Stiller, Caspar: Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1612.Christliche Leichpredigt. jhnen getragen/ nicht so gar sollen mitsterben lassen/ sondernnoch behalten/ vnd sie durch Weinen vnd andere klegliche Ge- berden/ augenscheinlich zu erkennen geben/ wie wir denn auch sonderlich in der Schrifft hierzu ermahnet werden. Als der Mann GOttes Syrach spricht am 38. Mein Kind/ wenn einer stirbet/ so beweine vnd beklage jhn/ alß sey dir gros Leyd gesche- hen. Vnd S. Paulus zum Röm. am 12. spricht: Weine mit den weinenden. Ja zu dem ende sind auch in der Schrifft viel Exempel auffgezeichnet worden frommer Hertzen/ Die die jhrigen/ oder sonst gute Freunde vnd Wolverdienete Leute be- trawret vnd beweinet haben. Als das Exempel deß Abrahams Genes. 23. Der seine liebe Haußmutter die Saram beweinet/ das Exempel der Jsraeliten/ die jhren Führer vnd Regenten/ den wolverdieneten Moysen/ beweinet Deut. 34. Das Ex- empel der Witwen zu Nain Luc. 7. die bitterlich geweinet/ da Jhr einiger Sohn zu Grabe getragen worden/ das Exempel Marthae vnnd Mariae, vnd der Juden/ die jhren Bruder vnnd guten Freund Lazarum beweinet haben Johan. 11. Ja das Ex- empel des HErrn Christi selbsten/ von dem anbemelten Ort auch gesagt wird/ das jhm die Augen vbergangen sein/ vber dem verstorbenen Lazaro; Vnnd andere Exempel mehr/ denen wir billich nachfolgen sollen. Vnnd zwar stellet sich doch ein Turteltäublein trawrig/ wenn jhm sein Ehgatte stirbet; Auch etliche andere Thiere/ wenn sie jhres gleichen todt liegen finden/ fangen an zu heulen/ zu brüllen etc. nach dem es jhre Natur gibt. Solten den wir Me[n]schen he[r]tere vnnd vnarterige Hertzen ha- ben/ das würde sehr vbel stehen: Doch mus diß dabey mit er- innert werden/ das man dennoch auch gebührliche masse im Weinen halten solle/ vnnd sich nicht allzu Vngeberdig stellen/ wie die Heyden/ die keine Hoffnung der Aufferstehung haben/ wie S. Paulus redet/ in der 1. an die Thessal. am 4. Sollen demnach nicht nachfolgen dem Exempel der Königin Artemi- siae, D iij
Chriſtliche Leichpredigt. jhnen getragen/ nicht ſo gar ſollen mitſterben laſſen/ ſondernnoch behalten/ vnd ſie durch Weinen vnd andere klegliche Ge- berden/ augenſcheinlich zu erkennen geben/ wie wir denn auch ſonderlich in der Schrifft hierzu ermahnet werden. Als der Mann GOttes Syrach ſpricht am 38. Mein Kind/ wenn einer ſtirbet/ ſo beweine vnd beklage jhn/ alß ſey dir gros Leyd geſche- hen. Vnd S. Paulus zum Roͤm. am 12. ſpricht: Weine mit den weinenden. Ja zu dem ende ſind auch in der Schrifft viel Exempel auffgezeichnet worden frommer Hertzen/ Die die jhrigen/ oder ſonſt gute Freunde vnd Wolverdienete Leute be- trawret vnd beweinet haben. Als das Exempel deß Abrahams Geneſ. 23. Der ſeine liebe Haußmutter die Saram beweinet/ das Exempel der Jſraeliten/ die jhren Fuͤhrer vnd Regenten/ den wolverdieneten Moyſen/ beweinet Deut. 34. Das Ex- empel der Witwen zu Nain Luc. 7. die bitterlich geweinet/ da Jhr einiger Sohn zu Grabe getragen worden/ das Exempel Marthæ vnnd Mariæ, vnd der Juden/ die jhren Bruder vnnd guten Freund Lazarum beweinet haben Johan. 11. Ja das Ex- empel des HErrn Chriſti ſelbſten/ von dem anbemelten Ort auch geſagt wird/ das jhm die Augen vbergangen ſein/ vber dem verſtorbenen Lazaro; Vnnd andere Exempel mehr/ denen wir billich nachfolgen ſollen. Vnnd zwar ſtellet ſich doch ein Turteltaͤublein trawrig/ wenn jhm ſein Ehgatte ſtirbet; Auch etliche andere Thiere/ wenn ſie jhres gleichen todt liegen finden/ fangen an zu heulen/ zu bruͤllen ꝛc. nach dem es jhre Natur gibt. Solten den wir Me[n]ſchen he[r]tere vnnd vnarterige Hertzen ha- ben/ das wuͤrde ſehr vbel ſtehen: Doch mus diß dabey mit er- innert werden/ das man dennoch auch gebuͤhrliche maſſe im Weinen halten ſolle/ vnnd ſich nicht allzu Vngeberdig ſtellen/ wie die Heyden/ die keine Hoffnung der Aufferſtehung haben/ wie S. Paulus redet/ in der 1. an die Theſſal. am 4. Sollen demnach nicht nachfolgen dem Exempel der Koͤnigin Artemi- ſiæ, D iij
