Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

Bild:
<< vorherige Seite

nommen, der Nahme des HErrn sey gelobet. (m) Der himmlische
Bräutigam hat mein Kind zur Ehe genommen, und durch einen seeligen
Abschied zu sich in seines Vaters Haus zum völligen Genieß und Besitz sei-
ner Liebe heimgeführet. Wie kan Sie das betrüben? Vielmehr müssen
Sie sich darüber erfreuen. So erfreut auch dieß mehr als es betrübet, daß
die Wohlseelige eine wohlgezogene Tochter gewesen. Dinen-Art, wenn
sie so in Sünden hinfährt, ist zu beklagen; aber nicht ein frommes wohl-
gerathenes Kind, dessen Gottseeligkeit Verheissung hat, nicht nur dieses,
sondern auch des zukünfftigen Lebens. 1. Tim. 4, 8. Sie ist nicht zu früh
gestorben, ob Sie zwar inverso naturae ordine gestorben, und die Hochbe-
trübten Eltern
durch diese unglückseelige Unordnung gezwungen werden,
Jhrer lieben Tochter dasjenige zu bezeugen, was Sie gedachten, Jhr
liebes Kind solte es Jhnen nach ihrem Tode bezeugen; aber kein eintziger
Todes-Fall, er geschehe wenn er wolle, ist ein zu zeitiger Tod. Die
Wohlseelige ist zu rechter Zeit, ich meine nach GOttes Willen, gestorben,
der lässet manchen lange leben, einen andern geschwinde und jung sterben,
nachdem ers ordnet nach seiner verborgenen Weisheit und Wohlgefallen.
Wer kan aber solche wunderbahre und ungleiche Todes-Art und Sterbe-
Zeit ergründen; niemand, auch nicht der klügste und weiseste. GOtt der
HErr thut was er wil im Himmel und auf Erden. Ps. 115. Seine Gerichte
sind uns verborgen, aber allemahl gerecht. Jsts denn unerforschlich und
doch gerecht, daß Jhre Hertz-fromme Jungfer Tochter so jung in ihren
besten Jahren dahin gefallen, und Sie verlassen, warum wolten Sie sich
so grosse Sorgen und Kummer drüber machen? Warum wolten Sie die
Ursache dessen zu erfahren sich so hoch angelegen seyn lassen, welches doch
über alle menschliche Sinnen und alle Concepte ist. Eine Braut zehlt Tag
und Stunden, biß sie bey ihrem Liebsten ist, ie geschwinder sie zu ihm
kömmt, ie lieber ist es ihr. Solten Sie sich über den Braut-Diener den
Tod beschweren, der Jhre liebe Jungfer Tochter, die Himmels-Braut,
zu zeitig in ihren jungen Jahren abgefordert? Sie werden Sie ja gerne

sehen
(m) [fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen] vocabulum, qvo Jobus h. l. utitur, non tantum significat violen-
tam alicujus rei ablationem, sed & benevolam assumtionem Esth. 2, 8.
imo domum ductionem Sponsarum, ut monstrant loca Gen. 19, 14.
2. Sam. 12, 9. Num.
12, 1.
F

nommen, der Nahme des HErrn ſey gelobet. (m) Der himmliſche
Braͤutigam hat mein Kind zur Ehe genommen, und durch einen ſeeligen
Abſchied zu ſich in ſeines Vaters Haus zum voͤlligen Genieß und Beſitz ſei-
ner Liebe heimgefuͤhret. Wie kan Sie das betruͤben? Vielmehr muͤſſen
Sie ſich daruͤber erfreuen. So erfreut auch dieß mehr als es betruͤbet, daß
die Wohlſeelige eine wohlgezogene Tochter geweſen. Dinen-Art, wenn
ſie ſo in Suͤnden hinfaͤhrt, iſt zu beklagen; aber nicht ein frommes wohl-
gerathenes Kind, deſſen Gottſeeligkeit Verheiſſung hat, nicht nur dieſes,
ſondern auch des zukuͤnfftigen Lebens. 1. Tim. 4, 8. Sie iſt nicht zu fruͤh
geſtorben, ob Sie zwar inverſo naturæ ordine geſtorben, und die Hochbe-
truͤbten Eltern
durch dieſe ungluͤckſeelige Unordnung gezwungen werden,
Jhrer lieben Tochter dasjenige zu bezeugen, was Sie gedachten, Jhr
liebes Kind ſolte es Jhnen nach ihrem Tode bezeugen; aber kein eintziger
Todes-Fall, er geſchehe wenn er wolle, iſt ein zu zeitiger Tod. Die
Wohlſeelige iſt zu rechter Zeit, ich meine nach GOttes Willen, geſtorben,
der laͤſſet manchen lange leben, einen andern geſchwinde und jung ſterben,
nachdem ers ordnet nach ſeiner verborgenen Weisheit und Wohlgefallen.
Wer kan aber ſolche wunderbahre und ungleiche Todes-Art und Sterbe-
Zeit ergruͤnden; niemand, auch nicht der kluͤgſte und weiſeſte. GOtt der
HErr thut was er wil im Himmel und auf Erden. Pſ. 115. Seine Gerichte
ſind uns verborgen, aber allemahl gerecht. Jſts denn unerforſchlich und
doch gerecht, daß Jhre Hertz-fromme Jungfer Tochter ſo jung in ihren
beſten Jahren dahin gefallen, und Sie verlaſſen, warum wolten Sie ſich
ſo groſſe Sorgen und Kummer druͤber machen? Warum wolten Sie die
Urſache deſſen zu erfahren ſich ſo hoch angelegen ſeyn laſſen, welches doch
uͤber alle menſchliche Sinnen und alle Concepte iſt. Eine Braut zehlt Tag
und Stunden, biß ſie bey ihrem Liebſten iſt, ie geſchwinder ſie zu ihm
koͤmmt, ie lieber iſt es ihr. Solten Sie ſich uͤber den Braut-Diener den
Tod beſchweren, der Jhre liebe Jungfer Tochter, die Himmels-Braut,
zu zeitig in ihren jungen Jahren abgefordert? Sie werden Sie ja gerne

