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Zwinger, Theodor: Christliche Leichpredigt/ Von Vnverhofften. Basel, 1633.

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Leichpredigt.
trost seyn/ wann sie sich eines guten gewissens können be-
rühmen/ vnd mit David sagen; sie tragen keine schuld
an dem blut erschlagener/ vnschuldiger Leuthen. Hilff
Gott! wie muß es denen Leuthen vmm das hertze seyn/ welche
dessen in jhrem gewissen vber-zeuget sind/ daß sie biß-da-
her mit raht vnd that zu so vielem blut-vergiessen/ verher-
gung vieler Länderen/ vnd vndertruckung der armen vn-
schuldigen Leuthen geholffen haben/ vnd nichts anders
wissen fürzuwenden/ dann/ daß man die Ketzer außreuten
müsse; Mala conscientia horum est laqueus; das böse
gewissen/ so endtlich auffwachet/ ist solcher Leuthen strick/
an dem sie erworgen.

2. Tröstet sich David vmb etwas mit Abners lob-
licher gedächtnus. Gar herrlich vnd rumlich redet er
von jhme; Soll Abner gestorben seyn/ wie ein dor
stirbet?
Als wolt er sagen; Er ist eines besseren vnd rum-
licheren todes würdig gewesen. Deine hände sind
nicht gebunden/ noch deine füsse in fessel gesetzet.

Die meynung ist; du bist ja kein verzagter Haß gewesen.
Dann wo du deinen feinden hast beykommen können/ hastu
dich/ gleich einem dapfferen Helden gehalten/ vnd dir
weder hände noch füsse binden vnd anfeßlen lassen. Du
bist allezeit deinem feinde vnder augen getretten/ vnd hast
deine dapfferkeit an jhme bewisen. Du bist gefallen/
wie man für bösen Buben fallet/
das ist/ daß du
nun also verrähterischer weiß bist hingerichtet worden/ solle
dir zu keiner schand noch vnehr gereichen. Solche schand
liget ob bösen Buben. Sehet/ Liebe Christen/ wie sich
David auffrichte mit Abners gedächtnus.

Anderstwo sagt er; Die gedächtnus des gerech-Psal. 112.

ten
E 2

Leichpredigt.
troſt ſeyn/ wann ſie ſich eines guten gewiſſens koͤnnen be-
ruͤhmen/ vnd mit David ſagen; ſie tragen keine ſchuld
an dem blůt erſchlagener/ vnſchuldiger Leuthen. Hilff
Gott! wie muß es denẽ Leuthen vm̃ das hertze ſeyn/ welche
deſſen in jhrem gewiſſen vber-zeuget ſind/ daß ſie biß-da-
her mit raht vnd that zu ſo vielem blůt-vergieſſen/ verher-
gung vieler Laͤnderen/ vnd vndertruckung der armen vn-
ſchuldigen Leuthen geholffen haben/ vnd nichts anders
wiſſen fuͤrzuwenden/ dann/ daß man die Ketzer außreuten
muͤſſe; Mala conſcientia horum eſt laqueus; das boͤſe
gewiſſen/ ſo endtlich auffwachet/ iſt ſolcher Leuthen ſtrick/
an dem ſie erwoꝛgen.

2. Troͤſtet ſich David vmb etwas mit Abners lob-
licher gedaͤchtnus. Gar herꝛlich vnd růmlich redet er
von jhme; Soll Abner geſtoꝛben ſeyn/ wie ein doꝛ
ſtirbet?
Als wolt er ſagen; Er iſt eines beſſeren vñ rům-
licheren todes wuͤrdig geweſen. Deine haͤnde ſind
nicht gebunden/ noch deine fuͤſſe in feſſel geſetzet.

Die meynung iſt; du biſt ja kein verzagter Haß geweſen.
Dann wo du deinen feinden haſt beykom̃en koͤnnen/ haſtu
dich/ gleich einem dapfferen Helden gehalten/ vnd dir
weder haͤnde noch fuͤſſe binden vnd anfeßlen laſſen. Du
biſt allezeit deinem feinde vnder augen getretten/ vnd haſt
deine dapfferkeit an jhme bewiſen. Du biſt gefallen/
wie man fuͤr boͤſen Bůben fallet/
das iſt/ daß du
nun alſo verꝛaͤhteriſcher weiß biſt hingerichtet woꝛdẽ/ ſolle
dir zu keiner ſchand noch vnehꝛ gereichen. Solche ſchand
liget ob boͤſen Bůben. Sehet/ Liebe Chꝛiſten/ wie ſich
David auffrichte mit Abners gedaͤchtnus.

Anderſtwo ſagt er; Die gedaͤchtnus des gerech-Pſal. 112.

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[35/0035] Leichpredigt. troſt ſeyn/ wann ſie ſich eines guten gewiſſens koͤnnen be- ruͤhmen/ vnd mit David ſagen; ſie tragen keine ſchuld an dem blůt erſchlagener/ vnſchuldiger Leuthen. Hilff Gott! wie muß es denẽ Leuthen vm̃ das hertze ſeyn/ welche deſſen in jhrem gewiſſen vber-zeuget ſind/ daß ſie biß-da- her mit raht vnd that zu ſo vielem blůt-vergieſſen/ verher- gung vieler Laͤnderen/ vnd vndertruckung der armen vn- ſchuldigen Leuthen geholffen haben/ vnd nichts anders wiſſen fuͤrzuwenden/ dann/ daß man die Ketzer außreuten muͤſſe; Mala conſcientia horum eſt laqueus; das boͤſe gewiſſen/ ſo endtlich auffwachet/ iſt ſolcher Leuthen ſtrick/ an dem ſie erwoꝛgen. 2. Troͤſtet ſich David vmb etwas mit Abners lob- licher gedaͤchtnus. Gar herꝛlich vnd růmlich redet er von jhme; Soll Abner geſtoꝛben ſeyn/ wie ein doꝛ ſtirbet? Als wolt er ſagen; Er iſt eines beſſeren vñ rům- licheren todes wuͤrdig geweſen. Deine haͤnde ſind nicht gebunden/ noch deine fuͤſſe in feſſel geſetzet. Die meynung iſt; du biſt ja kein verzagter Haß geweſen. Dann wo du deinen feinden haſt beykom̃en koͤnnen/ haſtu dich/ gleich einem dapfferen Helden gehalten/ vnd dir weder haͤnde noch fuͤſſe binden vnd anfeßlen laſſen. Du biſt allezeit deinem feinde vnder augen getretten/ vnd haſt deine dapfferkeit an jhme bewiſen. Du biſt gefallen/ wie man fuͤr boͤſen Bůben fallet/ das iſt/ daß du nun alſo verꝛaͤhteriſcher weiß biſt hingerichtet woꝛdẽ/ ſolle dir zu keiner ſchand noch vnehꝛ gereichen. Solche ſchand liget ob boͤſen Bůben. Sehet/ Liebe Chꝛiſten/ wie ſich David auffrichte mit Abners gedaͤchtnus. Anderſtwo ſagt er; Die gedaͤchtnus des gerech- ten Pſal. 112. E 2

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Zitationshilfe: Zwinger, Theodor: Christliche Leichpredigt/ Von Vnverhofften. Basel, 1633, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523762/35>, abgerufen am 29.03.2024.