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Rehefeldt, Tobias: Mori lucrum. Leipzig, 1615.

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Leichpredigt.
Haar auff meinem Häupt mächtig. Jch kenne aber einen
Mann/ der heist Jesus Christus/ der ist mein Leben/ nicht al-
lein ratione creationis, wegen der schöpffung/ sondern auch
ratione conservationis, alldieweil Er mich biß dato gnädig-
lich beschützet vnd erhalten hat/ der hat mein Leben vnd ster-
ben in seinen Händen/ vnd dem wil ich gerne folgen/ wenn es
sein gnediger Wille/ vnd mir selig vnd gut ist. Denn ich weiß
daß mir dis zeitliche Leben keines Weges zum Erb vnd Ei-
genthumb eingethan worden/ sondern nur auff eine zeitlang
geliehen ist/ drumb wil ich es auch dem Obersten Lehenherrn
willig vnd gerne widerumb cediren, wenn es mir auffgekün-
diget wird.

Wil also der Apostel Paulus mit diesen Worten be-Wiederle-
gung der je-
nigen/ wel-
che jhr leben
vnd Sterben
dem blinden
Glück zu-
schreiben.

gegnen den jenigen Leuten/ welche des Menschen Leben/ so
wol als sein sterben dem blinden Glück vnterworffen haben/
gleich als wenn in der Welt alles plumps halben/ vnd ohne
gefehr geschehe/ wie sich denn dort Sap. 2. c. die Epicurer ver-
lauten lassen: ohn gefehr sind wir geboren vnd fahren wieder
dahin/ als weren wir nie gewesen. Nein Gel. das ist falschSap. 2.
vnd vnrecht/ vnser Herr Christus hat einem jeden Men-
schen sein Ziel gesetzt/ wie lang er es auff dieser Welt treiben
vnd seinem Beruff vnd Ampt sol vorstehen. Ja er hat jhm
alle Härlein gezehlet/ daß derselben nicht das geringste kan
vorsehret werden/ ohn seinen Zulaß vnd Verstattung. Das
erkennet die liebe Hanna in jhrem LobGesange/ darumb
spricht sie 1. Sam. 2. der Herr tödtet vnd machet lebendig.1. Sam. 2.
Vnnd David saget Ps. 31. sortes meae in manu Domini,
Herr meine zeit stehet in deinen Händen. Vnd PaulusPsalm. 31.
Roman. 14. saget: Vnser keiner lebet jhm selber/ vnnd vnserRom. 14.

keiner

Leichpredigt.
Haar auff meinem Haͤupt maͤchtig. Jch kenne aber einen
Mann/ der heiſt Jeſus Chriſtus/ der iſt mein Leben/ nicht al-
lein ratione creationis, wegen der ſchoͤpffung/ ſondern auch
ratione conſervationis, alldieweil Er mich biß dato gnaͤdig-
lich beſchuͤtzet vnd erhalten hat/ der hat mein Leben vnd ſter-
ben in ſeinen Haͤnden/ vnd dem wil ich gerne folgen/ wenn es
ſein gnediger Wille/ vnd mir ſelig vnd gut iſt. Denn ich weiß
daß mir dis zeitliche Leben keines Weges zum Erb vnd Ei-
genthumb eingethan worden/ ſondern nur auff eine zeitlang
geliehen iſt/ drumb wil ich es auch dem Oberſten Lehenherrn
willig vnd gerne widerumb cediren, wenn es mir auffgekuͤn-
diget wird.

