Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Roth, Friedrich: Leichpredigt. Eisleben, 1585.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Salomonis am dritten.

selben sind wider einander/ das jr nicht thut was jr wol-
let.

Von diesem Streit/ des Geistes vnd des Fleisches/
singet die Christliche Kirche:

Nu hört jr lieben Christenleut/
Wie Leib vnd Seel gegen ander streit/
Allhie auff Erden/ in dieser zeit/
Haben sie ein stetigs kriegen/
Keins mag vom andern fliegen.

Der Leib der spricht: Jch bin gesund/
Jch hab noch viel der guten Stund/
Ehe mir das trawrig Alter kömpt/
Wil ich in frewden leben/
Nach Leiblichen lüsten streben.

Die Seele spricht: Jch rath dirs nicht/
Ach fürchstu nicht Gottes strenges Gericht/
Du hast dich in der Tauff verpflicht/
Nach Gottes willen zu leben/
Seim Wort nicht widerstreben/ etc.

Darümb/ so müssen die rechten Christen/ on vnter-
las zu jrem lieben HErrn Christo seufftzen vnd beten:
Jch lieg im streit vnd widerstreb/ hilff O HErr Christ
den Schwachen/ An deiner Gnad allein ich kleb/ Du
kanst mich stercker machen/ Kömpt nu anfechtung
her/ so wehr/ das sie mich nicht vmbstossen/ Du kansts
massen/ das mirs nicht bringt gefehr/ Jch weis du
wirsts nicht lassen.

Der dritte Heubtfeind/ der Christen/ in diesem Le-
ben/ ist die Gottlose Welt mit jren bösen Exempeln/
denn die Welt ist ein Stall voll böser Buben/ welche in

Sünden

D 2

Salomonis am dritten.

ſelben ſind wider einander/ das jr nicht thut was jr wol-
let.

Von dieſem Streit/ des Geiſtes vnd des Fleiſches/
ſinget die Chriſtliche Kirche:

Nu hoͤrt jr lieben Chriſtenleut/
Wie Leib vnd Seel gegen ander ſtreit/
Allhie auff Erden/ in dieſer zeit/
Haben ſie ein ſtetigs kriegen/
Keins mag vom andern fliegen.

Der Leib der ſpricht: Jch bin geſund/
Jch hab noch viel der guten Stund/
Ehe mir das trawrig Alter koͤmpt/
Wil ich in frewden leben/
Nach Leiblichen luͤſten ſtreben.

Die Seele ſpricht: Jch rath dirs nicht/
Ach fuͤrchſtu nicht Gottes ſtrenges Gericht/
Du haſt dich in der Tauff verpflicht/
Nach Gottes willen zu leben/
Seim Wort nicht widerſtreben/ ꝛc.

Daruͤmb/ ſo muͤſſen die rechten Chriſten/ on vnter-
las zu jrem lieben HErrn Chriſto ſeufftzen vnd beten:
Jch lieg im ſtreit vnd widerſtreb/ hilff O HErr Chriſt
den Schwachen/ An deiner Gnad allein ich kleb/ Du
kanſt mich ſtercker machen/ Koͤmpt nu anfechtung
her/ ſo wehr/ das ſie mich nicht vmbſtoſſen/ Du kanſts
maſſen/ das mirs nicht bringt gefehr/ Jch weis du
wirſts nicht laſſen.

Der dritte Heubtfeind/ der Chriſten/ in dieſem Le-
ben/ iſt die Gottloſe Welt mit jren boͤſen Exempeln/
denn die Welt iſt ein Stall voll boͤſer Buben/ welche in

