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Zwinger, Theodor: Christliche Leichpredigt/ Von Vnverhofften. Basel, 1633.

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Christliche
war der gebürende Titul/ den Joab verdienet hatte.

2. Wann wir aber diesem nach vnsere gedancken rich-
ten auff Gott/ durch dessen fürsehung vnd verhängnus
dieser leydige vnfal Abners geschehen/ so mögen wir wol
sagen/ das Abner nicht ausser aller schuld gewesen/ son-
dern diese straffe Gottes wol verdienet habe. Dann 1. hat
er wider Gottes befehl/ nach den tode des Königs Sauls/
vnderstanden das Königreich an Jsboseth/ seinen Vet-
teren/ zu bringen; da er doch wol gewußt/ daß Gott das
2 Sam. 3. 18.
1. Sam.
16.
13.
Hauß Sauls verstossen/ vnd hingegen durch Samuel/
den Propheten/ David auß dem stammen Juda zum Kö-
nig salben lassen. 2. Hernaher/ als Jsboseth jhme in den
schilt geredt/ vnd die Hurerey für gerucket hatte/ welche
er mit Rizpa, dem Käbsweib Sauls/ getriben/ ist er wi-
derumb von Jsboseth gefallen/ vnd sich an jhme zu rechen/
2. Sam. 3. 9.hat er geschworen/ das Königreich widerumb vom Hause
Saul zu reissen/ vnd an David zu bringen. Das that er
nicht so vast Gott vnd David zu lieb/ als Jsboseth zu leid.
Darumb kondte Gott auch kein gefallen daran haben;
der wolte nicht/ das auff eine solche weise David eyngese-
tzet wurde. 3. Hat deßwegen auch zu befürderung seiner
ehren den Abner auß dem wege raumen lassen. Dann
solte Abner in leben gebliben seyn/ vnd Jsrael an David
gebracht haben/ so wurde man gesagt haben; das hat
Abner gethan. Den weg/ da Gott den Abner lasset hin-
richten/ vnd dannoch wider verhoffen den David in das
Reich eynsetzet/ wie ers jhme versprochen/ muß man sa-
gen; das hat Gott gethan.

Allhie haben wir nun anlaß zu reden von den vrsachen
mehr-gedachter leydigen Zufälen/ welche etwan frommen
vnd dapfferen Leuthen begegnen. Wann wir zu vorderst
die Wider-täuffer rahts fragen wolten; woher es komme/

das

Chꝛiſtliche
war der gebuͤrende Titul/ den Joab verdienet hatte.

2. Wann wir aber dieſem nach vnſere gedancken rich-
ten auff Gott/ durch deſſen fuͤrſehung vnd verhaͤngnus
dieſer leydige vnfal Abners geſchehen/ ſo moͤgen wir wol
ſagen/ das Abner nicht auſſer aller ſchuld geweſen/ ſon-
dern dieſe ſtraffe Gottes wol verdienet habe. Dann 1. hat
er wider Gottes befehl/ nach dẽ tode des Koͤnigs Sauls/
vnderſtanden das Koͤnigreich an Jsboſeth/ ſeinen Vet-
teren/ zu bringen; da er doch wol gewußt/ daß Gott das
2 Sam. 3. 18.
1. Sam.
16.
13.
Hauß Sauls verſtoſſen/ vnd hingegen durch Samuel/
den Propheten/ David auß dem ſtam̃en Juda zum Koͤ-
nig ſalben laſſen. 2. Hernaher/ als Jsboſeth jhme in den
ſchilt geredt/ vnd die Hůrerey fuͤr gerucket hatte/ welche
er mit Rizpa, dem Kaͤbsweib Sauls/ getriben/ iſt er wi-
derumb von Jsboſeth gefallen/ vnd ſich an jhme zu rechẽ/
2. Sam. 3. 9.hat er geſchwoꝛen/ das Koͤnigreich widerumb vom Hauſe
Saul zu reiſſen/ vnd an David zu bringen. Das that er
nicht ſo vaſt Gott vnd David zu lieb/ als Jsboſeth zu leid.
Darumb kondte Gott auch kein gefallen daran haben;
der wolte nicht/ das auff eine ſolche weiſe David eyngeſe-
tzet wurde. 3. Hat deßwegen auch zu befuͤrderung ſeiner
ehren den Abner auß dem wege raumen laſſen. Dann
ſolte Abner in leben gebliben ſeyn/ vnd Jſrael an David
gebracht haben/ ſo wurde man geſagt haben; das hat
Abner gethan. Den weg/ da Gott den Abner laſſet hin-
richten/ vnd dannoch wider verhoffen den David in das
Reich eynſetzet/ wie ers jhme verſpꝛochen/ muß man ſa-
gen; das hat Gott gethan.

