Hammer, Martin: Monumentum Crucis & Salutis. Leipzig, 1615.

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Leichpredigt vber

heit die armen Menschen[?] Sie brüllen/ reuf-
fen/ schlahen/ gebahren sich so seltzam/ daß ei-
nem das Hertz dafür erschricket. Wenn aber
wenig Zeit fürüber/ spüret man nichts an jh-
nen/ gleich wie man nun solche arme Leute dar-
über nicht richtet/ sondern alles der Kranckheit
zuschreibet/ so sol es hier billich auch geschehen.
Verdammet doch der ewige Sohn Gottes die
jenigen nicht/ welche gar vom Teuffel besessen
seyn/ warumb wolten wirs denn bey solchen
Leuten thun/ bey denen keine leibliche Besi-
tzung zu spüren/ sondern nur eine starcke Me-
läncholia von welcher gleichwol Satanas der
hellische melancholische Geist nicht ferne zu
seyn pfleget.

5.
Bey den
Z[orn]bli-
cken [habe]n
sich v[ie]l
Gnaden-
blick sehen
lassen.Jnmassen wir denn sonderlich allhier bey
dieses frommen Manns Exempel keine Vrsach
darzu haben/ denn es hat dabey GOtt der
Herr alles noch so gnädig gemildert/ daß
mitten aus den melancholischen trüben Zorn-
blicken/ viel feiner Gnadenblick sich haben se-
hen lassen. Wenn die grosse inwendige Hitze
vnd die Gewalt der Kranckheit etwas nach ge-
lassen/ vnd der Patient [verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]ll worden/ hat er fleis-
sig gefragt nach allem was er gethan/ vnd vber
den Exces tieff geseufftzet/ ja mitten in der Ver-
rückunck vnd Kranckheit/ hat er die schönsten
Sprüch/ wenn sie jhm nur angefangen wor-
den deutsch vnd lateinisch außgeredet vnd die-
selbigen gerühmt/ was sie für außbündigen

Trost/

Leichpredigt vber

heit die armen Menſchen[?] Sie bruͤllen/ reuf-
fen/ ſchlahen/ gebahren ſich ſo ſeltzam/ daß ei-
nem das Hertz dafuͤr erſchricket. Wenn aber
wenig Zeit fuͤruͤber/ ſpuͤret man nichts an jh-
nen/ gleich wie man nun ſolche arme Leute dar-
uͤber nicht richtet/ ſondern alles der Kranckheit
zuſchreibet/ ſo ſol es hier billich auch geſchehen.
Verdammet doch der ewige Sohn Gottes die
jenigen nicht/ welche gar vom Teuffel beſeſſen
ſeyn/ warumb wolten wirs denn bey ſolchen
Leuten thun/ bey denen keine leibliche Beſi-
tzung zu ſpuͤren/ ſondern nur eine ſtarcke Me-
laͤncholia von welcher gleichwol Satanas der
helliſche melancholiſche Geiſt nicht ferne zu
ſeyn pfleget.

5.
Bey den
Z[orn]bli-
cken [habe]n
ſich v[ie]l
Gnaden-
blick ſehen
laſſen.Jnmaſſen wir denn ſonderlich allhier bey
dieſes frommen Manns Exempel keine Vrſach
darzu haben/ denn es hat dabey GOtt der
Herr alles noch ſo gnaͤdig gemildert/ daß
mitten aus den melancholiſchen truͤben Zorn-
blicken/ viel feiner Gnadenblick ſich haben ſe-
hen laſſen. Wenn die groſſe inwendige Hitze
vnd die Gewalt der Kranckheit etwas nach ge-
laſſen/ vnd der Patient [verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]ll worden/ hat er fleiſ-
ſig gefragt nach allem was er gethan/ vnd vber
den Exces tieff geſeufftzet/ ja mitten in der Ver-
ruͤckunck vnd Kranckheit/ hat er die ſchoͤnſten
Spruͤch/ wenn ſie jhm nur angefangen wor-
den deutſch vnd lateiniſch außgeredet vnd die-
ſelbigen geruͤhmt/ was ſie fuͤr außbuͤndigen

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[62/0062] Leichpredigt vber heit die armen Menſchen? Sie bruͤllen/ reuf- fen/ ſchlahen/ gebahren ſich ſo ſeltzam/ daß ei- nem das Hertz dafuͤr erſchricket. Wenn aber wenig Zeit fuͤruͤber/ ſpuͤret man nichts an jh- nen/ gleich wie man nun ſolche arme Leute dar- uͤber nicht richtet/ ſondern alles der Kranckheit zuſchreibet/ ſo ſol es hier billich auch geſchehen. Verdammet doch der ewige Sohn Gottes die jenigen nicht/ welche gar vom Teuffel beſeſſen ſeyn/ warumb wolten wirs denn bey ſolchen Leuten thun/ bey denen keine leibliche Beſi- tzung zu ſpuͤren/ ſondern nur eine ſtarcke Me- laͤncholia von welcher gleichwol Satanas der helliſche melancholiſche Geiſt nicht ferne zu ſeyn pfleget. Jnmaſſen wir denn ſonderlich allhier bey dieſes frommen Manns Exempel keine Vrſach darzu haben/ denn es hat dabey GOtt der Herr alles noch ſo gnaͤdig gemildert/ daß mitten aus den melancholiſchen truͤben Zorn- blicken/ viel feiner Gnadenblick ſich haben ſe- hen laſſen. Wenn die groſſe inwendige Hitze vnd die Gewalt der Kranckheit etwas nach ge- laſſen/ vnd der Patient _ll worden/ hat er fleiſ- ſig gefragt nach allem was er gethan/ vnd vber den Exces tieff geſeufftzet/ ja mitten in der Ver- ruͤckunck vnd Kranckheit/ hat er die ſchoͤnſten Spruͤch/ wenn ſie jhm nur angefangen wor- den deutſch vnd lateiniſch außgeredet vnd die- ſelbigen geruͤhmt/ was ſie fuͤr außbuͤndigen Troſt/ 5. Bey den Zornbli- cken haben ſich viel Gnaden- blick ſehen laſſen.

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Zitationshilfe:	Hammer, Martin: Monumentum Crucis & Salutis. Leipzig, 1615, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523683/62>, abgerufen am 17.05.2024.

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