Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Lutz, Wilhelm Friedrich: Ein Christliche Predig. Tübingen, 1585.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Wann dann mit den zeitlichen gütern/ notwendige an-
ordnung beschehen/ müsse ein sterbender die augen wenden
auff den nechsten Menschen/ vnd das auff zweyerley weiß/
erstlich zwar/ daß er bedencke/ ob er jemand etwas zu thun
schuldig/ daß er solches nicht verhele/ sonder anzeige/ da
auch jemand im etwas versetzt oder behaltens weiß vber-
geben/ daß er solches auch entdecke damit keinem nach
seinem todt vnrecht geschehe. Also schickte der Alte To-
bias seinen Son zum Raguel/ die zehen Talent von jhme
zu erfordern. Dann in alweg soll ein Haußuatter fleiß an-
keren/ daß er seine sachen/ zuuor in ein richtigkeit bringe/
damit nicht nachmal die Erben/ mit jrem grossen schaden
die krumme hinderlasne händel/ erst außfüren müssen.
Derowegen wann ein Haußuatter/ vor der zeit abgefor-
dert würdt/ soll er andere ehrliche leut/ vnd gute freundt/
erbitten die seinen Kindern/ vnd Erben alle sach zu tran-
sigieren verhülfflich sein wöllen.

Nachmals/ da wir jemand verletzt/ oder von einem an-
dern vngebürlich angetastet vnnd beleidiget sein worden/
sollen wir den neidt nicht mit vns in die gruben bringen/
damit wir nicht als morder für den Richterstul Gottes ge-
stelt werden: sondern vns zuuor mit vnserm widersächer/
weil wir noch mit im auff dem weg sind/ versöhnen. Wie
vns hiezu Christus Matthei am 5. vnnd Syrach am 28.
capitel/ vermanen. Dann der in neid vnd widerwillen ge-
gen seinem Mitknecht verharret/ der hat noch den ersten
theil seines Testaments nicht gestelt/ vnnd sein Seel vbel
versorget.

Endtlich soll auch ein Christ der sein Hauß wol vnnd
Gottselig beschicken will/ sein Weib vnd Kindfreundschafft
vnd haußgesind ansehen/ vnd deselbigen vor allem Gott dem

Herrn/

D 2

Wann dann mit den zeitlichen guͤtern/ notwendige an-
ordnung beſchehen/ muͤſſe ein ſterbender die augen wenden
auff den nechſten Menſchen/ vñ das auff zweyerley weiß/
erſtlich zwar/ daß er bedencke/ ob er jemand etwas zu thun
ſchuldig/ daß er ſolches nicht verhele/ ſonder anzeige/ da
auch jemand im etwas verſetzt oder behaltens weiß vber-
geben/ daß er ſolches auch entdecke damit keinem nach
ſeinem todt vnrecht geſchehe. Alſo ſchickte der Alte To-
bias ſeinen Son zum Raguel/ die zehen Talent von jhme
zu erfordern. Dann in alweg ſoll ein Haußuatter fleiß an-
keren/ daß er ſeine ſachen/ zuuor in ein richtigkeit bringe/
damit nicht nachmal die Erben/ mit jrem groſſen ſchaden
die krumme hinderlaſne haͤndel/ erſt außfuͤren muͤſſen.
Derowegen wann ein Haußuatter/ vor der zeit abgefor-
dert wuͤrdt/ ſoll er andere ehrliche leut/ vnd gute freundt/
erbitten die ſeinen Kindern/ vnd Erben alle ſach zu tran-
ſigieren verhuͤlfflich ſein woͤllen.

Nachmals/ da wir jemand verletzt/ oder von einem an-
dern vngebuͤrlich angetaſtet vnnd beleidiget ſein worden/
ſollen wir den neidt nicht mit vns in die gruben bringen/
damit wir nicht als moꝛder fuͤr den Richterſtul Gottes ge-
ſtelt werden: ſondern vns zuuor mit vnſerm widerſaͤcher/
weil wir noch mit im auff dem weg ſind/ verſoͤhnen. Wie
vns hiezu Chriſtus Matthei am 5. vnnd Syrach am 28.
capitel/ vermanen. Dann der in neid vnd widerwillen ge-
gen ſeinem Mitknecht verharꝛet/ der hat noch den erſten
theil ſeines Teſtaments nicht geſtelt/ vnnd ſein Seel vbel
verſorget.

Endtlich ſoll auch ein Chriſt der ſein Hauß wol vnnd
Gottſelig beſchickẽ will/ ſein Weib vñ Kindfreundſchafft
vñ haußgeſind anſehen/ vñ deſelbigen vor allem Gott dem

