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Müller, Martin: Leichpredigt. Schweinfurt, 1606.

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Explicatio.

DJEser abgelesene Spruch ist/ Geliebten im
HErrn Christo/ einer von den fürnembsten Sprüchen
deß lieben Hiobs/ den man gemeiniglich den gedulti-
Hiob. 1.gen Job nennet/ von dem in seinem Büchlein am Er-
sten Capitel stehet/ daß er sey gewesen ein sehr frommer/ reicher vnd
Gottsförchtiger Mann im Lande Vz. Vnd geben die Historien/
daß er sey gewesen ein mächtiger Herr vnd König in Jdumea. Jm
Gen. 36.ersten Buch Mosis am 36. Capitel wird er Jobab genandt/ vnd
wird daselbst vermeldet/ daß er Bela dem König in Edom/ succe-
dirt/ ist ohne Zweifel wegen seiner Frömmigkeit vnd Auffrichtigkeit
zum König erwehlet worden: Wie er sich dann in seinem Buch
Hiob. 29.am 29. Capitel seines guten Gewissens/ so er in seinem Regiment
behalten/ kühnlich rümen darff: Nemblich/ wie er gewesen sey/ deß
Blinden Aug/ deß Lamen Fuß/ vnd ein Vatter der Armen. Sein
Heymat oder Vatterland hat geheissen Bazra/ welche Statt son-
Jos. 10.sten Josua am 10. Capitel Berer/ das ist/ Weinernde genandt
wird/ darumb/ daß am selben Ort viel/ vnd guter Wein gewachsen
Esa. 63.ist. Dieses Orts wird auch bey dem Propheten Esaia am 63. Ca-
pitel/ in der Weissagung von Christo gedacht. Seine Wohnung
aber hat Hiob gehabt zu Astharoth Carnaim im Stamm Manas-
se/ vierzehen Meylen von Jerusalem/ an welchem Ort vor Zeiten
grosse vngehewre Leut vnd Riesen gewohnet/ durch welcher Macht
er die Königliche Würden erhalten. Jnmassen dann auch der Kö-
nig Ochus gewesen/ zur Zeit/ da die Kinder Jsrael das gelobte
Land eingenommen/ der auch seine Wohnung allda gehabt. Vnd
Deut. 3.im fünfften Buch Mosis am 3. Capitel stehet geschrieben/ von dem
grossen Eysern Bette/ so derselbige gehabt/ welches neun Elen lang
vnd vier Elen breit gewesen. Es wollen die alten Lehrer/ als Phi-
lo/ Hieronymus/ Ambrosius/ Augustinus vnd Lutherus/ daß Hiob

zur


Explicatio.

DJEſer abgeleſene Spruch iſt/ Geliebten im
HErꝛn Chꝛiſto/ einer von den fuͤrnembſten Spruͤchen
deß lieben Hiobs/ den man gemeiniglich den gedulti-
Hiob. 1.gen Job nennet/ von dem in ſeinem Buͤchlein am Er-
ſten Capitel ſtehet/ daß er ſey geweſen ein ſehr frommer/ reicher vnd
Gottsfoͤrchtiger Mann im Lande Vz. Vnd geben die Hiſtorien/
daß er ſey geweſen ein maͤchtiger Herꝛ vnd Koͤnig in Jdumea. Jm
Gen. 36.erſten Buch Moſis am 36. Capitel wird er Jobab genandt/ vnd
wird daſelbſt vermeldet/ daß er Bela dem Koͤnig in Edom/ ſucce-
dirt/ iſt ohne Zweifel wegen ſeiner Froͤmmigkeit vnd Auffrichtigkeit
zum Koͤnig erwehlet worden: Wie er ſich dann in ſeinem Buch
Hiob. 29.am 29. Capitel ſeines guten Gewiſſens/ ſo er in ſeinem Regiment
behalten/ kuͤhnlich rümen darff: Nemblich/ wie er geweſen ſey/ deß
Blinden Aug/ deß Lamen Fuß/ vnd ein Vatter der Armen. Sein
Heymat oder Vatterland hat geheiſſen Bazra/ welche Statt ſon-
Joſ. 10.ſten Joſua am 10. Capitel Berer/ das iſt/ Weinernde genandt
wird/ darumb/ daß am ſelben Ort viel/ vnd guter Wein gewachſen
Eſa. 63.iſt. Dieſes Orts wird auch bey dem Propheten Eſaia am 63. Ca-
pitel/ in der Weiſſagung von Chriſto gedacht. Seine Wohnung
aber hat Hiob gehabt zu Aſtharoth Carnaim im Stamm Manaſ-
ſe/ vierzehen Meylen von Jeruſalem/ an welchem Ort vor Zeiten
groſſe vngehewre Leut vnd Rieſen gewohnet/ durch welcher Macht
er die Koͤnigliche Wuͤrden erhalten. Jnmaſſen dann auch der Koͤ-
nig Ochus geweſen/ zur Zeit/ da die Kinder Jſrael das gelobte
Land eingenommen/ der auch ſeine Wohnung allda gehabt. Vnd
Deut. 3.im fuͤnfften Buch Moſis am 3. Capitel ſtehet geſchrieben/ von dem
groſſen Eyſern Bette/ ſo derſelbige gehabt/ welches neun Elen lang
vnd vier Elen breit geweſen. Es wollen die alten Lehrer/ als Phi-
lo/ Hieronymus/ Ambroſius/ Auguſtinus vnd Lutherus/ daß Hiob

