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Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612].

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aus verlangem nach jhm durchs Fenster zusehen
erinnerte/ interrumpiret, doch nach desselbten ab-
schied auff den Abend repetiret vnd continuiret
mit dem abschied/ daß ich mich auff künfftigen mor-
gen vmb 6. Vhr jhm das Abendmal zureichen ein-
stellen wolte/ welches auch also geschehen/ da er denn
in grosser tieffer demut/ die er mit worten vnd geber-
den bezeuget/ in dem er vngeacht seiner schwachheit
vnd meines wiederrathens vnd erinnerung/ er solte
mit dem bußfertigen König Manasse die Knie seines
Hertzens für Gott beigen/ jhm doch das niederknien
nicht wolte wehren lassen/ sondern sagte: er beichte
Gott vnd mir als dessen Diener/ Solte er dennach
nicht die Ehre geben dem sie gebühret/ vnd thet da-
rauff nicht allein in demut/ sondern auch mit grosser
rew vnd schmertzen seines Hertzens/ so er auch mit
thränen bezeugte/ seine Confession vnd beichte/ em-
pfing auch darauff Absolution vnd Communion/
Als er aber nach diesem/ in dem er sich jetzt wieder in
sein Sichbetlein legte/ von mir erinnert worde: Er
wolte nun krafft der empfangenen vergebung seiner
Sünden vnd derselbten versiecherung mit Christi
Leib vnd Blut in seinem heiligen Abendmahl sich der-
selben seiner Sünden halben gantz vnd gar zufriede
geben/ lies er diese denckwirdige worte von sich hö-
ren/ welche man auch zu seinem Ehrengedchtnüs auf
den Grufftstein hat hauen lassen: Jch habe alle
meine Sünde auff die Machtschultern meines Er-
lösers JEsu Christi gelegt/ der wird sie wol tragen/
darumb ich mich jhrethalben vnbekümmert lasse.
Jtem er sagte: Wo mich mein lieber HErr JEsus
Christus nicht lieb hette/ würde Er mir das hohe
Pfand nicht haben wiederfahren lassen/ Wie auch
sonsten in wehrender seiner schwachheit sein gemein-

stes
G iij

aus verlangem nach jhm durchs Fenſter zuſehen
erinnerte/ interrumpiret, doch nach deſſelbten ab-
ſchied auff den Abend repetiret vnd continuiret
mit dem abſchied/ daß ich mich auff kuͤnfftigen mor-
gen vmb 6. Vhr jhm das Abendmal zureichen ein-
ſtellen wolte/ welches auch alſo geſchehen/ da er denn
in groſſer tieffer demut/ die er mit worten vnd geber-
den bezeuget/ in dem er vngeacht ſeiner ſchwachheit
vnd meines wiederrathens vnd erinnerung/ er ſolte
mit dem bußfertigen Koͤnig Manaſſe die Knie ſeines
Hertzens fuͤr Gott beigen/ jhm doch das niederknien
nicht wolte wehren laſſen/ ſondern ſagte: er beichte
Gott vnd mir als deſſen Diener/ Solte er dennach
nicht die Ehre geben dem ſie gebuͤhret/ vnd thet da-
rauff nicht allein in demut/ ſondern auch mit groſſer
rew vnd ſchmertzen ſeines Hertzens/ ſo er auch mit
thraͤnen bezeugte/ ſeine Confeſſion vnd beichte/ em-
pfing auch darauff Abſolution vnd Communion/
Als er aber nach dieſem/ in dem er ſich jetzt wieder in
ſein Sichbetlein legte/ von mir erinnert worde: Er
wolte nun krafft der empfangenen vergebung ſeiner
Suͤnden vnd derſelbten verſiecherung mit Chriſti
Leib vnd Blut in ſeinem heiligen Abendmahl ſich der-
ſelben ſeiner Suͤnden halben gantz vnd gar zufriede
geben/ lies er dieſe denckwirdige worte von ſich hoͤ-
ren/ welche man auch zu ſeinem Ehrengedchtnuͤs auf
den Grufftſtein hat hauen laſſen: Jch habe alle
meine Suͤnde auff die Machtſchultern meines Er-
loͤſers JEſu Chriſti gelegt/ der wird ſie wol tragen/
darumb ich mich jhrethalben vnbekuͤmmert laſſe.
Jtem er ſagte: Wo mich mein lieber HErr JEſus
Chriſtus nicht lieb hette/ wuͤrde Er mir das hohe
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[[53]/0053] aus verlangem nach jhm durchs Fenſter zuſehen erinnerte/ interrumpiret, doch nach deſſelbten ab- ſchied auff den Abend repetiret vnd continuiret mit dem abſchied/ daß ich mich auff kuͤnfftigen mor- gen vmb 6. Vhr jhm das Abendmal zureichen ein- ſtellen wolte/ welches auch alſo geſchehen/ da er denn in groſſer tieffer demut/ die er mit worten vnd geber- den bezeuget/ in dem er vngeacht ſeiner ſchwachheit vnd meines wiederrathens vnd erinnerung/ er ſolte mit dem bußfertigen Koͤnig Manaſſe die Knie ſeines Hertzens fuͤr Gott beigen/ jhm doch das niederknien nicht wolte wehren laſſen/ ſondern ſagte: er beichte Gott vnd mir als deſſen Diener/ Solte er dennach nicht die Ehre geben dem ſie gebuͤhret/ vnd thet da- rauff nicht allein in demut/ ſondern auch mit groſſer rew vnd ſchmertzen ſeines Hertzens/ ſo er auch mit thraͤnen bezeugte/ ſeine Confeſſion vnd beichte/ em- pfing auch darauff Abſolution vnd Communion/ Als er aber nach dieſem/ in dem er ſich jetzt wieder in ſein Sichbetlein legte/ von mir erinnert worde: Er wolte nun krafft der empfangenen vergebung ſeiner Suͤnden vnd derſelbten verſiecherung mit Chriſti Leib vnd Blut in ſeinem heiligen Abendmahl ſich der- ſelben ſeiner Suͤnden halben gantz vnd gar zufriede geben/ lies er dieſe denckwirdige worte von ſich hoͤ- ren/ welche man auch zu ſeinem Ehrengedchtnuͤs auf den Grufftſtein hat hauen laſſen: Jch habe alle meine Suͤnde auff die Machtſchultern meines Er- loͤſers JEſu Chriſti gelegt/ der wird ſie wol tragen/ darumb ich mich jhrethalben vnbekuͤmmert laſſe. Jtem er ſagte: Wo mich mein lieber HErr JEſus Chriſtus nicht lieb hette/ wuͤrde Er mir das hohe Pfand nicht haben wiederfahren laſſen/ Wie auch ſonſten in wehrender ſeiner ſchwachheit ſein gemein- ſtes G iij

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Zitationshilfe: Freudenberg, Melchior: Christliche Ritterschafft/ In gewöhnlicher Leichpredigt. Liegnitz, [1612], S. [53]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524370/53>, abgerufen am 17.05.2024.