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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.

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dem ich kurz vorher mein thörichtes Herz gesättiget; nun wußt'
ich verdrießlich nicht, was ich damit anfangen sollte. Es
durfte nicht so liegen bleiben -- ich versuchte, ob es der Beu-
tel wieder verschlingen wollte -- Nein. Keines meiner Fenster
öffnete sich über die See. Ich mußte mich bequemen, es müh-
sam und mit sauerm Schweiß zu einem großen Schrank, der
in einem Kabinet stand, zu schleppen, und es darin zu verpa-
cken. Ich ließ nur einige Handvoll da liegen. Nachdem ich
mit der Arbeit fertig geworden, legt' ich mich erschöpft in
einen Lehnstuhl, und erwartete, daß sich Leute im Hause zu
regen anfingen. Ich ließ, sobald es möglich war, zu essen
bringen und den Wirth zu mir kommen.

Ich besprach mit diesem Manne die künftige Einrichtung
meines Hauses. Er empfahl mir für den näheren Dienst um
meine Person einen gewissen Bendel, dessen treue und ver-
ständige Physiognomie mich gleich gewann. Derselbe war's,
dessen Anhänglichkeit mich seither tröstend durch das Elend
des Lebens begleitete und mir mein düst'res Loos ertragen
half. Ich brachte den ganzen Tag auf meinen Zimmern mit
herrenlosen Knechten, Schustern, Schneidern und Kaufleuten
zu, ich richtete mich ein, und kaufte besonders sehr viele Kost-
barkeiten und Edelsteine, um nur Etwas des vielen aufgespei-
cherten Goldes los zu werden; es schien mir aber gar nicht,
als könne der Haufen sich vermindern.

Ich schwebte indeß über meinen Zustand in den ängstigend-
sten Zweifeln. Ich wagte keinen Schritt aus meiner Thür'
und ließ Abends vierzig Wachskerzen in meinem Saal anzün-
den, bevor ich aus dem Dunkel heraus kam. Ich gedachte
mit Grauen des fürchterlichen Auftrittes mit den Schulknaben.
Ich beschloß, so viel Muth ich auch dazu bedurfte, die öffent-
liche Meinung noch einmal zu prüfen. -- Die Nächte waren
zu der Zeit mondheil. Abends spät warf ich einen weiten Man-
tel um, drückte mir den Hut tief in die Augen, und schlich,

dem ich kurz vorher mein thörichtes Herz geſättiget; nun wußt’
ich verdrießlich nicht, was ich damit anfangen ſollte. Es
durfte nicht ſo liegen bleiben — ich verſuchte, ob es der Beu-
tel wieder verſchlingen wollte — Nein. Keines meiner Fenſter
öffnete ſich über die See. Ich mußte mich bequemen, es müh-
ſam und mit ſauerm Schweiß zu einem großen Schrank, der
in einem Kabinet ſtand, zu ſchleppen, und es darin zu verpa-
cken. Ich ließ nur einige Handvoll da liegen. Nachdem ich
mit der Arbeit fertig geworden, legt’ ich mich erſchöpft in
einen Lehnſtuhl, und erwartete, daß ſich Leute im Hauſe zu
regen anfingen. Ich ließ, ſobald es möglich war, zu eſſen
bringen und den Wirth zu mir kommen.

Ich beſprach mit dieſem Manne die künftige Einrichtung
meines Hauſes. Er empfahl mir für den näheren Dienſt um
meine Perſon einen gewiſſen Bendel, deſſen treue und ver-
ſtändige Phyſiognomie mich gleich gewann. Derſelbe war’s,
deſſen Anhänglichkeit mich ſeither tröſtend durch das Elend
des Lebens begleitete und mir mein düſt’res Loos ertragen
half. Ich brachte den ganzen Tag auf meinen Zimmern mit
herrenloſen Knechten, Schuſtern, Schneidern und Kaufleuten
zu, ich richtete mich ein, und kaufte beſonders ſehr viele Koſt-
barkeiten und Edelſteine, um nur Etwas des vielen aufgeſpei-
cherten Goldes los zu werden; es ſchien mir aber gar nicht,
als könne der Haufen ſich vermindern.

Ich ſchwebte indeß über meinen Zuſtand in den ängſtigend-
ſten Zweifeln. Ich wagte keinen Schritt aus meiner Thür’
und ließ Abends vierzig Wachskerzen in meinem Saal anzün-
den, bevor ich aus dem Dunkel heraus kam. Ich gedachte
mit Grauen des fürchterlichen Auftrittes mit den Schulknaben.
Ich beſchloß, ſo viel Muth ich auch dazu bedurfte, die öffent-
liche Meinung noch einmal zu prüfen. — Die Nächte waren
zu der Zeit mondheil. Abends ſpät warf ich einen weiten Man-
tel um, drückte mir den Hut tief in die Augen, und ſchlich,

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[13/0031] dem ich kurz vorher mein thörichtes Herz geſättiget; nun wußt’ ich verdrießlich nicht, was ich damit anfangen ſollte. Es durfte nicht ſo liegen bleiben — ich verſuchte, ob es der Beu- tel wieder verſchlingen wollte — Nein. Keines meiner Fenſter öffnete ſich über die See. Ich mußte mich bequemen, es müh- ſam und mit ſauerm Schweiß zu einem großen Schrank, der in einem Kabinet ſtand, zu ſchleppen, und es darin zu verpa- cken. Ich ließ nur einige Handvoll da liegen. Nachdem ich mit der Arbeit fertig geworden, legt’ ich mich erſchöpft in einen Lehnſtuhl, und erwartete, daß ſich Leute im Hauſe zu regen anfingen. Ich ließ, ſobald es möglich war, zu eſſen bringen und den Wirth zu mir kommen. Ich beſprach mit dieſem Manne die künftige Einrichtung meines Hauſes. Er empfahl mir für den näheren Dienſt um meine Perſon einen gewiſſen Bendel, deſſen treue und ver- ſtändige Phyſiognomie mich gleich gewann. Derſelbe war’s, deſſen Anhänglichkeit mich ſeither tröſtend durch das Elend des Lebens begleitete und mir mein düſt’res Loos ertragen half. Ich brachte den ganzen Tag auf meinen Zimmern mit herrenloſen Knechten, Schuſtern, Schneidern und Kaufleuten zu, ich richtete mich ein, und kaufte beſonders ſehr viele Koſt- barkeiten und Edelſteine, um nur Etwas des vielen aufgeſpei- cherten Goldes los zu werden; es ſchien mir aber gar nicht, als könne der Haufen ſich vermindern. Ich ſchwebte indeß über meinen Zuſtand in den ängſtigend- ſten Zweifeln. Ich wagte keinen Schritt aus meiner Thür’ und ließ Abends vierzig Wachskerzen in meinem Saal anzün- den, bevor ich aus dem Dunkel heraus kam. Ich gedachte mit Grauen des fürchterlichen Auftrittes mit den Schulknaben. Ich beſchloß, ſo viel Muth ich auch dazu bedurfte, die öffent- liche Meinung noch einmal zu prüfen. — Die Nächte waren zu der Zeit mondheil. Abends ſpät warf ich einen weiten Man- tel um, drückte mir den Hut tief in die Augen, und ſchlich,

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/Yw_7531_1/31>, abgerufen am 21.11.2024.