Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Raußendorff, Christoph: Desiderabile oculorum Lugentium Dei filiorum Abitum beate defunctorum. Leipzig, 1621.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
anstellet/ zwischen zweyen sonst zwar sehr vn-
gleichen/ aber doch bey Menschlichen Lebens
Vollziehung beiderseits starcken vnd mächti-
gen dingen: Eines ist die vngefärbte Liebe vnd
Trew/ in welcher Menschliche gemeinschafft
beruhet/ das ander aber der zeitlich Tod vnd
Außgang dieses Lebens. Starck vnd allzu-
starck ist/ ach leider Gott geklagt/ der zeitliche
Tod vmb der Sünde willen.

Er frist verschlingt all MenschenKind/
Wie er sie find/
Fragt nichts wes Standes oder Ehren sie sind.

Seiner Stärcke mag nicht entwerden/
der geschwindeste Hasael, der schönste Absolon,
der stärckste Simson, der weiseste Salomon, der
gewaltigste Nebucadnezar, der reicheste Crae-
sus,
der ärmste Lazarus.

Nullus tam fortis, cui parcant spicula mortis.

So starck vnd mächtig ist er/ daß er auch
die Bande/ so der allerhöchste selber zwischen
Eltern vnd Kindern/ zwischen frommen Ehe-
Hertzen vnd andern vertrawtesten Freunden
gewircket vnd geknüpffet hat/ die Bande/ so
kein Mensch lösen vnd scheiden sol/ so geschwin-

de als

Vorrede.
anſtellet/ zwiſchen zweyen ſonſt zwar ſehr vn-
gleichen/ aber doch bey Menſchlichen Lebens
Vollziehung beiderſeits ſtarcken vnd maͤchti-
gen dingen: Eines iſt die vngefaͤrbte Liebe vnd
Trew/ in welcher Menſchliche gemeinſchafft
beruhet/ das ander aber der zeitlich Tod vnd
Außgang dieſes Lebens. Starck vnd allzu-
ſtarck iſt/ ach leider Gott geklagt/ der zeitliche
Tod vmb der Suͤnde willen.

Er friſt verſchlingt all MenſchenKind/
Wie er ſie find/
Fragt nichts wes Standes oder Ehren ſie ſind.

Seiner Staͤrcke mag nicht entwerden/
der geſchwindeſte Haſaël, der ſchoͤnſte Abſolon,
der ſtaͤrckſte Simſon, der weiſeſte Salomon, der
gewaltigſte Nebucadnezar, der reicheſte Cræ-
ſus,
der aͤrmſte Lazarus.

Nullus tam fortis, cui parcant ſpicula mortis.

So ſtarck vnd maͤchtig iſt er/ daß er auch
die Bande/ ſo der allerhoͤchſte ſelber zwiſchen
Eltern vnd Kindern/ zwiſchen frommen Ehe-
Hertzen vnd andern vertrawteſten Freunden
gewircket vnd geknuͤpffet hat/ die Bande/ ſo
kein Menſch loͤſen vn̄ ſcheiden ſol/ ſo geſchwin-