ſehen
(m) [fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen] vocabulum, qvo Jobus h. l. utitur, non tantum ſignificat violen-
tam alicujus rei ablationem, ſed & benevolam aſſumtionem Eſth. 2, 8.
imo domum ductionem Sponſarum, ut monſtrant loca Gen. 19, 14.
2. Sam. 12, 9. Num.
12, 1.
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0041" n="41"/><hi rendition="#fr">nommen, der Nahme des HErrn &#x017F;ey gelobet.</hi><note place="foot" n="(m)"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="3"/><hi rendition="#aq">vocabulum, qvo Jobus h. l. utitur, non tantum &#x017F;ignificat violen-<lb/>
tam alicujus rei ablationem, &#x017F;ed &amp; benevolam a&#x017F;&#x017F;umtionem E&#x017F;th. 2, 8.<lb/>
imo domum ductionem Spon&#x017F;arum, ut mon&#x017F;trant loca Gen. 19, 14.<lb/>
2. Sam. 12, 9. Num.</hi> 12, 1.</note> Der himmli&#x017F;che<lb/>
Bra&#x0364;utigam hat mein Kind zur Ehe genommen, und durch einen &#x017F;eeligen<lb/>
Ab&#x017F;chied zu &#x017F;ich in &#x017F;eines Vaters Haus zum vo&#x0364;lligen Genieß und Be&#x017F;itz &#x017F;ei-<lb/>
ner Liebe heimgefu&#x0364;hret. Wie kan Sie das betru&#x0364;ben? Vielmehr mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sie &#x017F;ich daru&#x0364;ber erfreuen. So erfreut auch dieß mehr als es betru&#x0364;bet, daß<lb/>
die <hi rendition="#fr">Wohl&#x017F;eelige</hi> eine wohlgezogene <hi rendition="#fr">Tochter</hi> gewe&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Dinen-</hi>Art, wenn<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;o in Su&#x0364;nden hinfa&#x0364;hrt, i&#x017F;t zu beklagen; aber nicht ein frommes wohl-<lb/>
gerathenes Kind, de&#x017F;&#x017F;en Gott&#x017F;eeligkeit Verhei&#x017F;&#x017F;ung hat, nicht nur die&#x017F;es,<lb/>
&#x017F;ondern auch des zuku&#x0364;nfftigen Lebens. 1. <hi rendition="#aq">Tim.</hi> 4, 8. Sie i&#x017F;t nicht zu fru&#x0364;h<lb/>
ge&#x017F;torben, ob Sie zwar <hi rendition="#aq">inver&#x017F;o naturæ ordine</hi> ge&#x017F;torben, und die <hi rendition="#fr">Hochbe-<lb/>
tru&#x0364;bten Eltern</hi> durch die&#x017F;e unglu&#x0364;ck&#x017F;eelige Unordnung gezwungen werden,<lb/>
Jhrer <hi rendition="#fr">lieben Tochter</hi> dasjenige zu bezeugen, was Sie gedachten, Jhr<lb/><hi rendition="#fr">liebes Kind</hi> &#x017F;olte es Jhnen nach ihrem Tode bezeugen; aber kein eintziger<lb/>
Todes-Fall, er ge&#x017F;chehe wenn er wolle, i&#x017F;t ein zu zeitiger Tod. Die<lb/><hi rendition="#fr">Wohl&#x017F;eelige</hi> i&#x017F;t zu rechter Zeit, ich meine nach GOttes Willen, ge&#x017F;torben,<lb/>
der la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et manchen lange leben, einen andern ge&#x017F;chwinde und jung &#x017F;terben,<lb/>
nachdem ers ordnet nach &#x017F;einer verborgenen Weisheit und Wohlgefallen.<lb/>
Wer kan aber &#x017F;olche wunderbahre und ungleiche Todes-Art und Sterbe-<lb/>
Zeit ergru&#x0364;nden; niemand, auch nicht der klu&#x0364;g&#x017F;te und wei&#x017F;e&#x017F;te. GOtt der<lb/>
HErr thut was er wil im Himmel und auf Erden. <hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 115. Seine Gerichte<lb/>
&#x017F;ind uns verborgen, aber allemahl gerecht. J&#x017F;ts denn unerfor&#x017F;chlich und<lb/>
doch gerecht, daß Jhre Hertz-fromme <hi rendition="#fr">Jungfer Tochter</hi> &#x017F;o jung in ihren<lb/>
be&#x017F;ten Jahren dahin gefallen, und Sie verla&#x017F;&#x017F;en, warum wolten Sie &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Sorgen und Kummer dru&#x0364;ber machen? Warum wolten Sie die<lb/>
