Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647.mein seine Vnterthanen liebe und vor sie sorge; nicht nur mit aus
mein ſeine Vnterthanen liebe und vor ſie ſorge; nicht nur mit aus
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mein ſeine Vnterthanen liebe und vor ſie ſorge; nicht nur mit
ſeinen trewen Beampten und Dienern/ auch nicht nur mit denen
reichen und anſehnlichen Vnterthanen es Vaͤterlich meine:
Sondern das er auch abſonderlich dieſe hertzlich liebe/ welche
vor der Welt gering/ arm und elend/ verachtet und verlaſſen
ſind. Einen Armen haſſen auch ſeine Nechſten/ Aber die
Reichen haben viel Freunde. Gut macht viel Freunde/ Aber
der Arme wird von ſeinen Freunden verlaſſen. Den Armen
haſſen alle ſeine Bruͤder/ ja auch ſeine Freunde fernen ſich
von jhm/ wie Salomo Spruͤchw: 14. und 19. aus erfahrung
des Weltlauffes redet. Je mehr nun Arme und Elende Leute
verlaſſen werden/ je mehr beduͤrffen ſie/ das ſich Obrigkeit jhrer
annehme. Je ſchaͤndlicher es iſt denen Vnterthanen/ die ſich jh-
rer Blutsverwandten ſchaͤmen/ und ſie vor jhre Freunde nicht er-
kennen/ vielweniger jhnen Freundſchafft und Wohlthat erzei-
gen wollen: Je ruͤhmlicher iſt es einem Regenten/ wenn er/ den
Gott ſo erhoͤhet hat/ ſich ſo tieff demuͤtiget/ das er ſolcher ver-
laſſenen Armen und Geringen ſich annimmt/ vor ſie ſorget/ ſie
liebet/ jhnen gutes thut/ als wenn ſie ſeine Blutfreunde/ ſeine
Kinder waͤren/ und er jhr Freund und Vater. Das ſolches Job
gethan habe/ erſcheinet auch aus dem 30. und 31. Capittel ſei-
nes Buchs/ da er ſpricht: Meine Seele jammert der Armen.
Hab ich dem Duͤrfftigen jhr Begierde verſaget/ und die Au-
gen der Witwen laſſen verſchmachten? Hab ich meinen Biſ-
ſen allein geſſen/ und nicht der Waͤiſe auch davon geſſen?
denn ich habe mich von jugend auff gehalten/ wie ein Vater/
und von meiner Mutter Leibe an hab ich gern getroͤſtet. Hab
ich jemand ſehen umbkommen/ das er kein Kleid haͤtte/ und
den Armen ohne Decke gehen laſſen? Haben mir nicht ge-
ſegnet ſeine Seiten/ da er von den Fellen meiner Laͤmmer er-
waͤrmet ward? Ach das iſt ein ſehr ſchoͤner Ruhm/ wenn ein Re-
gent alſo die Armen liebet/ vor ſie ſorget/ und jhnen nach vermoͤ-
gen gutes thut/ nicht umb erjagung Weltlicher ehre/ ſondern
aus
Spruͤchw:
14. v. 20.
c. 19. v. 4. 7.
Job 30. v.
25. c. 31. v.
16. 21.
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