Rehefeldt, Tobias: Mori lucrum. Leipzig, 1615.Christliche tze halben/ nit etwa weitleufftig nach andern Exempeln vmbse-hen/ so hat vns dessen der fromme getrewe Gott bey vnserer adelichen Leiche gleich einen Haußspiegel vor augen gestellt. Applica- tio.Denn nach dem vorwichener zeit durch Schickung GOttes des Allmächtigen/ allhier auff dem Hause Kitscher zwischen zweyen Adels Personen eine Heyrath war getroffen worden/ vnd dieselbe förderlichst durch öffentliche Copulation vnnd Trawung hette sollen continuiret vnd vollenzogen werden/ innmassen man sich allenthalben zu dem Hochzeitlichen Eh- renfest praepariret vnd gefast gemacht/ Sihe/ so machet der vnvorschämte Todt jmmer einen Stumpff nach dem ande- ren/ damit er dieselbe zu rücke treibe. Denn bald schürret er sich an den Herrn Hochzeit Vater mit einem hefftigen Fie- ber/ vnd setzet jhm dermassen zu/ daß er darüber an seinen Lei- beskräfften nicht wenig geschwächet wird. Bald erwischet er die Jungfraw Braut sampt jrem adelichen Geschwister/ vnd giebt auch denselben einen zimlich vnfreundlichen Anblick. Zu aller letzt aber mus die edle Fraw Hochzeit Mutter herhalten/ die zeucht der Menschenwürger der Todt auch auff zu einem Tantz/ vnd führet sie so vnsanffte/ daß jhr die Seele darüber ausgehet/ vnd sie die Erde kewen mus. Occupa- darauff
Chriſtliche tze halben/ nit etwa weitleufftig nach andern Exempeln vmbſe-hen/ ſo hat vns deſſen der fromme getrewe Gott bey vnſerer adelichen Leiche gleich einen Haußſpiegel vor augen geſtellt. Applica- tio.Denn nach dem vorwichener zeit durch Schickung GOttes des Allmaͤchtigen/ allhier auff dem Hauſe Kitſcher zwiſchen zweyen Adels Perſonen eine Heyrath war getroffen worden/ vnd dieſelbe foͤrderlichſt durch oͤffentliche Copulation vnnd Trawung hette ſollen continuiret vnd vollenzogen werden/ innmaſſen man ſich allenthalben zu dem Hochzeitlichen Eh- renfeſt præpariret vnd gefaſt gemacht/ Sihe/ ſo machet der vnvorſchaͤmte Todt jmmer einen Stumpff nach dem ande- ren/ damit er dieſelbe zu ruͤcke treibe. Denn bald ſchuͤrret er ſich an den Herrn Hochzeit Vater mit einem hefftigen Fie- ber/ vnd ſetzet jhm dermaſſen zu/ daß er daruͤber an ſeinen Lei- beskraͤfften nicht wenig geſchwaͤchet wird. Bald erwiſchet er die Jungfraw Braut ſampt jrem adelichen Geſchwiſter/ vnd giebt auch denſelben einen zimlich vnfreundlichen Anblick. Zu aller letzt aber mus die edle Fraw Hochzeit Mutter herhalten/ die zeucht der Menſchenwuͤrger der Todt auch auff zu einem Tantz/ vnd fuͤhret ſie ſo vnſanffte/ daß jhr die Seele daruͤber ausgehet/ vnd ſie die Erde kewen mus. Occupa- darauff
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Chriſtliche
tze halben/ nit etwa weitleufftig nach andern Exempeln vmbſe-
hen/ ſo hat vns deſſen der fromme getrewe Gott bey vnſerer
adelichen Leiche gleich einen Haußſpiegel vor augen geſtellt.
Denn nach dem vorwichener zeit durch Schickung GOttes
des Allmaͤchtigen/ allhier auff dem Hauſe Kitſcher zwiſchen
zweyen Adels Perſonen eine Heyrath war getroffen worden/
vnd dieſelbe foͤrderlichſt durch oͤffentliche Copulation vnnd
Trawung hette ſollen continuiret vnd vollenzogen werden/
innmaſſen man ſich allenthalben zu dem Hochzeitlichen Eh-
renfeſt præpariret vnd gefaſt gemacht/ Sihe/ ſo machet der
vnvorſchaͤmte Todt jmmer einen Stumpff nach dem ande-
ren/ damit er dieſelbe zu ruͤcke treibe. Denn bald ſchuͤrret er
ſich an den Herrn Hochzeit Vater mit einem hefftigen Fie-
ber/ vnd ſetzet jhm dermaſſen zu/ daß er daruͤber an ſeinen Lei-
beskraͤfften nicht wenig geſchwaͤchet wird. Bald erwiſchet er
die Jungfraw Braut ſampt jrem adelichen Geſchwiſter/ vnd
giebt auch denſelben einen zimlich vnfreundlichen Anblick. Zu
aller letzt aber mus die edle Fraw Hochzeit Mutter herhalten/
die zeucht der Menſchenwuͤrger der Todt auch auff zu einem
Tantz/ vnd fuͤhret ſie ſo vnſanffte/ daß jhr die Seele daruͤber
ausgehet/ vnd ſie die Erde kewen mus.
Applica-
tio.
Ob nu wol aber dieſes Tragœdienſpiel einer gantzen ade-
lichen Freundſchafft/ ſonderlich aber vnſerm guͤnſtigen Lehn-
Junckern/ als dem hochbetruͤbten hinderlaſſenen Witwer
ſchmertzlichen vorkoͤmpt/ ſo iſt doch kein zweiffel/ daß ſolches
alles nach dem Vaͤterlichen Rath vnd willen vnſers Her-
ren Gottes geſchehen ſey/ denn es koͤmpt doch alles von
Gott/ Leben vnd Todt/ ſagt Syrach 11. c. Er hat alle Tage/
Stunden vnd Minuten vnſers Lebens gezehlet/ wie David
darauff
Occupa-
tio.
Sir. 11.
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