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Walther, Lucas: Christliche Leichpredigt/ Bey dem Begräbnis. Breslau, 1612.

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vns haben/ vnsers Elendes vnd Todes vns täglich erinnern/
vnd nimmer vergessen sollen: Denn es kan mit vns armenSyr. 38.
Menschen balde/ auch wol vor Abends anders werden.

Der dritte Bote deß Todes heisset Senectus onerosa,Der drit-
te Bote
des todes[:]
Senectus
onerosa.

das schwache vnd beschwerliche Alter/ Mors senibus est in
januis,
saget der heilige alte Bernhardus, Der Todt wartet
den Alten für der Thür auff/ sie gehen aus oder ein. Wann
der Mensch alt wird/ so fühlet er auch die Schläge deß lieben
Alters/ Er wird vngestalt vnd schwach/ alle Gliedmaß sind
laß vnd träge/ Das Gedächtnüs verleuret sich/ Die Augen
werden dunckel/ wie deß lieben Jsaacs/ vnd neiget sich also mitGene. 38.
jhm täglich zum Ende. O du armes elendes Leben. Quae
quanto magis crescis, tanto magis decrescis,
Je mehr
der Mensch an Jahren vnd Alter zunimpt/ je mehr nimpt er
abe/ vnd kompt täglich näher dem Tode/ saget der heilige
Augustinus. Als Solon der weise Heyde gefraget ward/
Was er vom Alter Menschliches Lebens hielte/ hat er geant-
wortet: Esse vitae hyemem, Es were deß Lebens Winter/
da gleich alle Glieder erkalten/ vnd die natürliche hitze täglich
abnimpt/ vnd sich verleuret. Gleich wie im Winter deß Som-
mers hitze sich verleuret/ vnd die Erde vom Grünen entblös-
set ist. Derwegen sollen sich alte Leute jmmer zuschicken vndPsal. 71.
fertig machen zum Feyerabend/ vnd täglich beten vnnd seuff-
tzen: Verlaß mich nicht O Gott im Alter/ wenn ich graw
werde. Damit sie auch mit frieden hinfahren/ vnd zur Ewi-
gen Ruhe mit Frewden kommen mögen. So viel vom ersten
Stück/ Nemblich/ Von dem vnvormeidentlichen
Regiment deß Todes.



Folget
D ij

vns haben/ vnſers Elendes vnd Todes vns taͤglich erinnern/
vnd nimmer vergeſſen ſollen: Denn es kan mit vns armenSyr. 38.
Menſchen balde/ auch wol vor Abends anders werden.

Der dritte Bote deß Todes heiſſet Senectus oneroſa,Der drit-
te Bote
des todes[:]
Senectus
oneroſa.

das ſchwache vnd beſchwerliche Alter/ Mors ſenibus eſt in
januis,
ſaget der heilige alte Bernhardus, Der Todt wartet
den Alten fuͤr der Thuͤr auff/ ſie gehen aus oder ein. Wann
der Menſch alt wird/ ſo fuͤhlet er auch die Schlaͤge deß lieben
Alters/ Er wird vngeſtalt vnd ſchwach/ alle Gliedmaß ſind
laß vnd traͤge/ Das Gedaͤchtnuͤs verleuret ſich/ Die Augen
werden dunckel/ wie deß lieben Jſaacs/ vnd neiget ſich alſo mitGene. 38.
jhm taͤglich zum Ende. O du armes elendes Leben. Quæ
quantò magis creſcis, tantò magis decreſcis,
Je mehr
der Menſch an Jahren vnd Alter zunimpt/ je mehr nimpt er
abe/ vnd kompt taͤglich naͤher dem Tode/ ſaget der heilige
Auguſtinus. Als Solon der weiſe Heyde gefraget ward/
Was er vom Alter Menſchliches Lebens hielte/ hat er geant-
wortet: Eſſe vitæ hyemem, Es were deß Lebens Winter/
da gleich alle Glieder erkalten/ vnd die natuͤrliche hitze taͤglich
abnimpt/ vnd ſich verleuret. Gleich wie im Winter deß Som-
mers hitze ſich verleuret/ vnd die Erde vom Gruͤnen entbloͤſ-
ſet iſt. Derwegen ſollen ſich alte Leute jmmer zuſchicken vndPſal. 71.
fertig machen zum Feyerabend/ vnd taͤglich beten vnnd ſeuff-
tzen: Verlaß mich nicht O Gott im Alter/ wenn ich graw
werde. Damit ſie auch mit frieden hinfahren/ vnd zur Ewi-
gen Ruhe mit Frewden kommen moͤgen. So viel vom erſten
Stuͤck/ Nemblich/ Von dem vnvormeidentlichen
Regiment deß Todes.



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[[27]/0027] vns haben/ vnſers Elendes vnd Todes vns taͤglich erinnern/ vnd nimmer vergeſſen ſollen: Denn es kan mit vns armen Menſchen balde/ auch wol vor Abends anders werden. Syr. 38. Der dritte Bote deß Todes heiſſet Senectus oneroſa, das ſchwache vnd beſchwerliche Alter/ Mors ſenibus eſt in januis, ſaget der heilige alte Bernhardus, Der Todt wartet den Alten fuͤr der Thuͤr auff/ ſie gehen aus oder ein. Wann der Menſch alt wird/ ſo fuͤhlet er auch die Schlaͤge deß lieben Alters/ Er wird vngeſtalt vnd ſchwach/ alle Gliedmaß ſind laß vnd traͤge/ Das Gedaͤchtnuͤs verleuret ſich/ Die Augen werden dunckel/ wie deß lieben Jſaacs/ vnd neiget ſich alſo mit jhm taͤglich zum Ende. O du armes elendes Leben. Quæ quantò magis creſcis, tantò magis decreſcis, Je mehr der Menſch an Jahren vnd Alter zunimpt/ je mehr nimpt er abe/ vnd kompt taͤglich naͤher dem Tode/ ſaget der heilige Auguſtinus. Als Solon der weiſe Heyde gefraget ward/ Was er vom Alter Menſchliches Lebens hielte/ hat er geant- wortet: Eſſe vitæ hyemem, Es were deß Lebens Winter/ da gleich alle Glieder erkalten/ vnd die natuͤrliche hitze taͤglich abnimpt/ vnd ſich verleuret. Gleich wie im Winter deß Som- mers hitze ſich verleuret/ vnd die Erde vom Gruͤnen entbloͤſ- ſet iſt. Derwegen ſollen ſich alte Leute jmmer zuſchicken vnd fertig machen zum Feyerabend/ vnd taͤglich beten vnnd ſeuff- tzen: Verlaß mich nicht O Gott im Alter/ wenn ich graw werde. Damit ſie auch mit frieden hinfahren/ vnd zur Ewi- gen Ruhe mit Frewden kommen moͤgen. So viel vom erſten Stuͤck/ Nemblich/ Von dem vnvormeidentlichen Regiment deß Todes. Der drit- te Bote des todes: Senectus oneroſa. Gene. 38. Pſal. 71. Folget D ij

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Zitationshilfe: Walther, Lucas: Christliche Leichpredigt/ Bey dem Begräbnis. Breslau, 1612, S. [27]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523661/27>, abgerufen am 28.04.2024.