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[[6]/0006] Explicatio. DJEſer abgeleſene Spruch iſt/ Geliebten im HErꝛn Chꝛiſto/ einer von den fuͤrnembſten Spruͤchen deß lieben Hiobs/ den man gemeiniglich den gedulti- gen Job nennet/ von dem in ſeinem Buͤchlein am Er- ſten Capitel ſtehet/ daß er ſey geweſen ein ſehr frommer/ reicher vnd Gottsfoͤrchtiger Mann im Lande Vz. Vnd geben die Hiſtorien/ daß er ſey geweſen ein maͤchtiger Herꝛ vnd Koͤnig in Jdumea. Jm erſten Buch Moſis am 36. Capitel wird er Jobab genandt/ vnd wird daſelbſt vermeldet/ daß er Bela dem Koͤnig in Edom/ ſucce- dirt/ iſt ohne Zweifel wegen ſeiner Froͤmmigkeit vnd Auffrichtigkeit zum Koͤnig erwehlet worden: Wie er ſich dann in ſeinem Buch am 29. Capitel ſeines guten Gewiſſens/ ſo er in ſeinem Regiment behalten/ kuͤhnlich rümen darff: Nemblich/ wie er geweſen ſey/ deß Blinden Aug/ deß Lamen Fuß/ vnd ein Vatter der Armen. Sein Heymat oder Vatterland hat geheiſſen Bazra/ welche Statt ſon- ſten Joſua am 10. Capitel Berer/ das iſt/ Weinernde genandt wird/ darumb/ daß am ſelben Ort viel/ vnd guter Wein gewachſen iſt. Dieſes Orts wird auch bey dem Propheten Eſaia am 63. Ca- pitel/ in der Weiſſagung von Chriſto gedacht. Seine Wohnung aber hat Hiob gehabt zu Aſtharoth Carnaim im Stamm Manaſ- ſe/ vierzehen Meylen von Jeruſalem/ an welchem Ort vor Zeiten groſſe vngehewre Leut vnd Rieſen gewohnet/ durch welcher Macht er die Koͤnigliche Wuͤrden erhalten. Jnmaſſen dann auch der Koͤ- nig Ochus geweſen/ zur Zeit/ da die Kinder Jſrael das gelobte Land eingenommen/ der auch ſeine Wohnung allda gehabt. Vnd im fuͤnfften Buch Moſis am 3. Capitel ſtehet geſchrieben/ von dem groſſen Eyſern Bette/ ſo derſelbige gehabt/ welches neun Elen lang vnd vier Elen breit geweſen. Es wollen die alten Lehrer/ als Phi- lo/ Hieronymus/ Ambroſius/ Auguſtinus vnd Lutherus/ daß Hiob zur Hiob. 1. Gen. 36. Hiob. 29. Joſ. 10. Eſa. 63. Deut. 3.

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Zitationshilfe: Müller, Martin: Leichpredigt. Schweinfurt, 1606, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/525853/6>, abgerufen am 19.04.2024.