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Janticovius, Lucas: Göttlicher Liebe vnd Gnaden Spiegel. Frankfurt (Oder), 1612.

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Christliche Leichpredigt.
jhm ergeben/ er machs mit mir wie mirs nützlichen vnd
seliglichen ist. Darauff ich jhn getröstet/ das er an ver-
gebung seiner Sünde nicht dürffte zweiffeln/ denn er
were ja nun von mir an statt Christi von Sünden ab-
solviret,
hette auch ein gewisses Pfandt zur Versiche-
rung/ als den waren Leib vnd Blut Christi/ empfangen/
vnd könte jhn nun nichts trennen von Christo/ solte sich
nun seinem lieben GOtt mit gedult ergeben/ Er würde
es wol mit jhm machen/ wie es jhm selig vnnd nützlich
were. Vnd nichts desto weiniger ob gleich GOtt eben
hart mit Kranckheit bey jhm anhielte/ dennoch mit kind-
licher Liebe vnnd hertzlichem vertrawen an jhm hangen
blieben/ gleich wie die Klette am Rocke/ Vnd darzu an-
Augustin.gezogen den Spruch Augustini; Pater est cum caedit,
& cum blanditur;
Gott ist vnd bleibet trew/ vnd behelt
das rechte Vater Hertz/ wenn er gleich hart zu steupet.
Darauff gab er zur Antwort/ Ja das wil ich thun/ ich
weiß ich bin sein Kind/ ich lebe oder sterbe. Solche vnd
dergleichen Gottselige Gespreche fielen alle Tage vor
zur Morgenstunde/ auffn Abendt/ zu Mittag vnter-
weilen/ wenn ich jhn besuchte/ Wie er denn auch stets
jhm vorlesen ließ das schöne herrliche Büchlein Dn. D.
Philippi Nicolai Theoriam vitae aeternae,
so jhm
seine Ehevielgeliebte Haußfraw vorlesen muste, Jn-
gleichen denn auch sein freundlicher vielgeliebter Bru-
der Baltzer von der Marwitz/ so in wehrender Kranck-
heit jhn nebest deroselben sämptlichen vielgeliebte Fraw
Schwester Churts von der Marwitz seligen hinterlas-
sene Wittwe/ zum öfftern besucht/ offt gantze stunden
vorlasen. Sein Betbuch als deß D. Musculi auß den
Patribus zusammen gezogen/ war jhm so bekandt/ daß

ers

Chriſtliche Leichpredigt.
jhm ergeben/ er machs mit mir wie mirs nuͤtzlichen vnd
ſeliglichen iſt. Darauff ich jhn getroͤſtet/ das er an ver-
gebung ſeiner Suͤnde nicht duͤrffte zweiffeln/ denn er
were ja nun von mir an ſtatt Chriſti von Suͤnden ab-
ſolviret,
hette auch ein gewiſſes Pfandt zur Verſiche-
rung/ als den waren Leib vnd Blut Chriſti/ empfangen/
vnd koͤnte jhn nun nichts trennen von Chriſto/ ſolte ſich
nun ſeinem lieben GOtt mit gedult ergeben/ Er wuͤrde
es wol mit jhm machen/ wie es jhm ſelig vnnd nuͤtzlich
were. Vnd nichts deſto weiniger ob gleich GOtt eben
hart mit Kranckheit bey jhm anhielte/ dennoch mit kind-
licher Liebe vnnd hertzlichem vertrawen an jhm hangen
blieben/ gleich wie die Klette am Rocke/ Vnd darzu an-
Auguſtin.gezogen den Spruch Auguſtini; Pater est cum cædit,
& cum blanditur;
Gott iſt vnd bleibet trew/ vnd behelt
das rechte Vater Hertz/ wenn er gleich hart zu ſteupet.
Darauff gab er zur Antwort/ Ja das wil ich thun/ ich
weiß ich bin ſein Kind/ ich lebe oder ſterbe. Solche vnd
dergleichen Gottſelige Geſpreche fielen alle Tage vor
zur Morgenſtunde/ auffn Abendt/ zu Mittag vnter-
weilen/ wenn ich jhn beſuchte/ Wie er denn auch ſtets
jhm vorleſen ließ das ſchoͤne herrliche Buͤchlein Dn. D.
Philippi Nicolai Theoriam vitæ æternæ,
ſo jhm
ſeine Ehevielgeliebte Haußfraw vorleſen muſte, Jn-
gleichen denn auch ſein freundlicher vielgeliebter Bru-
der Baltzer von der Marwitz/ ſo in wehrender Kranck-
heit jhn nebeſt deroſelben ſaͤmptlichen vielgeliebte Fraw
Schweſter Churts von der Marwitz ſeligen hinterlaſ-
ſene Wittwe/ zum oͤfftern beſucht/ offt gantze ſtunden
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Patribus zuſammen gezogen/ war jhm ſo bekandt/ daß

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Zitationshilfe: Janticovius, Lucas: Göttlicher Liebe vnd Gnaden Spiegel. Frankfurt (Oder), 1612, S. [56]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/527028/56>, abgerufen am 03.05.2024.