de als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><fw place="top" type="header">Vorrede.</fw><lb/>
an&#x017F;tellet/ zwi&#x017F;chen zweyen &#x017F;on&#x017F;t zwar &#x017F;ehr vn-<lb/>
gleichen/ aber doch bey Men&#x017F;chlichen Lebens<lb/>
Vollziehung beider&#x017F;eits &#x017F;tarcken vnd ma&#x0364;chti-<lb/>
gen dingen: Eines i&#x017F;t die vngefa&#x0364;rbte Liebe vnd<lb/>
Trew/ in welcher Men&#x017F;chliche gemein&#x017F;chafft<lb/>
beruhet/ das ander aber der zeitlich Tod vnd<lb/>
Außgang die&#x017F;es Lebens. Starck vnd allzu-<lb/>
&#x017F;tarck i&#x017F;t/ ach leider Gott geklagt/ der zeitliche<lb/>
Tod vmb der Su&#x0364;nde willen.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Er fri&#x017F;t ver&#x017F;chlingt all Men&#x017F;chenKind/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Wie er &#x017F;ie find/</hi> </l><lb/>
          <l>Fragt nichts wes Standes oder Ehren &#x017F;ie &#x017F;ind.</l>
        </lg><lb/>
        <p>Seiner Sta&#x0364;rcke mag nicht entwerden/<lb/>
der ge&#x017F;chwinde&#x017F;te <hi rendition="#aq">Ha&#x017F;aël,</hi> der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te <hi rendition="#aq">Ab&#x017F;olon,</hi><lb/>
der &#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;te <hi rendition="#aq">Sim&#x017F;on,</hi> der wei&#x017F;e&#x017F;te <hi rendition="#aq">Salomon,</hi> der<lb/>
gewaltig&#x017F;te <hi rendition="#aq">Nebucadnezar,</hi> der reiche&#x017F;te <hi rendition="#aq">Cræ-<lb/>
&#x017F;us,</hi> der a&#x0364;rm&#x017F;te <hi rendition="#aq">Lazarus.</hi></p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Nullus tam fortis, cui parcant &#x017F;picula mortis.</hi> </hi> </quote>
          <bibl/>
        </cit><lb/>
        <p>So &#x017F;tarck vnd ma&#x0364;chtig i&#x017F;t er/ daß er auch<lb/>
die Bande/ &#x017F;o der allerho&#x0364;ch&#x017F;te &#x017F;elber zwi&#x017F;chen<lb/>
Eltern vnd Kindern/ zwi&#x017F;chen frommen Ehe-<lb/>
Hertzen vnd andern vertrawte&#x017F;ten Freunden<lb/>
gewircket vnd geknu&#x0364;pffet hat/ die Bande/ &#x017F;o<lb/>
kein Men&#x017F;ch lo&#x0364;&#x017F;en vn&#x0304; &#x017F;cheiden &#x017F;ol/ &#x017F;o ge&#x017F;chwin-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de als</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[4]/0004] Vorrede. anſtellet/ zwiſchen zweyen ſonſt zwar ſehr vn- gleichen/ aber doch bey Menſchlichen Lebens Vollziehung beiderſeits ſtarcken vnd maͤchti- gen dingen: Eines iſt die vngefaͤrbte Liebe vnd Trew/ in welcher Menſchliche gemeinſchafft beruhet/ das ander aber der zeitlich Tod vnd Außgang dieſes Lebens. Starck vnd allzu- ſtarck iſt/ ach leider Gott geklagt/ der zeitliche Tod vmb der Suͤnde willen. Er friſt verſchlingt all MenſchenKind/ Wie er ſie find/ Fragt nichts wes Standes oder Ehren ſie ſind. Seiner Staͤrcke mag nicht entwerden/ der geſchwindeſte Haſaël, der ſchoͤnſte Abſolon, der ſtaͤrckſte Simſon, der weiſeſte Salomon, der gewaltigſte Nebucadnezar, der reicheſte Cræ- ſus, der aͤrmſte Lazarus. Nullus tam fortis, cui parcant ſpicula mortis. So ſtarck vnd maͤchtig iſt er/ daß er auch die Bande/ ſo der allerhoͤchſte ſelber zwiſchen Eltern vnd Kindern/ zwiſchen frommen Ehe- Hertzen vnd andern vertrawteſten Freunden gewircket vnd geknuͤpffet hat/ die Bande/ ſo kein Menſch loͤſen vn̄ ſcheiden ſol/ ſo geſchwin- de als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/523939
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/523939/4
Zitationshilfe: Raußendorff, Christoph: Desiderabile oculorum Lugentium Dei filiorum Abitum beate defunctorum. Leipzig, 1621, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523939/4>, abgerufen am 22.11.2024.