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Hammer, Martin: Monumentum Crucis & Salutis. Leipzig, 1615.

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Leichpredigt vber
so leuchtet vns das Angesicht vnsers Erlösers
gar hell/ wenn er aber zürnet vnd straffet/ so
scheinets als wenn er vns sauer ansehe vnd im
Zorn stracks sein Angesicht von vns wendete.
Hieher sihet nun GOtt der Herr bey dem
heiligen Propheten/ vnd wil seiner lieben Sponsae
der Cristlichen Kirchen so viel sagen: Ob er
gleich jhr Bräutigam oder Mann sey/ dürffe sie
darumb nicht dencken/ daß sie lauter gute Tage
haben werde/ sondern sie werde mit jhm auch
durch dick vnd dünn/ durch Glück vnd Vnglück
Verlest sie
offt eine
Zeitlang.
wandeln müssen. Vnd erst wie es mit Eheleu-
ten zugehe/ daß sie nicht alle Tage können bey
einander seyn/ ein Ehemann muß offt in die
Frembde/ kömpt in einem halben ja wol gantzen
Jahr vnd drüber nicht hinwieder heim/ da also
denn ein solch Weib/ ein recht arm verlas-
Gleichnis.sen Weib kan genennet werden/ ja es tregt
sich wol zu/ daß mancher Mann sein armes
Weib im Elend sitzen lesset/ deserirt sie/ vnd hat
sie dabey weder zu brocken noch zu beissen/ das
macht nicht nur nasse Augen/ sondern auch
hoch bekümmerte Hertzen: Eben also sagt der
ewige Sohn Gottes vnser Erlöser (denn der redet
allhier mit seiner Kirch) werde er mit seiner lieben
Kirch vnd Braut vmbgehen/ mit der werde es
auch das Ansehen gewinnen als habe Er sie
verlassen/
vnd sey gleichsam viel Meilen von

jhr/

Leichpredigt vber
ſo leuchtet vns das Angeſicht vnſers Erloͤſers
gar hell/ wenn er aber zuͤrnet vnd ſtraffet/ ſo
ſcheinets als wenn er vns ſauer anſehe vnd im
Zorn ſtracks ſein Angeſicht von vns wendete.
Hieher ſihet nun GOtt der Herr bey dem
heiligen Propheten/ vnd wil ſeiner lieben Sponſæ
der Criſtlichen Kirchen ſo viel ſagen: Ob er
gleich jhr Braͤutigam oder Mann ſey/ duͤrffe ſie
darumb nicht dencken/ daß ſie lauter gute Tage
haben werde/ ſondern ſie werde mit jhm auch
durch dick vnd duͤnn/ durch Gluͤck vnd Vngluͤck
Verleſt ſie
offt eine
Zeitlang.
wandeln muͤſſen. Vnd erſt wie es mit Eheleu-
ten zugehe/ daß ſie nicht alle Tage koͤnnen bey
einander ſeyn/ ein Ehemann muß offt in die
Frembde/ koͤmpt in einem halbẽ ja wol gantzen
Jahr vnd druͤber nicht hinwieder heim/ da alſo
denn ein ſolch Weib/ ein recht arm verlaſ-
Gleichnis.ſen Weib kan genennet werden/ ja es tregt
ſich wol zu/ daß mancher Mann ſein armes
Weib im Elend ſitzen leſſet/ deſerirt ſie/ vnd hat
ſie dabey weder zu brocken noch zu beiſſen/ das
macht nicht nur naſſe Augen/ ſondern auch
hoch bekuͤmmerte Hertzen: Eben alſo ſagt der
ewige Sohn Gottes vnſer Erloͤſer (deñ der redet
allhier mit ſeiner Kirch) werde er mit ſeiner lieben
Kirch vnd Braut vmbgehen/ mit der werde es
auch das Anſehen gewinnen als habe Er ſie
verlaſſen/
vnd ſey gleichſam viel Meilen von

jhr/
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[12/0012] Leichpredigt vber ſo leuchtet vns das Angeſicht vnſers Erloͤſers gar hell/ wenn er aber zuͤrnet vnd ſtraffet/ ſo ſcheinets als wenn er vns ſauer anſehe vnd im Zorn ſtracks ſein Angeſicht von vns wendete. Hieher ſihet nun GOtt der Herr bey dem heiligen Propheten/ vnd wil ſeiner lieben Sponſæ der Criſtlichen Kirchen ſo viel ſagen: Ob er gleich jhr Braͤutigam oder Mann ſey/ duͤrffe ſie darumb nicht dencken/ daß ſie lauter gute Tage haben werde/ ſondern ſie werde mit jhm auch durch dick vnd duͤnn/ durch Gluͤck vnd Vngluͤck wandeln muͤſſen. Vnd erſt wie es mit Eheleu- ten zugehe/ daß ſie nicht alle Tage koͤnnen bey einander ſeyn/ ein Ehemann muß offt in die Frembde/ koͤmpt in einem halbẽ ja wol gantzen Jahr vnd druͤber nicht hinwieder heim/ da alſo denn ein ſolch Weib/ ein recht arm verlaſ- ſen Weib kan genennet werden/ ja es tregt ſich wol zu/ daß mancher Mann ſein armes Weib im Elend ſitzen leſſet/ deſerirt ſie/ vnd hat ſie dabey weder zu brocken noch zu beiſſen/ das macht nicht nur naſſe Augen/ ſondern auch hoch bekuͤmmerte Hertzen: Eben alſo ſagt der ewige Sohn Gottes vnſer Erloͤſer (deñ der redet allhier mit ſeiner Kirch) werde er mit ſeiner lieben Kirch vnd Braut vmbgehen/ mit der werde es auch das Anſehen gewinnen als habe Er ſie verlaſſen/ vnd ſey gleichſam viel Meilen von jhr/ Verleſt ſie offt eine Zeitlang. Gleichnis.

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Zitationshilfe: Hammer, Martin: Monumentum Crucis & Salutis. Leipzig, 1615, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523683/12>, abgerufen am 02.05.2024.