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0029" n="[29]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chriſtliche Leichpredigt.</hi></fw><lb/> jhnen getragen/ nicht ſo gar ſollen mitſterben laſſen/ ſondern<lb/> noch behalten/ vnd ſie durch Weinen vnd andere klegliche Ge-<lb/> berden/ augenſcheinlich zu erkennen geben/ wie wir denn auch<lb/> ſonderlich in der Schrifft hierzu ermahnet werden. Als der<lb/> Ma<choice><abbr>ñ</abbr><expan>nn</expan></choice> GOttes Syrach ſpricht am 38. Mein Kind/ wenn einer<lb/> ſtirbet/ ſo beweine vnd beklage jhn/ alß ſey dir gros Leyd geſche-<lb/> hen. Vnd S. Paulus zum Roͤm. am 12. ſpricht: Weine<lb/> mit den weinenden. Ja zu dem ende ſind auch in der Schrifft<lb/> viel Exempel auffgezeichnet worden frommer Hertzen/ Die die<lb/> jhrigen/ oder ſonſt gute Freunde vnd Wolverdienete Leute be-<lb/> trawret vnd beweinet haben. Als das Exempel deß Abrahams<lb/> Geneſ. 23. Der ſeine liebe Haußmutter die Saram beweinet/<lb/> das Exempel der Jſraeliten/ die jhren Fuͤhrer vnd Regenten/<lb/> den wolverdieneten Moyſen/ beweinet Deut. 34. Das Ex-<lb/> empel der Witwen zu Nain Luc. 7. die bitterlich geweinet/ da<lb/> Jhr einiger Sohn zu Grabe getragen worden/ das Exempel<lb/> Marth<hi rendition="#aq">æ</hi> vnnd Mari<hi rendition="#aq">æ,</hi> vnd der Juden/ die jhren Bruder vnnd<lb/> guten Freund Lazarum beweinet haben Johan. 11. Ja das Ex-<lb/> empel des HErrn Chriſti ſelbſten/ von dem anbemelten Ort<lb/> auch geſagt wird/ das jhm die Augen vbergangen ſein/ vber<lb/> dem verſtorbenen Lazaro; Vnnd andere Exempel mehr/ denen<lb/> wir billich nachfolgen ſollen. Vnnd zwar ſtellet ſich doch ein<lb/> Turteltaͤublein trawrig/ wenn jhm ſein Ehgatte ſtirbet<hi rendition="#i">;</hi> Auch<lb/> etliche andere Thiere/ wenn ſie jhres gleichen todt liegen finden/<lb/> fangen an zu heulen/ zu bruͤllen ꝛc. nach dem es jhre Natur gibt.<lb/> Solten den wir Me<supplied>n</supplied>ſchen he<supplied>r</supplied>tere vnnd vnarterige Hertzen ha-<lb/> ben/ das wuͤrde ſehr vbel ſtehen: Doch mus diß dabey mit er-<lb/> innert werden/ das man dennoch auch gebuͤhrliche maſſe im<lb/> Weinen halten ſolle/ vnnd ſich nicht allzu Vngeberdig ſtellen/<lb/> wie die Heyden/ die keine Hoffnung der Aufferſtehung haben/<lb/> wie S. Paulus redet/ in der 1. an die Theſſal. am 4. Sollen<lb/> demnach nicht nachfolgen dem Exempel der Koͤnigin <hi rendition="#aq">Artemi-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">D iij</hi></fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">ſiæ,</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[29]/0029]
Chriſtliche Leichpredigt.
jhnen getragen/ nicht ſo gar ſollen mitſterben laſſen/ ſondern
noch behalten/ vnd ſie durch Weinen vnd andere klegliche Ge-
berden/ augenſcheinlich zu erkennen geben/ wie wir denn auch
ſonderlich in der Schrifft hierzu ermahnet werden. Als der
Mañ GOttes Syrach ſpricht am 38. Mein Kind/ wenn einer
ſtirbet/ ſo beweine vnd beklage jhn/ alß ſey dir gros Leyd geſche-
hen. Vnd S. Paulus zum Roͤm. am 12. ſpricht: Weine
mit den weinenden. Ja zu dem ende ſind auch in der Schrifft
viel Exempel auffgezeichnet worden frommer Hertzen/ Die die
jhrigen/ oder ſonſt gute Freunde vnd Wolverdienete Leute be-
trawret vnd beweinet haben. Als das Exempel deß Abrahams
Geneſ. 23. Der ſeine liebe Haußmutter die Saram beweinet/
das Exempel der Jſraeliten/ die jhren Fuͤhrer vnd Regenten/
den wolverdieneten Moyſen/ beweinet Deut. 34. Das Ex-
empel der Witwen zu Nain Luc. 7. die bitterlich geweinet/ da
Jhr einiger Sohn zu Grabe getragen worden/ das Exempel
Marthæ vnnd Mariæ, vnd der Juden/ die jhren Bruder vnnd
guten Freund Lazarum beweinet haben Johan. 11. Ja das Ex-
empel des HErrn Chriſti ſelbſten/ von dem anbemelten Ort
auch geſagt wird/ das jhm die Augen vbergangen ſein/ vber
dem verſtorbenen Lazaro; Vnnd andere Exempel mehr/ denen
wir billich nachfolgen ſollen. Vnnd zwar ſtellet ſich doch ein
Turteltaͤublein trawrig/ wenn jhm ſein Ehgatte ſtirbet; Auch
etliche andere Thiere/ wenn ſie jhres gleichen todt liegen finden/
fangen an zu heulen/ zu bruͤllen ꝛc. nach dem es jhre Natur gibt.
Solten den wir Menſchen hertere vnnd vnarterige Hertzen ha-
ben/ das wuͤrde ſehr vbel ſtehen: Doch mus diß dabey mit er-
innert werden/ das man dennoch auch gebuͤhrliche maſſe im
Weinen halten ſolle/ vnnd ſich nicht allzu Vngeberdig ſtellen/
wie die Heyden/ die keine Hoffnung der Aufferſtehung haben/
wie S. Paulus redet/ in der 1. an die Theſſal. am 4. Sollen
demnach nicht nachfolgen dem Exempel der Koͤnigin Artemi-
ſiæ,
D iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |