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Faber, Melchior: Christliche Leichpredigt. Oeltzschau, 1613.

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Christliche
Wort fundirt/ so befindet sichs/ daß der Bäpst-
ler meynung so wenig/ als der blinden Heyden
Gedicht/ den stich helt/ sondern ein lauter Men-
schentandt ist. Denn der heilige Geist thut vns
hiervon im jetztverlesenen Sprüchlein gar viel
einen andern bessern vnd gewissern bericht/ daß
nemlichen die Seelen der Gerechten in Gottes
Hand befödert werden/ darinnen sie jhre Ruhe
vnd Erquickung empfinden. Durch das Wört-
lein Gerechten/ werden die jenigen verstanden/
die nicht Legaliter, sondern Evangelice gerecht
seyn. Dargegen aber der Vngerechten Seelen/
die kommen stracks an den Orth der Qual/ do-
rauß nimmermehr keine Erlösung ist. Ob nun
wol Gott ein Geist ist/ vnd weder Hände noch
Füsse hat/ so werden jhm doch solche Gliedmaß
zugeeygnet kat' andropopatheion, wie man in Schu-
len zu reden pfleget/ nach Menschlicher art vnd
weise/ vnd wird durch die Hand Gottes ver-
standen/ seine Göttliche Krafft vnd Allmacht/
vnd sein gnädiger Schutz vnd Schirm/ den er
seinen Gleubigen vnd Außerwehlten beweiset.
Denn zu gleicher weise wie ein Mensch/ wenn
er einen schützen vnd handhaben wil/ so gebrau-
chet er seine Arme vnd Hände darzu/ also redet
auch die Schrifft von Gott dem HErrn/ daß

er sei-

Chriſtliche
Wort fundirt/ ſo befindet ſichs/ daß der Baͤpſt-
ler meynung ſo wenig/ als der blinden Heyden
Gedicht/ den ſtich helt/ ſondern ein lauter Men-
ſchentandt iſt. Denn der heilige Geiſt thut vns
hiervon im jetztverleſenen Spruͤchlein gar viel
einen andern beſſern vnd gewiſſern bericht/ daß
nemlichen die Seelen der Gerechten in Gottes
Hand befoͤdert werden/ darinnen ſie jhre Ruhe
vnd Erquickung empfinden. Durch das Woͤrt-
lein Gerechten/ werden die jenigen verſtanden/
die nicht Legaliter, ſondern Evangelicè gerecht
ſeyn. Dargegen aber der Vngerechten Seelen/
die kommen ſtracks an den Orth der Qual/ do-
rauß nimmermehr keine Erloͤſung iſt. Ob nun
wol Gott ein Geiſt iſt/ vnd weder Haͤnde noch
Fuͤſſe hat/ ſo werden jhm doch ſolche Gliedmaß
zugeeygnet κατ' ἀνδρωποπάϑειον, wie man in Schu-
len zu reden pfleget/ nach Menſchlicher art vnd
weiſe/ vnd wird durch die Hand Gottes ver-
ſtanden/ ſeine Goͤttliche Krafft vnd Allmacht/
vnd ſein gnaͤdiger Schutz vnd Schirm/ den er
ſeinen Gleubigen vnd Außerwehlten beweiſet.
Denn zu gleicher weiſe wie ein Menſch/ wenn
er einen ſchuͤtzen vnd handhaben wil/ ſo gebrau-
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auch die Schrifft von Gott dem HErrn/ daß

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[[26]/0026] Chriſtliche Wort fundirt/ ſo befindet ſichs/ daß der Baͤpſt- ler meynung ſo wenig/ als der blinden Heyden Gedicht/ den ſtich helt/ ſondern ein lauter Men- ſchentandt iſt. Denn der heilige Geiſt thut vns hiervon im jetztverleſenen Spruͤchlein gar viel einen andern beſſern vnd gewiſſern bericht/ daß nemlichen die Seelen der Gerechten in Gottes Hand befoͤdert werden/ darinnen ſie jhre Ruhe vnd Erquickung empfinden. Durch das Woͤrt- lein Gerechten/ werden die jenigen verſtanden/ die nicht Legaliter, ſondern Evangelicè gerecht ſeyn. Dargegen aber der Vngerechten Seelen/ die kommen ſtracks an den Orth der Qual/ do- rauß nimmermehr keine Erloͤſung iſt. Ob nun wol Gott ein Geiſt iſt/ vnd weder Haͤnde noch Fuͤſſe hat/ ſo werden jhm doch ſolche Gliedmaß zugeeygnet κατ' ἀνδρωποπάϑειον, wie man in Schu- len zu reden pfleget/ nach Menſchlicher art vnd weiſe/ vnd wird durch die Hand Gottes ver- ſtanden/ ſeine Goͤttliche Krafft vnd Allmacht/ vnd ſein gnaͤdiger Schutz vnd Schirm/ den er ſeinen Gleubigen vnd Außerwehlten beweiſet. Denn zu gleicher weiſe wie ein Menſch/ wenn er einen ſchuͤtzen vnd handhaben wil/ ſo gebrau- chet er ſeine Arme vnd Haͤnde darzu/ alſo redet auch die Schrifft von Gott dem HErrn/ daß er ſei-

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Zitationshilfe: Faber, Melchior: Christliche Leichpredigt. Oeltzschau, 1613, S. [26]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523898/26>, abgerufen am 29.03.2024.