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Gregorius, Daniel: Studenten Predigt. Marburg, 1615.

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Studenten Predigt.
wöllen vns mit dem besten Wein vnd salben füllen/
lasset vns die Meyenblümlein nit verseumen/ lasset
vns Crentze tragen von jungen Rosen/ ehe sie
welck werden/ vnser keiner lasse jm fehlen mit pran-
gen/ das man allenthalben spüren möge/ wo wir
frölich gewesen seind: Wir haben doch nichts mehr
davon dann das: Lasset vns den armen gerechten
vberweltigen/ vnd keiner Wittiben noch alten Man-
nes schonen/ Lasset vns der alten Greissen straffe
nicht achten: Was wir nur thun können/ daß sol
recht sein/ dann wer nicht thun kan/ was jhn gelüst/
der gilt nichts.

Horat. lib.
de art.
Poetic-
Eben dieses hat auß der erfahrung von den Jünglingen ge-
schrieben/ der weise Mann bey den Römern Horatius, da er al-
so spricht.

Imberbis juvenis tandem custode remoto,
Gaudet equis, canibusque, & aprici gramine campi,
Cereus in vitium flecti, monitoribus asper,
Utilium tardus provisor, prodigus aeris,
Sublimis, cupidusq; & amata relinquere pernix.

Dessen haben wir ein augenscheinlich exempel an dem Vn-
gerathenen verlornen Sohn/ im morgenden Evangelio: Was
thut derselbe custode remoto, das ist/ da er von seinem Vatter
die Golt gulden erpochet? Gaudet equis, canibusq; & aprici gra-
mine campi,
setzt sich vff vnd rennet darvon in frembde Lande/
da rüfft vnd sagt er: Wol her/ nun bin ich frey/ nun bin
ich mein eigen Herr/ nun last vns wol leben weils
da ist/ nun last vns vnsers leibes gebrauchen/ weil

er noch

Studenten Predigt.
woͤllen vns mit dem beſten Wein vnd ſalben fuͤllen/
laſſet vns die Meyenbluͤmlein nit verſeumen/ laſſet
vns Crentze tragen von jungen Roſen/ ehe ſie
welck werden/ vnſer keiner laſſe jm fehlen mit pran-
gen/ das man allenthalben ſpuͤren moͤge/ wo wir
froͤlich geweſen ſeind: Wir haben doch nichts mehr
davon dann das: Laſſet vns den armen gerechten
vberweltigẽ/ vnd keiner Wittiben noch alten Man-
nes ſchonen/ Laſſet vns der alten Greiſſen ſtraffe
nicht achten: Was wir nur thun koͤnnen/ daß ſol
recht ſein/ dann wer nicht thun kan/ was jhn geluͤſt/
der gilt nichts.

Horat. lib.
de art.
Poëtic-
Eben dieſes hat auß der erfahrung von den Juͤnglingen ge-
ſchrieben/ der weiſe Mann bey den Roͤmern Horatius, da er al-
ſo ſpricht.

Imberbis juvenis tandem cuſtode remoto,
Gaudet equis, canibusq́ue, & aprici gramine campi,
Cereus in vitium flecti, monitoribus aſper,
Utilium tardus proviſor, prodigus æris,
Sublimis, cupidusq́; & amata relinquere pernix.

Deſſen haben wir ein augenſcheinlich exempel an dem Vn-
gerathenen verlornen Sohn/ im morgenden Evangelio: Was
thut derſelbe cuſtode remoto, das iſt/ da er von ſeinem Vatter
die Golt guldẽ erpochet? Gaudet equis, canibusq́; & aprici gra-
mine campi,
ſetzt ſich vff vnd rennet darvon in frembde Lande/
da ruͤfft vnd ſagt er: Wol her/ nun bin ich frey/ nun bin
ich mein eigen Herr/ nun laſt vns wol leben weils
da iſt/ nun laſt vns vnſers leibes gebrauchen/ weil

er noch
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[10/0010] Studenten Predigt. woͤllen vns mit dem beſten Wein vnd ſalben fuͤllen/ laſſet vns die Meyenbluͤmlein nit verſeumen/ laſſet vns Crentze tragen von jungen Roſen/ ehe ſie welck werden/ vnſer keiner laſſe jm fehlen mit pran- gen/ das man allenthalben ſpuͤren moͤge/ wo wir froͤlich geweſen ſeind: Wir haben doch nichts mehr davon dann das: Laſſet vns den armen gerechten vberweltigẽ/ vnd keiner Wittiben noch alten Man- nes ſchonen/ Laſſet vns der alten Greiſſen ſtraffe nicht achten: Was wir nur thun koͤnnen/ daß ſol recht ſein/ dann wer nicht thun kan/ was jhn geluͤſt/ der gilt nichts. Eben dieſes hat auß der erfahrung von den Juͤnglingen ge- ſchrieben/ der weiſe Mann bey den Roͤmern Horatius, da er al- ſo ſpricht. Horat. lib. de art. Poëtic- Imberbis juvenis tandem cuſtode remoto, Gaudet equis, canibusq́ue, & aprici gramine campi, Cereus in vitium flecti, monitoribus aſper, Utilium tardus proviſor, prodigus æris, Sublimis, cupidusq́; & amata relinquere pernix. Deſſen haben wir ein augenſcheinlich exempel an dem Vn- gerathenen verlornen Sohn/ im morgenden Evangelio: Was thut derſelbe cuſtode remoto, das iſt/ da er von ſeinem Vatter die Golt guldẽ erpochet? Gaudet equis, canibusq́; & aprici gra- mine campi, ſetzt ſich vff vnd rennet darvon in frembde Lande/ da ruͤfft vnd ſagt er: Wol her/ nun bin ich frey/ nun bin ich mein eigen Herr/ nun laſt vns wol leben weils da iſt/ nun laſt vns vnſers leibes gebrauchen/ weil er noch

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Zitationshilfe: Gregorius, Daniel: Studenten Predigt. Marburg, 1615, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523920/10>, abgerufen am 28.04.2024.