Ur&#x017F;ache de&#x017F;&#x017F;en zu erfahren &#x017F;ich &#x017F;o hoch angelegen &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en, welches doch<lb/>
u&#x0364;ber alle men&#x017F;chliche Sinnen und alle <hi rendition="#aq">Concept</hi>e i&#x017F;t. Eine Braut zehlt Tag<lb/>
und Stunden, biß &#x017F;ie bey ihrem Lieb&#x017F;ten i&#x017F;t, ie ge&#x017F;chwinder &#x017F;ie zu ihm<lb/>
ko&#x0364;mmt, ie lieber i&#x017F;t es ihr. Solten Sie &#x017F;ich u&#x0364;ber den Braut-Diener den<lb/>
Tod be&#x017F;chweren, der Jhre liebe <hi rendition="#fr">Jungfer Tochter, die Himmels-Braut,</hi><lb/>
zu zeitig in ihren jungen Jahren abgefordert? Sie werden Sie ja gerne<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">F</fw><fw type="catch" place="bottom">&#x017F;ehen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0041] nommen, der Nahme des HErrn ſey gelobet. (m) Der himmliſche Braͤutigam hat mein Kind zur Ehe genommen, und durch einen ſeeligen Abſchied zu ſich in ſeines Vaters Haus zum voͤlligen Genieß und Beſitz ſei- ner Liebe heimgefuͤhret. Wie kan Sie das betruͤben? Vielmehr muͤſſen Sie ſich daruͤber erfreuen. So erfreut auch dieß mehr als es betruͤbet, daß die Wohlſeelige eine wohlgezogene Tochter geweſen. Dinen-Art, wenn ſie ſo in Suͤnden hinfaͤhrt, iſt zu beklagen; aber nicht ein frommes wohl- gerathenes Kind, deſſen Gottſeeligkeit Verheiſſung hat, nicht nur dieſes, ſondern auch des zukuͤnfftigen Lebens. 1. Tim. 4, 8. Sie iſt nicht zu fruͤh geſtorben, ob Sie zwar inverſo naturæ ordine geſtorben, und die Hochbe- truͤbten Eltern durch dieſe ungluͤckſeelige Unordnung gezwungen werden, Jhrer lieben Tochter dasjenige zu bezeugen, was Sie gedachten, Jhr liebes Kind ſolte es Jhnen nach ihrem Tode bezeugen; aber kein eintziger Todes-Fall, er geſchehe wenn er wolle, iſt ein zu zeitiger Tod. Die Wohlſeelige iſt zu rechter Zeit, ich meine nach GOttes Willen, geſtorben, der laͤſſet manchen lange leben, einen andern geſchwinde und jung ſterben, nachdem ers ordnet nach ſeiner verborgenen Weisheit und Wohlgefallen. Wer kan aber ſolche wunderbahre und ungleiche Todes-Art und Sterbe- Zeit ergruͤnden; niemand, auch nicht der kluͤgſte und weiſeſte. GOtt der HErr thut was er wil im Himmel und auf Erden. Pſ. 115. Seine Gerichte ſind uns verborgen, aber allemahl gerecht. Jſts denn unerforſchlich und doch gerecht, daß Jhre Hertz-fromme Jungfer Tochter ſo jung in ihren beſten Jahren dahin gefallen, und Sie verlaſſen, warum wolten Sie ſich ſo groſſe Sorgen und Kummer druͤber machen? Warum wolten Sie die Urſache deſſen zu erfahren ſich ſo hoch angelegen ſeyn laſſen, welches doch uͤber alle menſchliche Sinnen und alle Concepte iſt. Eine Braut zehlt Tag und Stunden, biß ſie bey ihrem Liebſten iſt, ie geſchwinder ſie zu ihm koͤmmt, ie lieber iſt es ihr. Solten Sie ſich uͤber den Braut-Diener den Tod beſchweren, der Jhre liebe Jungfer Tochter, die Himmels-Braut, zu zeitig in ihren jungen Jahren abgefordert? Sie werden Sie ja gerne ſehen (m) ___ vocabulum, qvo Jobus h. l. utitur, non tantum ſignificat violen- tam alicujus rei ablationem, ſed & benevolam aſſumtionem Eſth. 2, 8. imo domum ductionem Sponſarum, ut monſtrant loca Gen. 19, 14. 2. Sam. 12, 9. Num. 12, 1. F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/542451
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/542451/41
Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/41>, abgerufen am 23.11.2024.