Wil alſo der Apoſtel Paulus mit dieſen Worten be-Wiederle-
gung der je-
nigen/ wel-
che jhr leben
vnd Sterben
dem blinden
Gluͤck zu-
ſchreiben.

gegnen den jenigen Leuten/ welche des Menſchen Leben/ ſo
wol als ſein ſterben dem blinden Gluͤck vnterworffen haben/
gleich als wenn in der Welt alles plumps halben/ vnd ohne
gefehr geſchehe/ wie ſich denn dort Sap. 2. c. die Epicurer ver-
lauten laſſen: ohn gefehr ſind wir geboren vnd fahren wieder
dahin/ als weren wir nie geweſen. Nein Gel. das iſt falſchSap. 2.
vnd vnrecht/ vnſer Herr Chriſtus hat einem jeden Men-
ſchen ſein Ziel geſetzt/ wie lang er es auff dieſer Welt treiben
vnd ſeinem Beruff vnd Ampt ſol vorſtehen. Ja er hat jhm
alle Haͤrlein gezehlet/ daß derſelben nicht das geringſte kan
vorſehret werden/ ohn ſeinen Zulaß vnd Verſtattung. Das
erkennet die liebe Hanna in jhrem LobGeſange/ darumb
ſpricht ſie 1. Sam. 2. der Herr toͤdtet vnd machet lebendig.1. Sam. 2.
Vnnd David ſaget Pſ. 31. ſortes meæ in manu Domini,
Herr meine zeit ſtehet in deinen Haͤnden. Vnd PaulusPſalm. 31.
Roman. 14. ſaget: Vnſer keiner lebet jhm ſelber/ vnnd vnſerRom. 14.

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[[23]/0023] Leichpredigt. Haar auff meinem Haͤupt maͤchtig. Jch kenne aber einen Mann/ der heiſt Jeſus Chriſtus/ der iſt mein Leben/ nicht al- lein ratione creationis, wegen der ſchoͤpffung/ ſondern auch ratione conſervationis, alldieweil Er mich biß dato gnaͤdig- lich beſchuͤtzet vnd erhalten hat/ der hat mein Leben vnd ſter- ben in ſeinen Haͤnden/ vnd dem wil ich gerne folgen/ wenn es ſein gnediger Wille/ vnd mir ſelig vnd gut iſt. Denn ich weiß daß mir dis zeitliche Leben keines Weges zum Erb vnd Ei- genthumb eingethan worden/ ſondern nur auff eine zeitlang geliehen iſt/ drumb wil ich es auch dem Oberſten Lehenherrn willig vnd gerne widerumb cediren, wenn es mir auffgekuͤn- diget wird. Wil alſo der Apoſtel Paulus mit dieſen Worten be- gegnen den jenigen Leuten/ welche des Menſchen Leben/ ſo wol als ſein ſterben dem blinden Gluͤck vnterworffen haben/ gleich als wenn in der Welt alles plumps halben/ vnd ohne gefehr geſchehe/ wie ſich denn dort Sap. 2. c. die Epicurer ver- lauten laſſen: ohn gefehr ſind wir geboren vnd fahren wieder dahin/ als weren wir nie geweſen. Nein Gel. das iſt falſch vnd vnrecht/ vnſer Herr Chriſtus hat einem jeden Men- ſchen ſein Ziel geſetzt/ wie lang er es auff dieſer Welt treiben vnd ſeinem Beruff vnd Ampt ſol vorſtehen. Ja er hat jhm alle Haͤrlein gezehlet/ daß derſelben nicht das geringſte kan vorſehret werden/ ohn ſeinen Zulaß vnd Verſtattung. Das erkennet die liebe Hanna in jhrem LobGeſange/ darumb ſpricht ſie 1. Sam. 2. der Herr toͤdtet vnd machet lebendig. Vnnd David ſaget Pſ. 31. ſortes meæ in manu Domini, Herr meine zeit ſtehet in deinen Haͤnden. Vnd Paulus Roman. 14. ſaget: Vnſer keiner lebet jhm ſelber/ vnnd vnſer keiner Wiederle- gung der je- nigen/ wel- che jhr leben vnd Sterben dem blinden Gluͤck zu- ſchreiben. Sap. 2. 1. Sam. 2. Pſalm. 31. Rom. 14.

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Zitationshilfe: Rehefeldt, Tobias: Mori lucrum. Leipzig, 1615. , S. [23]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523844/23>, abgerufen am 28.03.2024.