Suͤnden

D 2

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0027" n="[27]"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Salomonis am dritten.</hi></fw><lb/>
&#x017F;elben &#x017F;ind wider einander/ das jr nicht thut was jr wol-<lb/>
let.</p><lb/>
            <p>Von die&#x017F;em Streit/ des Gei&#x017F;tes vnd des Flei&#x017F;ches/<lb/>
&#x017F;inget die Chri&#x017F;tliche Kirche:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>
                <lg type="poem">
                  <lg n="1">
                    <l>Nu ho&#x0364;rt jr lieben Chri&#x017F;tenleut/</l><lb/>
                    <l>Wie Leib vnd Seel gegen ander &#x017F;treit/</l><lb/>
                    <l>Allhie auff Erden/ in die&#x017F;er zeit/</l><lb/>
                    <l>Haben &#x017F;ie ein &#x017F;tetigs kriegen/</l><lb/>
                    <l>Keins mag vom andern fliegen.</l>
                  </lg><lb/>
                  <lg n="2">
                    <l>Der Leib der &#x017F;pricht: Jch bin ge&#x017F;und/</l><lb/>
                    <l>Jch hab noch viel der guten Stund/</l><lb/>
                    <l>Ehe mir das trawrig Alter ko&#x0364;mpt/</l><lb/>
                    <l>Wil ich in frewden leben/</l><lb/>
                    <l>Nach Leiblichen lu&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;treben.</l>
                  </lg><lb/>
                  <lg n="3">
                    <l>Die Seele &#x017F;pricht: Jch rath dirs nicht/</l><lb/>
                    <l>Ach fu&#x0364;rch&#x017F;tu nicht Gottes &#x017F;trenges Gericht/</l><lb/>
                    <l>Du ha&#x017F;t dich in der Tauff verpflicht/</l><lb/>
                    <l>Nach Gottes willen zu leben/</l><lb/>
                    <l>Seim Wort nicht wider&#x017F;treben/ &#xA75B;c.</l>
                  </lg>
                </lg>
              </quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Daru&#x0364;mb/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die rechten Chri&#x017F;ten/ on vnter-<lb/>
las zu jrem lieben HErrn Chri&#x017F;to &#x017F;eufftzen vnd beten:<lb/>
Jch lieg im &#x017F;treit vnd wider&#x017F;treb/ hilff O HErr Chri&#x017F;t<lb/>
den Schwachen/ An deiner Gnad allein ich kleb/ Du<lb/>
kan&#x017F;t mich &#x017F;tercker machen/ Ko&#x0364;mpt nu anfechtung<lb/>
her/ &#x017F;o wehr/ das &#x017F;ie mich nicht vmb&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ Du kan&#x017F;ts<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en/ das mirs nicht bringt gefehr/ Jch weis du<lb/>
wir&#x017F;ts nicht la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Der dritte Heubtfeind/ der Chri&#x017F;ten/ in die&#x017F;em Le-<lb/>
ben/ i&#x017F;t die Gottlo&#x017F;e Welt mit jren bo&#x0364;&#x017F;en Exempeln/<lb/>
denn die Welt i&#x017F;t ein Stall voll bo&#x0364;&#x017F;er Buben/ welche in<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">D 2</fw><fw type="catch" place="bottom">Su&#x0364;nden</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[[27]/0027] Salomonis am dritten. ſelben ſind wider einander/ das jr nicht thut was jr wol- let. Von dieſem Streit/ des Geiſtes vnd des Fleiſches/ ſinget die Chriſtliche Kirche: Nu hoͤrt jr lieben Chriſtenleut/ Wie Leib vnd Seel gegen ander ſtreit/ Allhie auff Erden/ in dieſer zeit/ Haben ſie ein ſtetigs kriegen/ Keins mag vom andern fliegen. Der Leib der ſpricht: Jch bin geſund/ Jch hab noch viel der guten Stund/ Ehe mir das trawrig Alter koͤmpt/ Wil ich in frewden leben/ Nach Leiblichen luͤſten ſtreben. Die Seele ſpricht: Jch rath dirs nicht/ Ach fuͤrchſtu nicht Gottes ſtrenges Gericht/ Du haſt dich in der Tauff verpflicht/ Nach Gottes willen zu leben/ Seim Wort nicht widerſtreben/ ꝛc. Daruͤmb/ ſo muͤſſen die rechten Chriſten/ on vnter- las zu jrem lieben HErrn Chriſto ſeufftzen vnd beten: Jch lieg im ſtreit vnd widerſtreb/ hilff O HErr Chriſt den Schwachen/ An deiner Gnad allein ich kleb/ Du kanſt mich ſtercker machen/ Koͤmpt nu anfechtung her/ ſo wehr/ das ſie mich nicht vmbſtoſſen/ Du kanſts maſſen/ das mirs nicht bringt gefehr/ Jch weis du wirſts nicht laſſen. Der dritte Heubtfeind/ der Chriſten/ in dieſem Le- ben/ iſt die Gottloſe Welt mit jren boͤſen Exempeln/ denn die Welt iſt ein Stall voll boͤſer Buben/ welche in Suͤnden D 2

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/524295
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/524295/27
Zitationshilfe:	Roth, Friedrich: Leichpredigt. Eisleben, 1585, S. [27]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524295/27>, abgerufen am 24.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.