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Roth, Friedrich: Leichpredigt. Eisleben, 1585.

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Salomonis am dritten.
das sie nicht auff vnd auch one Erinnerunge gebetet/
Gott vmb hülffe vnd erlösung vom Vbel angeruffen/
vnd vorigem Bekentnis nach/ auff Jesum Christum
zu leben vnd zu sterben/ zugesaget.

Es sind auch damals S. G. etliche einfelle ausgere-
det/ vnd das Fest zu gemüth geführet worden/ welchs
die Christliche Kirche folgendes tages von der heiligen
Empfengnis vnd Menschwerdung Christi/ hochfeier-
lich begehen würde. Vnd ist S. G. einfeltig auff die Ap-
plication,
solcher ernidrigung vnd verdiensts vnsers lie-
ben HErrn Jesu Christi geführet. Sonderlich aber er-
innert der Frage Mariae Wie sol das zugehen? Vnd da-
neben berichtet/ das vnser vernunfft nichts den fragen/
vnd widersinnisch sein vnd thun könne in obliegenden
nöthen/ vnd Elend. Dagegen man des Engels wort
wol betrachten müsse vnd solle: Bey Gott ist kein ding
vnmöglich. Hierauff hat zwar S. G. sich fein zu frieden
gegeben/ jedoch wegen grosser Angst jmmer auff zu ste-
hen begeret. Auch ist S. G. erinnert des Kelchs Christi/
welcher vns sonderlich den frommen Christen vnd aus
erweleten Kindern Gottes zu kosten fürgesetzet. Ob der
wol etwas bitter/ herbe/ vnd sawer ankomme/ so habe
jn doch Jesus Christus vnser Credentzer vnd Vorschme
cker/ gelindert vnd vergütet.

Vber eine weile hernach hat S. G. jmmer gelegen/
vnd des Caplans Namens gedacht/ jedoch mit schwa
cher Zunge/ vnd als der wider erfordert/ ankommen/
vnd berichtet/ das S. G. das Sprüchlein: Wirff dein
anligen auff den HErrn/ Solte widerholet haben/ hat
S. G. er dasselbe wider deutlich erinnert. Desgleichen
des 42. Psalms: Wie der Hirsch schreiet etc. Vnd weil
dem Caplan einfiel/ das für wenig jaren/ da er noch sei-

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H 3

Salomonis am dritten.
das ſie nicht auff vnd auch one Erinnerunge gebetet/
Gott vmb huͤlffe vnd erloͤſung vom Vbel angeruffen/
vnd vorigem Bekentnis nach/ auff Jeſum Chriſtum
zu leben vnd zu ſterben/ zugeſaget.

Es ſind auch damals S. G. etliche einfelle ausgere-
det/ vnd das Feſt zu gemuͤth gefuͤhret worden/ welchs
die Chriſtliche Kirche folgendes tages von der heiligen
Empfengnis vnd Menſchwerdung Chriſti/ hochfeier-
lich begehen wuͤrde. Vnd iſt S. G. einfeltig auff die Āp-
plication,
ſolcher ernidrigung vnd verdienſts vnſers lie-
ben HErrn Jeſu Chriſti gefuͤhret. Sonderlich aber er-
innert der Frage Mariæ Wie ſol das zugehen? Vnd da-
neben berichtet/ das vnſer vernunfft nichts den fragen/
vnd widerſinniſch ſein vnd thun koͤnne in obliegenden
noͤthen/ vnd Elend. Dagegen man des Engels wort
wol betrachten muͤſſe vnd ſolle: Bey Gott iſt kein ding
vnmoͤglich. Hierauff hat zwar S. G. ſich fein zu frieden
gegeben/ jedoch wegen groſſer Angſt jmmer auff zu ſte-
hen begeret. Auch iſt S. G. erinnert des Kelchs Chriſti/
welcher vns ſonderlich den frommen Chriſten vnd aus
erweleten Kindern Gottes zu koſten fuͤrgeſetzet. Ob der
wol etwas bitter/ herbe/ vnd ſawer ankomme/ ſo habe
jn doch Jeſus Chriſtus vnſer Credentzer vnd Vorſchme
cker/ gelindert vnd verguͤtet.

Vber eine weile hernach hat S. G. jmmer gelegen/
vnd des Caplans Namens gedacht/ jedoch mit ſchwa
cher Zunge/ vnd als der wider erfordert/ ankommen/
vnd berichtet/ das S. G. das Spruͤchlein: Wirff dein
anligen auff den HErrn/ Solte widerholet haben/ hat
S. G. er daſſelbe wider deutlich erinnert. Desgleichen
des 42. Pſalms: Wie der Hirſch ſchreiet etc. Vnd weil
dem Caplan einfiel/ das fuͤr wenig jaren/ da er noch ſei-

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[[61]/0061] Salomonis am dritten. das ſie nicht auff vnd auch one Erinnerunge gebetet/ Gott vmb huͤlffe vnd erloͤſung vom Vbel angeruffen/ vnd vorigem Bekentnis nach/ auff Jeſum Chriſtum zu leben vnd zu ſterben/ zugeſaget. Es ſind auch damals S. G. etliche einfelle ausgere- det/ vnd das Feſt zu gemuͤth gefuͤhret worden/ welchs die Chriſtliche Kirche folgendes tages von der heiligen Empfengnis vnd Menſchwerdung Chriſti/ hochfeier- lich begehen wuͤrde. Vnd iſt S. G. einfeltig auff die Āp- plication, ſolcher ernidrigung vnd verdienſts vnſers lie- ben HErrn Jeſu Chriſti gefuͤhret. Sonderlich aber er- innert der Frage Mariæ Wie ſol das zugehen? Vnd da- neben berichtet/ das vnſer vernunfft nichts den fragen/ vnd widerſinniſch ſein vnd thun koͤnne in obliegenden noͤthen/ vnd Elend. Dagegen man des Engels wort wol betrachten muͤſſe vnd ſolle: Bey Gott iſt kein ding vnmoͤglich. Hierauff hat zwar S. G. ſich fein zu frieden gegeben/ jedoch wegen groſſer Angſt jmmer auff zu ſte- hen begeret. Auch iſt S. G. erinnert des Kelchs Chriſti/ welcher vns ſonderlich den frommen Chriſten vnd aus erweleten Kindern Gottes zu koſten fuͤrgeſetzet. Ob der wol etwas bitter/ herbe/ vnd ſawer ankomme/ ſo habe jn doch Jeſus Chriſtus vnſer Credentzer vnd Vorſchme cker/ gelindert vnd verguͤtet. Vber eine weile hernach hat S. G. jmmer gelegen/ vnd des Caplans Namens gedacht/ jedoch mit ſchwa cher Zunge/ vnd als der wider erfordert/ ankommen/ vnd berichtet/ das S. G. das Spruͤchlein: Wirff dein anligen auff den HErrn/ Solte widerholet haben/ hat S. G. er daſſelbe wider deutlich erinnert. Desgleichen des 42. Pſalms: Wie der Hirſch ſchreiet etc. Vnd weil dem Caplan einfiel/ das fuͤr wenig jaren/ da er noch ſei- ner H 3

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Zitationshilfe: Roth, Friedrich: Leichpredigt. Eisleben, 1585, S. [61]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524295/61>, abgerufen am 01.05.2024.