Allhie haben wir nun anlaß zu reden von den vrſachen
mehꝛ-gedachter leydigen Zůfaͤlen/ welche etwan frommen
vnd dapfferen Leuthen begegnen. Wann wir zu voꝛderſt
die Wider-taͤuffer rahts fragen wolten; woher es kom̃e/

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[16/0016] Chꝛiſtliche war der gebuͤrende Titul/ den Joab verdienet hatte. 2. Wann wir aber dieſem nach vnſere gedancken rich- ten auff Gott/ durch deſſen fuͤrſehung vnd verhaͤngnus dieſer leydige vnfal Abners geſchehen/ ſo moͤgen wir wol ſagen/ das Abner nicht auſſer aller ſchuld geweſen/ ſon- dern dieſe ſtraffe Gottes wol verdienet habe. Dann 1. hat er wider Gottes befehl/ nach dẽ tode des Koͤnigs Sauls/ vnderſtanden das Koͤnigreich an Jsboſeth/ ſeinen Vet- teren/ zu bringen; da er doch wol gewußt/ daß Gott das Hauß Sauls verſtoſſen/ vnd hingegen durch Samuel/ den Propheten/ David auß dem ſtam̃en Juda zum Koͤ- nig ſalben laſſen. 2. Hernaher/ als Jsboſeth jhme in den ſchilt geredt/ vnd die Hůrerey fuͤr gerucket hatte/ welche er mit Rizpa, dem Kaͤbsweib Sauls/ getriben/ iſt er wi- derumb von Jsboſeth gefallen/ vnd ſich an jhme zu rechẽ/ hat er geſchwoꝛen/ das Koͤnigreich widerumb vom Hauſe Saul zu reiſſen/ vnd an David zu bringen. Das that er nicht ſo vaſt Gott vnd David zu lieb/ als Jsboſeth zu leid. Darumb kondte Gott auch kein gefallen daran haben; der wolte nicht/ das auff eine ſolche weiſe David eyngeſe- tzet wurde. 3. Hat deßwegen auch zu befuͤrderung ſeiner ehren den Abner auß dem wege raumen laſſen. Dann ſolte Abner in leben gebliben ſeyn/ vnd Jſrael an David gebracht haben/ ſo wurde man geſagt haben; das hat Abner gethan. Den weg/ da Gott den Abner laſſet hin- richten/ vnd dannoch wider verhoffen den David in das Reich eynſetzet/ wie ers jhme verſpꝛochen/ muß man ſa- gen; das hat Gott gethan. 2 Sam. 3. 18. 1. Sam. 16. 13. 2. Sam. 3. 9. Allhie haben wir nun anlaß zu reden von den vrſachen mehꝛ-gedachter leydigen Zůfaͤlen/ welche etwan frommen vnd dapfferen Leuthen begegnen. Wann wir zu voꝛderſt die Wider-taͤuffer rahts fragen wolten; woher es kom̃e/ das

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Zitationshilfe: Zwinger, Theodor: Christliche Leichpredigt/ Von Vnverhofften. Basel, 1633, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523762/16>, abgerufen am 29.03.2024.