Herꝛn/

D 2

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0027" n="25"/>
            <p>Wann dann mit den zeitlichen gu&#x0364;tern/ notwendige an-<lb/>
ordnung be&#x017F;chehen/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ein &#x017F;terbender die augen wenden<lb/>
auff den nech&#x017F;ten Men&#x017F;chen/ vn&#x0303; das auff zweyerley weiß/<lb/>
er&#x017F;tlich zwar/ daß er bedencke/ ob er jemand etwas zu thun<lb/>
&#x017F;chuldig/ daß er &#x017F;olches nicht verhele/ &#x017F;onder anzeige/ da<lb/>
auch jemand im etwas ver&#x017F;etzt oder behaltens weiß vber-<lb/>
geben/ daß er &#x017F;olches auch entdecke damit keinem nach<lb/>
&#x017F;einem todt vnrecht ge&#x017F;chehe. Al&#x017F;o &#x017F;chickte der Alte To-<lb/>
bias &#x017F;einen Son zum Raguel/ die zehen Talent von jhme<lb/>
zu erfordern. Dann in alweg &#x017F;oll ein Haußuatter fleiß an-<lb/>
keren/ daß er &#x017F;eine &#x017F;achen/ zuuor in ein richtigkeit bringe/<lb/>
damit nicht nachmal die Erben/ mit jrem gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chaden<lb/>
die krumme hinderla&#x017F;ne ha&#x0364;ndel/ er&#x017F;t außfu&#x0364;ren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Derowegen wann ein Haußuatter/ vor der zeit abgefor-<lb/>
dert wu&#x0364;rdt/ &#x017F;oll er andere ehrliche leut/ vnd gute freundt/<lb/>
erbitten die &#x017F;einen Kindern/ vnd Erben alle &#x017F;ach zu <hi rendition="#aq">tran-<lb/>
&#x017F;igieren</hi> verhu&#x0364;lfflich &#x017F;ein wo&#x0364;llen.</p><lb/>
            <p>Nachmals/ da wir jemand verletzt/ oder von einem an-<lb/>
dern vngebu&#x0364;rlich angeta&#x017F;tet vnnd beleidiget &#x017F;ein worden/<lb/>
&#x017F;ollen wir den neidt nicht mit vns in die gruben bringen/<lb/>
damit wir nicht als mo&#xA75B;der fu&#x0364;r den Richter&#x017F;tul Gottes ge-<lb/>
&#x017F;telt werden: &#x017F;ondern vns zuuor mit vn&#x017F;erm wider&#x017F;a&#x0364;cher/<lb/>
weil wir noch mit im auff dem weg &#x017F;ind/ ver&#x017F;o&#x0364;hnen. Wie<lb/>
vns hiezu Chri&#x017F;tus Matthei am 5. vnnd Syrach am 28.<lb/>
capitel/ vermanen. Dann der in neid vnd widerwillen ge-<lb/>
gen &#x017F;einem Mitknecht verhar&#xA75B;et/ der hat noch den er&#x017F;ten<lb/>
theil &#x017F;eines Te&#x017F;taments nicht ge&#x017F;telt/ vnnd &#x017F;ein Seel vbel<lb/>
ver&#x017F;orget.</p><lb/>
            <p>Endtlich &#x017F;oll auch ein Chri&#x017F;t der &#x017F;ein Hauß wol vnnd<lb/>
Gott&#x017F;elig be&#x017F;chicke&#x0303; will/ &#x017F;ein Weib vn&#x0303; Kindfreund&#x017F;chafft<lb/>
vn&#x0303; haußge&#x017F;ind an&#x017F;ehen/ vn&#x0303; de&#x017F;elbigen vor allem Gott dem<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">D 2</fw><fw type="catch" place="bottom">Her&#xA75B;n/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[25/0027] Wann dann mit den zeitlichen guͤtern/ notwendige an- ordnung beſchehen/ muͤſſe ein ſterbender die augen wenden auff den nechſten Menſchen/ vñ das auff zweyerley weiß/ erſtlich zwar/ daß er bedencke/ ob er jemand etwas zu thun ſchuldig/ daß er ſolches nicht verhele/ ſonder anzeige/ da auch jemand im etwas verſetzt oder behaltens weiß vber- geben/ daß er ſolches auch entdecke damit keinem nach ſeinem todt vnrecht geſchehe. Alſo ſchickte der Alte To- bias ſeinen Son zum Raguel/ die zehen Talent von jhme zu erfordern. Dann in alweg ſoll ein Haußuatter fleiß an- keren/ daß er ſeine ſachen/ zuuor in ein richtigkeit bringe/ damit nicht nachmal die Erben/ mit jrem groſſen ſchaden die krumme hinderlaſne haͤndel/ erſt außfuͤren muͤſſen. Derowegen wann ein Haußuatter/ vor der zeit abgefor- dert wuͤrdt/ ſoll er andere ehrliche leut/ vnd gute freundt/ erbitten die ſeinen Kindern/ vnd Erben alle ſach zu tran- ſigieren verhuͤlfflich ſein woͤllen. Nachmals/ da wir jemand verletzt/ oder von einem an- dern vngebuͤrlich angetaſtet vnnd beleidiget ſein worden/ ſollen wir den neidt nicht mit vns in die gruben bringen/ damit wir nicht als moꝛder fuͤr den Richterſtul Gottes ge- ſtelt werden: ſondern vns zuuor mit vnſerm widerſaͤcher/ weil wir noch mit im auff dem weg ſind/ verſoͤhnen. Wie vns hiezu Chriſtus Matthei am 5. vnnd Syrach am 28. capitel/ vermanen. Dann der in neid vnd widerwillen ge- gen ſeinem Mitknecht verharꝛet/ der hat noch den erſten theil ſeines Teſtaments nicht geſtelt/ vnnd ſein Seel vbel verſorget. Endtlich ſoll auch ein Chriſt der ſein Hauß wol vnnd Gottſelig beſchickẽ will/ ſein Weib vñ Kindfreundſchafft vñ haußgeſind anſehen/ vñ deſelbigen vor allem Gott dem Herꝛn/ D 2

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/524151
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/524151/27
Zitationshilfe:	Lutz, Wilhelm Friedrich: Ein Christliche Predig. Tübingen, 1585, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524151/27>, abgerufen am 24.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.