ſeine Tochter vorgeſtellt. Ich wußte den Alten viel
Angenehmes und Verbindliches zu ſagen; vor der Tochter
ſtand ich wie ein ausgeſcholtener Knabe da, und vermochte
kein Wort hervor zu lallen. Ich bat ſie endlich ſtammelnd,
dies Feſt zu würdigen, das Amt, deſſen Zeichen ſie ſchmückte,
darin zu verwalten. Sie bat verſchämt mit einem rührenden
Blick um Schonung; aber verſchämter vor ihr, als ſie ſelbſt,
brachte ich ihr als erſter Unterthan meine Huldigung in tiefer
Ehrfurcht, und der Wink des Grafen ward allen Gäſten ein
Gebot, dem nachzuleben Jeder ſich beeiferte. Majeſtät, Un-
ſchuld und Grazie beherrſchten, mit der Schönheit im Bunde,
ein frohes Feſt. Die glücklichen Eltern Mina’s glaubten
ihnen nur zu Ehren ihr Kind erhöht; ich ſelber war in einem
unbeſchreiblichen Rauſch. Ich ließ Alles, was ich noch von
den Juwelen hatte, die ich damals, um beſchwerliches Gold
los zu werden, gekauft, alle Perlen, alles Edelgeſtein in zwei
verdeckte Schüſſeln legen und bei Tiſche, unter dem Namen
der Königin, ihren Geſpielinnen und allen Damen herumrei-
chen; Gold ward indeſſen ununterbrochen über die gezogenen
Schranken unter das jubelnde Volk geworfen.

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[27/0045] und der Ueberfluß, die da ſich erzeugten; auch die ſinnreiche Erleuchtung war ſo weiſe vertheilt, daß ich mich ganz ſicher fühlte. Es blieb mir nichts zu erinnern, ich mußte meine Diener loben. Es dunkelte der Abend. Die Gäſte erſchienen und wurden mir vorgeſtellt. Es ward die Majeſtät nicht mehr berührt; aber ich hieß in tiefer Ehrfurcht und Demuth: Herr Graf. Was ſollt’ ich thun? Ich ließ mir den Grafen gefallen, und blieb von Stund’ an der Graf Peter. Mitten im feſtlichen Gewühle begehrte meine Seele nur nach der Einen. Spät erſchien ſie, ſie, die die Krone war und trug. Sie folgte ſitt- ſam ihren Eltern, und ſchien nicht zu wiſſen, daß ſie die Schönſte ſei. Es wurden mir der Herr Forſtmeiſter, ſeine Frau und ſeine Tochter vorgeſtellt. Ich wußte den Alten viel Angenehmes und Verbindliches zu ſagen; vor der Tochter ſtand ich wie ein ausgeſcholtener Knabe da, und vermochte kein Wort hervor zu lallen. Ich bat ſie endlich ſtammelnd, dies Feſt zu würdigen, das Amt, deſſen Zeichen ſie ſchmückte, darin zu verwalten. Sie bat verſchämt mit einem rührenden Blick um Schonung; aber verſchämter vor ihr, als ſie ſelbſt, brachte ich ihr als erſter Unterthan meine Huldigung in tiefer Ehrfurcht, und der Wink des Grafen ward allen Gäſten ein Gebot, dem nachzuleben Jeder ſich beeiferte. Majeſtät, Un- ſchuld und Grazie beherrſchten, mit der Schönheit im Bunde, ein frohes Feſt. Die glücklichen Eltern Mina’s glaubten ihnen nur zu Ehren ihr Kind erhöht; ich ſelber war in einem unbeſchreiblichen Rauſch. Ich ließ Alles, was ich noch von den Juwelen hatte, die ich damals, um beſchwerliches Gold los zu werden, gekauft, alle Perlen, alles Edelgeſtein in zwei verdeckte Schüſſeln legen und bei Tiſche, unter dem Namen der Königin, ihren Geſpielinnen und allen Damen herumrei- chen; Gold ward indeſſen ununterbrochen über die gezogenen Schranken unter das jubelnde Volk geworfen.

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/Yw_7531_1/45>, abgerufen am 21.11.2024.